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             10.10. - 27.10.2004 
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          | Alltagsarbeiten? Kaum zu glauben, doch diese gibt 
            es auch bei uns. Lediglich die Umgebung ist paradiesisch, die Arbeit 
            bleibt die gleiche. Ein grosser Unterschied besteht darin, dass unsere 
            Alltagsarbeiten mit viel Hand(Fuss)arbeit und Schweiss verbunden sind. 
            Wie wäre es zum Beispiel mit der Reinigung sämtlicher Bettwäsche? 
            Wie sah das vor ein paar Jahren in der Schweiz aus? | 
        
         
           
            
               
                | 1. | 
                Betten abziehen | 
               
               
                | 2. | 
                Alles in die Waschküche tragen | 
               
               
                | 3. | 
                Törchen öffnen | 
               
               
                | 4. | 
                Schmutzige Wäsche hineinlegen | 
               
               
                | 5. | 
                Törchen schliessen | 
               
               
                | 6. | 
                Waschmittel einfüllen | 
               
               
                | 7. | 
                Knopf drücken  | 
               
               
                | 8. | 
                Eine Stunde später die saubere, frisch duftende 
                  Wäsche aus der Trommel nehmen | 
               
               
                | 9. | 
                Aufhängen | 
               
               
                | 10. | 
                Fertig | 
               
             
           | 
        
         
          |   | 
        
         
          | So stellen wir uns das Paradies vor! Bei uns sieht 
            die Sache wie folgt aus: | 
        
         
           
            
               
                | 1. | 
                Betten abziehen | 
               
               
                | 2. | 
                Matratzen an Deck hieven, ausklopfen und zum 
                  auslüften an Deck verteilen | 
               
               
                | 3. | 
                Schmutzige Wäsche in den grossen schwarzen 
                  Bottich legen | 
               
               
                | 4. | 
                Alle leeren Eimer und Waschmittel zusammen suchen | 
               
               
                | 5. | 
                Alles ins Beiboot verfrachten | 
               
               
                | 6. | 
                An Land paddeln | 
               
               
                | 7. | 
                Alles aus dem Beiboot zu den Wassertanks schleppen | 
               
               
                | 8. | 
                Schwarzen Bottich mit Wasser füllen | 
               
               
                | 9. | 
                Waschmittel beigeben | 
               
               
                | 10. | 
                Bettlaken einweichen | 
               
               
                | 11. | 
                In den Bottich stehen und kräftig mit den 
                  Füssen stampfen | 
               
               
                | 12. | 
                Wäsche auswringen und in einen leeren Bottich 
                  legen | 
               
               
                | 13. | 
                Frisches Wasser in den schwarzen Bottich geben | 
               
               
                | 14. | 
                Wäsche beigeben und ausspülen | 
               
               
                | 15. | 
                Die letzten drei Punkte drei Mal wiederholen | 
               
               
                | 16. | 
                Wäsche auswringen | 
               
               
                |  
                   17. 
                 | 
                Seil zwischen den Palmen spannen | 
               
               
                | 18. | 
                Wäsche aufhängen | 
               
               
                | 19. | 
                Wenn etwas in den Sand fällt: Bei Punkt 
                  8 wieder anfangen
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          | Nur aber schnell ins warme Wasser springen und 
            den Schweiss vom Körper waschen. Wir sind schliesslich im Paradies
! | 
        
         
          | Ein letztes Mal segle ich mit dem Dingi nach Home 
            Island, um dort weitere Briefe aufzugeben und noch einmal nach Post 
            zu fragen. Vielleicht hat der Postkönig von Cocos ja noch weitere 
            Karten, Briefe oder Pakete gefunden. Er überreicht mir tatsächlich 
            eine Ansichtskarte
 Viel hat der Supermarkt nicht zu bieten. 
            Trotzdem erstehe ich drei Kilo Karotten, drei Kilo Kartoffeln und 
            30 Eier. Alles ist gekühlt und ich bin gespannt wie lange sich 
            das Gemüse an Bord halten wird. Unser Kühlschrank ist immer 
            noch sehr voll und wir werden die gekauften Dinge nicht alle in ihm 
            verstauen können. | 
        
         
          | Auf dem Rückweg zum Dingi sticht mir der 
            Spruch eines Aufkleber in die Augen: Work Is For People Who 
            Don't Know How To Fish" Könnte man treffender die Arbeitssituation 
            des Atolls beschreiben? Stellt sich nur die Frage, ob die Menschen 
            hier wirklich nicht arbeiten wollen. Das pflastern der Dorfstrassen 
            ist auf alle Fälle ein Programm, welches den Menschen Arbeit 
            geben soll. Sogar die Steine werden auf der Insel hergestellt. | 
        
         
          | Was fehlt noch, bevor wir in See stechen können? 
            Abfall verbrennen, Kanister mit Wasser füllen und eine Gesamtreinigung 
            unserer Körper mit Süsswasser. Eine Dusche gibt es natürlich 
            nicht. Die Kinder stecken wir in den schwarzen universal Bottich und 
            stellen das ganze unter den Wasserhahn des Regenwassertanks. Jetzt 
            dürfen/sollten sie natürlich nicht mehr in den Sand
 
            Für Susan und mich ist es nicht ganz so einfach. Wir passen einfach 
            nicht in den Bottich. Wir gehen in die Hocke unter den Wasserhahn 
            und rubbeln uns sauber. Anstrengend und erfrischend zugleich. | 
        
         
          | Unser Gästebuch Eintrag für den Sitzplatz 
            ist kreiert und hängt an einem dünnen Seil vom Balken herunter. 
            Alle Wäsche und Duschutensilien sind im Beiboot verstaut. Das 
            rote Becken ist randvoll mit Kokosnüssen. Diese haben wir bereits 
            von der fasrigen Aussenhülle befreit. Den schwarzen Bottich haben 
            wir mit ganzen Nüssen gefüllt. Sie halten sich mit der Aussenschale 
            mehrere Monate. Alles ist erledigt und wir paddeln vom Strand zu unserem 
            Schiff zurück. | 
        
         
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          | Die Ankerkette rasselt über die Bugrolle, 
            die Winsch und verschwindet im Ankerkasten. Es kleben keine Schlammklumpen 
            am Anker. Im Gegenteil, sie ist vom Sand blank poliert. PANGAEA ist 
            frei. Wir passieren in nächster Nähe das kleine Frachtschiff, 
            welches vor zwei Stunden im Pass vor Anker ging. Die Mannschaft ist 
            damit beschäftigt von der Inselbarke Container zu verladen. Sie 
            winken uns fröhlich zu. Wir sind noch immer im Pass, als wir 
            die Genua setzen und ausbaumen. Der Wind greift zu und PANGAEA beschleunigt. 
            Horsburgh Island liegt quer ab. Dichter Rauch steigt zwischen den 
            Palmen auf. Ein Buschfeuer ist am wüten. Wahrscheinlich wird 
            es nicht gelöscht, denn die Insel ist unbewohnt. Die Palmen verschwinden 
            hinter dem Horizont und wir sind alleine. Der beissende Rauch liegt 
            noch lange in der Luft. | 
        
         
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          | Die Wellen laufen von achtern auf unser Schiff 
            zu, heben es in die Höhe und bringen es arg zum Schaukeln. Unangenehme 
            Bewegungen für den Magen. Susan bekommen die Wellen gar nicht 
            und die ersten drei Tage liebt sie vor allem die horizontale Lage 
            in der Koje. Die Kinder sind wohl auf, quirlig und lebendig. Sie rennen 
            im Cockpit herum und nutzen jede Welle aus, um schneller von der einen 
            Seite auf die andre zu gelangen. Sie können auch Stunden lang 
            in der Bugkoje verweilen und miteinander spielen. Bei mir rebelliert 
            der Magen nur, wenn ich zu lange am Computer und an der Funke sitze. 
            Ein paar Minuten an der frischen Luft im Cockpit genügen meistens, 
            um alles wieder zu beruhigen. | 
        
         
          | Aber auch bei Susan verfliegt das Unwohlsein nach 
            ein paar Tagen und sie ist wieder ganz die Alte mit viel Energie und 
            Phantasie. Sie holt sich aus der Werkzeugtasche einen Hammer und verschwindet 
            damit in der Pantry. Was um alles in der Welt hat sie mit diesem Werkzug 
            vor? Klopf, klopf, klopf, knirsch
 Neugierig schaue ich ihr über 
            die Schulter und dann ist alles klar. Susan öffnet mit dem Hammer 
            die Kokosnuss. Ein paar gezielte Schläge rund um die harte Schale 
            und die Nuss bekommt einen Sprung. Jetzt braucht man nur noch ein 
            stabiles Messer in den Spalt zu schieben und offen ist sie. Anina 
            steht mit einem Becher bereit. Sie wartet auf das trübe Kokoswasser, 
            das schnell in ihrem Bauch verschwindet. Das weisse Fruchtfleisch 
            wird mit einem Messer schnitzförmig herausgestochen. | 
        
         
          | Alles von einer Kokosnuss kann verwertet werden. 
            Die fasrige Hülle kann als Heizmaterial verwendet werden. Das 
            Kokoswasser schmeckt erfrischend. Die harte, runde Nuss ist die ideale 
            Verpackung für Geschenke oder einen Adventskalender (schon bald 
            ist Dezember) und aus dem weissen Fruchtfleisch lassen sich die verschiedenartigsten 
            Dinge zubereiten. | 
        
         
          | Da wäre zum Beispiel Kokosmilch (Lolo), welche 
            jede Reis-, Fisch- oder Fleischspeise verfeinert: Das weisse Fleisch 
            der Kokosnuss fein raspeln und mit einer Tasse heissen Wasser übergiessen. 
            Die Masse kräftig kneten und dann die Milch herauspressen. | 
        
         
          | Die geraffelte Kokosnuss kann als Zusatz für 
            das Zmorgenmüesli verwendet werden oder dient als Zutat zur Herstellung 
            feiner Guetzli. Es ist wie Weihnachten und ein feiner Duft strömt 
            durch den Bauch von PANGAEA. | 
        
         
          |   | 
        
         
          | Eine Woche ist verstrichen, seit wir Cocos verlassen 
            haben. In dieser Zeit haben wir nur ein einziges Mal die Positionslichter 
            eines anderen Schiffes gesehen. Es ist sehr einsam auf den grossen 
            Ozeanen. Die Wahrscheinlichkeit, irgendwo auf ein anderes Schiff zu 
            treffen ist sehr klein. Nur wenn man sich einer der wichtigen Schiffahrtsrouten 
            nähert, wird der Verkehr stärker. Wir sind weit weg von 
            diesen Routen. | 
        
         
          | Jeden Morgen versuchen wir uns auf dem Down Wind 
            Funknetz zu melden. Hier haben sich Segler zusammengeschlossen, die 
            den Indischen Ozean überqueren. Die meisten Schiffe sind auf 
            der Fahrt nach Mauritius, Rodrigues, oder Madagaskar. Entsprechend 
            weit sind die Schiffe von uns entfernt. Nie hören wir ein Schiff, 
            welches in Chagos vor Anker liegt oder sich auf dem Weg dorthin befindet. 
            Einige der Boote auf dem Netz waren in Chagos. Ob wir dort noch Segler 
            antreffen werden können wir nicht in Erfahrung bringen. Vielleicht 
            sind wir ganz alleine dort. | 
        
         
          | Der Wind bläst ständig von achtern (hinten) 
            auf unser Schiff. Die ausgebaumte Genua zieht unverändert am 
            Vorstag und an der Schote. Kein einziges Mal haben wir das Segel bis 
            jetzt angerührt. Warum auch? Segelwechsel sind anstrengend und 
            mit viel Arbeit verbunden und diese Arbeit wollen wir wo immer möglich 
            vermeiden. Doch irgendwann kommen wir nicht mehr darum herum. Der 
            Wind dreht immer mehr von Südost auf Ost. Wir können unseren 
            Kurs nicht mehr halten. Die Genua muss auf die andere Seite. Also 
            an die Arbeit. | 
        
         
          | Als erstes löst Susan die Schote ein wenig, 
            damit alle Taue weniger straff gespannt sind und ich den Baum am Baumbeschlag 
            lösen kann. Jetzt heisst es Warten, bis die Selbststeueranlage 
            das Schiff so in den Wind dreht, dass der Wind nicht direkt von achtern 
            weht. Nun braucht es einige Kraft, um den Baum aus der Befestigungspfanne 
            zu ziehen. Den Baum lege ich auf die Reeling, löse alle Taue, 
            drehe den Baum und befestige die drei Taue wieder an seiner Spitze. 
            In der Zwischenzeit fährt Susan eine Halse und bringt die Genua 
            auf die andere Seite. Jetzt muss ich nur noch die Schote beim Baum 
            wieder einhaken, den Baum nach aussen drücken, alle Taue an Deck 
            befestigen und die Schote wieder dicht nehmen. Nach etwa einer halben 
            Stunde ist das Manöver fertig. Alles ganz einfach, wenn das Vordeck 
            ganz ruhig und still wäre. Doch das Tanzparkett bewegt sich in 
            alle Richtungen und zum Festhalten fehlt eine dritte Hand. Die zwei 
            vorhandenen halten den Baum fest. Einen halben Tag später hat 
            der Wind wieder auf Südost zurück gedreht
 | 
        
         
          | Solche Manöver fahren wir prinzipiell nur 
            am Tag. Es ist unwichtig, wenn wir eine ganze Nacht nicht exakt auf 
            der Kurslinie fahren. Die Distanzen mit mehreren 100 Seemeilen sind 
            so gross, so dass auch eine Abweichung von mehreren Seemeilen nicht 
            gross in Gewicht fällt. Anders sieht es aus, wenn der Wind immer 
            mehr zulegt und eine Reduktion der Segelfläche verlangt. Das 
            passiert grundsätzlich in der Nacht und verbietet einen Aufschub 
            bis zum Morgengrauen. | 
        
         
          | Es ist wieder einmal so weit. Der Wind heult immer 
            lauter durch die Wanten und der Windgenerator dreht in einem Drehzahlbereich, 
            der unangenehm laut ist. PANGAEA rauscht mit unheimlicher Geschwindigkeit 
            durch die Wellen. Eindeutige Zeichen, die Segelfläche zu verringern. 
            Susan habe ich bereits geweckt. Nur ungern schlüpft sie aus ihrer 
            Koje. Die Kinder schlafen friedlich und scheinen nichts vom starken 
            Wind zu merken. | 
        
         
          | Susan macht sich bereit. Sie zieht sich die Regenhose, 
            Stiefel und den Lifebelt an. Sie hakt sich in die Lifeline ein und 
            hangelt sich nach vorne. Der Motor läuft und ist eingekuppelt. 
            Die Selbststeueranlage ist ausgehängt und ich stehe am Ruder. 
            Die Bilder vom Schlag im Norden von Australien kommen mir wieder in 
            den Sinn. Wir haben aus dem damaligen Manöver viel gelernt und 
            packen die Sache gelassener und besser vorbereitet an. Trotzdem habe 
            ich ein mulmiges Gefühl. | 
        
         
          | Langsam drehe ich das Schiff mit dem Heck durch 
            den Wind. Das Segel fällt ein und mit einem lauten Knall schnellt 
            es Richtung Mast. Ich löse das Fall und Susan beginnt am Segel 
            zu ziehen. Gleichzeitig löse ich die Schote und steuere das Schiff. 
            Susan verschwindet unter einem Berg von Segelstoff. Es hat funktioniert! 
            Das Segel liegt auf dem Vordeck und der Baum ist wo er hingehört: 
            In der Luft und nicht im Wasser. | 
        
         
          | Susan ist zurück im Cockpit und setzt sich 
            erschöpft hin. Sie hat hart gearbeitet und viel Kraft für 
            ihre Aufgabe gebraucht. Mein Job verlangte vor allem Konzentration, 
            damit das Schiff nicht aus dem Ruder lief. Jetzt ist alles erledigt. 
            Fehlt nur noch, den Motor abzustellen und die Windselbststeueranlge 
            wieder einzuhängen. Die über 13 Tonnen schwere PANGAEA ist 
            trotz des kleinen Segels mit über sechs Knoten unterwegs. Es 
            war also richtig, die Segelfläche zu verkleinern. Am nächsten 
            Morgen staunen die Kinder, dass plötzlich ein kleineres Segel 
            gesetzt ist. | 
        
         
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          | Der starke Wind hält nicht ewig an und nach 
            24 Stunden können wir bereits wieder die Genua setzen. Der Wind 
            kommt direkt von hinten und wir setzen am zweiten Vorstag gleichzeitig 
            die Fock. Als Schmetterling ziehen wir über das immer ruhiger 
            werdende Wasser unserem Ziel entgegen. Diese Art des Segelns wird 
            auch Passat-Segeln oder im Englischen Down Wind Sailing" 
            genannt. Pro Tag legen wir nicht mehr wie am Anfang 150 Seemeilen 
            zurück sondern nur noch 70. Doch bei dem leichten Wind staunen 
            wir ab diesem Etmal. Es ist herrlich, so unterwegs zu sein und wir 
            geniessen es sehr. | 
        
         
          | Seit es Susan wieder ausgezeichnet geht, verbringe 
            ich die meiste Zeit pro Tag hinter dem Bildschirm und schreibe, bis 
            mir die Finger weh tun. Ich bin mit den Artikeln für die Homepage 
            im Rückstand und diesen möchte ich bis Chagos wett gemacht 
            haben. Es ist nicht immer einfach, in die Welt der Buchstaben abzutauchen. 
            Trotz Gehörschutz dringen die oft sirenenähnlichen Aufschreie 
            meiner Jungmannschaft bis an meine Ohren. Ist es Nachmittag und war 
            die Tagwach der Kinder bereits um fünf Uhr in der Früh, 
            nimmt ein kleines Problemchen oft die Ausmasse eines Problemelefanten 
            an. Vor allem dann, wenn Anina genau das gleiche Stück Schnur 
            braucht, wie Noemi und Sina mit besagtem Stück das Weite sucht
 
            Ruhe auf dem Schiff, sonst gibt es eine Abkühlung!" | 
        
         
          | Bade, bade, bade!" ist die einzige 
            Antwort unserer Jüngsten auf diese Androhung und schon steht 
            sie splitternackt beim Niedergang. Das geht bei ihr sowieso blitzschnell, 
            denn bei den herrschenden Temperaturen von über 30°C springt 
            sie meistens nur noch in den Unterhosen herum. Der Rest der Mann(Frau)schaft 
            übrigens auch. | 
        
         
          | Bedächtig zieht PANGAEA dahin. Das Wasser 
            leuchtet tief blau und ist glasklar. Ich halte Sina fest an den Oberarmen 
            und halte sie von der Badeplattform ins Wasser. Sie quietscht vor 
            Freude und beginnt mit den Beinen wie wild zu strampeln und zu spritzen. 
            Sobald ich sie aus dem Nass ziehe reklamiert sie lautstark und verlangt 
            augenblicklich zurück ins Wasser gehoben zu werden. Ich glaube, 
            sie könnte Stundenlang im strömenden Wasser planschen. Meine 
            Arme wären dann sicher einen Meter länger. Diesen Spass 
            lassen sich die zwei älteren Mädels natürlich nicht 
            entgehen und schon stehen auch sie am Heck des Schiffes, bereit für 
            ihre Abkühlung. Das nächste Mal bin ich mit meiner Wortwahl 
            etwas vorsichtiger. Doch ich muss gestehen, dass es ein angenehmes 
            Gefühl ist, die Beine über die Badeplattform hängen 
            zu haben und die Füsse im kühlen Nass zu spüren. Das 
            Wasser gurgelt um die Zehen und wilde Luftblasen entstehen. | 
        
         
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          | Nur die zwei gesetzten Segeln ziehen unser Schiff 
            vorwärts. Den Motor brauchen wir zur Fortbewegung nicht. Trotzdem 
            müssen wir ihn täglich für eine Stunde laufen lassen, 
            um unseren enormen Energieverbrauch zu decken. Der Computer ist ein 
            Stromfresser und wenn ich den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitze, 
            sind entsprechend die Batterien leer. Jeden Abend nach dem Eindunkeln 
            ist zusätzlich das Funkgerät für mehrere Stunden im 
            Dauereinsatz, was entsprechend Strom braucht. Das Funkgerät brauchen 
            wir, um Emails zu senden und zu empfangen. Gesendet werden im Moment 
            hauptsächlich die neuen Bilder und Texte für die Homepage. 
            Ich bekomme Verbindung zu den unterschiedlichsten Landstationen: Bangkok, 
            Doha, Durban, Perth und seit kurzem auch Eisenstadt. Es ist für 
            mich jedesmal erstaunlich, welch grosse Distanzen ich mit unserem 
            kleinen Funkgerät überbrücken kann. Heute Abend sind 
            wieder drei Packete von insgesamt 13 für das nächste Aktuell 
            durch die Luft gegangen. | 
        
         
          | Je mehr wir uns Chagos nähern, desto mehr 
            nimmt der Wind ab. Dieser Umstand war uns von Anfang an bewusst. Wir 
            sind am Ende der Saison unterwegs und je näher wir dem Äquator 
            kommen, desto mehr wird der stetige Tradewind aus Südost abnehmen. 
            Ein anderes Indiz für die Übergangszeit vom SW auf den NE 
            Monsun sind die vielen Regenwolken um uns herum. Bis jetzt hat uns 
            noch keine getroffen. Irgendwie haben sie immer einen Weg um uns herum 
            gefunden. | 
        
         
          | Ich sitze gemütlich bei meiner Nachtwache 
            im Cockpit und studiere einen Zeitungsartikel, der mir mein Vater 
            nach Darwin geschickt hat. Computer- und Funkarbeit sind abgeschlossen. 
            Plötzlich spüre ich einen Tropfen auf meinem Nacken. Ich 
            schalte das Licht aus und suche den Horizont ab. Vor PANGAEA erhellt 
            der Mond die Wasseroberfläche, doch hinter uns steht ein schwarze 
            Wand. Der Windgenerator beginnt zu surren und die Regentropfen fallen 
            immer dichter. Ich habe gerade noch Zeit, alle Kissen in den Salon 
            zu schaffen und alle Luken zu schliessen, als es wie aus Eimern zu 
            giessen beginnt. Der Regenguss dauert keine halbe Stunde, dann glänzen 
            wieder die Sterne am Himmel.  | 
        
         
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          | Wir sind noch 70 Seemeilen von Salomon Island 
            im Chagos Archipelago entfernt. Die Genua schlägt immer wieder. 
            Nur ein leichter Windhauch regt sich. Auch die schwarzen Regenwolken 
            ziehen unendlich langsam dahin. Eine steuert direkt auf uns zu. Der 
            Regen fällt senkrecht vom Himmel und ich springe geschwind auf 
            Deck um mir eine Naturdusche zu gönnen. Welch eine Wohltat. Susan 
            schliesst sich an, doch unsere Kinder verspielen diese feine Abkühlung. 
            Erst als der Regen nachlässt, strecken sie ihren Kopf aus dem 
            Niedergang. | 
        
         
          | Der Wind zieht PANGAEA lediglich mit einem bis 
            zwei Knoten durchs Wasser. Bei dieser Geschwindigkeit brauchen wir 
            noch etliche Tage, um unser Ziel zu erreichen. Am nächsten Morgen 
            zeigt das GPS noch 20 Meilen und eine Geschwindigkeit von 0.5 Knoten 
            an. Wir entschliessen uns, den Motor zu starten und die restlichen 
            Seemeilen mit Maschinenkraft zu bewältigen. Den Batterien wird 
            dieser Stromstoss sicher auch gut tun. | 
        
         
          | Susan hat die besten Augen und erspäht als 
            erste die Palmwipfel des Atolls. Es vergehen weitere vier Stunden, 
            bis wir uns endlich dem Pass nähern, der uns in die Lagune führen 
            wird. Die Sonne steht hoch am Himmel, ideal also, um in ein Atoll 
            einzufahren. Doch das Wasser ist wie eine Spiegel und die Korallenstöcke 
            fast nicht zu sehen. Langsam tasten wir uns vor. Der Pass liegt hinter 
            uns und wir befinden uns in der Lagune. Am anderen Ende des Atolls 
            entdecken wir die Masten von vier Segelschiffen. Wir entschliessen 
            uns, als erstes zu diesen Schiffen zu fahren und dort zu ankern. | 
        
         
          | Susan steht am Bug und versucht Untiefen zu erkennen. 
            Ich stehe am Steuer, ein Auge auf den Tiefenmeter und ein Auge auf 
            Susan gerichtet. Plötzlich wird es rasant seichter. Ich lege 
            den Rückwärtsgang ein und gebe Schub. In diesem Moment reagiert 
            auch Susan. Ein leichter Schlag ist zu spüren, dann sind wir 
            über die Untiefe hinweg. Wir haben mit dem Kiel den Korallenstock 
            touchiert. Die Grundberührung war nicht heftig und wir haben 
            ja ein Stahlschiff
 Ein wenig mulmig ist mir schon und wir fahren 
            nur noch im Schneckentempo weiter. Das Wasser ist wie ein Spiegel 
            und Untiefen praktisch nicht zu sehen. | 
        
         
          | Endlich sind wir in der Nähe der Insel und 
            der anderen Yachten. Unser Anker ist auf dem Grund. Wir sind am Ziel 
            und unser Logbuch ist um 1580 Seemeilen reicher. | 
        
         
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