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09.07. - 21.07.2004

 
Es ist 20 Uhr und wir sind noch 20 Seemeilen von Cairns entfernt. Wie war das doch gleich mit dem günstigsten Zeitpunkt, um in See zu stechen? Einmal mehr geht die Berechnung nicht auf. Bei einer Segelstrecke von gegen 200 Seemeilen ist es auch nicht ganz einfach, die Routenplanung bis auf die letzte Minute genau festzulegen. Zu unstetig ist der Wind und zu unberechenbar die Strömungen. Einmal mehr sind wir schneller als geplant.
Es ist Nacht, kein Mond steht am Himmel und wir nähern uns einem uns unbekannten Hafen. Nicht die besten Voraussetzungen also. Sobald wir unseren Vorwindkurs verlassen, spüren wir wieder die Kraft des Windes und die Wellen schlagen gegen den Rumpf von PANGAEA. Wir segeln nahe an Fitzroy Island vorbei. In ihrem Lee befände sich ein brauchbarer Ankerplatz. Doch um dorthin zu gelangen müssten wir gegen den Wind anbolzen. Einige Seemeilen weiter liegt die Mission Bay, eine weite, offene und seichte Bucht. Dieser Ort sagt uns besser zu. Es ist 22 Uhr, als sich der Anker im Sand und Schlamm fest gräbt. Die Hügel zeichnen sich schwarz gegen den dunklen Nachthimmel ab und tausende von Sternen funkeln am Himmel. Wolkenfetzen ziehen schnell und dunkel von den Hügeln her über den Himmel. Am einen Ende der Bucht erkennen wir die Lichter eines Dorfes.
Heftige Böen zerren am Anker und vereinzelt fegt eine Regenwand über unseren Ankerplatz hinweg. Was gibt es in einem solchen Moment schöneres, als in die trockene und warme Koje zu liegen und den Geräuschen des Windes zu lauschen?
 
Die Regengüsse halten auch am Morgen an. Immer wieder ziehen schwarze Wolken hinter den Hügeln hervor und scheinen sich genau über uns zu entleeren. Doch die Sonne kehrt immer wieder zurück und scheint mit ihrer ganzen Kraft durch die Luken ins Schiff. Jeden Moment erwarten wir den nächsten Regenguss, doch keine weitere Wolke schiebt sich vor die grell gelbe Scheibe. Dann aber auf, nutzen wir die Gunst der Stunde und nehmen die verbleibenden zehn Seemeilen unter den Kiel. Eine schöne Brise bläst aus der richtigen Richtung und wir fahren das Ankermanöver ganz ohne Motor. Ist diese Ruhe nicht herrlich? Rasch pflügt unser Schiff durchs Wasser auf das Fahrwasser von Cairns zu.
Kurz vor dem Kanal bergen wir die Segel. Das Fahrwasser ist nämlich zu schmal, um aufzukreuzen. Mit Motorenkraft stapft PANGAEA durch die niedrigen Wellen. Eine ganze Flotte Segelschiffe kommt uns entgegen und rauscht unter Vollsegeln an uns vorbei auf das offene Meer hinaus. Ein herrlicher Anblick.
Cairns liegt an der Mündung des Trinity Inlet und wir nähern uns der letzten Tonne vor der eigentlichen Hafeneinfahrt. Auf der rechten Seiten erhebt sich die Silhouette der Stadt. Am Wasser liegt die Marina mit diversen, hoch in den Himmel ragenden Segelschiffmasten. Weiter den Fluss hoch erkennen wir den kommerziellen Hafen mit den grossen Frachtschiffen. Die linke Seite des Trinity Inlet ist von einem dichten Mangrovenwald gesäumt. Das muss ein Paradies für Vögel und andere Tiere sein. Ob da auch Krokodile zu finden sind?
Zwischen den Mangroven und dem Fahrwasser liegen duzende von Schiffen vor Anker, an Moorings oder zwischen Pfosten festgebunden. In diesem Gewühl von Booten wollen auch wir uns einen Platz suchen. Keine einfache Aufgabe, denn es gibt einiges zu beachten.
- Wir befinden uns in einem Gezeitengewässer und entsprechend stark werden die Strömungen sein. Sie können so stark werden, dass der Bug unseres Schiffes nicht mehr in den Wind zeigt sondern der Rumpf irgendwie im Wasser liegt.
- Wir müssen zu allen Schiffen zu jedem Zeitpunkt einen genügend grossen Abstand halten. Schiffe an einer Mooring schwojen nicht so stark, wie Schiffe vor Anker.
- Wir dürfen nicht im Fahrwasser liegen.
- Der Ankerplatz sollte nahe am Dingianleger liegen. Wir wollen ja schliesslich keine Ruderweltmeisterschaft bestreiten.
Wir zwängen uns zwischen eine rote Tonne und ein gelbes Segelschiff hinein. Sieht nicht schlecht aus! In einer Stunde wird die Gezeit kentern. Mal sehen, wie wir dann am Anker hängen. - Hoppla, da hat sich aber einiges verändert. Wir liegen mit dem Heck Richtung Wind und sind einem anderen Schiff auf gute fünf Meter nahe gekommen. Das ist entschieden zu wenig. Die Strömung hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht und ruhig könnte ich bei diesem Abstand nicht mehr schlafen. Wir suchen uns einen neuen Platz. Etwas weiter Richtung Flussmündung, genau gegenüber der Marina, finden wir eine gute Stelle.
Susan ist dabei, feuchte Kleider an Deck aufzuhängen und ich habe mich einmal mehr in die Bücher für die Weiterfahrt vertieft. Unsere drei Kinder haben sich in die Bugkoje verzogen und spielen. „Schnäll, das müend er gseh ha!" ertönt es plötzlich vom Deck her. Ich eile zum Niedergang und hechte ins Cockpit. Ich erwarte mindestens ein ganzes Rudel Krokodile zu Gesicht zu bekommen. Nun, Krokodile sind es nicht dafür eine ganze Schiffsflotte. Mindestens acht Touristenboote steuern im Kanal auf die gegenüberliegende Marina zu. Auf ihren Decks wimmelt es von Menschen. Ein Schiff nach dem anderen verschwindet durch die Einfahrt der Marina. Noch Stunden später dringt Musik und das Brummen der Dieselgeneratoren zu unserem Ankerplatz hinüber.
 
Am nächsten Morgen wiederholt sich das ganze Schauspiel in umgekehrter Reihenfolge. Ein riesiger Katamaran fährt aus der Marina ins Fahrwasser, dreht mit dem Bug in den Wind, setzt das Gross-Segel, fällt wieder ab und rauscht, hauptsächlich geschoben von seinen zwei grossen Dieselmotoren, dem Barrier Reef entgegen. Ihm folgen, wie die Küken der Henne, kleine und grosse Schiffe.
Cairns wird auch die „Hauptstadt des tropischen Nordens" genannt und ist eine Touristenstadt wie keine Zweite. Die Stadt liegt an der Trinity Bay, welche ihren Namen 1770 von James Cook erhielt. Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wurde die Bucht von Perlensuchern und Fischern als Schutzhafen genutzt. Erst ende des neunzehnten Jahrhunderts wurde der natürliche Hafen zu einem Seehafen ausgebaut, als im Hinterland Gold gefunden wurde.
Cairns ist eine der am schnellsten wachsenden Städte Australiens. Die Stadt ist ein regionales Zentrum der Milch- und Holzwirtschaft, der Zuckererzeugung, des Fischfanges und des Fremdenverkehrs (jährlich etwa 800'000 Touristen).
Für uns bedeutet Cairns letzte Versorgungsmöglichkeit mit Lebensmitteln und Ersatzteilen vor der Fahrt in den Norden und Westen. Ob wir uns auch in den Touristenstrudel reissen lassen, steht noch offen.
Unser Dingi ist bereit, uns an Land zu tragen. Mit dabei sind alle Sachen, die wir für einen ganztägigen Aufenthalt an Land benötigen. Sogar mein Faltvelo ist dabei. Wo sollen wir an Land? In unserem Segelführer haben wir gelesen, dass es in der Marina die Möglichkeit gibt, sein Dingi an einem speziellen Steg festzumachen.
Der Fluss liegt hinter uns und wir paddeln suchend durch die Stege. Und tatsächlich, an einem der Schwimmstege hängen bereits über 20 Beiboote. Das ist unser Platz. Die ganze Anlage sieht brandneu aus. Über eine Rampe gelangen wir vom Schwimmsteg auf die Uferpromenade, welche entlang der ganzen Marina führt. Auch sie ist vom feinsten und sicher noch kein Jahr alt. Gleich hinter der Promenade erhebt sich ein Einkaufszentrum. Dieses sieht nicht mehr ganz so neu aus. Das wird sich in nächster Zeit sicher ändern, denn das Gebäude ist ringsum eingerüstet und von überall dringt Baulärm zu uns herüber. Hier wird mächtig investiert.
Und jetzt, wo sollen wir hin und uns einen Überblick verschaffen? Richtig, wir sind in einem Touristenort, suchen wir doch als erstes die Touristinformation auf. In welche sollen wir denn? Es gibt nämlich nicht nur eine, sondern an jeder Ecke scheint eine Information oder besser gesagt ein Tourenanbieter zu sein. Wir landen schlussendlich in einem schicken Gebäude.
Professionell und ansprechend werden hier die Bereiche „Rainforest", „Barrier Reef", „Outback" und „Ressorts" dargestellt und angepriesen. Zu jedem dieser Bereiche gibt es eine Art Schaukasten mit guten Bildern und grundlegenden Informationen. An den Wänden des Raumes sind dann die riesigen Prospektwände mit hunderten von Flugzetteln zu finden. Die Vermarktung ist total bis ins letzte Detail organisiert.
Was suchen wir? Wir möchten einen Stadtplan und gerne wissen, wo ein Schiffsausrüster, ein Supermarkt, das Hauptpostamt und ein Elektronikgeschäft zu finden sind… Wir erhalten die Auskunft, werden aber mit grossen Augen angeschaut. Ob wir etwas unübliche Fragen gestellt haben? Mit den gewünschten Infos und einer Tragtasche voll Prospekten verlassen wir die Touristinformation wieder.
Wir schlendern durch die Strassen von Cairns. Auf den Trottoirs herrscht dichtes Gedränge. Wortfetzen der verschiedensten Sprachen dringen an unser Ohr: Asiatisch, Englisch, Deutsch, Französisch und natürlich auch Schweizerdeutsch. Hier scheinen alle Kulturen und Sprachen vertreten zu sein. Jedes zweite Geschäft ist ein Tourenanbieter und sogar an den Strassenlaternen hängen Tuchplakate, mit Werbung für Attraktionen. Auf uns wirkt diese Vermarktung abstossend.
Bevor wir in Cairns ankamen, haben wir uns anhand unseres Reiseführers schlau gemacht und zwei Sehenswürdigkeiten ausgesucht, die wir gerne besuchen möchten: Eine Eisenbahnfahrt mit einem historischen Zug und anschliessend mit der Gondelbahn über den Regenwald schweben. Doch unser Wunsch verblasst immer mehr. Von diesem Rummel und dieser Vermarktung wollen wir uns nicht mitreissen lassen. Eisen- und Gondelbahn sparen wir uns lieber wieder für die Schweiz auf.
Es liegt auf der Hand, dass die Geschäfte für unsere Schiffsersatzteile nicht in der Innenstadt zu finden sind. Aus diesem Grund habe ich das Faltvelo mit dabei. Susan stürzt sich mit Anina und Noemi in einen Supermarkt und ich schwinge mich auf den Sattel. Sina kuschelt sich im Tragtuch an meinen Rücken.
Puh, schon nach kurzer Zeit läuft mir der Schweiss in Bächen herunter. Meine Velokondition von Tauranga scheint mit den Wellen davon geschwommen zu sein. Ich keuche wie eine alte Dampflock. Immer wieder muss ich anhalten und eine Blick auf die Karte werfen. Mein Ziel ist ein Schiffsausrüster, der mir von australischen Seglern empfohlen wurde. Gemäss Werbung soll es sogar ein Schiffsausrüster-Supermarkt sein. Ich male mir bereits aus, wie ich durch die langen Regale schlendere und all meine gesuchten Teile in den Einkaufswagen lege. So einfach könnte es sein, doch mein Traum geht blitzartig in Rauch auf, als ich den klimatisierten Laden betrete.
Zu finden sind vor allem mechanische und elektrische Spielzeuge für die Motorboot-Freizeitfischer. Fäkalientank, Elekroschalter, Nieten und Segelhaken sind nicht zu finden. Und von den gesuchten Segelbüchern will ich schon gar nicht sprechen. Es braucht einige Zeit, Beharrlichkeit und Hartnäckigkeit bis ich vom Verkaufspersonal die Namen und Adressen von möglichen Alternativgeschäften bekommen habe. Also dann, die Tour de Cairns geht weiter. Sina behagt das ganze auf meinen Rücken irgendwann nicht mehr und sie protestiert hartnäckig. Zeichen für mich, den Rückweg anzutreten. Morgen werde ich wohl wieder unterwegs sein.
PANGAEA liegt still und zufrieden an ihrem Ort, als wir wieder an Bord sind. Die ungewohnte Beschäftigung und Bewegung hat uns müde gemacht. Wir sind alle froh, als wir uns in unsere Koje kuscheln können.
 
Den heutigen Landgang unternehme ich alleine. Susan und die Kinder bleiben an Bord. Mir gibt das die Möglichkeit, mit Vollgas durch die Strassen zu brausen. Die Adressliste ist lang und entsprechend weit die Strecken. Ein Geschäft nach dem anderen suche ich auf und ich werde tatsächlich fündig. Immer mehr Punkte von meiner Liste kann ich abhaken. Jetzt schnell zum nächsten Ort.
Ich trete kräftig in die Pedalen. Im nächsten Moment werde ich von einem Polizisten auf die Seite gewunken. Bin ich zu schnell gefahren? Nein, ich bin nicht mit einem Helm sondern mit einer Sonnenmütze unterwegs. In Australien ist das ein scharfes Vergehen. Eine Verwarnung wird nicht ausgesprochen sondern augenblicklich eine Busse ausgestellt… „Kann ich die gleich hier bezahlen?" Nicht möglich, der Polizist nimmt kein Bussgeld entgegen, er verteilt nur die Strafzettel. „Wo muss ich denn hin?" Ich erhalte eine Adresse. Finden muss ich die Strasse auf meinem Plan selber. Der Polizist weigert sich, mir die Strasse zu zeigen!
Mit einer grossen Wut im Bauch trample ich weiter. Auf wen oder was bin ich nun eigentlich wütig? Auf den Polizisten, die Busse oder besser auf mich selber, weil ich meinen Helm nicht auf habe? Meine Such- und Einkaufstour endet somit beim Queensland Government, wo ich eine geschlagene halbe Stunden warten darf, um mein Bussgeld los zu werden.
Mal sehen, ob das Hauptpostamt eine schönere Überraschung für mich bereit hat. An einem Computermonitor kann ich abrufen, ob für die Family Manhart Post angekommen ist. Und tatsächlich, die Liste hat auf einer Bildschirmseite keinen Platz! Das ist ein Aufsteller nach dem vergangenen Frust. Was werden meine Frauen wohl für Augen machen? Vielen Dank den Briefe- und Packetsendern für die reichhaltige Post!
„Das isch min Brief! Dä dörf ich ufmache!" Briefe öffnen ist bei uns wie die Geschenke öffnen an Weihnachten. Alle sitzen gespannt um den Salontisch und die Augen sind auf den Brief geheftet, der als nächstes an die Reihe kommt. Was ist in ihm verborgen? Der Brief ist gelesen und die Bilder betrachtet. Im nächsten Augenblick verschwindet der Brief im Schatztruckli von Anina oder Noemi.
Etwas Geheimnisvolles liegt in der Luft. Etwas grosses ist im Anmarsch. Anina und Noemi können kaum still sitzen, so voller Erwartung sind sie. Morgen ist es so weit.
 
Happy Birthday, lieber Papa! Der Salontisch ist festlich geschmückt. Der fein verzierte Kuchen steht in der Mitte und 35 Kerzen brennen rund um ihn herum. „Wo sind Dini Gschänkli ächt versteckt?" Die Suche beginnt und die Hilfe der Kinder ist unermesslich. Schon nach Rekordzeit liegen die von Künstlerhänden verzierten Geschenke vor mir. „Du muesch es ufmache und dri luege!" Mmm, das sind doch saure Würmer und schwups verschwindet je einer in den Mündern der Kinder. Papa teilt halt gerne und das vor dem Frühstück… Alles feine, süsse Sachen kommen zum Vorschein. Die Kinderaugen glänzen und wir wissen es ja bereits: Papa teilt so gerne.
Papas Lungen funktionieren noch und alle Kerzen sind mit einer Pusterunde ausgeblasen. Jetzt wollen wir aber endlich den feinen, frischen Honigzopf geniessen. Ja, geniessen ist angesagt. Heute soll es ein Verwöhntag geben, ohne Velotour durch die Stadt.
Nach der Erfahrung mit der Polizei wollen wir unsere Kinder nicht auf dem Gepäckträger durch die Gegend fahren. Der Leggero muss an Land. Der leichte Wind verlockt mich dazu, das Dingisegel zu setzen. Ohne Wellen wird es ein leichtes sein, auf die gegenüberliegende Seite zu segeln. Doch ich habe die Rechnung ohne die Strömung gemacht. Ich komme der Marina zwar näher, doch nicht auf der Höhe des Einganges, sondern an ihrem Ende, wo die hohen Wellenbrecher ein Anlegen verunmöglichen. Was nun? Ich habe fahrlässiger weise nur ein Paddel dabei… Also zurück zum Schiff. Das Segel gesetzt und mit dem einen Paddel am rudern komme ich gerade noch bis zur PANGAEA zurück. Die Idee mit dem Segel war wohl nicht die Beste. Der zweite Anlauf gelingt. Alle Teile und Fahrräder sind an Land, jetzt fehlen nur noch meine vier Damen.
Was haben sich die Planer dieser Stadt wohl für Alternativen zum fehlenden Strand und zur Gefahr der Box Jellyfish einfallen lassen? Das wollen wir heute erkunden, testen und geniessen. Vom ersten Landgang wissen wir, dass unmittelbar hinter der Marina eine künstliche Lagune mit einem richtigen Sandstrand liegt. Hier wollen wir fürs Erste verweilen. Doch leider ist das ganze Gelände abgesperrt. Jeden Mittwoch wird die Anlage gereinigt. Tja, die Alternative zum natürlichen Meer braucht Pflege und Wartung.
Dann wollen wir mal sehen, wo der von der Touristinfo angepriesene Spielplatz zu finden ist. Wir radeln auf dem eigens dafür gedachten Veloweg der Esplanade entlang. Der Weg schlängelt sich durch die Parkanlage und endet schliesslich unmittelbar vor dem gesuchten Spielplatz. Wir haben nicht einmal Zeit, einen geeigneten Platz zum Verweilen zu suchen, schon sind unsere Kinder in den Spielplatz eingetaucht. Und die Anlage ist in der Tat genial. Vom seichten Bach zum Stauen für die Kleinsten bis zum hohen Seilkletterturm für die grössten Kinder ist alles zu finden. Sina und Noemi haben sich dem Wasser verschrieben und haben sich in den Wasserläufen des Baches verloren.
Bei Anina muss es entweder hoch hinaus oder schnell im Kreis herum. Bis an die Spitze des Kletterturmes steigt sie zusammen mit mir hoch. Die anderen Kinder auf dem Gerüst schauen mich nur mit grossen Augen an. Dass sich Väter auch in die Höhe wagen scheint hier die Seltenheit zu sein. Ich habe kein Problem damit, im Gegenteil, mir macht es Spass. Manchmal muss und darf man doch auch das Kind im Manne loslassen.
„Schnäller, na schnäller dräe!" Nein, nein, bitte nicht noch schneller. Mir ist schlecht! Mein See geprüfter Magen hält diesen Belastungen nicht stand. Ich brauche eine Pause!
Mit einem Ladenbummel und einem grossen Glace wollen wir diesen Tag beschliessen. Einkaufszentren gibt es in dieser Stadt genügend und wir tauchen in eines ein. Mmm, hat das Glace aber gemundet. Es könnte ruhig noch eines mehr sein. Zufrieden und Glücklich verlassen wir nach drei Stunden den Einkaufspalast wieder. „Wo ist denn mein Helm versteckt? Und wo ist der Helm von Sina? Und wo ist der Rucksack von Noemi?" All diese Fragen prasseln auf uns ein, als wir wieder beim Leggero sind. Im ersten Moment bin ich verwirrt und versuche mich zu erinnern, wo wir die Sachen verstaut haben. Natürlich, wir haben alles in den Leggero gelegt und dann das Verdeck verschlossen. Wir stellen alles auf den Kopf. Die Sachen sind weg! Ein bitterer Abschluss dieses schönen Tages. Zu Fuss kehren wir zur Marina zurück, da wir keine erneute Busse wegen Fahren ohne Helm einfangen wollen.
Beim Veloständer der Marina angekommen, rät uns ein Segler dringend, unseren Veloanhänger nicht ohne gutes Schloss über Nacht hier zu parkieren… Nach unseren heutigen Erlebnissen verstehen wir das sogar. Es gibt nur eine Möglichkeit: Der Leggero muss zurück aufs Schiff, denn wir haben kein Schloss für ihn. Wir hatten die letzten zwei Jahren nie eins gebraucht…
 
Ich schaue bei John auf der SOKARI vorbei, bevor ich am heutigen Morgen an Land paddle. Er hat uns gestern geholfen den Leggero zurück zum Schiff zu bringen. Er hat mir auf der kurzen Fahrt viele Infos über den Norden von Australien gegeben, die ich noch einmal hören möchte. Zusammen mit seiner Frau hat John die Strecke nach Darwin bereits etliche Male gesegelt und entsprechend gross ist sein Wissensschatz. Schnell ist eine Stunde verflossen, doch alle Tips sind wichtig für uns. Mit vielen Infos im Rucksack und dem Angebot uns beim Grosseinkauf mit dem Auto zu helfen, starte ich in den Tag.
Nach etlichen Fahrradkilometern und dem Rucksack voller Ersatzteile, starke Drahtseile für Dingi und Leggero, Bücher und Post kehre ich gegen Mittag aufs Schiff zurück. Es riecht bereits fein, als ich an der Badeplattform festmache. Ich freue mich auf das Mittagessen und auf meine vier Mädels.
Die Arbeit lassen wir am Nachmittag ruhen. Jetzt wollen wir endlich in die Lagune eintauchen. Badetücher, Sändelisachen und das Nachtessen sind bereits gepackt. Alleine sind wir natürlich nicht. Jeder freie Platz rund um die Lagune ist belegt. Schattenplätze gibt es leider nicht viele. Nicht etwa weil alle belegt wären. Nein, es gibt einfach nicht viele davon. Die Touristen sind wegen der Sonne hier und nicht wegen dem Schatten. Viele sind am lesen: Romane, Zeitschriften oder was man eben im hart verdienten Urlaub zum Lesen mitnimmt. Bei uns sieht die Lektüre etwas anders aus. Wir bereiten die Listen für den Grosseinkauf vor. Dieser will gut geplant sein, denn die Lebensmittel müssen für ein halbes Jahr reichen. Einfach durch die Gestelle schlendern liegt da nicht drin.
 
Wir sind bereit für den nächsten grossen Einkauf unserer Reise. PANGAEA liegt gut vertäut in ihrem Liegeplatz in der Marina. Für eine Nacht haben wir den Platz gebucht. Alle Lebensmittel mit dem Dingi zum Schiff zu transportieren ist uns zu unsicher und zu gefährlich. Aus diesem Grund die Box in der Marina.
Es ist Neun Uhr, als wir den „Cash and Carry - wholesale" betreten. Schon bald verlieren wir uns zwischen den Gestellen, die bis unter die Decke der Lagerhalle reichen. Leider ist dieser CC nicht sonderlich gut organisiert und das Suchen bestimmter Artikel nimmt viel Zeit in Anspruch. Die Zeit vergeht schnell. Schon bald beginnen unsere Mägen zu knurren. Kein Wunder, beim Anblick all der feinen Sachen. Wir müssen eine Pause einlegen. Wir lassen unsere Einkaufswagen einfach stehen und machen es uns vor dem CC an einer Tischbank bequem. Mittagessen während dem Einkaufen. Das hat es auch bei uns noch nie gegeben!
Endlich ist das meiste auf der Liste auf unseren Wagen aufgestapelt. Nur noch kurze Zeit bis drei Uhr, dann wird John mit seinem Auto hier sein. Jetzt fällt mir ein, dass ich ihn gar nie gefragt habe, was für ein Fahrzeug er eigentlich hat. Ob all unsere Waren darin Platz finden? Wir haben Glück und das Auto von John ist ein Kombi. Als alles geladen ist, berührt das betagte Fahrzeug am Heck fast die Strasse.
Die grossen, stabilen Handwagen der Marina sind auf der steilen Rampe zum Schwimmsteg fast nicht zu halten. Bloss aufpassen, dass keine Wagenladung im Wasser landet. Wohlbehalten bringen wir alles an Bord und deponieren es vorläufig im Salon. Ein Durchkommen ist fast nicht mehr möglich.
Einmal mehr heisst es Abends die Annehmlichkeiten einer Marina zu nutzen. Wäsche waschen und duschen mit heissem Wasser im Überfluss. Es wird spät an diesem Abend, bis auch wir Erwachsenen in den Kojen liegen.
 
Bevor der Supermarkt am Morgen öffnet, stehe ich bereits vor seinem Eingang. „Are you going to the outback?" „No, I'll sail through the Indian Ocean." Ich werde die Augen der Kassiererin nie vergessen, als ich mit zwei Wagenladungen Cornflakes, Chips und Tomatenbüchsen an der Kasse des Supermarkes anfahre. „Do you need assistance to bring your stuff to your car?" „No, I'll put everything in my bike trailer. Thank you." Die Augen der guten Dame werden noch grösser, als sie das gelbe Gefährt vor dem Laden stehen sieht und nachdem all meine Einkäufe darin verstaut sind. Was denkt sie wohl über die Auswahl der Produkte? Sie kann ja nicht wissen, dass wir bereits einen Grosseinkauf getätigt haben.
PANGAEA liegt immer noch in der Marina. Die meisten Einkäufe sind getätigt und auf dem Schiff deponiert. Es wird Zeit, wieder zum Ankerplatz zu wechseln. Vorher soll aber die Riff-Flotte die Marina verlassen. Wir haben keine Lust, mit den Touristenbooten den engen Platz auf dem Wasser zu teilen. Um halb Zehn sind alle weg.
Das Einkaufen ist eine Sache. Alle Sachen im Schiff zu verstauen ist eine andere, zeitraubende und anstrengende Angelegenheit. Schliesslich wollen wir eine gewisse Übersicht bewahren und nicht jeden Tag die gleichen Büchsenbohnen konsumieren. Den ganzen restlichen Tag sind wir damit beschäftigt. Wow, haben wir das wirklich alles eingekauft?
 
Was uns jetzt noch fehlt, sind frisches Gemüse und Obst. Das besorgen wir in aller Früh auf dem Bauernmarkt. Einen ganzen Einkaufswagen füllen wir mit Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, Äpfeln, Süsskartoffeln, Gurken, und, und, und. Wir verzichten darauf, den ganzen Inhalt in den Leggero umzuladen. Es ist einfacher, den ganzen Einkaufswagen durch die Strassen zum Dingi zu stossen. Die vielen Touristen, die uns begegnen schauen uns nur verwundert nach.
Alle Lebensmittel sind verstaut und die Vorratslisten nachgeführt. Alle Reparaturarbeiten sind ausgeführt und alle Ersatzteile an Bord untergebracht. Einzig den Fäkalientank haben wir nicht erhalten. Diesen lassen wir uns per Post nach Darwin schicken. Ob er dort ankommen wird?
Vom Touristenstrudel haben wir uns nicht mitreissen lassen. Für die vielen Flyers und Prospekte haben wir trotzdem Verwendung: Die schönen Bilder werden schon bald selbst gestaltete Briefumschläge und Briefpapier zieren.
 
Den letzten Tag verbringen wir noch einmal mit Ausruhen an der Lagune und mit langen Telefonaten in die Schweiz. Es ist schön, wieder einmal vertraute Stimmen zu hören. Jetzt sind wir bereit für die Weiterfahrt!
 
Einfahrt Cairns
 
 
 
 
 
Gaudi
 
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