04.01 - 09.01.2005
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Welcome to the Maledives - the sunny side of
the life! |
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Malediven - ein Traum in den Farben des Regenbogens,
paradiesische Strände, blaue Lagunen und eine faszinierende Unterwasserwelt.
Wie wunderschöne, geheimnisvolle Juwelen erheben sich die Inseln
aus dem tiefen Blau des Indischen Ozeans. Aus der Luft betrachtet
scheint es, als habe Gott hier tausendfach lustige grüne Kleckse
mit kleinen türkisfarbenen Ringen drum herum in die tiefblaue
Meerlandschaft getupft. |
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Ein weiteres Stück Paradies liegt vor uns.
Nachdem die Beamten von Zoll, Hafen-, Einwanderungs- und Gesundheitsbehörden
bei uns an Bord waren, haben wir grünes Licht, um maledivischen
Boden betreten zu dürfen. PANGAEA liegt ruhig an ihrem Anker.
Die starken Strömungen der Wasserdurchlässe im Damm können
unserer Lady nichts anhaben. |
Mit geübten und sicheren Handgriffen wird
das Faltboot bereitgemacht und schon kurze Zeit später gleiten
wir über das ruhige Wasser der nahen Hafenecke entgegen. Neugierig
steigen wir aus dem Dingi, erklimmen eine rutschige Steintreppe und
balancieren über die bedenklich schräg stehende, abbröckelnde
Hafenmauer. Hält sie unserem Gewicht stand? Sie hält und
wir gelangen sicher zur breiten Strasse. |
Die unterschiedlichsten Gefährte rollen an
uns vorbei: Fahrräder, Motor-Roller, Personenwagen und kleine
Lastwagen, auf deren Ladeflächen oft duzende von Menschen stehen.
Sind solche fahrbaren Untersätze wirklich nötig für
eine Insel? Wir haben uns entschieden, Gan zu Fuss zu erkunden. |
Gemäss Auskunft des Hafenbeamten gibt es
auf dieser Insel alles, was wir benötigen: Supermarkt, Bank,
Post, Internetkaffee, Tankstelle, usw. Was brauchen wir mehr? Vielleicht
können wir heute bereits die ersten Sachen einkaufen. Wir möchten
hier nämlich unsere Vorräte aufstocken, um für die
Passage durch das Rote Meer gerüstet zu sein. |
Eine einzige Strasse führt nach Gan. Bevor
wir die Insel betreten können, müssen wir an einem Sicherheitsposten
vorbei, der uns aber nicht aufhält, sondern freundlich lächelnd
zuwinkt. Das Sicherheitspersonal sitzt im schattigen Büro und
keines der passierenden Fahrzeuge verlangsamt seine Fahrt. Wozu dient
dieser Posten wohl? |
Wir schlendern an einem ersten Laden vorbei. Der
Inhaber ist geschäftstüchtig und lotst uns ins Innere. Im
kleinen Raum des Geschäfts gibt es alles zu kaufen, was man sich
vorstellen kann: Zahnpasten steht neben Kartoffelchips, Kekse teilen
sich das Gestell mit Shampooflaschen, Getränke, Waschmittel,
Schrauben, Werkzeuge, Schuhe, Souvenirs, Ansichtskarten, T-Shirts,
und, und, und. Vor dem Laden stehen unter einem einfachen Tisch diverse
offene Farbkübel. Auf dem Tisch liegen halb bedruckte T-Shirts
und kleine Schwämme, getränkt in den unterschiedlichsten
Farben. Die zum Verkauf angebotenen T-Shirts werden vor Ort in Handarbeit
bedruckt. Das Angebot des Ladens ist ganz klar auf die Touristen des
nahen Ressorts ausgerichtet. Jeder Feriengast, der sich aus den Mauern
des Ressortkomplexes wagt, muss unweigerlich an diesem Laden vorbei
|
Der Besitzer will wissen, ob wir auch vom nahen
Ressort kommen und aus welchem Land wir stammen. Als wir uns als Segler
zu erkennen geben, geschieht ein sichtbarer Wandel mit dem guten Mann:
Er kenne alle Segler, die nach Addu kommen. Er versorge alle mit frischen
Früchten und allen sonstigen Lebensmitteln. Sein Hauptgeschäft
liege auf Feydhoo. Er bringe uns gerne mit seinem Fahrzeug dorthin
und auch wieder zurück. Kostenlos! |
Hilfsbereitschaft in Ehren, doch diese Art und
Weise ist uns etwas zu aufdringlich. Als wir den Besitzer auf ein
bestimmtes Schiff ansprechen, welches schon oft hier war, kann er
sich nicht daran erinnern
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Wir passieren ein paar weitere kleine Läden
und werden jedesmal aufgefordert ins Innere zu kommen. Die erste Frage
der Besitzer ist immer, die Frage nach unserem Herkunftsland. Das
Angebot der Geschäfte variiert kaum. Überall wird der gleiche
Mix an Gütern angeboten. Die von uns gesuchten Grundnahrungsmittel
und Frischprodukte entdecken wir leider nirgends. Auf unsere Frage
hin, werden wir immer auf das Hauptgeschäft in Feydhoo verwiesen,
wobei es sich jedesmal um einen anderen Laden handelt. |
Wir spazieren weiter. Eine alte Frau ist damit
beschäftigt, das Trottoir und die Strasse mit einem einfachen
Besen aus Palmblättern sauber zu wischen. Kein einziges Baumblatt
bleibt nach getaner Arbeit liegen. Wir erfahren, dass mehrere alte
Frauen jeden Tag dieser Arbeit nachgehen, um die Strasse zu reinigen.
Jede der Damen ist für einen bestimmten Streckenabschnitt zuständig. |
Immer wieder fühle ich mich beobachtet und
der Eindruck täuscht nicht. Die Einheimischen starren uns regelrecht
an. Es scheint ungewöhnlich zu sein, dass eine ganze Familie
mit drei Mädels zu Fuss unterwegs ist. Bei einer grossen Kreuzung
entschliessen wir uns, ans nahe Ufer zu gehen, um dort eine Pause
einzulegen. Bei der Kreuzung sitzen einige Männer unter grossen
Bäumen an kleinen Tischen beieinander und unterhalten sich. Neugierig
folgen uns ihre Blicke. Kurze Zeit später sitzen diese Männer
ganz in unserer Nähe bei der Ufermauer und schauen immer wieder
zu uns herüber. Kein Biss unseres Zvieri wandert ungesehen in
unsere Münder. Ein komisches Gefühl, angestarrt zu werden. |
Auf unserem weiteren Rundgang finden wir die Bank.
Leider hat das Geldinstitut bereits um 13:30 seine Pforten geschlossen
und wir können kein Geld mehr in die Landeswährung tauschen.
In der nahen Post können wir dafür die Briefe unserer Seglerfreunde
aus Chagos auf ihre Reise schicken. Bezahlt wird mit US Dollars. Diese
Währung scheint in den Malediven genau so wichtig zu sein wie
der heimische Rufiya. Der Wechselkurs zwischen den beiden Währungen
ist fix festgelegt. |
Auch das Internetkaffee entdecken wir auf unserem
weiteren Spaziergang. Wir sind froh, brauchen wir diese Einrichtung
nicht, sondern können all unsere Emails von Bord aus verschicken
und empfangen. Einen Supermarkt, wie wir ihn uns vorstellen, entdecken
wir leider nicht. Ob es einen solchen hier überhaupt gibt? |
Die Zeit vergeht schnell, wenn man an einem neuen
Ort unterwegs ist und sich umschaut. Dazu kommt, dass die Sonne heiss
auf unsere Köpfe brennt und die Füsse immer schwerer werden.
Es wird Zeit, dass wir uns das lang ersehnte Glace leisten. Es ist
gar nicht einfach, in einem der kleinen Läden eine Tiefkühlbox
zu finden. Nur gerade ein Geschäft führt das von uns ersehnte
kühle Gut. Wir erstehen einen kleinen Familienkübel und
machen es uns anschliessend in speziellen Sitzgelegenheiten bequem:
In einfache Metallgestelle sind Netze gespannt. Auf diese Weise entstehen
kleine Sitzhängematten. In einem Gestell sind meistens drei oder
sogar noch mehr dieser Sitzhängematten zu finden. Es lässt
sich ungemein bequem darin verweilen. Der Glacetopf ist schnell von
allen umringt und in Rekordzeit verschwindet der feine Inhalt in unseren
Bäuchen. Diesen kleinen Luxus gönnen wir uns von Zeit zu
Zeit (so alle drei bis vier Monate
). |
Auf dem Rückweg zum Schiff bleibt unser Blick
an einer Infotafel hängen: Youth Talent Services"
In den dazugehörigen Gebäuden werden alle möglichen
Kurse für junge Leute rund ums Frisieren und Gesichtspflege angeboten.
Die Neugier ist geweckt und wir schauen uns auf dem menschenleeren
Gelände um. Auf der Veranda, vor einer verschlossenen Tür,
stehen diverse Schlarpenschuhe. Hinter der Tür hören wir
die Stimmen der Schülerinnen. |
Ein paar Schritte weiter erkennen wir durch fast
blinde Scheiben eine Nähstube. Das Herz jeder Schweizer Handarbeitslehrerin
würde beim Anblick der Nähmaschinen höher schlagen:
Original Singer-Fuss-Trett-Maschinen. Bei uns nur noch auf dem Flohmarkt
oder in der Brockenstube zu finden und hier werden sie in der Ausbildung
eingesetzt! |
Das Gelände hat noch mehr zu bieten. Am Wasser
liegt ein altes Seebad. Die Anlage ist schon lange nicht mehr in Betrieb.
Die Rohrleitungen rosten vor sich hin, die Zementmauern bröckeln
ab, der Springbrunnen ist leer und setzt Moos an. Warum ist dieses
Bad nicht mehr in Betrieb? Es wäre so schön gelegen. Fragen
sind aufgeworfen, die gerne beantwortet werden wollen. |
Beim Sicherheitsposten kommen wir mit einem der
Angestellten ins Gespräch. Er sitzt unter einem grossen Baum
und macht Pause. Auf das Seebad angesprochen erklärt er uns,
dass dieses Bad von den Engländern erbaut und benutzt wurde. |
Im Jahre 1887 schlossen die Engländer mit
den Malediven einen Protektoratsvertrag. Als Gegenleistung für
den Schutz durch die Engländer verpflichteten sich die Malediven
einen Tribut an England zu zahlen. |
Die Bekanntheit des Addu Atolls ist eng mit dem
Zweiten Weltkrieg verknüpft, als die Briten auf Gan einen Stützpunkt
einrichteten und ganz Addu in ihre Aktivitäten mit einbezogen.
In dieser Zeit kam mit dem Militär etwas Wohlstand in die Region
und Gan wurde durch seinen grossen Flugplatz bekannt (grösser
als der heutige Airport von Hulhule bei der Hauptstadt Male). |
1965 erhielten die Malediven die völlige
Unabhängigkeit und der von den Engländern bis 1976 gepachtete
Luftwaffenstützpunkt auf Gan wurde aufgelöst, das Personal
verliess das Atoll. |
Viele der damaligen Gebäude wurden umgenutzt:
Aus den Soldatenbaraken entstand das Youth Talent Services, aus den
Offiziersunterkünften entstand das Equator Village Ressort und
die anglikanische Garnisonkirche wurde zur Moschee. Doch einiges,
wie zum Beispiel das Seebad, fand nach dem Abzug der Briten bei den
Einheimischen keine Verwendung mehr und verlottert nun. Auch eine
Art der Geschichtsbewältigung. |
Die Briten errichteten als erste eine feste Verbindung,
die Gan und die benachbarte Insel Feydhoo miteinander verband. Später
wurden ebenfalls die nachfolgenden Inseln Maradhoo, Hankede und Hithadhoo
durch Dämme untereinander verbunden. Durch diese breite Landverbindung
ist Addu das einzige Atoll der Malediven, in dem man mit dem Auto,
Bus, Moped oder Fahrrad auf einer Strecke von immerhin zehn Kilometern
über vier Inseln fahren kann. |
Und genau dieser Damm liegt jetzt vor uns, als
wir zurück zum Dingi gehen. Unser Entschluss ist klar: Morgen
werden wir über die Landverbindung auf die nächste Inseln
des Addu Atolls vordringen, mit Fahrrad und Veloanhänger. Vielleicht
finden wir dort unsere gesuchten Lebensmittel! |
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Es ist gar nicht so einfach, die Velos und den
Anhänger die hohe Hafenmauer hinauf zu hieven. Ein paar Einheimische
entdecken unser Tun und sofort werden wir von ihnen belagert. Sie
wollen sehen, was wir am hantieren sind. Eine helfende Hand erhalten
wir nicht. Ich versuche eine Unterhaltung anzukurbeln, doch ein Gespräch
kommt nicht in Gang. Wir würden in einem solchen Moment das Weite
suchen, nicht so unsere Zuschauer. Sie bleiben und schauen! |
Unsere Fahrräder haben nach der langen Ruhezeit
im Stauraum Rost angesetzt. Aus diesem Grund werden sie an Land als
Erstes überholt, gereinigt und mit viel WD40 behandelt. Einige
Kettenglieder klemmen nach der Kur zwar immer noch, aber nach ein
paar hundert Metern wird sich das schon geben. |
Bereits beim Zusammenbau von Velos und Anhänger
werden wir mit neugierigen Blicken bedacht. Jedes Fahrzeug verlangsamt
seine Fahrt und die Insassen staunen in unsere Richtung. Wann fährt
der erste Roller oder Auto über den Bordstein und fällt
ins Wasser? Alle Einheimischen lachen uns fröhlich entgegen und
winken uns zu. Unsere fahrbaren Untersätze bringen uns auch in
diesem Land den Menschen näher. |
Alles ist zusammengebaut, das Gepäck verstaut,
Noemi und Sina im Leggero festgeschnallt und Anina sitzt auf ihrem
eigenen, kleinen Velo bereit. Es kann losgehen. Der erste Damm ist
schnell überquert und vor uns liegt die Insel Feydhoo. Das Fahren
ist ein Genuss. Die Strasse ist breit und der Teerbelag von bester
Qualität. Kein Schlagloch, keine Unebenheit erschüttert
unsere Fahrt. Auch Anina kommt auf ihrem kleinen Gefährt gut
voran und manchmal habe ich Mühe, ihr mit meinem schweren Anhänger
zu folgen. Die Sonne hat sich hinter dicken Wolken versteckt und hält
damit ihre Hitze in Grenzen. Die Inselautobahn führt der Lagune
entlang in den Norden. Angestrengt halten wir nach Geschäften
und Supermärkten Ausschau. |
Da, das sieht nach dem Gesuchten aus!"
Ein modernes Gebäude steht unmittelbar an der Strasse und Reklameschilder
werben für Unterhaltungselektronik. Nicht genau wonach wir suchen,
doch neugierig treten wir ein und erschaudern. Kalte Luft streicht
über unsere schweissnasse Haut. Die Klimaanlage läuft auf
Hochtouren. Wir sind die einzigen Kunden in dem blitzsauberen Geschäft.
Sechs Angestellte stehen an den Scannerkassen und unterhalten sich.
Sie mustern uns aufmerksam. Der Verkaufsraum ist geräumig und
modern. Auf der einen Seite sind die neusten Mobiltelefone, Digitalkameras,
Waschmaschinen und HiFi-Geräte ausgestellt. Am anderen Ende des
Ladens finden wir Möbel, WC-Schüsseln, Spiegelschränke,
usw. In der Mitte sind diverse Warengestelle in grossem Abstand zueinander
angeordnet. Auf jedem Regal stehen die Produkte exakt angeordnet,
jeweils zwei an der Zahl. Sogar die Etiketten der Flaschen und Tüten
sind genau nach vorne ausgerichtet. Zu finden sind vor allem Getränke,
Süssigkeiten, Snacks und Küchenutensilien. |
Grundnahrungsmittel entdecken wir keine. Von den
Angestellten wollen wir wissen, wo wir die von uns gewünschten
Artikel und vor allem frische Früchte und Gemüse finden
können. Sie verweisen uns auf diverse Läden oder wie sie
sagen Supermärkte im Dorf. |
Die nächste Querstrasse, die von der Inselautobahn
weggeht, biegen wir ab und tauchen in ein Labyrinth von Strassen und
Wegen ein. Die Namensschilder sind zwar schön anzusehen, für
uns aber leider unverständlich. Die Schriftzeichen gleichen in
keiner Weise unserem Alphabet. Wo sollen wir mit der Suche nach den
genannten Geschäften beginnen? In welcher der vielen Strassen
sind sie zu finden? Wir entscheiden uns für eine Parallelstrasse
zur Lagune und fahren gemächlich Richtung Norden. |
Wir befinden uns in einer anderen Welt. Die Strassen
sind eng und unbefestigt. Die Grundstücke sind mit Steinmauern
eingezäunt. Dahinter liegen kleine Gärten in denen Bananenpalmen
und Mangobäume wachsen. Die Mangobäume breiten ihre Krone
meist weit über die Gärten hinaus auf die Strasse aus. Leider
sind die Früchte noch nicht reif. |
Stein, Wellblech und Zement dominieren als Baumaterial
der Gebäude. Da sind sehr alte, einfache Bauten zu sehen, deren
Wände aus tausenden von kleinen Steinen aufgeschichtet sind.
Gleich daneben findet sich ein moderner Betonbau mit exklusiver Fassade
und extravaganter Gartenmauer. Das gleich Muster zwischen alt und
modern entdecken wir bei den vielen, kleinen Läden in den Gassen.
Auf einen grossen Supermarkt stossen wir nirgends, dafür entdecken
wir in jedem zweiten Gebäude einen kleinen Tante-Emma-Laden. |
Die einen Geschäfte sind klein und jeder
Quadratzentimeter Ladenfläche ist ausgenutzt. Ein Durchkommen
zwischen den Regalen ist kaum möglich und auf den Gestellen türmen
sich die Produkte bis unter die Decke. Die anderen Läden sind
modern, Blitz sauber und geräumig eingerichtet. Das ganze Gebäude
ist meist erst vor kurzer Zeit errichtet worden und teilweise noch
nicht fertig gebaut. Vor allem bei der Fassadenfarbe hat es oft nicht
mehr für die ganze Fläche gereicht. Manchmal grenzt an ein
solch modernes Geschäft ein alter Laden, der jetzt als Lagerraum
genutzt wird. |
Woher rührt dieser Unterschied zwischen alt
und modern? In einem der kleinen, alten Tante-Emma-Läden sprechen
wir den Besitzer darauf an. Er erklärt uns, dass viele Einheimische
über Jahre hinweg bei Male in einem Ressort gearbeitet hätten
und viel Geld verdient haben. Zurück auf der heimatlichen Insel,
wissen diese Menschen oft nicht, was mit dem Geld anfangen. Sie bauen
ein neues Gebäude mit modernem Laden und bieten hier all die
exklusiven Sachen an, die sie bei den Touristen gesehen haben. In
einem Geschäft finden wir Designerkleidung, das Nächste
bietet alles Rund um Barbie an. |
Frischprodukte sind in all den Läden leider
Mangelware. Da jedes Heim einen eigenen Garten besitzt, brauchen die
Menschen Gemüse und Früchte nicht im Laden zu kaufen. Mehl,
Zucker und Reis wird offen verkauft. In grossen Gefässen wird
diese Ware angeboten. Beim Kauf ist sicher auch lebendiges Fleisch
mit inbegriffen. Bei einer Menge von 50kg Mehl, wie wir sie für
die nächsten vier Monate benötigen, ist ein offen Verkauf
nicht ideal. Ganze Säcke bekommen wir leider nirgends angeboten.
Kartoffeln, Zwiebeln und sonstiges Gemüse entdecken wir nicht.
Wir sind etwas ratlos, haben wir uns doch erhofft, auf Addu alles
für unsere Weiterfahrt einkaufen zu können. Immer mehr kristallisiert
sich heraus, dass wir unsere Einkäufe erst in der Hauptstadt
Male tätigen können. Als wirtschaftliches Zentrum der Malediven
wird es dort sicher einfacher sein, alles zu bekommen. |
Wir setzen unsere Fahrt durch die Gassen des Dorfes
fort. Überall treffen wir auf Menschen. Sie haben interessante
und schöne Gesichtszüge. Wo sind wohl die Ursprünge
dieser Menschen? Woher stammen die Malediver? |
Mit grosser Wahrscheinlichkeit waren um 1500 vor
Christus Singhalesen die ersten Siedler auf den südlichen Atollen
der Malediven. Der Dialekt der hier heute noch gesprochen wird erinnert
stark an Singhalesisch. Auch einige Gebräuche und buddhistische
Funde bei Ausgrabungen deuten darauf hin. |
Danach fanden zahlreiche Schiffe, die vor allem
aus Westafrika und arabischen Ländern kamen und zu anderen Zielen
unterwegs waren, in den Malediven einen günstigen Ort zum Haltmachen.
Angezogen von der Schönheit und der Ruhe des Ortes beschlossen
viele zu bleiben und bevölkerten so dieses Land. Die Malediver
können somit keiner einzigen Volksgruppe zugeordnet werden. Über
die Jahrhunderte hinweg hat sich ein einzigartiger Völkermix
gebildet. |
Die Menschen sind freundlich und wir bekommen
von allen ein fröhliches Lachen geschenkt. Natürlich sind
wir mit unserem knallig gelben Veloanhänger der Blickfang. Es
kommt schon mal vor, dass ein einheimischer Velofahrer mitten auf
einer Kreuzung anhält und uns anstarrt. Der geringe Verkehr in
den Gassen lässt so ein Stopp ohne weiteres zu. Wir spüren
die Blicke noch lang in unserem Rücken. Wir lassen Feydhoo hinter
uns und erreichen über den nächsten Damm die Insel Maradhoo.
Wir befinden uns wieder auf der Inselautobahn. |
Kein Atoll der Malediven liegt südlicher
als Addu, welches sich als einziges Atoll des Staates auf der Südhalbkugel
befindet. Das Atoll ist etwas 18 Kilometer breit, 15 Kilometer lang
und besitzt eine herzförmige Form. Auf den umsäumenden Aussenriffen
erheben sich, mit Ausnahme der nördlichen Abschnitte, einige
recht grosse Inseln, die auf der Westseite dicht hintereinander liegen,
so dass sie fast ineinander übergehen. Das Atoll, auf dem etwa
25000 Menschen leben, besteht aus 20 unbewohnten und vier bewohnten
Inseln, sowie einigen Sandbänken. |
Die wichtigsten Inseln sind im Westen Gan, Feydhoo,
Maradhoo und Hithadhoo, welche durch den schon erwähnten Damm
untereinander verbunden sind. Alle Inseln sind dicht bewachsen, dominiert
von Kokospalmen, tropischen Büschen und blühenden Stauden. |
Wir wollen das kühle, schattige Wetter ausnutzen
und heute bis ans nördliche Ende von Hithadhoo radeln. Die Insel
ist das Verwaltungszentrum des Atolls und mit 10000 Einwohnern leben
dort die meisten Menschen. Wir kommen zügig voran, legen aber
immer wieder einen Stopp ein, um uns umzuschauen. Schmale Pfade führen
durch grünes Dickicht an den steinigen Strand. Leider werden
diese Wege von Unmengen von Müll gesäumt. Die Einheimischen
scheinen diese abgelegenen Orte als Mülldeponie zu gebrauchen
und darauf zu warten, dass die Vegetation den Unrat wieder zudeckt.
Gibt es auf diesem Atoll keine Abfallverbrennung? |
Über weite Strecken sind keine Bauten zu
sehen. Unvermittelt fahren wir am Dieselkraftwerk des Atolls vorbei.
Die Motoren und Generatoren arbeiten. Lärm dringt zu uns und
aus den Schornsteinen steigen die Abgase in den Himmel. Zu unserer
Rechten breitet sich die Lagune aus. Am Ende eines neu aufgeschütteten
Dammes stehen grosse Baumaschinen. Die Arbeiten für einen neuen
Containerterminal sind in vollem Gange. Auf einer Infotafel wird erklärt,
was geplant ist. Nicht nur ein neuer Anleger für grosse Frachtschiffe
soll entstehen, sondern die gesamte nördliche Insel soll neu
gestaltet werden mit Wohnsiedlungen, Krankenhäuser, Schulen und
Pärken. Ein gigantisches Projekt, welches erst in den Anfängen
steckt. |
Immer häufiger kommen uns Velo- oder Motorradfahrer
entgegen, die in einer Hand einen oder mehrere ganze Fische halten.
Alle kommen sie vom nahen Fischerhafen. Wir biegen von der Inselautobahn
ab und nähern uns einem grossen Platz. Der vor kurzem niedergegangene
Regen hat den unbefestigten Platz in eine schlammige Ebene mit grossen
Pfützen verwandelt. In einer Ecke, nahe an der Hafenmauer, reihen
sich Velos, Mofas und Motorräder aneinander. Alle Männer,
Frauen sind keine zu sehen, stehen auf der Hafenmauer und nehmen vom
eben festgemachten Fischerboot ihren Kauf entgegen. Ich versuche aus
dem Handel schlau zu werden, sehe aber nie, wie Geld oder etwas anderes
auf das Fischerboot wechselt. |
Unter einem nahen, einfachen Unterstand entdecken
wir ein traditionelles Fischerboot in Bau. Das etwa 30 Meter lange
Schiff ist ganz aus Holz gefertigt. Im Gespräch mit den Bootsbauern
erfahren wir, dass sie für den gesamten Bau etwa drei Monate
benötigen. Vorausgesetzt, dass alles importierte Material vorhanden
ist. Heute sind diese Schiffe alle mit Motoren ausgerüstet. In
der Vergangenheit handelte es sich um Segelschiffe. Wir werden diesen
Fischerbooten auf unserer weiteren Segelreise durch die Malediven
sicher noch öfters begegnen. |
Die Siedlung auf Hithadhoo zeigt sich ähnlich
wie auf Feydhoo. Einziger Unterschied ist, dass sich mitten durch
das Dorf eine fast unendlich lange, schnurgerade, breite Strasse zieht.
Als Mittelstreifen sind Bäume gepflanzt, die sich in der Hitze
zu behaupten versuchen und mit ihren spärlichen Blättern
ein wenig Schatten spenden. In der Zwischenzeit haben sich nämlich
die Regenwolken verzogen und die Sonne entfaltet ihre ganze Hitze.
Immer wieder machen wir einen Stopp und betreten neugierig eines der
Geschäfte. In den modernen frieren wir und werden von etlichen
Angestellten beäugt, in den altertümlichen staunen wir ab
der Menge von Dingen, die auf kleinstem Raum Platz finden. Sprich,
die Geschäfte sehen nicht anders aus, als auf Feydhoo. Unsere
Hoffnung auf frisches Gemüse und knackige Früchte verwandelt
sich definitiv in Rauch. |
Die unbefestigten Dorfstrassen bekommen unserem
schon etwas angeschlagenen Leggero nicht und wir verlassen das Gassengewirr.
Auf der geteerten Autobahn geht es wieder in den Süden und jetzt
hilft uns der stetig wehende Nordwind als Rückenwind. |
Während des gesamten Ausfluges haben wir
angestrengt nach Zeichen und Schäden des Tsunami Ausschau gehalten,
zum Glück aber nichts entdeckt. Die von uns angesprochenen Einheimischen
versicherten uns, dass die Flutwelle im Addu Atoll keine Schäden
angerichtet habe, ja dass nirgends das Wasser über die Ufer getreten
sei. |
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Viele unsere Dieselkanister sind leer und wollen
aufgefüllt werden. Auf Gan haben wir eine Tankstelle entdeckt,
die nahe am Strand liegt. Ich belade das Dingi mit allen leeren Behältern
und plaziere auch die Flaschen mit dem Altöl vom letzen Ölwechsel
im Beiboot. |
Zügig paddle ich aus dem geschützten
Hafen in die Lagune hinaus. Immer schön in der Nähe des
Innenriffs bleiben, damit mich keine Strömung erfasst. Der Weg
geht entlang dem Ressortstrand und dann vorbei an einer grossen Mole
für die Touristenschiffe. Die Tankstelle kommt in Sicht. Das
Dingi ziehe ich den Strand hoch, damit die Wellen es nicht forttragen
können. Die leeren Kanister sind schnell zu den Zapfsäulen
getragen und gefüllt. 170 Liter Diesel haben Platz gefunden. |
Auf meine Frage, wo ich mein Altöl deponieren
könne, bekomme ich die schockierende Antwort: Wo ich wolle, das
machen alle hier so. Das Öl werde nirgends gesammelt
Ich
bin sprachlos. |
Die vollen Dieselkanister und die vollen Altölbehälter
sind wieder im Dingi verstaut. Es kostet mich alle Kraft, um das Beiboot
wieder vom Strand hinunter ins Wasser zu ziehen. Unendlich langsam
geht es den gleichen Weg zurück. Auch die letzte Hürde,
mit der Strömung im Hafen, überwinde ich ohne grössere
Probleme. |
Der nächste Landgang steht auf dem Programm.
Wir sind bereits alle an Land, als uns die dunkle, schwarze Regenwand
am Horizont bewusst wird. Sie bewegt sich schnell auf uns zu. Ich
habe ein mulmiges Gefühl in der Magengegend und wir beschliessen
sofort zurück aufs Schiff zu fahren. Hier warten wir auf den
grossen Regen und den starken Wind. |
Nachdem ein paar kleine Tropfen vom Himmel gefallen
sind und die dunkle Wolkenwand über dem anderen Ende des Atolls
verschwindet, wissen wir, dass weder Wind noch Regen in dieser Wolkenwand
gesteckt haben. Leider weiss man das im Voraus nie und somit ist Vorsicht
besser als Nachsicht. |
Von Gan haben wir noch nicht alles entdeckt und
wir machen einen erneuten Abstecher auf diese Insel. Die Geschäfte
kennen wir bereits und wir schlagen einen neuen Weg ein. Plötzlich
stehen wir vor einer Schranke mit einem Lichtsignal. Vor uns liegt
das Ende der Flugpiste. Hier können wir sicher nicht weiter.
Doch weit gefehlt. Sofort steht einer der Sicherheitsbeamten auf,
öffnet die Schranke und winkt uns freundlich durch. Wir treten
in die Pedale und überqueren die Flugpiste. Kommt auch wirklich
kein Flugzeug? |
Die Strasse führt durch eine Allee von Fichten.
Nur vereinzelt sind Gebäude sichtbar, die aber nicht mehr genutzt
scheinen. Ob es sich auch um ehemalige Gebäude der Briten handelt?
Bei einer Strassenverzweigung kommen wir zu einem weiteren Sicherheitsposten.
Auf zwei Gartenstühlen sitzen zwei Beamte mitten im Grünen
und sichern den Flughafen
Von der Flugpiste ist schon lange
nichts mehr zu sehen. Wir wollen der Strasse weiter folgen, werden
aber aufgehalten. In gebrochenem Englisch geben uns die zwei Beamten
zu verstehen, dass Flugzeuge kommen. Also nehmen wir die Abzweigung
und gelangen auf eine kleine Halbinsel, die aufs Aussenriff ragt. |
Hier treffen wir auf Abfall so weit das Auge reicht.
Die ganze Halbinsel ist eine Mülldeponie. Beim näheren Betrachten
des Abfalls entdecken wir neue Kleidungsstücke und Tücher.
Ein Blick über die Kaimauer lässt unseren Atem stocken:
Alte Autobatterien und hunderte von Spraydosen liegen auf dem Grund.
Erstaunlich ist, dass zwischen diesem giftigen Müll Fische herum
flitzen und Einheimische hier fischen
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An einer Stelle finden wir die Überresten
eines Kettenfahrzeuges. Vielleicht war das ein Panzer der Briten.
Hinter ein paar Büschen entdecken wir das Kurbelgehäuse
eines grossen Motors. Halb verrostet liegt es zum Teil im Wasser zum
Teil an Land. Ein betrüblicher Anblick. Diese Deponie birgt vieles
der Geschichte Addus ist aber noch lange nicht Vergangenheit. Während
unseres kurzen Aufenthalts fährt immer wieder ein Lastwagen vor
und kippt das Abbruchgut eines alten Gebäudes auf das Riff. |
Zu tiefst erschüttert treten wir den Rückweg
an. Beim Sicherheitsposten machen wir noch einmal einen kurzen Stopp.
Unter ein paar hohen Palmen steht ein kleines Gebäude mit einem
Schornstein und einem silbrigen Tank daneben. Neugierig betrete ich
das offene Haus. Darin ist ein moderner Verbrennungsofen zu finden,
der noch fast keinen Rost angesetzt hat. Alle elektrischen Leitung
sind gekappt und der Ofen wahrscheinlich nur wenige Male in Betrieb
gewesen. Auf einem Typenschild finde ich das Herkunftsland: Norway. |
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Ganz ohne Einkauf wollen wir Addu nicht verlassen.
In diversen Geschäften decken wir uns mit dem Nötigsten
ein: Eier, Karotten, Reis, usw. Der Besitzer des Ladens verschafft
uns sogar Bananen und Papayas. Um uns von der Qualität der Produkte
zu überzeugen, durchleuchtet er jedes einzelne der 36 Eier mit
einer Lampe. Wozu das gut sein soll bleibt uns leider ein Rätsel.
Im grossen und ganzen sind wir mit dem Einkauf zu frieden. Die nächsten
Tage werden zeigen, wie frisch die Sachen wirklich sind und wie lange
sie haltbar sein werden. |
Es wird Zeit, wieder einmal mit unseren Lieben
in der Schweiz zu telefonieren. Wir erstehen eine Telefonkarte und
suchen uns eine ruhige Telefonkabine. Die Verbindung steht und es
ist einfach schön zu erzählen und zu plaudern. Plötzlich
wird das Gespräch durch Pipstöne gestört und kurz darauf
unterbrochen. Kann es sein, dass die Karte bereits aufgebraucht ist?
Ich war sicher keine fünf Minuten am Sprechen. Von Australien
bin ich gewohnt, dass ich für den Betrag auf der Karte mindestens
600 Minuten telefonieren kann. Ich schiebe die Karte noch einmal in
den Schlitz des Apparats. Guthaben: Null. Die Karte ist definitiv
leer. Kommunikation in den Malediven scheint teuer zu sein. Bleiben
wir lieber beim Emails schreiben. |
Noch einmal erkunden wir die Insel Gan mit den
Fahrrädern. Die Ampel steht erneut auf Grün und die Schranke
öffnet sich, als wir uns der Flugpiste nähern. Wir drehen
auf die Startpiste ein und geben Gas. Der wolkenlose, blaue Himmel
der Malediven wartet auf uns. Wir heben ab und ein Sicherheitsbeamter
auf seinem Töff holt uns wieder vom Himmel
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Sind wir wirklich in den Malediven? Diesem Traum
in den Farben des Regenbogens, mit den paradiesischen Stränden,
blauen Lagunen und der faszinierenden Unterwasserwelt? Die Antwort
ist JA, ABER |
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Addu - das neue Gesicht der Malediven! Vergessen
Sie alles, was Sie jemals über die Malediven gehört haben! |
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