24.04 - 27.04.2005
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Ankerumtrunk! Mit Schweizer Bergspitzen-Schokolade
(Toblerone) und einem süssen Mangodrink schliessen wir die Längsfahrt
durchs Rote Meer ab. Seit Port Aden haben wir 1300 Seemeilen zurückgelegt
(Luftlinie 1200sm) und der Motor ist 330 Stunden gelaufen. Wir haben
für diese Strecke sage und schreibe 1½ Monate gebraucht.
Bei gutem, gleichbleibendem Passatwind von hinten wäre die gleiche
Strecke problemlos in 12 bis 14 Tagen zu schaffen
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Für die Fahrt durch den Suezkanal wollen
wir unser Schiff aufklarieren. Für diese Arbeiten brauchen wir
nicht vor dem Yacht Club zu liegen und pro Tag neun US$ auf den Tisch
blättern. In Ermangelung eines Wasserschlauches, schwirrt ein
Putzlappen, getränkt in Salzwasser über das ganze Deck.
Erstaunlich, wie eine solche Katzenwäsche das Erscheinungsbild
unseres Schiffes verändert. |
Nach kürzester Zeit sind alle Arbeiten erledigt.
Die Vorsegel haben wir von den Vorstagen abgeschlagen und zusammengelegt
auf dem Vordeck verstaut. Das Grosssegel ist mit der Persenning zugedeckt
und alle Taue liegen sauber geordnet an ihrem Platz. |
Es war ein langer Tag und als die Nacht hereinbricht,
liegt die gesamte PANGAEA-Crew bereits in den Kojen und schläft
friedlich. - "Do you want fish?" Warum nicht, doch bitte
nicht um zwei Uhr in der Nacht
Ein kleines Fischerboot schwimmt
neben PANGAEA und die drei Gestalten im Innern sehen nicht gerade
vertrauenerweckend aus. Mit unserem starken Scheinwerfer beleuchten
wir den nächtlichen Fisch-Handels-Platz. Wir geben den Fischern
zu verstehen, dass sie um diese Nachtzeit unerwünscht sind. Zum
Glück ziehen sie daraufhin schnell davon. Schlaf finden wir nach
diesem Besuch nur noch schwierig. |
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Mit dem ersten Tageslicht heben wir den Anker
und folgen den Frachtern, die langsam in der Einfahrt zum Kanal verschwinden.
Das Tor zum Mittelmeer liegt vor uns. Nahe an den Seezeichen motoren
wir in den Suezkanal hinein. Das nächste Ungetüm nähert
sich bereits von hinten. Reicht der Platz zwischen ihm und dem Kanalufer
auch wirklich aus? Eine Seemeile nach dem Eingang und kurz bevor der
Frachter uns einholt, biegen wir links in das Becken vor dem Yacht
Club ein. Der blaue Riese pflügt hinter uns durchs Wasser. PANGAEA
ist im Vergleich zu ihm winzig. Der Hauptmast unseres Schiffes reicht
knapp bis an seine Reeling
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Norbert wartet auf uns und nimmt unsere Leine
entgegen. Am Bug und Heck wird je ein Tau an einer Boje festgemacht.
Einen Steg gibt es nicht und für den Landgang müssen wir
das Dingi bereit machen. |
Schon vor Tagen haben wir per Email mit einem
der Kanalagenturen Kontakt aufgenommen. Es dauert nicht lange und
schon kommt Said, ein Vertreter von FELIX, an Bord. Ihm geben wir
alle nötigen Unterlagen für die Kanaldurchfahrt und das
Ausklarieren aus Ägypten. Der Agent übernimmt die aufwendige
Arbeit mit den Kanalbehörden und allen anderen Ämtern. Wir
könnten diese Arbeit auch selber erledigen, doch wären wir
damit bestimmt eine, wenn nicht sogar zwei Wochen beschäftigt.
Das Geld für einen Agenten ist somit gut angelegt. |
Bevor wir die Passage durch den Kanal in Angriff
nehmen können, muss unser Schiff durch die Kanalbehörden
vermessen werden. Anhand dieser Vermessung wird festgestellt, wie
viele Suezkanal-Tonnen unser Schiff wiegt und wieviel wir für
die Durchfahrt bezahlen müssen. Said kann uns nicht versprechen,
dass die Vermessung noch heute statt findet. Er werde aber alles daran
setzen. Üblich sei, dass die Vermessung erst einen Tag nach der
Ankunft erfolge. |
Wir haben zum Thema Vermessung schon vieles gehört
und sie scheint ein Lotteriespiel zu sein. Die Formel ist zwar bekannt,
doch es gibt Parameter, die nicht aufgeführt sind: Babybonus,
Baksheesh, usw. Warten wir also ab. |
Ein riesiges Lotsenboot steuert plötzlich
auf uns zu. Der Fahrer hat sein Gefährt im Griff. Ohne auch nur
unser Schiff zu berühren, springt der Vermesser auf die PANGAEA
und das Lotsenschiff dreht ab. Jetzt wird der Kanalangestellte sicher
ein langes Messband zücken und unser Schiff der Länge, Breite
und Tiefe nach auf den Millimeter genau vermessen. Wird der mit Blei
gefüllte Kiel mitgerechnet? Wo wird das Freibord gemessen? Gehören
der Bugkorb und die Badeplattform auch zur Gesamtlänge? Wird
der Motorraum abgezogen? Unsere Fragen häufen sich. Der 50 jährige
Familienvater setzt sich mit uns an den Salontisch und schaut die
Schiffspapiere durch. Er fragt nach einem Messband. Ich reiche ihm
eines aus der Nähkiste
Er hebt ein Bodenbrett hoch, um
zu sehen, wo der Rumpf aufhört. Lediglich das Mass zwischen Rumpfboden
und Kabinendecke misst er ungefähr. Alle anderen Angaben übernimmt
er aus den Schiffspapieren. Das eine oder andere Mass rundet er sogar
ab. Die Tonnage wird damit sicher kleiner ausfallen, als wir sie im
Voraus berechnet haben. Das war nun die ganze Vermessung oder fast:
Der Vermesser will wissen, ob wir vielleicht alte elektrische Geräte
an Bord hätten, die wir nicht mehr bräuchten
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Alle nötigen Schritte für die Suezkanaldurchfahrt
sind eingeleitet und wir dürfen an Land. Wir brauchen dem Agenten
als nächstes lediglich zu sagen, wann wir fahren wollen. Unmittelbar
vor der Abfahrt werden wir die Rechnung und das Resultat der Vermessung
erhalten. Warten wir also ab und vertreiben uns die Zeit mit einem
Besuch in der Stadt. |
Der Suezkanal ist durch internationale Abkommen
für alle Schiffe offen. Die Besatzungen der Frachtschiffe haben
natürlich kaum die Möglichkeit an Land zu gehen. Zu gedrängt
sind die Fahrpläne der Grossschiffahrt. Aus diesem Grund benötigen
die Crewmitglieder kein Visum für Ägypten. Bei uns Yachties
sieht das etwas anders aus. Wer das Kanalgelände verlassen will,
benötigt ein gültiges Visum. Noch bevor wir den eigentlichen
Yachtclub betreten können, kontrolliert ein Sicherheitsbeamter
unsere Pässe. Sogar mein Rucksack wird überprüft. Die
scheinen es hier sehr genau zu nehmen. |
Welche Richtung schlagen wir ein? Gemäss
Sicherheitsbeamten müssen wir zuerst gerade aus und dann an der
viel befahrenen Strasse rechts abbiegen. So sollten wir in die Stadt
gelangen. Wir befolgen die Anweisung. Die Schatten spendenden Bäume
und der leichte Wind sind angenehm. Wir entdecken auf unserem Spaziergang
immer wieder etwas kurioses: Viereckig geschnittene Bäume mit
weiss/blau angemaltem Stamm; ein riesiges Bild vom Schnee bedeckten
Matterhorn; einen grossen, herunter gekommenen Park; ein kleines,
von Krähen besetztes Minarett und vieles mehr. Doch unsere Beine
werden schwer und schwerer. Die Bäume sind verschwunden und das
Stadtzentrum weiterhin unendlich weit weg. |
Immer wieder hält ein VW-Bus am Strassenrand.
Passagiere steigen aus und ein. Die Kleinbusse fahren in Richtung
Zentrum. Sie sind die öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt.
Das nächste Fahrzeug besteigen wir. Die Sitzbänke sind abgenutzt,
die Dachisolation fehlt. Durch die offene Schiebetür dringt der
Strassenlärm ins Innere. Der Verkehr nimmt zu. Kleine Läden
säumen die breite Strasse auf beiden Seiten. Überall sind
Menschen zu sehen. Bei der nächsten Strassenkreuzung steigen
wir aus und bezahlen den geringen Fahrpreis von 30 Piaster pro Person. |
Unsere drei blonden Mädels stehen noch nicht
richtig auf der Strasse und schon werden sie von allen Seiten angefasst.
Sina bekommt aus diesem Grund einen Platz im Tragtuch. Auf dem Rücken
von Susan wird sie vor den neugierigen Händen sicher sein. Wir
entfernen uns von der Hauptstrasse und biegen in die schmalen Seitengassen
ein. Ein Laden reiht sich an den nächsten. Geschäfte mit
gleichem Angebot haben sich geographisch zusammengefunden. Wir befinden
uns zur Zeit im Schuhviertel. Ein Auto kommt den Weg entlang geschossen.
Vor der nächsten Kreuzung ertönt lautstark seine Hupe und
ohne die Geschwindigkeit stark zu reduzieren, braust das Fahrzeug
um die Ecke. Vortritt hat hier der Verkehrsteilnehmer mit der lautesten
Hupe... Doch nicht nur Benzin betriebene Transportmittel finden in
dieser Stadt Anwendung, sondern auch Eselkarren und die ulkigsten
Fahrrad-Transporter gehören zum Stadtbild. |
Der Duft von frisch gebackenem Brot steigt uns
in die Nase. Wir rechnen damit auf eine der üblichen Fladenbrot-Bäckereien
zu stossen. Doch wir irren uns. Die unterschiedlichsten Brötchen
und Gebäcke liegen einladend auf einem Gestell. Wir können
nicht widerstehen und erstehen eine ganze Tüte voller Leckereien.
Jetzt gemütlich auf einer Parkbank sitzen und die Köstlichkeiten
geniessen, das wär's. Also suchen wir uns ein hübsches Plätzchen.
Hier, mitten in der Stadt, scheint es solche Oasen der Ruhe nicht
zu geben. Einen Park, geschweige denn eine Parkbank suchen wir vergeblich.
Wir brauchen eine Pause und setzen uns auf die Treppenstufe vor einem
geschlossenen Geschäft. Die einheimischen Passanten werfen uns
verstohlene Blicke zu. Wir lassen uns nicht stören und geniessen
die erstandenen Brötchen und Minikuchen. |
Auf einen grossen Supermarkt stossen wir nirgends.
Alle Produkte sind in kleinen Länden zu finden: Metzgereien,
Bäckereien, Gemüse- und Früchteläden und auch
viele Geschäfte mit westlicher Kleidung und Glamourartikeln.
Die CocaCola Werbung begleitet uns auf Schritt und Tritt. |
Die Aufdringlichkeit der Ladenbesitzer stösst
uns immer mehr ab. Unsere Kinder, sogar Sina auf dem Rücken von
Susan, werden immer wieder belästigt und angefasst. Bsbsbsbs!
Sehen wir aus wie eine Familie Katzen oder ist das hier die Art und
Weite, wie man Besucher auf sich aufmerksam macht? Männer wie
Frauen verhalten sich so. Wir reagieren auf solche Geräusche
nicht mehr und lassen die Verursacher einfach stehen. |
Es ist spannend durch die Gassen zu schlendern,
die unterschiedlichsten, fremdartigen Gerüche zu riechen und
hinter jeder Strassenkreuzung auf etwas Neues, Unbekanntes zu stossen.
Auffallend ist der schlechte Bauzustand vieler Gebäude. |
Nach der Öffnung des Suezkanals 1859 gewann
die Stadt schnell an Bedeutung. Bei den Gefechten Ende der sechziger
und Anfang der siebziger Jahre zwischen ägyptischen und israelischen
Streitkräften, wurde die Stadt praktisch vollständig zerstört.
Nachdem Ägypten 1973 den Suezkanal wieder eröffnet hatte,
wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. Viele baufällige Gebäude,
stammen noch auch dieser Zeit zu stammen. |
Einer der vielen Taxi-Busse bringt uns wohlbehalten
zurück in die Nähe des Yachtclubs. Unsere müden Beine
brauchen eine Ruhepause auf der PANGAEA. Majestätisch gleiten
die Ozeanriesen hinter den friedlich schaukelnden Segelschiffen in
Richtung Rotes Meer. Sie haben den Suezkanal hinter sich und sind
wieder frei in ihrer Fahrt. Wo werden sie als nächstes die Leinen
fest machen? Indien, Malediven, Singapur, China, Japan oder sogar
Australien? |
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"Do you want fish?" - nein, dieses Mal
war es nur ein Traum. Nichts stört unseren Schlaf in dieser Nacht.
Ausgeschlafen geniessen wir das Frühstück im Cockpit. Einen
solchen Logenplatz bekommt man nicht alle Tage. Der Morgenkonvoi der
Grossschiffe startet in den Norden. In kurzen Abständen folgen
sich die Schiffe. Sie werden nicht etwa geschleppt, sondern fahren
mit eigener Kraft durch den Kanal. Für ihre Verhältnisse
sehr gemächlich mit etwa 10 Knoten. Auf dem offenen Wasser sind
sie meistens mit über 20 Knoten unterwegs. |
Wir bestellen bei FELIX unsere Passage für
den nächsten Tag und fordern Said auf, am Nachmittag zu uns an
Bord zu kommen, um die Bezahlung zu erledigen. Wir wollen das Abrechnen
nicht erst Minuten vor der Abfahrt erledigen. Dann hätte man
nämlich keine Chance mehr zu reklamieren. Er verspricht uns,
am halb Vier an Bord zu sein. |
Wir haben damit Zeit, noch einmal die Gassen von
Suez zu durchstöbern. Ingrid und Norbert begleiten uns. Die Geschäftigkeit
im Zentrum hat sich in keiner Weise gelegt. Sina nehme ich dieses
Mal zu mir ins Tragtuch. Nicht auf den Rücken, sondern auf die
Seite. Sollte jetzt wirklich jemand auf die Idee kommen die kleine
Dame zu betatschen, gibt's eins auf die Finger. Anina und Noemi suchen
sich Norbert als Begleiter aus. |
Praktisch jeder Geschäftsinhaber versucht
uns ins Innere seines Ladens zu lotsen. Ich lasse mich nicht darauf
ein und beschränke mich auf das Betrachten der Auslage von der
Strasse aus. Norbert und Ingrid lassen sich auf eine Aufforderung
ein und betreten eines der Geschäftslokale. Sogleich werden sie
von drei, vier Verkäufern belagert. Betrachten sie einen Gegenstand
einen Augenblick länger als normal, wird dessen Vorzüge
und vor allem der Preis angepriesen. Als ihnen sogar eine Cola angeboten
wird, verlassen sie fluchtartig das Geschäft
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Wir wagen uns in ein Schuhgeschäft. Noemi
benötigt dringend neue Sandalen und für ihre schmalen Füsse
ist es nicht einfach, passende Schuhe zu finden. Auch wir werden sofort
belagert. Der Verkäufer erklärt uns die Vorzüge von
jedem vorgeführten Paar und versichert uns, dass Noemi mit Sicherheit
in die viel zu grossen Schuhe hinein wachsen werde und sich die Bequemlichkeit
dann einstellen wird. Er will partout nicht verstehen, dass ihr die
Schuhe jetzt passen und bequem sein müssen. Nach dem fünften
Paar geben wir auf, nicht aber der Verkäufer. Beteuerungen unsererseits,
dass keines der vorgeführten Schuhpaare passt, stossen auf taube
Ohren. Es gibt nur eine Möglichkeit: Wir packen unsere Sachen
und lassen den Verkäufer stehen. So verlassen wir in unserem
Kulturkreis ein Geschäft nur, wenn wir verärgert sind. |
Das feine Gebäck vom Vortag hat bleibende
Spuren hinterlassen und trotz dem Gewirr von Gassen stehen wir plötzlich
und völlig unverhofft vor der gleichen Bäckerei. Zufälle
gibt es
Dieses mal leert sich die Tüte schon unterwegs. |
Wir versuchen unser Glück in einem anderen
Schuhgeschäft. Nach vielen durchprobierten Sandalen passt tatsächlich
ein Paar. Der Verkäufer und vor allem Noemi sind glücklich.
Die Preisverhandlungen enden vielversprechend und bezahlt wird in
der Weltwährung US$. Die alten Sandalen landen im Rucksack und
die Neuen dürfen sogleich die staubigen Gassen von Suez erkunden. |
Die Speicherkarte unserer Digitalkamera füllt
sich schnell bei den vielen interessanten Sujets. Doch von einem Bild
auf das Nächste zeigt unser Apparat komische Farben im Display
an und das Bild ist verschwommen. Fehlersuche beginnt: Batterien?
Speicherkarte defekt? Autofokus kaputt? Alles wird getestet und versucht.
Nichts hilft. Die bereits gespeicherten Bilder werden auf dem Display
tadellos dargestellt. Nur das Bild, welches gerade durch das Objektiv
aufgezeichnet wird, lässt nichts natürliches mehr erkennen.
Einzige Möglichkeit: Der Bildwandler (der elektronische Film
in der Kamera) ist kaputt. Mit Bordmitteln ist so ein Fehler nicht
mehr zu beheben. |
Die Fahrt durch den Suezkanal ohne Kamera? Das
kann es nicht sein. Zum Glück funktioniert unsere alte Digitalkamera,
welche wir jeweils im Unterwassergehäuse verwenden, immer noch
einigermassen. Lediglich der Autofokus und das Auslösen funktioniert
nicht immer auf Anhieb. Hoffentlich hält diese Kamera bis zum
Schluss unserer Reise durch. |
Wir wollen unseren Agenten nicht warten lassen
und gemäss seinen Angaben sollte heute Nachmittag auch der Diesel
geliefert werden. Die Einrichtung mit den Kleinbussen ist ein gelungene
Sache, obwohl heute alle bis auf den letzten Platz belegt sind und
wir eine ganze Weile warten müssen, bis ein halb leeres Fahrzeug
neben uns hält. |
Pünktlichkeit scheint in Ägypten ein
Fremdwort zu sein. Der für den Nachmittag versprochene Diesel
wird erst bei Anbruch der Dunkelheit in schmutzigen und öligen
Kanistern ans Schiff gebracht. Kurze Zeit später, ich bin gerade
damit beschäftigt den Treibstoff in unsere Kanister umzufüllen,
erscheint Magni, ein weiterer Mitarbeiter von FELIX. Für seine
über vier stündige Verspätung hat er keine Entschuldigung
übrig. |
Ohne irgendwelche Rechnung oder Quittung eröffnet
er uns den Betrag, den wir ihm zu bezahlen hätten. Die von den
Kanalbehörden errechnete Tonnage holt er aus dem Speicher seines
Handys. Wir bitten ihn, die einzelnen Punkte auf einem Blatt Papier
aufzulisten und dieses Papier zu unterschreiben. Widerwillig schreibt
er auf: |
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agent fees: |
70
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US$ |
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port clerance: |
30
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US$ |
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marina 2 nights: |
18
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US$ |
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Suez Canal tonnage 19.3t: |
145
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US$ |
-
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diesel 100lt: |
50
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US$ |
-
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total: |
313
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US$ |
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Nach den vom Vermesser notierten Massen sollte
sich unsere Kanaltonnage auf 17 Tonnen belaufen. Diese hat übrigens
nichts mit dem Gewicht eines Schiffes zu tun. Unsere PANGAEA bringt
nämlich nur knappe 13 Tonnen auf die Waage
Warum ist der
Betrag nun plötzlich noch höher? Auf diesen Unterschied
angesprochen meint Magni lediglich: Was sind schon zwei Tonnen. Wir
sollen nicht so kleinlich sein. Wenn wir es unbedingt wollen, könne
das Schiff selbstverständlich erneut vermessen werden. |
Er weiss ganz genau, dass wir das nicht wollen.
Eine erneute Vermessung würde mit Sicherheit einen höheren
Wert ergeben und er weiss, dass die Vermessung Zeit braucht und wir
weiter wollen. Ach ja, und wir seien die Ersten, die wegen zwei Tonnen
einen solchen Wirbel machten. |
Ist das nun Ägyptische Art und Weise Geschäfte
zu machen? Wenigstens bequemte sich Magni zu uns ins Cockpit, um uns
die "Rechnung" zu präsentieren. Bei der HARLEKIN blieb
er in seinem Ruderboot und das ganze Geschäft wurde im Dunkeln
über die Reeling abgewickelt
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Unser Schiff ist für die Passage bereit.
Wir rätseln immer noch, ob wir nun einen Lotsen an Bord haben
werden oder nicht. Die letzte Gruppe von Segelschiffen hatte nämlich
bei fünf Schiffen nur gerade einen Lotsen dabei. Ich hätte
überhaupt nichts dagegen, wenn wir keinen "Gast" an
Bord hätten. |
Kalka, der Yachtclub Angestellte, hat den Narren
an unseren Mädels gefressen und bringt ihnen tatsächlich
in seinem Ruderboot ein Glace vorbei. Er versichert uns, dass wir
in einer Stunde losfahren werden. Uns fehlt aber noch ein wichtiges
Papier: Das Ausklarierungspapier aus Ägypten. Dieses Schriftstück
wollte uns Magni am Vorabend nicht aushändigen. Norbert und ich
suchen deshalb unseren Agenten an Land auf. |
"Warship in the canal. No passage today!"
Mit diesen Worten werden wir von ihm begrüsst. Das kann nicht
sein. Amerikanische und Britische Kriegsschiffe nehmen sich das Recht
heraus, den Suezkanal uneingeschränkt und mit absoluter Priorität
befahren zu können. Befindet sich ein solches Schiff im Kanal,
dürfen keine Fischerboote und Yachten passieren. Schade, wir
haben uns so auf die Weiterfahrt gefreut. |
Diesen Umstand können wir nicht ändern
und wenden uns alltäglichen Arbeiten zu. Wir sitzen gerade gemütlich
beim Mittagessen im Cockpit, als alle Schiffe auf Platz von FELIX
aufgerufen werden. Die neuste Regelung der Kanalbehörden wird
bekannt gegeben: Nur einem Konvoi von 15 und mehr Yachten ist ab sofort
die Durchfahrt durch den Kanal erlaubt
Wir werden aufgefordert,
ein Schriftstück aufzusetzen, welches diese Regelung als inakzeptabel
hinstellt. |
Keine halbe Stunde später treffen sich alle
Skipper an Land und gemeinsam mit FELIX und PRINCE OF THE RED SEA
fahren wir bei den Kanalbehörden vorbei. Wie unartige Schuljungen,
die beim Rektor auf die Zurechtweisung warten, sitzen wir nun dem
obersten Manager auf einer Couch gegenüber. Heftig wird zwischen
Agenten und Beamten auf arabisch diskutiert und unsere Schreiben werden
überreicht. Der Manager würdigt die Schriftstücke mit
keinem Blick. Auf englisch versichert er uns immer wieder, dass wir
morgen durch den Kanal fahren werden. Von der Regelung "mindestens
15 Schiffe" will er gar nichts wissen. Im Gegenteil, er versichert
uns, dass wir keinen Lotsen an Bord haben werden und uns dafür
ein Lotsenboot begleiten wird. Der Sturm im Wasserglas ist ausgestanden
und den anwesenden Seglern wird eine Erfrischung in Form von Tee,
Kaffee oder Limonade angeboten
Der nächste Tag wird zeigen,
was für neue Regelungen proklamiert werden. |
Susan schliesst sich zusammen mit Sina am späten
Nachmittag den deutschen Seglerfrauen an und fährt noch einmal
in die Stadt. Erst nach 15 Uhr öffnen die Läden nach einer
längeren Pause wieder. Ich versuche neben Anina, Noemi und Luca
an Bord ein neues Aktuell zu schreiben. Die drei Girls brauchen aber
dringend Bewegung und so paddle ich mit ihnen an Land. Einige der
Spielgeräte auf dem Yachtclub Spielplatz sind noch einigermassen
brauchbar. Bei vielen ist das Eisen aber schon sehr stark angerostet
und auch sonst wird der Spielplatz kaum gepflegt und unterhalten.
Er ist ganz im Besitz einer aufdringlichen Krähenschar. Diese
grossen Vögel hinterlassen auf jeder Schaukel und jeder Rutschbahn
ihre Kotspuren. Ich werde von Kalka sogar gewarnt, dass die Vögel
die Kinder angreifen könnten
Also lassen wir die Jungschaft
nicht aus den Augen. |
Plötzlich steht Kalka mit einem riesigen
Teller Maccaroni bei mir. Die Kinder hätten sicher Hunger! Wir
setzen uns an einen kleinen überdachten Tisch beim Wasser. Alle
greifen mächtig zu. Die Krähenschar hat ihren Aufenthaltsort
schlagartig verlagert. Die Vögel sitzen auf den benachbarten
Stuhllehnen, auf dem Geländer und auf dem Dach. Die Tiere sind
so aufdringlich, dass sie sogar versuchen auf unserem Tisch zu landen.
Als wir den Tisch verlassen, stürzen sie sich auf die am Boden
liegenden Überreste. |
Ich verfolge die aus dem Kanal ausfahrenden Frachtschiffe.
Gebannt warte ich auf das Kriegsschiff, das am Morgen in Port Said
in den Kanal gefahren ist. Leider bekomme ich es nicht zu Gesicht.
Es ist wahrscheinlich für meine Augen zu gut getarnt. |
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Der neue Tag beginnt vielversprechend. Wir erhalten
an Land unsere Ausklarierungspapiere und niemand erwähnt ein
mögliches Kriegsschiff. Wir sollen auf dem Funk standby bleiben,
um zu erfahren, wann das Lotsenboot bereit sei. Alle Zeichen stehen
auf grün. Wir lösen unsere Leine zur Heckboje und warten
ab. |
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