25.07. - 31.07.2004
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Wir verkleinern die Segelfläche und
steuern Ostnordost, nahe am Wind. Ich habe mich entschieden, die ganze
Nacht weiter zu segeln und so auch der Gefahr auszuweichen, die wir
vor uns gesehen haben. Plötzlich wird Flachwasseralarm gegeben.
Doch kurze Zeit später wird das Wasser wieder tiefer. Wir schliessen
daraus, dass wir die Untiefe überfahren haben, die wir bei Sonnuntergang
ausgemacht haben. Kurz vor zehn Uhr abends haben wir 21 Faden Wassertiefe
und es bleibt so tief. Mit grosser Gelassenheit verlassen wir das
Deck und begeben uns zu Bett. |
Wenige Meilen später läuft das Schiff
auf ein Riff und kommt vorläufig nicht mehr frei. Erst 23 Stunden
später, nachdem das Schiff von vielen schweren Sachen befreit
ist, gelingt es uns, das Schiff freizubekommen. In einem nahen Fluss
gehen wir vor Anker und beginnen mit den Reparaturarbeiten." |
Wir schreiben August 1770. ENDAVOUR ist notdürftig
repariert und liegt beim Cape Flattery vor Anker. Vom dortigen Aussichtspunkt
erspäht Captain James Cook eine 16 Seemeilen entfernte Insel
mit einem hohen Berg. Mit einem Beiboot segelt Cook zu dieser nahen
Insel. Er ist auf der Suche nach einer Riffpassage im Osten, um dem
unendlichen Wirrwarr von Riffen und Untiefen endlich zu entrinnen. |
Ohne Aufenthalt am Strand besteigt Cook sogleich
den Berg, mit einem Gemisch von Hoffnung und Angst, ohne zu wissen,
wie dieser Ausflug enden wird. Weiter als mein Auge reicht ist
nur ein Riff von Steinen zu erkennen, an welchem sich die Wellen schrecklich
brechen." Er kehrt zum Strand zurück und übernachtet
dort. Wegen der vielen Eidechsen, die er auf der Insel findet, nennt
er sie Lizard Island. Am nächsten Morgen besteigt er erneut den
Berg. Dunst verschlechtert die Sicht und die Riffe sind nicht mehr
zu erkennen. Er schickt ein Beiboot aus, um einen Durchgang durch
das Aussenriff zu suchen. Sie finden eine Passage und die ENDAVOUR
verlässt daraufhin an dieser Stelle das Barrier Reef. Doch Cook
hat auf seiner weiteren Reise weiter mit Riffen und Untiefen zu kämpfen. |
234 Jahre später stehen wir wie Captain James
Cook auf dem 358 Meter hohen Berg und überblicken die grosse
Weite des Barrier Reefs. Wir können erahnen, wie sich der Navigator
bei diesem Anblick gefühlt haben muss. Vor ihm lag ein Seegebiet
von dem er nur eine weisse Karte besass. Alles war für ihn und
seine Mannschaft unbekannt, jede Meile eine Fahrt ins Unbekannte.
Für uns ist es mit den heutigen detaillierten Karten und den
vielen Seezeichen um einiges einfacher, durch all die Riffe zu fahren
und das sogar bei Nacht. Die Anwesenheit und Gegenwart von James Cook
ist allgegenwärtig. Die meisten Inseln, Kaps, Riffe und Flüsse
sind nach ihm benannt. |
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PANGAEA liegt in der Mrs Watsons Bay bei Lizard
Island vor Anker. Das Wasser ist kristallklar und lädt zum Baden
ein. Wir haben langsam aber sicher Übung darin, unser Faltboot
aufzubauen. Gemeinsam tragen wir es vom Heck zum Bug unseres Schiffes,
wo wir genügend Platz haben. Die Sitzbretter, die Büchse
mit den Splinten und das blaue Schwimmkissen bringen die Kinder nach
vorne. Ich öffne das zusammengefaltet Boot und schiebe das mittlere
Sitzbrett an die richtige Position. Die vier Splinten sind schnell
eingesetzt. Jetzt folgen die beiden Sitzbretter an den Enden. Das
Haltetau befestigt Anina und Noemi hilft das Schwimmkissen in Position
zu bringen. Eins, zwei und drei!" Das Beiboot fliegt über
die Reeling, landet mit einem lauten Knall auf dem Wasser und schwimmt
davon
Anina, s'Seil fescht hebe!" Das macht sie doch
und sie ist damit bereits auf dem Weg zum Heck, um das Tau um eine
der Klampen zu legen. Jetzt fehlen noch die Paddel, dann ist das Beiboot
bereit und wir damit unterwegs zum Strand. |
Susan will unbedingt vor dem Strand das Beiboot
verlassen. Die Flossen und die Taucherbrille hat sie bereits montiert.
Ein kurzer Aufschrei ist noch zu hören, als sie ins Wasser taucht.
Das Wasser ist immer noch nicht so warm. Nur 22°C. Ich verweile
mich mit den Kindern am Strand. An einem schattigen Ort zwischen hohen
Steinen backen wir Sandkuchen und buddeln tiefe Löcher in den
Strand. Nach einem schönen Segelschlag ist das ein gelungener
Tagesabschluss. |
Nach geraumer Zeit taucht auch Susan am Strand
auf. Sie habe riesige Muscheln gesehen und breitet zur Veranschaulichung
die Arme so weit es geht auseinander. Ich schaue sie nur ungläubig
an. Ob sie da nicht ein wenig übertreibt? |
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Auf Lizard Island gibt es eine Riff-Forschungsstation.
Heute soll es dort eine öffentliche Führung geben, die wir
gerne besuchen möchten. Die Station liegt auf der anderen Seite
der Insel und ist nur zu Fuss erreichbar. Schon früh am Morgen
stehen wir am Strand, um die morgendliche Kühle auszunutzen.
Jedes Familienmitglied trägt seinen eigenen Rucksack. Vom Kleinsten
für Sina bis zum grossen Tragrucksack für Papa. |
Der sandige Treck führt uns schon bald ins
Landesinnere, vorbei an einem Süsswasserbrunnen und dann durch
einen grossen Mangrovenwald. Am Wegrand sind viele Infotafeln zu finden,
die wissenswertes über die Tier- und Pflanzenwelt vermitteln.
Ein durchdringendes Geschrei hallt aus dem Dickicht zu uns herüber.
Was für Tiere können einen solchen Lärm vollführen?
Wir sind neugierig und folgen einem schmalen Seitenpfad. Der Lärm
wird immer lauter. Ein Blick in die Baumkronen verrät die Urheber
des Geschreis: Hunderte von Flughunden hängen kopfüber an
den Zweigen und unterhalten sich lautstark. |
Wie wäre es mit einem leckeren Dessert für
das Abendessen? Der Hinterteil der grünen Ameisen soll gemäss
einer Infotafel wie Zitrone schmecken. Oder sollen wir, wie beschrieben,
die Ameisennester in Salzwasser zerquetschen und die milchige Flüssigkeit
als Heilmittel gegen Husten und Grippe verwenden? Wir sind uns in
der Familie bis jetzt noch nicht einig, wer als erstes kosten soll
Wir überlassen den Leckerbissen und das Heilmittel doch lieber
der Urbevölkerung dieses Kontinents. |
Der Erlebnis- und Lernpfad führt uns an immer
neue, unbekannte Dinge heran. Unter anderem finden wir ein Blatt,
welches die Einheimischen als natürliches Schmirgelpapier verwenden.
Sie schleifen damit Speere, Bumerangs und andere hölzerne Gegenstände
glatt. Die Blätter lassen sich an Ort und Stelle befühlen.
Tatsächlich, die Blätter sind rau wie Sandpapier. |
Lizard Island wird von zwei Bergen dominiert.
In der Tiefebene dazwischen liegt eine Flugpiste, damit die Ressortgäste
schnell und bequem zu ihrem Ferienort gelangen können. An dieser
Flugpiste entlang führt nun unser Weg. Plötzlich hören
wir hinter unserem Rücken das Brummen eines Flugzeugmotors. Gebannt
schauen wir zurück und tatsächlich, ein zweimotoriges Propellerflugzeug
setzt zum Start an. Wir sind keine 20 Meter von der Piste entfernt,
als das Flugzeug an uns vorbeischiesst und in den Himmel abhebt. Nervenkitzel
pur, sicher auch für den Piloten. |
Die Natur hat sich verändert. Die Mangroven
sind verschwunden und haben niedrigem Buschwerk Platz gemacht. Feiner
Sand knirscht unter unseren Füssen und der Weg schlängelt
sich dem Meer entgegen. Immer wieder bewegen sich die Blätter
der Büsche und es raschelt im Laub. Was sind das nur für
Tiere? Wir bleiben stehen und versuchen etwas zu erkennen. Für
unsere Augen gut getarnt sind nun plötzlich duzende von Heuschrecken
zu erkennen. Kommen wir ihnen zu nahe, breiten sie ihre Flügel
aus und hüpfen fliegend bis zu 50 Meter weit. An einzelnen Büschen
wimmelt es von den Tieren und ein ganzer Schwarm erhebt sich in die
Lüfte. |
Vor uns breitet sich die Blaue Lagune aus. Das
Wasser schimmert in allen Farbtönen und der weisse Sandstrand
liegt unberührt und ohne irgendwelche Spuren vor uns. Hier müsste
jetzt die Forschungsstation sein. Sie ist sicher hinter der
nächsten Strandbiegung zu finden. Ein kurzer Fussmarsch am Strand
entlang und wir sind dort." So denken wir. Zwischen haushohen,
flach geschliffenen Steinen suchen wir uns einen Weg um das Kap herum
und vor uns taucht der nächste Tropenstrand auf. Von einer Forschungsstation
ist nichts zu sehen. Dann halt hinter der nächsten Biegung
Es folgt ein Kap und ein Strand dem anderen. Gewisse Kaps können
wir nur passieren, weil Ebbe ist, sonst müssten wir schwimmen.
Langsam aber sicher geben wir die Hoffnung auf, noch rechtzeitig zur
Station zu gelangen. Gibt es die überhaupt? Also, noch ein Felsvorsprung,
dann ist Schluss! |
Das Kap ist gerundet und vor uns liegt der nächste
Strand. Hier entdecken wir Zeichen von Zivilisation. Fahrzeugspuren
sind zu erkennen und ein Feldweg führt vom Strand ins Innere
der Insel. Nach wenigen Metern kommen wir bei der Forschungsstation
an. |
Plötzlich raschelt es im Unterholz. Eine
riesige Eidechse kriecht aus dem Unterholz, schaut uns gelassen an
und verschwindet wieder im Gestrüpp. Wir scheinen das Tier nicht
gross zu beeindrucken. Bei den Gebäuden angekommen, ist ein Lizard
von über einem Meter Länge gerade dabei aus einer mit Wasser
gefüllten Schale einer Riesenmuschel zu trinken. Das Becken ist
eigentlich dazu gedacht, den Sand von unseren Füssen zu waschen.
Die Tiere sind nicht menschenscheu und scheinen hier zu den Haustieren
zu gehören. |
Die Lizard Island Research Station"
wurde 1973 vom Australian Museum" gegründet, um das
Wissen und Verständnis des Great Barrier Reefs zu vertiefen.
Das Zeltdorf am Strand entwickelte sich zu einer gut ausgerüsteten
Forschungsstation mit exzellentem Zugang zum nahen Korallenriff. Die
Station ist heute einer der besten Korallenriff-Forschungsstationen
der Welt. Etwa 80 Forschungsprojekte werden jährlich von Forschungsstudenten
und professionellen Forschern durchgeführt. |
Die kurze Führung gibt einen kleinen Einblick
in die Arbeit und Ausrüstung der Station und wir erfahren, wo
in der Nähe gute Plätze zum Schnorcheln sind. Wir haben
in unserem Gepäck nämlich die ganze Ausrüstung für
einen Tauchgang" dabei. |
Nach einem Picknick am Strand stürzen sich
Papa und Mama nacheinander in die Fluten und tauchen einmal mehr in
die faszinierende Unterwasserwelt ab. Dass wir uns in einem geschützten
Bereich des Marine Parks befinden realisieren wir schnell. Wir werden
von hunderten wenn nicht tausenden von Fischen umschwärmt. Die
Korallen schimmern in den schönsten Farben und die Riesenmuscheln
sind in der Tat riesig. Die Muscheln sind sicher einen Meter lang
und wiegen bei dieser Grösse bis zu 200 Kilogramm! |
Riesenmuscheln sind Filtrierer, in deren Mantelrand
oft einzellige Algen leben, die mit der Muschel eine Symbiose eingegangen
sind. Die Algen lassen den Mantelsaum farbenprächtig in blau,
türkis oder beige aufleuchten. Diese Algen werden von der Muschel
ernährt und liefern ihr dafür Sauerstoff für die Atmung. |
Diese Schnorcheltour wird uns unvergesslich bleiben.
Die Frage stellt sich nun bloss, wie wir mit all unserem Gepäck
und den müden Beinen den Rückweg zum Schiff schaffen sollen?
Wir schlendern durch die Forschungsstation zurück. Plötzlich
fährt ein Traktor mit Anhänger an uns vorbei. Do you
want a ride to the airport?" Was für ein Angebot! Natürlich
möchten wir! Auf dem Trittbrett klammern wir uns fest und kommen
auf diese Weise um einiges schneller ein grosses Stück unserem
Ziel näher. Dankbar verabschieden wir uns von den zwei hilfsbereiten
Frauen, die den Traktor gefahren haben, und nehmen den restlichen
Weg unter unsere Füsse. |
Am Strand treffen wir auf die Familien, die wir
auf Hope Island angetroffen haben. Sie sind heute im Laufe des Tages
auf Lizard eingetroffen. Nach unserem langen Ausflug sehnen wir uns
jetzt aber zurück aufs Schiff und verbringen nur noch kurze Zeit
am Strand. Morgen wollen wir einen möglichen Muskelkater vorbeugen
und in den Fussspuren von James Cook wandeln. Der Berggipfel lockt. |
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Die Sonne taucht die Ebene zwischen den beiden
Bergen in goldiges Licht. Wir befinden uns bereits hoch über
unserem Ankerplatz. Es ist erfrischend kühl, doch die aufgehende
Sonne entfaltet schnell ihre Wärme. Der Weg ist gut markiert
aber steil. Gut, haben wir die guten, schweren Schuhe montiert. Trotzdem
ist bei den Kindern mit ihren kurzen Beinen manchmal nur noch Vierfussantrieb
möglich. |
Jetzt sind wir jeden Moment auf dem Gipfel. Die
nächste Kuppe muss es sein. Leider weit gefehlt. Hinter dieser
Kuppe erhebt sich eine weitere. Irgendwann ist es aber die Letzte
und wir stehen auf dem höchsten Punkt von Lizard Island. Die
Sonne steht noch tief und das glitzernde Wasser gibt seine Geheimnisse
um Untiefen und Riffe nicht preis. Wir geniessen die Ruhe und lassen
uns den Wind durch die Haare pfeifen. Es ist Zeit zu frühstücken
und uns im Gipfel-Gästebuch einzutragen. Der erste Eintrag stammt
von James Cook, August 1770
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Je weiter die Sonne steigt, um so mehr Riffe werden
sichtbar. Mit fortschreitender Ebbe wird ganz in der Nähe eine
Sandbank sichtbar. Immer besser sehen wir das Korallenriff, das die
Insel säumt. Die Aussicht ist überwältigend. Die steil
abfallende Felswand gibt eine grandiose Aussicht auf die Ankerbucht
frei. Jetzt ein Vogel sein und in die Lüfte entschwinden, das
wäre die Krönung dieses Ausblicks. |
Flügel sind uns keine gewachsen und auf Schusters
Rappen geht es wieder den Berg hinunter. Wie gross ist das Vertrauen
in die Schuhsohlen? Wer stolziert die steilsten Felsen aufrecht hinunter?
Anina und Noemi trauen der Sache nicht so recht. Nur an der Hand von
Papa sind sie bereit auf ihre Schuhe zu vertrauen. So tüend
mir aber mini Zeche weh!" Recht haben sie ja, dafür werden
die Knie und Ellbogen nicht aufgeschlagen. |
Das Beiboot und der Strand kommen in Sicht. Der
Gang der Kinderbeine beschleunigt sich. Mit jedem Schritt auf dem
Sand wird ihre Bekleidung leichter. Ein Kleidungsstück nach dem
anderen landet am Boden, bis alle drei nur noch in der Unterwäsche
im Wasser sitzen. Die Abkühlung hat gut getan. Nun freuen wir
uns alle auf das Mittagessen an Bord. |
Wir erinnern uns alle noch gut an die Handpumpe
bei der Wasserstelle an Land. Bei unserem Ausflug zur Forschungsstation
haben wir den kleinen Frosch beneidet, der uns aus dem Inneren der
Pumpe angeschaut hat. Dem Frosch wollen wir es jetzt gleich tun. Mit
allen möglichen Behältnissen und Badetüchern bestückt
machen wir uns am späten Nachmittag auf zu unserer Freiluft-Waschaktion.
Herrlich, nach etlichen Tagen mal wieder das Salz vom Körper
zu waschen und die Haare zu waschen. Wenn nur das Pumpen nicht so
schweisstreibend wäre! |
Am Strand haben sich die Besatzungen sämtlicher
vor Anker liegenden Schiffe zu einem Umtrunk versammelt. Es ist unendlich
spannend, von den Erfahrungen der anderen Segler zu hören. Uns
interessieren natürlich Infos zu unserer geplanten Route. Auf
was müssen wir achten? Wo gibt es gute Ankerplätze? Welche
Länder und Orte sollen wir beim Roten Meer anlaufen und besuchen?
Mit vielen neuen Infos kehren wir erst spät am Abend zurück
zum Schiff. |
Trotz unserer Bitte an die Kinder, nach der Süsswasser
Dusche nicht mehr im Sand zu spielen, knirscht es in ihren Kleidern
beachtlich, als wir an Bord steigen. Es ist ja auch schwierig, dem
Wunsch von Mama und Papa zu gehorchen, wenn diese im Gespräch
vertieft sind und unter den Füssen nichts als Sand zu finden
ist. |
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Am Morgen stechen wir wieder in See, folgen aber
nicht der Route von James Cook. Wir wollen weiterhin im Barrier Reef
bleiben. Wir wissen ja, wo die nächsten Untiefen und Riffe auf
unserem Weg liegen. Wenn wir bis Ende August in Darwin sein wollen,
müssen wir uns langsam aber sicher sputen. Doch wir sehnen uns
nach unserem gewohnten Rhythmus, wo wir länger an einem Ort verweilen
können und einen Spaziergang mehrere Male unternehmen können. |
Auf der anderen Seite ist es herrlich zum Segeln.
Der Wind weht stetig mit 15 bis 20 Knoten aus achterlicher Richtung
und die Wellen sind bei diesem Kurs kaum zu spüren. Wir geniessen
es, unterwegs zu sein. Nach dem Besuch von Lizard Island haben wir
uns vorgenommen, wieder grössere Schläge zu segeln und nicht
mehr in Tagesetappen von einer Insel zur nächsten zu hüpfen.
Doch der Reiz der vielen Inseln ist gross. |
Zwischen den Flinders Islands fahren wir durch
einen schmalen Kanal und ankern vor einem hell leuchtenden Sandstrand.
Der erste Ankerversuch misslingt. Wir sind viel zu Nahe am Strand
und zudem hält der Anker nicht. Also wieder hoch mit dem Ding.
Was hängt denn da zwischen den Schaufeln unseres Ankers? Ein
mit Schlamm gefüllter Kessel! Wir haben die bekannte Nadel im
Heuhaufen gefunden oder besser gesagt getroffen, denn gesucht haben
wir den Kessel mit Bestimmtheit nicht. |
Der Wind ist viel zu schön, um zu verweilen.
Bei Anbruch der Dämmerung setzen wir das Segel erneut und fahren
hinaus in die Nacht. Die diversen Leuchtfeuer weisen uns den Weg in
den Norden. Wenn einer der Leuchttürme hinter uns verschwindet,
taucht der Nächste vor uns auf. Segelschiffe sind keine mehr
zu sehen. Wir sind alleine unterwegs. |
Gegen Mittag nähern wir uns Morris Island,
einer kleinen Insel. Wir schlagen in unserem Handbuch nach, was es
mit dieser Insel auf sich hat. Die Insel bietet den einzig guten Ankerplatz
am momentanen Küstenabschnitt. Wie wäre es mit einem unplanmässigen
Stopp? Ja, denn so in Eile sind wir nicht. Die Ansteuerung ist einfach
und wir ankern im Windschatten der Insel. Eine einzige Kokospalme
ragt hoch in den Himmel. Ob jemand alle neu wachsenden Palmen umsägt,
damit die Angabe in der Seekarte und unserem Handbuch weiterhin stimmen? |
Die einsame Kokospalme auf Moris Island ist eine
Erinnerung an die Britische Navy und ihren Einfluss auf das Barrier
Reef im neunzehnten Jahrhundert. Um schiffbrüchigen Seeleuten
das Überleben zu sichern, wurden auf vielen Inseln Ziegen ausgesetzt
sowie Kokospalmen und Kapokbäume angepflanzt. Letztere als Werkzeug,
um mit ihrem langen Stiel die Kokosnüsse herunter schlagen zu
können. Kokospalmen sind in Queensland nicht heimisch und alle
wurden von Menschenhand gepflanzt. |
Die einsetzende Ebbe gibt immer mehr vom Riff
rings um die Insel preis. Das kleine Eiland wächst mit unglaublicher
Geschwindigkeit. Ein starker, penetranter Geruch nach faulen Fischen
und Seegras bläst uns entgegen. |
Wir steigen vom Dingi ins seichte Wasser. Ein
Schatten huscht davon. Ich erkenne gerade noch die weisse Spitze eines
kleinen Riffhais. In kurzer Distanz hebt eine Schildkröte ihren
Kopfe zum Atmen aus dem Wasser. Majestätisch schwimmt eine ganze
Flotte von Pelikanen an uns vorbei. Wir betreten den sandigen Strand.
Keine Fussspur ist zu erkennen. Unsere Fussabdrücke sind die
ersten, die im Sand zurück bleiben und auch diese werden von
der nächsten Flut wieder verwischt werden. Der Gegensatz zu Lizard
Island mit Flughafen, Ressort, Forschungsstation und duzenden von
Schiffen vor Anker könnte nicht grösser sein. |
Langsam spazieren wir der Grenzlinie der letzen
Flut entlang. Hier sind die meisten und schönsten Muscheln zu
finden. Wir finden duzende von kleinen, spiralförmigen und zerbrechlichen
Muscheln. Bereits auf Lizard Island haben wir diese winzigen Schönheiten
gefunden. Zu welchem Tier gehören diese Muscheln? Die Leiterin
der Forschungsstation konnte uns weiterhelfen: Diese kleine Muschel
ist Teil eines bis zu sechs Zentimeter langen Tintenfisches (Ram's
Horn Squid), der in einer Tiefe von 300 bis 700 Metern zu hause ist.
Das Tier braucht die Muschel, um im Wasser steigen und sinken zu können.
Im Innern der Spirale befinden sind Kammern, die mit einem kleinen
Loch verbunden sind. Der Tintenfisch kann nun Flüssigkeit in
die Kammern pressen und dadurch verringert sich das Gasvolumen darin.
Der Tintenfisch sinkt. Eine erstaunliche Erfindung und Leistung der
Natur. |
Was schimmert denn da auf dem Boden? Susan bückt
sich und lässt einen Freudenschrei fahren. Eine Nautilus! |
Unablässig dringt das Rauschen der Brandung
und das durchdringende Geschrei der Seevögel an unser Ohr. Wir
sind in das Reich der Vögel eingedrungen und das geben sie uns
lautstark zu verstehen. So lange es bei verbalen Angriffen bleibt,
stört uns das nicht. |
War seit der letzten Flut
ein Traktor hier an Land? Wir dachten, wir seien die ersten Besucher
seit dem letzten Hochwasser. Das sind keine Spuren von Menschenhand.
Hier ist eine Schildkröte an Land gekrochen und hat irgendwo
am Strand ihre Eier abgelegt. Für die grossen Tiere ist das eine
unglaubliche Anstrengung und Arbeit, für welche sie oft die ganze
Nacht benötigen. |
Dass Seesterne ebenfalls Spuren hinterlassen können,
hatten wir nicht gewusst. Doch hier können wir mit eigenen Augen
miterleben, wie sich diese Tiere erstaunlich schnell im seichten Wasser
über den Sand bewegen und so überall ihre Abdrücke
hinterlassen. |
Langsam wird die Insel wieder kleiner. Die Flut
hat eingesetzt. Vom Schiff aus können wir beobachten, wie der
Strand immer kleiner wird und auch das freigelegte Riff immer mehr
verschwindet. Das Wasser reicht schlussendlich bis an die grüne
Vegetation der Insel. Unsere Spuren sind verschwunden. |
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Langsam verschwindet die einzelne Palme hinter
dem Horizont. Als Notvorrat haben wir zwei Kokosnüsse an Bord. |
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