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19.08. - 31.08.2004

 
„Darwin Quarantine, Darwin Quarantine this is sailing yacht PANGAEA, PANGAEA. Do you copy?" - Keine Antwort. „Darwin Quarantine, Darwin Quarantine this is sailing yacht PANGAEA. Do you copy?" - Keine Antwort. Irgendwie bin ich erleichtert, doch das Problem ist damit noch nicht beseitigt.
Die Gezeitentabelle liegt bereit. Wann können wir am einfachsten und Kräfte schonendsten an Land? Einmal mehr ist Slackwater gefragt. Wir sehen vom Schiff aus die langgezogene Pier, die auf unzähligen Pfeilern steht. Die Rucksäcke und ein Fahrrad sind für den ersten Landgang bereit. Wir wollen uns einen ersten Überblick über den neuen Ort zu verschaffen, den Beinen ein wenig Auslauf gönnen und die ersten Besorgungen erledigen.
Mit kräftigen Ruderzügen fahren wir der Pier entgegen. Wir suchen uns einen Durchgang durch die unzähligen Pfosten. Mit unseren Händen können wir fast die Fahrbahn erreichen, so hoch steht das Wasser. Gedämpft werden unsere Stimmen von der Pier zurückgeworfen als wir uns genau unter ihr befinden. Gleich hinter den Pfosten finden wir einen kleinen Schwimmsteg. Bereits hängen viele Dingis dort vertäut. Wir reihen unseres in die bunte Schar und erklimmen den langen Zugangssteg, der jetzt fast waagerecht zur Pier hoch führt.
Welche Richtung sollen wir einschlagen? In einem unserer Segelbücher haben wir gelesen, dass am Ende der Pier Duschen zu finden sind. Das ist genau das, wonach mir jetzt steht, eine erfrischende Dusche. Schon nach wenigen Schritten kommen wir zur grossen Lagerhalle, die uns mit ihrer Dachaufschrift in Darwin begrüsst hat. Wir haben aufgestapelte Kisten und Säcke in der Lagerhalle erwarten, doch hier werden keine Waren mehr gelagert. Im Innern der Halle reiht sich eine Imbissbude an die nächste und auf dem Vorplatz sind Stühle und Tische zu finden. Trotz der Umnutzung sind an der Pier etliche Fischerboote und Schlepper vertäut und füllen ihre Tanks mit Treibstoff. Duschen finden wir leider keine.
Das Zentrum von Darwin liegt unweit der Pier. Wir brauchen nicht einmal der unfreundlichen Strassen zu folgen. Ein historischer Pfad führt steil zwischen Neubauten hindurch auf das Plateau, wo sich das eigentliche Zentrum befindet. Von einem nahen Park dringt Kinderlachen und Kindergeschrei zu uns herüber. Was mag dort vor sich gehen? Neugierig bleiben wir stehen. Zwischen den Bäumen erkennen wir einen kleinen Lieferwagen mit der Aufschrift „Fun Bus". Auf der grossen Rasenfläche, unter den Schatten spendenden Bäumen, sind die verschiedensten Angebote für Kinder zu finden: Basteln, Malen, Spielen. „Eintritt frei. Wollen Eure Kinder nicht auch mitspielen?" Was für ein Angebot. Jeden Freitag bietet diese Einrichtung der Stadt den Kindern einen spielerischen Plausch an. Unsere Kinder sind begeistert. Sie haben eine Abwechslung mit vielen anderen Kindern verdient. Ich schwinge mich auf den Sattel meines Fahrrades und brause los Richtung Stadt.
Wo sind Zoll, Quarantäne, Postamt und Supermarkt zu finden? Die Touristeninformation ist für solche Fragen immer die beste Anlaufstelle. In einer belebten Einkaufsstrasse finde ich einen kleinen Infostand und erhalte die gewünschten Infos. Nur wo sich die AQIS befindet, kann mir die Dame nicht sagen.
Die restlichen Orte liegen in unmittelbarer Nähe und schon bald stehe ich am Schalter der Post. „Is there some mail for Manhart?" Die Dame am Schalter tippt den Namen in ihren Computer. Ihre Augen weiten sich. „There is a lot of mail for you!" Sie sucht all die Briefe und Pakete zusammen. Es sind so viele, dass nicht alles in der Velotasche Platz findet und noch einiges in den Rucksack wandert. Wow! Susan und die Kinder werden sich freuen.
Nächster Halt Customs. Der Zoll wird sicher wissen, wo die Quarantäne zu finden ist. Am Schalter erklärt mir der freundliche Beamte, dass die AQIS in Darwin lediglich zwei Büros habe. Eines befindet sich im Flughafen und das andere im Gelände des neuen kommerziellen Hafens. Beide Stellen sind duzende von Kilometern entfernt. Viel zu weit für mich und mein Fahrrad. Ich bekomme eine Telefonnummer, bei der ich anrufen soll. Beim nächsten Münztelefon wähle ich die Nummer und werde mit einer netten Stimme aus der Dose verbunden. Nicht einmal eine Mitteilung kann ich hinterlassen. Ich gebe auf. Wenn das so ein Aufwand und Krampf ist, mit der AQIS in Verbindung zu treten, dann vergessen wir das ganze doch einfach. Ich habe mein Möglichstes getan, um mit der Amtsstelle in Verbindung zu treten.
Auf dem Rückweg zum Park fahre ich an diversen Supermärkten und einem kleinen Spielplatz vorbei. Als ich im Park ankomme, helfen meine vier Damen gerade dem Fun Bus die Spielsachen zusammen zu räumen und im Lieferwagen zu verstauen. Die anderen Kinder und Eltern sind bereits aufgebrochen. Vielleicht sind wir am nächsten Freitag noch hier. Dann werden wir früher im Park sein.
Der kleine Spielplatz in der Einkaufsstrasse ist nicht der optimale Platz für ein Mittagessen, doch er ist mit einem riesigen Dach überspannt und liegt damit im Schatten. Es herrscht reges Treiben um uns herum. Es scheint ein beliebter Ort für Touristen zu sein. Entsprechend ist das Angebot in den Geschäften: Souvenirs, Schmuck, Kleider und Kunstartikel. Das Angebot ist riesig und die Preise sind hoch. Ein Einkaufsbummel durch einen der Supermärkte schliessen den Nachmittag ab. Seit langem mal wieder ein Glace. Aber nicht ganz so gross wie auf Thursday Island...
Es wird Zeit, an die Rückkehr zum Schiff zu denken, wollen wir nicht gegen die Strömung ankämpfen müssen. Nicht mehr weit, dann sind wir bei der Pier. Wir können bereits den Schwimmsteg erkennen. Doch wo ist unser Beiboot? Es ist nirgends zu sehen. Hat da jemand lange Finger bekommen? Ich beschleunige meine Schritte und eile die jetzt steile Rampe zum Steg hinunter. Das Wasser ist um sage und schreibe sieben Meter tiefer als bei unserer Ankunft am Morgen. Jetzt erkenne ich unser Dingi. Es hat sich hinter diversen anderen, grossen Booten versteckt und war aus der Ferne nicht zu erkennen. Mir fällt ein Stein vom Herzen.
Die Fahrbahn der Pier schwebt neuen Meter über uns. Die unzähligen Pfosten stehen dünn und lang im Wasser. Sie sind dicht mit messerscharfen Muscheln bewachsen. Es ist faszinierend, welche immensen Höhenunterschiede das Wasser hier aufweist und was für Leben die Gezeit hervorbringt.
 
Die Füsse und Beine haben ein wenig Auslauf erhalten und so können wir ohne weiteres einen Schiffstag einlegen… Es gibt wieder einiges an Bord zu Tun. Auf mich wartet der Motor. Kurz vor Darwin signalisierte die Spannungsanzeige, dass der Alternator die Batterien nicht mehr lädt. Ich will der Sache auf den Grund gehen. Wahrscheinlich ist nur ein Kabel lose oder der Keilriemen gerissen. Es dauert eine Weile, bis ich alle Sachen rund um den Motor entfernt habe und die Abdeckungen öffnen kann. Ein erster kurzer Blick auf die Lichtmaschine verrät, dass die Kabel und auch der Keilriemen in Ordnung sind.
Bewaffnet mit dem Voltmeter begebe ich mich auf Fehlersuche. Alle Drähte und Kabelschuhe sind in Takt. Der Regler ist bei dieser Lichtmaschine im Gehäuse eingebaut, kann also durchaus die Fehlerquelle sein. Das ganze Ding muss zur Überprüfung in eine Werkstatt und ich baue es aus.
Ich krame den Ersatzalternator hervor. Bauen wir doch diesen ein. Aber wie muss der Regler angeschlossen und verdrahtet werden? Ich wälze Bücher und Anleitungen und schliesse alle Drähte an. So sollte es funktionieren. Starten wir den Motor. Die Maschine springt an. Wenige Sekunden später würgt es den Motor ab, wie wenn man beim Auto auf die Bremse steht und gleichzeitig die Kupplung los lässt. Unser Motor hat aber keine Bremse! Ist der Alternator etwa nicht richtig angeschlossen und wirkt als gigantische Bremse? Liegt der Fehler in meiner Verdrahtung oder ist dieser Alternator ebenfalls defekt? Ob ich einen oder zwei Alternatoren in die Werkstatt trage spielt wohl keine grosse Rolle und ich baue den Ersatzalternator wieder aus.
Es ist kaum zu glauben, wie schnell die Zeit bei einer so kleinen Arbeit vergeht. Mehrere Stunden hat die ganze Sache in Anspruch genommen und mich ganz arg ins Schwitzen gebracht. Eine Dusche wäre jetzt schon eine feine Sache, doch wir haben immer noch keine an Land gefunden.
Susan und die Kinder haben in der Zwischenzeit das Schiff aufgeräumt und geputzt. Jetzt sitzen sie am Salontisch und kreieren einmal mehr die schönsten Kunstwerke auf Papier. Mit den Händen habe ich für heute genug gearbeitet. Ich vertiefe mich in die diversen Darwin Prospekte und unser Australienbuch.
Die ersten Europäer, die im Nordterritorium ihre Spuren hinterliessen, waren holländische Seefahrer, die im 17. Jahrhundert bis zur Nordküste Australiens gelangten und einige Gebiete nach ihren Schiffen benannten. Die nächsten zweihundert Jahre interessierte sich niemand für die abgelegene, unwirkliche Küste, bis die Briten zu Anfang des 19. Jahrhunderts befürchteten, Franzosen oder Holländer könnten ebenfalls australische Kolonien etablieren. So gründeten sie Niederlassungen in West-Australien und im hohen Norden. Die ersten Siedlungsversuche scheiterten. An einigen Orten wehrten sich die Aborigines heftig gegen die Invasion. Das tropische Klima, Moskitos und Fieber taten ein übriges. Weitere Versuche folgten, scheiterten aber ebenfalls an den für die Briten ungewohnten Umweltbedingungen.
1839 ging die HMS Beagle in einem grossen Naturhafen an der Nordküste vor Anker. An Bord befand sich auch Charles Darwin. Ihm zu Ehren wurde der Hafen Port Darwin genannt. Heute ist sie die Hauptstadt und der wichtigste Hafen des Northern Territory. Für uns ist Darwin der Endpunkt am Festland von Australien und das Sprungbrett in den Indischen Ozean.
 
Es ist Sonntag Morgen und wir möchten seit langem mal wieder einen Gottesdienst besuchen. Der Morgen dämmert, als ich mit dem Beiboot bereits zum Steg unterwegs bin. Geladen habe ich den Leggero und das zweite Fahrrad. Die Distanzen sind halt doch etwas gross für die kurzen Kinderbeine.
Es ist einige Zeit her, seit wir das letzte Mal den Veloanhänger an Land hatten. Wie ich das Ding zusammensetzen muss, weiss ich aber mittlerweile im Schlaf. Schale umdrehen, Deichselschraube durch das Rad stecken und anschrauben… Was ist denn jetzt los? Die Schraube beim zweiten Rad klemmt und ich kann sie nicht ganz anziehen. Sicher ist etwas Schmutz ins Gewinde geraten. Ich versuche die Schraube wieder zu lösen. Sie dreht durch! Oh nein! Das Rad sitzt noch nicht ganz fest und lottert auf der Achsschraube. So will ich mit dem Anhänger nicht durch die Gegend fahren.
Geschwind baue ich das Verdeck auf und klappe das zweite Fahrrad auseinander. Im Moment kann ich nichts unternehmen, ich brauche Werkzeug um am Leggero weiter zu kommen und das ist alles an Bord…
Zwei Stunden später ist die ganze Familie an Land. Ich versuche fieberhaft, mit Schraubenzieher, Zange, Bohrmaschine und diversen anderen Werkzeugen, die Deichselschraube dazu zu bewegen, entweder vor oder zurück zu drehen. Vergeblich! Sie dreht lose durch und lässt sich weder lösen noch anziehen. Sollen wir den Anhänger stehen lassen? Das würde unseren Bewegungsradius um einiges einschränken. Wollen wir es mit dem lottrigen Rad versuchen? Es bleibt uns nichts anderes übrig.
Sina darf im Sitz oberhalb des lädierten Rades Platz nehmen, da sie die leichteste ist. Und Papa wird eingeschärft, dass er nicht durch die Gegend rasen darf. Gar nicht so einfach, wenn die Beinenergie so lange aufgestaut wurde.
Der Vormittag ist bereits weit vorgerückt, als wir endlich losfahren und der Gottesdienst ist bereits zu Ende, als wir bei der Kirche unserer Wahl vorfahren. Schade. Die Kinder und auch wir haben uns auf diese Zeit gefreut. Nur noch ein paar wenige Kirchgänger sind auf dem Vorplatz anzutreffen. Wir stehen etwas ratlos bei unseren Rädern, als wir von einer Gruppe älterer Damen angesprochen werden. Sie wollen natürlich wissen, woher wir sind, ob wir im Urlaub sind und ob wir etwas bestimmtes suchen. Wir erzählen ihnen, dass wir aus der Schweiz sind, auf einem Segelschiff leben und heute eigentlich zur Kirche gehen wollten. Nun sind wir auf der Suche nach einem Schwimmbad. Wir brauchen dringend eine Abkühlung.
Eine Dame erklärt uns den Weg in eines der öffentlichen Pools. Dann überlegt sie einen Moment. „Ihr könnt natürlich auch zu mir nach Hause kommen und in mein Pool springen." Was für ein Vorschlag! Wir sind der Dame wildfremd und sie kennt uns noch keine fünf Minuten. Sie schreibt ihre Adresse auf unseren Stadtplan und verabschiedet sich. „See you later!" Wir sind etwas verwirrt und wissen nicht so recht, ob wir diese Einladung wirklich annehmen dürfen. Nun, das öffentliche Pool liegt in der Nähe ihrer Adresse, also fahren wir mal in diese Richtung.
Bei unserer Fahrt durch die Strassen der Stadt fällt uns auf, dass mehrheitlich moderne Bauten zu sehen sind. Die ursprüngliche Pionierstadt ist nur noch vereinzelt zu sehen und zu spüren. Der Grund dafür liegt wohl daran, dass Darwin in seiner kurzen Geschichte schon mehrmals fast völlig zerstört wurde. Die letzte grosse Katastrophe trat ein, als sich am 20. Dezember 1974 über der Timor See ein tropisches Tief bildete. Dieses vertiefte sich immer mehr und entwickelte sich innert weniger Tage zum Wirbelsturm. Am 24. Dezember änderte der Orkan seinen Kurs und driftete genau auf Darwin zu. Weil Weihnachtsabend war, achteten viele Einwohner der Stadt nicht auf das Wetter. Die zerstörerischen Winde vernichteten praktisch ganz Darwin und am Weihnachtsmorgen waren die meisten der 48000 Einwohner obdachlos.
Dreissig Jahre später ist von der Zerstörung nichts mehr zu sehen. Überall entstehen neue Bauten und verändern das Aussehen der Stadt. Von der Fahrbahn getrennte Fahrradstreifen gestalten das Velofahren sehr angenehm und wir kommen zügig voran. Plötzlich staut sich der Verkehr und am Strassenrand reiht ich ein Fahrzeug an das nächste. Überall sind Familien mit Kindern zu sehen. Wir wundern uns: Sind in Darwin jeden Sonntag so viele Familien unterwegs? Nein, aber heute ist der Kindertag im alljährlich stattfindenden Darwin Festival: The Teddy Bears' Picnic. Sollen wir bleiben? Wir haben doch die Einladung für den Sprung ins kühle Nass! Wir vernehmen, dass das Picnic nur einmal im Jahr stattfindet und nur bis zum Mittagessen dauert. Wir stürzen uns ins Gewühl.
Unseren Kindern herrscht zu viel Rummel und sie beschränken sich aufs Schauen. Alleine mit den Augen gibt es schon viel zu sehen. Jedes Kind hat sein Schmusetier mit dabei und das Schmusetier Nummer Eins ist und bleibt der Teddybär. Ein Picnic mit allem Drum und Dran nur für ihn und seine Besitzer. Es gibt sogar ein Sanitätszelt nur für die Bären. Fachgerecht werden sie verbunden und verarztet.
Lange dauert der Anlas leider nicht mehr und wir sitzen schon bald wieder auf unseren Sätteln. Dutzende von Kinder- und Erwachsenen Augen starren uns interessiert nach, als wir losfahren. Noemi im Tragtuch auf dem Rücken von Susan und der gelbe Leggero Cuatro bleiben ein Blickfang.
Es ist nur noch ein kurzes Wegstück, dann biegen wir in die Strasse unserer Gastgeberin ein. Die Nummer sieben ist leicht zu finden. Das kleine Haus steht in einem dichten Urwald aus grünem Farn und Palmen. Wir klopfen an die Eingangstür. Nichts rührt sich. Susan entdeckt ein Blatt Papier unter dem Schuhvorleger: „To the Swiss Boat Family." Judy will, dass wir uns wie zu hause fühlen, das Pool benutzen und es uns im Haus gemütlich machen. Sie sei bei Freunden zum Mittagessen eingeladen und hoffe, uns am Nachmittag noch anzutreffen… Wir sind sprachlos.
Die Abkühlung im kleinen Pool tut gut, auch wenn das Wasser lediglich 22° warm ist. Das grüne Blätterdach über dem Bad lässt uns vergessen, dass wir mitten in der grössten Stadt im Norden von Australien sind und gleich hinter den Stadtgrenzen das Outback beginnt.
Eine weitere Attraktion von Darwin wartet auf uns, der Mindil Beach Market. Wir sind gerade dabei, unsere Badesachen zusammen zu räumen, als Judy nach Hause kommt. Sie lädt uns ein, jederzeit wieder bei Ihr vorbeizuschauen. Sie arbeite den ganzen Tag, aber wir dürfen ungeniert einfach in den Pool hüpfen und das Haus benutzen. Sie zeigt mir sogar, wo sich der Hausschlüssel befindet! Bei mir fängt es an zu denken: Würde ich einer wildfremden Familie gegenüber so gastfreundlich sein und ihnen sogar mein Haus überlassen?
Der Fuss- und Radweg führt der Küste entlang. Schon von weitem können wir die Didjeridu-Klänge vernehmen. Wir sind gespannt auf den Markt und tauchen kurze Zeit später in die diversen Marktstände ein. Vor allem Handwerkskunst wird angeboten und es ist schnell ersichtlich, dass dieser Markt voll und ganz auf Touristen ausgerichtet ist. An diversen Essbuden kann man sich vor allem mit Happen aus der asiatischen Küche eindecken.
Ein Musikerpaar zieht uns in ihren Bann. Mit einfachsten Instrumenten und einem Didjeridu breiten sie einen unglaublich rhythmischen Klangteppich aus. Es ist ein Ohrenschmaus ihnen zuzuhören. Der Takt geht direkt ins Blut.
 
Nach diesem erlebnisreichen Sonntag ist es nun wieder an der Zeit, uns dem Schiff und den Vorbereitungen für den Indischen Ozean zu widmen. Susan bleibt mit den Kindern an Bord und bereitet alles für die grosse Wäsche vor. Ich packe die beiden Alternatoren in die Velotasche und mache mich auf die Suche nach einem Autoelektriker. Unweit des Stadtzentrums werde ich fündig. Die beiden Alternatoren werden nacheinander auf die Prüfmaschine gespannt.
Der Ersatzalternator funktioniert tadellos. Lediglich der Regler ist dem Mechaniker unbekannt und er schlägt mir vor, einen neuen einzubauen. Er erklärt mir, wie ich ihn anschliessen muss. Eine Fehlerquelle von dieser Seite ist somit ausgeschlossen. Der andere Alternator zeigt auch auf dem Prüfstand keine Spannung an. Hier muss im Innern etwas defekt sein. Der Mechaniker verspricht mir, das Ding am nächsten Tag auseinander zu nehmen.
Zurück auf dem Schiff beginne ich sogleich damit, den Alternator und den Fäkalientank einzubauen. Der Tank war gegen unsere Erwartung tatsächlich nach Darwin geliefert worden. Das Installieren von ihm ist eine kurze Sache, denn alles ist vorbereitet. Der Alternator braucht etwas mehr Zeit.
Genau nach der Beschreibung des Mechanikers schliesse ich die Drähte an. Es pfeift ohrenbetäubend, nachdem ich den Motor gestartet habe und der Motor ist kurz davor, wieder abgewürgt zu werden. Was ist jetzt schon wieder falsch? Ich schnappe mir das Voltmeter und messe alle Anschlusspunkte. Ich werde tatsächlich fündig. Die Klemmen die ich für den Regler gewählt haben, weisen gegenüber der wirklichen Batteriespannung einen erheblichen Spannungsabfall auf. Dem Regler wird damit vorgegaukelt, die Batterien hätten ständig 11 Volt entgegen der 14 Volt, wenn der Alternator am laden ist. Der Alternator versucht nun, den höchst möglichen Strom zu liefern. Das Resultat ist ein schleifender, pfeifender Keilriemen und ein Motor der fast abgewürgt wird. Nach ein wenig Denkarbeit schliesse ich den Regler anders an und siehe da, es funktioniert!
 
Diverse Segler haben uns von der Fanny Bay und seinem Yacht Club vorgeschwärmt. Wir haben uns entschieden, mit dem Schiff ebenfalls dorthin zu wechseln. Im Yacht Club soll es möglich sein zu waschen und wir haben einen riesigen Berg schmutzige Wäsche. Wir malen uns bereits aus, wie sie in den Maschinen sauber wird, sich unsere Kinder auf dem Spielplatz vergnügen und wir an der Bar des Clubs einen kühlen Drink zu uns nehmen. Den Leggero und das kleine Fahrrad belassen wir in der Frances Bay. Ich werde sie mit meinem Velo in die Fanny Bay transportieren.
Wir haben die Gezeitenhöhen für die nächsten Tage genau berechnet, damit wir in der Bucht so nahe wie möglich am Ufer ankern können. Als sich die Kette spannt und wir in der Fanny Bay sind, befindet sich der Yacht Club lediglich 0.8 Seemeilen von uns entfernt. Die 1.5 Kilometer werden wir mit unserem Dingi locker zurücklegen.
Das Dingi ist beladen mit Wäsche, Fahrrad, Kindern und Ehefrau. Meine anfänglich kräftigen Padelbewegungen werden immer langsamer. Ist es noch weit? „Du häsch scho fascht d'Helfti!" Die Ruderpartie wird zum Fitnessprogramm. Ich stelle mir vor, wie ich mich an Land auf das Fahrrad schwinge und quer durch die Stadt radeln werde…
Wo sind denn die Waschmaschinen zu finden? Man weist mir den Weg in ein anderes Gebäude. Hier finde ich in einer Abstellkammer das Gesuchte. Susan füllt sogleich die erste Ladung in den Automaten, ich hole die letzen Dinge aus dem Dingi vom Strand zum Club hoch. „Da chunt ja gar kei heisses Wasser" begrüsst mich Susan, als ich wieder zurück bin. Unsere Traumvorstellung vom Wäsche Waschen und dem kühlen Drink an der Bar blättert immer mehr ab. Wie soll das weiter gehen? Mit kaltem Wasser wird unsere Wäsche nie sauber.
Wir beschliessen für den nächsten Tag das Angebot von Judy in Anspruch zu nehmen, ihre Waschmaschine zu benutzen. Sie wohnt nämlich unweit des Yacht Clubs. Es ist zwar auch nur eine Maschine, dafür mit heissem Wasser und einem Pool zur Abkühlung gleich neben an. Jetzt heisst es aber erst einmal durch die Stadt radeln und den Leggero holen.
Dem Sportprogramm noch nicht genug, heisst es am Abend mit der ganzen Ladung gegen Wellen und Wind wieder zurück zum Schiff rudern. Was haben wir uns da für einen Platz ausgesucht. Warum nur haben wir uns von den anderen Seglern überreden lassen?
 
Der ganze nächste Tag steht im Zeichen der Wäsche. In Eimern weichen wir unsere schmutzigen Sachen ein, um sie von dort in die Maschine zu bugsieren. Erstaunlich, was für eine Farbe Wasser annehmen kann… Unsere Mädels vergnügen sich beim Spiel und beim Planschen im Pool. Für uns Erwachsene gibt es erst nach getaner Arbeit eine Abkühlung. Die geniessen wir dafür um so mehr.
Während dem Tag reift der Entschluss, noch an diesem Abend zurück in die Frances Bay zu fahren. Der Yacht Club bietet uns nicht, was wir uns erträumt haben und vor allem ist der Weg an Land viel zu weit. Uns ist der schnelle Zugang in die Stadt wichtiger, als ein kühler Drink an der Bar.
Die Sonne verschwindet gerade hinter der Silhouette der Hafenanlage, als der Anker wieder an der exakt gleichen Stelle in der Frances Bay fällt. Susan hat auf dem Weg hierher bereits mit dem Aufhängen der noch feuchten Wäsche begonnen. Die Sitzbezüge flattern lustig im Wind. Unser Ausflug ist zu Ende…
 
Bereits sind eine Woche vergangen, seit wir in Darwin an Land gegangen sind. Unsere Kinder freuen sich auf den Spielmorgen mit dem Fun Bus. Papa darf erneut durch die Stadt radeln und den Leggero in der Fanny Bay abholen... Auf dem Rückweg heisst es die restliche Wäsche bei Judy abholen und den neuen Alternator in der Werkstadt abholen. Der alte war schlicht und einfach durchgebrannt. Ein Ersatzalternator ist uns aber wichtig, darum haben wir uns für einen neuen entschieden. Ein weiteres Loch in der schon arg strapazierten Reisekasse.
Meine „Tour de Darwin" hat einmal mehr länger gedauert, als gedacht. Der Spielplausch ist bereits zu Ende, als ich wieder beim Park vorfahre.
Es wird Zeit, unser Kühlfach und unser Gemüse/Früchtegestell zu füllen, wenn wir noch im August Darwin verlassen wollen. Am liebsten würden wir auf einem Bauernmarkt einkaufen, doch in Darwin ist das ein schwieriges Unterfangen. Agrarprodukte werden hier praktisch keine angebaut. Alles wird aus dem Süden und Osten nach Darwin gekarrt. Entsprechend sind Gemüse und Früchte gekühlt. Das heisst für uns, dass wir die Sachen nicht lange lagern können. Also nehmen wir, was wir bekommen können und stürzen uns in die Supermärkte.
 
Was haben wir von Darwin eigentlich gesehen? Wir müssen gestehen: Noch nicht sehr viel. Die meiste Zeit haben wir damit verbracht, das Schiff für die Weiterfahrt vorzubereiten. Wir beschliessen, mit den Rädern noch einmal einen Ausflug zu unternehmen. Wir haben von einem Markt gehört, auf dem es auch Früchte und Gemüse geben soll.
Leider ist der Markt was die Frischprodukte angeht ein Reinfall. Dafür kommen wir noch einmal in den Genuss des schon gehörten Didjeridu-Ensembles. Unser Weg führt uns vorbei an der Fanny Bay in den Osten von Darwin. Ein künstlich angelegter Weiher und grosser Spielplatz lädt zum Verweilen ein.
Für das Abendessen haben wir uns etwas spezielles vorgenommen. Ganz nach dem Motto: „Sie haben uns nicht gefressen, nun essen wir sie" wollen wir ein Krokodil auf dem Teller finden. An der Pier wo unser Dingi vertäut ist, haben wir eine Essbude gefunden, die das Gewünschte anbietet. Mit skeptischem Gesicht beissen wir in das panierte Stück Krokodil. Im ersten Moment haben wir den Eindruck, wir essen Fisch, doch das Fleisch hat eher die Zähigkeit von Rindfleisch und weisst einen süsslichen Geschmack auf. Es war interessant, davon zu kosten. Ein Krokodil als Notproviant nehmen wir aber nicht mit an Bord.
 
Es ist noch dunkle Nacht. Ich radle durch die menschenleeren Strassen. Etwa zehn Kilometer von Zentrum entfernt findet heute Sonntag Morgen ein weiterer Markt statt, der uns von Einheimischen empfohlen wurde. Dorthin bin ich unterwegs. Schwer beladen stehe ich drei Stunden später wieder auf dem Schiff. Die Morgendliche Fahrt durch die Stadt hat sich gelohnt. Bleibt nur zu hoffen, dass die frischen Sachen einige Wochen halten.
Heute wollen wir wirklich versuchen den Gottesdienst zu besuchen. Es gelingt uns, fast pünktlich bei der Kirche anzukommen. Nun, es ist schon schwierig genug, mit drei Kindern einen Termin einzuhalten. Kommt dann noch erschwerend dazu, dass die erste Wegstrecke mit dem Paddelboot und zweite Strecke mit dem Fahrrad zurückgelegt werden muss, dann ist eine kleine Verspätung tolerierbar. Die Kinder und Susan kommen in den Genuss der Sonntagsschule. Ich darf dem Gottesdienst beiwohnen.
Wir sind bei Judy zum Mittagessen eingeladen und dürfen diese interessante Person etwas näher kennen lernen. Sie ist Lehrerin für Kinder der Unterstufe. Wir sind neugierig zu erfahren, warum sie uns am vergangenen Sonntag so spontan zu sich in ihr Pool eingeladen habe. „Eine fünfköpfige Familie, die mit einem Segelschiff unterwegs ist, kann nicht sehr gefährlich sein. Jede Person würde ich nicht in mein Haus einladen. Ihr seit übrigens die ersten, die ich so spontan dazu eingeladen habe." Wir staunen!
Wir geniessen die Gastfreundschaft und mir kommt der Bibelvers in den Sinn, den ich heute in der Kirche gehört habe: „Vergesst nicht, Gastfreundschaft zu üben; denn ohne es zu wissen, haben manche auf diese Weise Engel bei sich aufgenommen. (Heb 13,2)"
 
Unsere Weiterreise rückt näher. Diesel tanken, ausklarieren und dann weg. Ungefähr, denn so schnell sind wir wieder nicht. Während dem Tanken taucht der Zoll wie abgemacht am Steg auf und die Formalitäten für die Ausreise werden erledigt. Wir staunen ab diesem Service. Üblich ist es, dass man den Zoll persönlich in ihren Büros aufsuchen muss, um die Papiere für die Weiterfahrt zu erhalten. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen hier in Darwin ist unbeschreiblich.
Auf unserem Schiff sieht es immer noch aus, wie wenn ein Hurrikan durch gebraust wäre. Bevor wir in See stechen, müssen wir etwas Ordnung schaffen. Für mich steht noch eine Sitzung im Internet auf dem Programm. Um die Datenmenge über Funk in Grenzen zu halten, wollen wir die neusten Bilder über Kabel ins Internet senden. In den vergangenen Tagen haben Susan und ich oft Stunden lang vor dem Bildschirm verbracht, um unsere Homepage mit neuen Bildern zu schmücken und auch sonst noch ein paar Änderungen vorzunehmen. Jetzt sind alle Daten bereit und auf eine CD gebrannt. Hoffentlich bemerken unsere Leser das eine oder andere neue Bild.
Das ganze Hochladen wird wahrscheinlich eine oder maximal zwei Stunden dauern. Susan will in dieser Zeit das Schiff fertig vorbereiten. Dann wollen wir den Tag und unseren Besuch in Darwin gemeinsam abschliessen. Nach zwei Stunden sitze ich immer noch vor dem Bildschirm und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Datenmenge ist etwas grösser als gedacht und die Verbindung nicht übermässig schnell. Geduld also.
Es ist bereits dunkel, als ich endlich nach über fünf Stunden vor der Glotze mit der Arbeit fertig bin. Jetzt noch schnell die letzten Früchte einkaufen und dann sofort zurück aufs Schiff. Was wird wohl Susan und die Kinder sagen? Alles ist erledigt und eingekauft. Ich biege gerade aus der menschenleeren Einkaufsstrasse auf die Hauptstrasse ein, als ich ein Rufen und Schreien vernehme. Da ruft doch jemand meinen Namen. Das gibt es doch nicht. Dort stehen Susan und die Kinder am Strassenrand. Wie sind sie an Land gekommen? Das Dingi ist doch am Steg vertäut.
Susan hat sich Sorgen gemacht und ein anderes Schiff gebeten, sie und die Kinder an Land zu setzen. Nur durch Zufall haben wir uns hier getroffen. Erleichterung macht sich breit. Geniessen wir jetzt und hier den milden Abend und telefonieren unseren Lieben in der Schweiz ein letztes Mal, bevor wir in See stechen.
Die Zeiger der Borduhr stehen kurz vor Mitternacht, als endlich alles an Bord verstaut ist. Erschöpft fallen wir in die Kojen. Morgen stechen wir in See. Wir brauchen Erholung von unserem Darwin Aufenthalt.
 
Ebbe
 
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NT
 
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