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08.10. - 09.10.2004
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Das Dingi liegt tief im Wasser, als ich mir ein
Plätzchen zwischen Kisten, Matten, Schlafsäcken und Zelt
suche. Auch ich habe meinen Rucksack für unseren Ausflug gepackt.
Göttis Taschenlampe fehlt natürlich nicht. Man kann nie
wissen
Das Segel ist gehisst. Papa hat die Schote vom Segel
in der einen und die Ruderpinne in der anderen Hand. Mama löst
das Tau auf PANGAEA und springt elegant zu uns hinein. Sina kuschelt
sich zu ihr. Sie hat es nicht gern, wenn unser Boot schaukelt. Der
Wind erfasst das blau/weiss gestreifte Segel und der dünne Masten
biegt sich fürchterlich. Wir rauschen durchs Wasser, unserer
kleinen Insel entgegen. Ich habe Angst, dass das Wasser zu mir herein
schwappt, denn das Bananaboot krängt so stark. |
Für einmal interessieren mich die Korallenstöcke
und dunklen Schatten nicht, die wir überfahren. Nur wenn es zu
seicht wird, die Seitenschwerter den Grund berühren und es zu
holpern beginnt, lasse ich mich ablenken. Ich habe nur Augen für
unser Ziel: Eine schmale, halbmondförmige und strahlend weisse
Landzunge kommt uns immer näher. Ich freue mich, auf ihr herum
zu springen und mich ins warme Wasser fallen zu lassen. Jetzt sind
wir nur noch wenige Meter entfernt. Das Dingi fährt auf den Sand
und ich springe geschwind hinaus. Das lange Tau nehme ich auch gleich
mit und ziehe mit aller Kraft daran, damit das Dingi nicht davon treibt.
Jetzt sind meine zwei Schwestern auch auf dem Trockenen. Währenddem
Mama und Papa unser Beiboot auf den Strand hieven, ziehen wir die
Schwimmwesten aus. |
Ich will zusammen mit Noemi sofort ins Wasser.
Doch Mama sagt: Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Ich protestiere,
aber Mama bleibt stur. Papa ist dabei, das Dingi auszuladen und die
Sachen an einen schattigen Platz zu stellen. Also helfen ich mit und
packe eine der kleinen Kisten. Mmh, was hat es denn da feines drin?
Mama hat leckere Sachen zum Schmausen eingepackt. Wir müssen
ein paar Mal laufen, bis alles am neuen Ort ist. |
An einem gut durchlüfteten Platz hat Papa
begonnen den Strand von Palmwedeln, Steinen und Kokosnüssen zu
säubern. Danach macht er mit einem Brett die Fläche ganz
eben. Hier soll unser Zelt zu stehen kommen. Im Gegensatz zu unserem
letzen Campingplatz an der Hot Water Beach in New Zealand, ist es
hier ein Leichtes, die Heringe in den Boden zu stecken. Werden wir
wohl alle wieder finden, oder versteckt sich einer im feinen Sand
und bleibt zurück? Das Zelt steht. Ich will schnell hinein schlüpfen,
doch Papa hält mich zurück. Zuerst legt er Palmwedel vor
den Eingang und stellt ein Becken mit Wasser daneben. Diese Sachen
sollen den gröbsten Sand davon abhalten, ins Zelt zu wandern.
Jetzt ist es so weit. Schnell reserviere ich mir die linke, hintere
Ecke des Zeltes, indem ich meinen Rucksack ausräume und die Sachen
ins kleine Netz stecke. |
Wer ausser uns wohnt wohl noch auf dieser kleinen
Insel? Ich bin neugierig und möchte auf Entdeckungstour gehen.
Alleine getraue ich mich aber nicht. Sind alle Arbeiten erledigt?
Vor dem Zelt haben Mama und Papa ein Loch in den Sand gegraben und
viel Holz daneben aufgeschichtet. Sie scheinen zufrieden mit unserem
Zeltplatz zu sein. Komm Noemi, wir gehen um die Insel!"
Ich nehme meinen roten Kessel bei der Hand und marschiere mit Noemi
los. Sina trottet hinter uns her. Mama und Papa brauchen natürlich
wieder etwas länger. |
Wir laufen ganz nahe am Wasser und immer wieder
umspült eine Welle unsere Füsse. Das kitzelt so herrlich.
Ich schaue den Wellen zu, wie sie über die seichte Sandbank auf
uns zu rollen. War das nicht die schwarze, spitze Flosse eines Haifisches?
Schon ist sie wieder verschwunden. Wir wandern weiter um die Insel
herum. Unser Zelt ist nicht mehr zu sehen. Diverse Baumskelette liegen
auf dem Strand. Schnell klettere ich von einem Ast zum nächsten
in die Höhe. Mama und Papa kommen um die Strandbiegung geschlendert
und machen grosse Augen, als sie mich Hoch oben entdecken. Sind die
Äste nicht etwas morsch, will Mama wissen? Nein, soll ich
noch höher klettern?" Die Aussicht ist wunderschön,
doch ich muss ja auch wieder hinunter, also doch nicht mehr höher.
Gelblich leuchten die Korallenstöcke im dunklen Wasser und weiter
draussen brechen sich die Wellen am Aussenriff. |
Es ist unglaublich, was es im Sand alles zu finden
gibt. Mein kleiner roter Kessel wird immer schwerer von all den Fundstücken.
Es chriblet und chrablet lustig in ihm, denn ich habe viele Krebse
gefunden, die ein Schneckenhaus auf dem Rücken tragen. Muscheln,
kleine Glasfläschchen, Seesterne und vieles mehr wandern in den
Kessel. Papa, kannst Du meinen Kessel tragen? Er ist so schwer." |
Schnell weiter. Noemi kraxelt soeben auf allen
Vieren das Sandbord hinauf. Ich will schneller sein als sie. Gleichzeitig
kommen wir oben an, drehen uns um und rutschen auf dem Hosenboden
wieder hinunter. Jupii. Noch einmal! Sina macht es uns nach und schon
rutschen wir zu dritt den Sandhügel hinunter. Alles ist voll
Sand und es kitzelt mich überall. |
Haben wir wirklich schon die ganze Insel umwandert?
Vor uns taucht das Zelt wieder auf. Jetzt lasse ich mir aber keine
Arbeit mehr aufbürden. Ich will endlich in meiner eigenen Küche
einräumen und eine feine Krebssuppe kochen. Papa funktioniert
das Dinigsegel zu einem Schattensegel um und stellt es vor unserem
Sandspielplatz auf. Es gibt viel zu tun, bis jede Kokosschale, jede
Muschel und alles andere seinen Platz in der Küche gefunden hat.
Auch das Zubereiten der Krebssuppe will überlegt sein. Welche
Zutaten braucht es? Die Insel hat alles zu bieten, was es dafür
braucht: Wasser, Krebse, Gewürze und vieles mehr. Papa
das Essen ist fertig!" Ob ihm meine Krebssuppe schmeckt? Er nimmt
einen Löffel voll und einer der Krebse klammert sich an seiner
Zunge fest, ubs
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Wenn es mir in der Küche zu heiss wird, springe
ich mit Noemi einfach über den Sand ins Wasser. Herrlich, wie
das spritzt! Immer wieder rennen wir den Strand hoch und dann zurück
ins Wasser. Kommt gerade eine Welle auf uns zu, spritzt es noch viel
höher. Das ist ein Gaudi! Mit unserem Sandwerkzeug setzen wir
uns auf den Strand und beginnen ein Loch zu graben. Das Ding will
einfach nicht tiefer werden. Immer wieder schwappt eine Welle hinein
und füllt es mit Sand. |
Mama hat das Feuer angezündet und nun legt
sie ständig Holz nach. Wenn sie einen der dürren Palmwedel
auf die Glut legt, schiessen die Flammen hoch in den Himmel. Da getraue
ich mich nicht mehr zu nahe hin. Die Hälfte des Holzstapels ist
bereits verschwunden. Jetzt steckt sie den Grill in den Sand und legt
feine Würstchen und Brotteig darauf. In der Glut verteilt sie
in Silberpapier eingepackte Kartoffeln, die mit Käse gefüllt
sind. Mmh, wie fein das duftet. Das gibt ein feines Znacht. Wir verteilen
die Surfbretter vor dem Zelt und setzen uns darauf. Danke Mama für
das feine Abendessen. |
Die Abendsonne taucht die Sandhügel und Palmen
in ein goldiges Licht. Schnell schlüpfen wir Kinder ins Pyjama
und kuscheln uns mit unserem Nuscheli auf die Matten. Papa und Mama
setzen sich vors Zelt, plaudern miteinander oder singen Lieder. Es
ist schön, ihnen zuzuhören, die tanzenden Flammen des Feuers
zu beobachten und den vielen anderen Geräuschen zu lauschen.
Meine Augen werden immer schwerer. |
Ein leichter Wind streicht durchs Zelt. Durch
die grosse Öffnung funkeln die Sterne zu mir hinein. Vom Feuer
ist nichts mehr zu sehen. Neben mir höre ich den Atem von Noemi
und Sina. Die Wellen scheinen ganz nah zu sein und sicher schwappt
jeden Moment eine ins Zelt. Doch Mama und Papa sind auch da und so
kann mir nichts passieren. |
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Verschlafen strecke ich meinen Kopf aus dem Zelteingang.
All unsere Fussspuren am Strand sind verschwunden. Die Wellen haben
sie verwischt. Unsere Spuren sind weg, dafür gibt es viele neue
zu sehen. Es scheint, dass alle Krebse der Insel in dieser Nacht unterwegs
gewesen sind. Ihre Traktorspuren laufen kreuz und quer über den
sonst unberührten Strand. Ich nehme mir meinen Kessel und zusammen
mit Noemi mache ich mich auf, die Insel auf eigene Faust zu umrunden.
Ein wenig mulmig ist mir schon dabei. Unsere Füsse sinken tief
in den weichen Sand ein. |
Die Krebse mit ihren Schneckenhäuschen sind
immer noch unterwegs. Wir können sie einfach einsammeln. Es gibt
ganz kleine, die nur so Gross wie meine Fingerbeere sind und es gibt
solche, die sind so gross wie die Faust von Papa. Wenn wir sie aufheben,
verstecken sie sich geschwind in ihrem Häuschen. |
Nach unserer Rückkehr bauen wir beim Zelt
einen Zoo. Drei tiefe Löcher mit senkrechten Wänden graben
wir in den Sand und verteilen die gesammelten Krebse in ihre Gehege.
Neben den Löchern breiten wir zwei Palmwedel aus und setzen uns
darauf. Wir wollen beobachten, welche Krebse sich als erstes aus ihrem
Käfig befreien können. Wir feuern die Tiere an und manchmal
helfen wir auch ein wenig nach. Wer es geschafft hat, darf in die
Freiheit. Nach zwei Stunden sind die Käfige leer. |
Papa zieht sich seinen Tauchanzug an und macht
sich bereit für einen Schnorchelausflug. Darf ich auch
mit?" Ich darf und geschwind wie der Wind ziehe ich mir meinen
eigenen Neoprenanzug und die Schwimmweste an. Am Ende der Insel lassen
wir uns ins Wasser gleiten. In der Zwischenzeit habe ich gelernt,
mit meiner Taucherbrille nicht nur nach unten zu schauen, sondern
auch nach Vorn und auf die Seite. Es hat nicht so viele Fische und
Korallen, wie beim letzten Mal. Die meisten Korallen sind grau oder
weiss und sehen tot aus. Plötzlich stupst mich Papa und zeigt
mit der Hand in eine bestimmte Richtung. Ein grosser Schatten gleitet
elegant durchs Wasser. Er kommt näher und ich erkenne einen Hai
mit einer schwarzen Spitze an der Rückenflosse. Bis wir wieder
aus dem Wasser steigen, habe ich drei dieser Haie gesehen. Das muss
ich sofort Mama erzählen. |
Nach dem Mittagessen beginnt Papa bereits wieder
damit, das Zelt abzubauen und alle Sachen im Dingi zu verstauen. Schade,
ich wäre gerne noch eine Nacht auf der Insel geblieben. Jetzt
geniesse ich es aber noch einmal mit Noemi und Sina im knietiefen
Wasser zu planschen und in die Wellen zu springen. Papa segelt mit
allem Material schon einmal zur PANGAEA zurück, damit wir bei
unserer Rückkehr mehr Platz im Beiboot haben. |
Die Sonne versteckt sich immer wieder hinter einer
dicken, dunklen Wolke. Es sieht nach Regen aus. Mir ist das egal,
ich sitz sowieso schon im Wasser und bin nass. Das Segel vom Bananaboot
ist ein kleiner Punkt weit weg. Papa ist auf dem Rückweg zu uns.
Ich spüre einen feinen Nieselregen auf dem Rücken und springe
in die nächste Welle. |
Bis Papa bei uns ist, hat Mama die letzten Gegenstände
zum Strand gebracht. Jetzt ist es auch für meine Schwestern und
mich Zeit aus dem Wasser zu kommen. Papa hebt uns ins Beiboot, damit
wir keine sandigen Füsse mehr bekommen, trocknet uns ab und steckt
uns in trockene Kleider. Natürlich darf auch die Schwimmweste
nicht fehlen. Kurze Zeit später rauscht LITTLE PANGAEA mit unheimlicher
Geschwindigkeit durchs Wasser, unserem grossen Schiff entgegen. Ich
schaue noch einmal zurück zu meiner Insel und winke ihr zu. Danke
für die schöne Zeit! |
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Prison Island (Pulu Beras)
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Landeplatz |
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mein Strand |
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Sanddüne |
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Spuren |
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Sammeln |
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Seestern |
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Lagerfeuer Romantik
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