11.04 - 17.04.2005
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Nach zehn Stunden oder 40 Seemeilen ist das ruhige
Wetter vorbei. Der Wind pfeift aus Nord mit über 20 Knoten. Gegenangehen
hat keinen Sinn. Der nächste Schutz bietende Ankerplatz liegt
sieben Seemeilen im Südwesten. Es fällt uns schwer, die
gutgemachten Meilen in den Norden wieder zu verschenken, doch wir
haben keine Wahl. |
Der Ankerplatz liegt im Windschatten einer Phosphatverladestation.
Gemäss Red Sea Pilot ist ankern nur sinnvoll, wenn kein Schiff
verladen wird. Diesem Tip können wir nur zustimmen. Wir erinnern
uns noch gut an unsere Liegezeit auf Christmas Island mit dem feinen
Phosphatstaub, der in alle Ritzen dringt. |
Die Sicht ist schlecht und erst in unmittelbarer
Nähe zur Küste können wir die Umrisse der Landschaft
ausmachen. Leider liegt ein grosser Frachter an unserem gewünschten
Ankerplatz. Eine dichte Phosphatwolke weht von ihm weg. Ankern? Nein
danke! Doch bis zum nächsten Ankerplatz sind es weitere zehn
Seemeilen in den Süden. Das ist uns zu viel und wir entscheiden
uns, beizudrehen. Die HARLEKIN war zum Zeitpunkt der Windzunahme sieben
Seemeilen vor uns. Auch sie hat umgedreht und wollte den Ankerplatz
bei der Phosphatverladestelle anlaufen. Jetzt ist sie auf gleicher
Höhe wie wir. Immer wieder scheint der Wind nachzulassen und
die HARLEKIN startet einen erneuten Versuch in den Norden zu motoren.
Nach drei Versuchen gibt sie auf und steuert El Quseir, den schon
erwähnten Ankerplatz im Süden von uns an. Der Katamaran
verschwindet hinter jedem Wellenberg, um im nächsten Augenblick
auf dem Wellengipfel zu verharren und ins nächste Tal zu stürzen.
Schnell entschwindet HARLEKIN unseren Blicken. |
PANGAEA liegt recht stabil im Wasser mit back
stehenden Vorsegel und blockierten Ruder. Beigedreht bleibt das Schiff
aber nicht an Ort und Stelle stehen, sondern Wind und Strömung
treiben das Schiff übers Wasser. Der Blick aufs GPS verrät,
dass wir mit 1.5 Knoten dahin driften. Nach Süden natürlich
Die kurzen, steilen Wellen bringen PANGAEA ein wenig ins Schaukeln.
Im Innern ist es angenehm ruhig. |
Vier Stunden treiben wir nun schon beigedreht
in den Wellenbergen. Die HARLEKIN ist in El Quseir angekommen und
liegt vor Anker. Wie lange wird der Wind in dieser Stärke weiter
blasen? Dauert das ganze lange genug, werden wir ebenfalls vor El
Quseir ankommen. Dem wollen wir zuvorkommen und ebenfalls zügig
vor Anker gehen. Wir setzen das kleine Vorsegel und brausen vor dem
Wind in den Süden. So stellen wir uns Segeln vor! Eine Stunde
später werfen wir den Anker neben der HARLEKIN und der LA ROSSA
ins Wasser. Ein wenig Dünung finden den Weg in die offene Bucht,
doch wir liegen definitiv ruhiger, als auf dem offenen Wasser. |
Es vergeht keine viertel Stunde, da steuert ein
kleines Boot auf uns zu. Wir werden von der HARLEKIN gewarnt, dass
der eine Insasse sich als Polizist ausgebe und sehr aufdringlich sei.
Wir sollen ihm auf keinen Fall unsere Pässe mitgeben. Das Ruderboot
kommt näher. Ein alter Mann paddelt und ein jüngerer Mann
sitzt am Bug. Nach Polizei sieht das nicht aus. Die zwei offerieren
uns, Lebensmittel und Diesel vom Land zu besorgen. Wir lehnen dankend
ab, denn wir sind mit allem eingedeckt. |
Eine weitere halbe Stunde vergeht und das gleiche
Boot kommt noch einmal angerudert. Wieder paddelt der alte Mann. Der
andere Passagier hat gewechselt. Der junger Bursche im Tarnanzug verlangt
an Bord gelassen zu werden. Wir haben keine Chance nein zu sagen,
denn das Schiff legt einfach im Heck an und die zwei Insassen steigen
an Bord. |
Der junge Mann behauptet von der Polizei zu sein
und er müsse unsere Papiere kontrollieren. Englisch spricht er
kaum und auch sein Begleiter versteht nur Arabisch. Wir legen den
beiden all unsere Papiere vor, doch sie sind damit nicht zufrieden,
denn sie können die Unterlagen nicht lesen. Wir sind verwirrt,
denn das Einklarierungspapier von Port Ghalib ist in Englisch und
Arabisch abgefasst. Nach einem schwierigen und komplizierten Dialog
scheint der junge Polizist die nötigen Angaben auf seinem Papier
notiert zu haben. |
Jetzt will er plötzlich noch das Innere unseres
Schiffes sehen. Das geht uns eine Spur zu weit und wir sagen nein.
Interessanter weise akzeptiert er unser nein ohne murren und beide
Ägypter verlassen augenblicklich unser Schiff. Ob das der letzte
Besuch gewesen ist? |
Manfred und Renate, laden uns und die HARLEKIN-Crew
am Nachmittag zu einem gemütlichen Umtrunk auf die LA ROSSA ein.
Unsere Kinder geniessen es, wieder einmal ein neues Schiff erkunden
zu können. Wir Erwachsenen spinnen Seemansgarn und versuchen
natürlich das Wetter im Roten Meer in eine Formel zu packen:
Geduld plus Flaute gibt Maschinenfahrt bis zum nächsten Gegenwind
Und gerade als wir diese Formel zur Anwendung freigeben wollen, nimmt
der Wind schlagartig ab. Kurze Zeit später rasselt unsere Ankerkette
in ihren Kasten am Bug. Es ist dunkle Nacht und wir stechen in See.
Den Anfang der kommenden Strecke kennen wir ja bereits. Wir sind gespannt,
wie weit wir dieses Mal kommen werden. |
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Wir sind zu schnell
Unser Ziel ist die Bucht
nördlich von Safaga. Es ist noch dunkel, als wir die Riffe erreichen,
die der Bucht vorgelagert sind. Wir stellen den Motor ab und lassen
uns auf der spiegelglatten See treiben. In der Nähe schimmert
das Navigationslicht der HARLEKIN. Auch sie waren zu schnell. |
Die Dämmerung setzt ein, und wir fahren zwischen
den Riffen in die grosse, weitläufige Bucht ein. Die MeNeVado
liegt an der Nordseite in einer kleinen, zu einem Ressort gehörenden
Marina. Sie haben uns auf diesen Ort aufmerksam gemacht und vom genialen
Preis/Leistungs Verhältnis geschwärmt. Zwei Italienische
Schiffe fahren soeben aus der Marina aus. Sie beschreiben uns den
Weg zur Einfahrt, denn Seezeichen sind keine vorhanden, so neu ist
die Marina. Sie erklären uns auch, dass wir unbedingt Leinenhilfe
in der Marina benötigen, sonst sei das Anlegen zu gefährlich
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Trotz mehrmaligem Aufrufen auf der Funke, meldet
sich die MeNeVado Crew nicht. Sie scheinen noch in den Kojen zu liegen.
Wir sind hin und her gerissen, ob wir wirklich hier bleiben sollen.
Das Meer ist so ruhig und es weht absolut kein Wind. Nach unserer
Formel müssten wir weiter. Doch einen Tag lang dürfen wir
sicher eine Pause einlegen
Norbert und Ingrid entscheiden sich
gleich wie wir. Die Aussicht auf gratis Wäsche waschen und eine
heisse Dusche helfen natürlich bei der Entscheidung sehr. |
Wir werfen den Anker und beginnen unser Schiff
aufzuräumen. Die LA ROSSA gesellt sich ebenfalls zu uns. Zu dritt
warten wir nun, bis die Marina zum Leben erwacht. Dann geht es Schlag
auf Schlag und nach kurzer Zeit liegen wir mit Bug- und Heckleinen
fest vertäut am Steg. Es ist lange her, dass wir in einer Marina
waren. Ein komisches Gefühl, ohne Dingi an Land steigen zu können. |
Jetzt ein Schwumm im Pool und anschliessend eine
heisse Dusche. Das wär's. Doch halt, zuerst die Arbeit, dann
das Vergnügen. PANGAEA ist mit einer dicken Schicht Salz und
Sand bedeckt. Wanten, Taue, Segel, Deck, einfach alles ist mit diesem
Mix einbalsamiert. Es ist dringend an der Zeit, unserem Schiff eine
Süsswasserdusche zu gönnen. |
Wo fängt man in einem Treppenhaus mit der
Arbeit an? Richtig, im obersten Stockwerk. Genau so machen wir es
auch bei der PANGAEA. Der höchste Punkt ist bei ihr der Masttop
des Hauptmasten. Den Wasserschlauch am Trapezgurt befestigt, hangle
ich mich in die Höhe. Eine braune Sauce rinnt dem Segel und Masten
entlang in die Tiefe. |
Susan hat sich das Innere von PANGAEA vorgenommen.
Der Sand des Roten Meeres hat nicht nur an Deck seine Spuren hinterlassen,
sondern auch unter Deck. Alles und wirklich alles, ist mit einem feinen
Sandfilm bedeckt. Und unsere drei Girls dürfen das Cockpit auf
Hochglanz bringen
Fast alles Wasser bleibt dort, wo es hingehört.
Ihr fröhliches Lachen dringt bis zu mir hinauf. |
Auf der HARLEKIN und der LA ROSSA wird ebenfalls
fleissig geputzt, geschrubbt und poliert. Bleibt nur zu hoffen, dass
wir im noch vor uns liegenden Teil des Roten Meers keinen Sandsturm
mehr erleben werden. Wir sind zuversichtlich und spritzen sogar unsere
Segel ab. Nach dieser Dusche fühlt sich der Segelstoff gleich
anders an. |
Geschafft! PANGAEA glänzt wieder und wir
sind reif für noch mehr Wasser, nur warm sollte es dieses Mal
sein. Wir schlendern durch die riesige, neue Anlage des Abu Soma Resorts.
Wir stauen ab all den Details, die wir in Mosaiken am Boden und an
den Wänden entdecken. Als wir die Eingangshalle des Komplexes
betreten, wähnen wir uns in einer Kirche. Hoch über uns
leuchten die farbigen Fenster einer Kuppel. |
Das Ressort ist noch im Bau und einige Gebäude,
wie auch die Grünflächen sind eine Baustelle. Trotzdem ist
die Anlage in Betrieb und die Gäste tummeln sich um das grosse
Freiluftpool, sonnen sich am Strand oder geniessen ihre Mahlzeit in
einem der zehn Restaurants. Als Marinalieger dürfen wir all die
Annehmlichkeiten benutzen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Die heissen Duschen sind ein Genuss und es ist nicht nur bei uns Erwachsenen
ein Kampf, unter dem heissen Wasserstrahl der schönen, geräumigen
Duschen hervorzutreten. Auch unsere Kinder könnten Stundenlang
verweilen. |
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Wir befinden uns in einer Oase. Rund um das Ressort
herum ist Wüste. In einiger Entfernung sehen wir die Gebäude
der Stadt Safaga. Die Touristen, die in diesem Ressort Urlaub machen,
kommen vor allem wegen der Sonne, Wärme, Unterwasserwelt und
um den unterschiedlichsten Wind-Sportarten zu frönen. Und Wind
hat es wieder jede Menge. Die Flaute hat nur kurz angedauert und bereits
am Tag nach unserer Ankunft, pfeift es gewaltig aus Norden übers
Wasser. Die Windsurfer wissen das zu schätzen, wir Fahrtensegler
nicht
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Im Ressort können die unterschiedlichsten
Ausflüge gebucht werden. Es werden Touren nach Luxor und anderen
bekannten Städten der Umgebung angeboten. Wir beschränken
uns auf das Nahe Safaga. Zusammen mit anderen Seglern habe ich die
Möglichkeit mit einem lokalen Taxibus in die Stadt zu fahren.
Der Marina Manager hat uns die Fahrgelegenheit organisiert. Wir passieren
den monumentalen Eingangstriumphbogen und befinden uns in einer anderen
Welt. |
Vom Glanz des Ressorts ist in der Einkaufsstrasse
von Safaga nichts zu spüren. Die Strasse ist unbefestigt, staubig
und in der Mitte klafft eine riesige Baugrube. Wacklige Holzbretter
ermöglichen einem den Zugang zu den kleinen Läden. Gemüse,
Früchte, Fleisch, Gewürze, Eier, alles ist zu finden, doch
die Sachen müssen zusammengesucht und die Preise wollen vergleichen
sein. Handeln ist angesagt. Ein mir unbekanntes und ungewohntes Einkaufen.
Interessant ist, dass ich bei jedem Produkt weniger bezahlte, als
der Verkäufer ursprünglich wollte. Für das Kilo Tomaten
bezahle ich 3 Ägyptische Pfund (60 Rappen) und für das Kilo
Kartoffeln 1 Pfund
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Viel zu schnell geht die Zeit vorbei. Die anderen
Segler möchten zurück ins Ressort. Sie wollten lediglich
einkaufen. Die Kosten für das Taxi von 20 Pfund teilen wir uns.
Der Rest des Tages ist mit Motorarbeit ausgefüllt: Oelwechsel
und allgemeine Kontrolle. Nur gut, kann man nach einer solchen Arbeit
eine unendlich lange Dusche nehmen. |
Es ist unglaublich, was den Ressortgästen
alles geboten wird. Heute Abend um 19 Uhr steigt eine Kinderparty.
Anina ist sofort Feuer und Flamme. Doch nach dem Abendessen fallen
der guten Damen bereits die Augen zu. Tja, unsere Kinder sind Frühaufsteher,
dafür gehen sie am Abend zeitig ins Bett. Wir Erwachsenen möchten
auch ein wenig den Abend gemeinsam geniessen. |
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200 Liter Diesel sind bestellt und diese sollen
heute geliefert werden. Das Beliefern der Yachten mit Diesel scheint
nicht ganz Legal zu sein, denn die begehrte Flüssigkeit wird
irgendwann in Kanistern und nicht mit einem Tanklastwagen geliefert.
Dafür stimmt der Preis. Wir bezahlen für den Liter lediglich
20 US-Cent. |
Susan hat heute die Möglichkeit, mit nach
Safaga zu fahren. Sie will versuchen, etwas länger in den Gassen
der Stadt verweilen zu können. Sie geniesst es, zu schauen, zu
entdecken und zu geniessen. Als Frau ist es nicht unproblematisch,
alleine in einer Ägyptischen Stadt unterwegs zu sein. Die Belästigungen
und Annäherungsversuche der Männer sind ekelhaft. Das ist
der Grund, weshalb Susan Sina mitnimmt. Ein Kind ist in diesem Land
untrügliches Zeichen, dass eine Frau verheiratet ist und zu Hause
der Ehemann wartet. |
Anina und Noemi haben von der JÖKE eine Einladung
zum Pfannkuchenessen erhalten. Der Papa klemmt sich hinter die Tastatur,
bis der Diesel geliefert wird. Keine zwei Stunden nach ihrer Abfahrt,
steht Susan wieder an Bord
Das war ja noch kürzer, als
mein Ausflug. Was ist geschehen? Der General Manager des Ressorts
verbot dem Marina Verantwortlichen, den Yachtis ein lokales Taxi zu
bestellen. Die Segler müssen ab sofort ein Taxi des Ressorts
nehmen und das kostet für zwei Stunden 105 Pfund. Es gibt keine
andere Möglichkeit mehr, das Ressort zu verlassen. Eingesperrt
im Luxusgefängnis
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Ein solches Taxi mussten also die HÖÖLOPLOP-Crew
und Susan nehmen, um nach Safaga zu gelangen. Der Fahrer wollte die
drei nicht einmal zur Baustellen-Einkaufsstrasse bringen, da er angst
um sein schönes Fahrzeug hatte. Erst nachdem Susan in höflich,
energisch darum gebeten hatte, bequemte er sich dazu, dem Wunsch der
Fahrgäste nachzukommen. Die zwei Stunden waren natürlich
schnell vorbei und die Krönung des Ausfluges folgte bei der Rückkehr:
Überzeit. Die Fahrt habe fünf Minuten länger als zwei
Stunden gedauert und das koste 15 Pfund extra
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Der Diesel wird am späten Abend geliefert,
nachdem ein plötzlich aufgetauchter Beamter des Zolles wieder
verschwunden ist. Der Brennstoff ist in alte 20 Liter Ölkanister
abgefüllt. Ob die Menge stimmt und auch wirklich nur Diesel in
den schmutzigen Kanistern zu finden ist? Die 10 Kanister wollen umgefüllt
werden. Bei der Badeplattform richte ich mir die Umfüllstation
ein. Voller Kanister oben, leerer unten. Dann wird mit dem Mund durch
ein Schlauch der Diesel angesaugt und rinnt dank der Schwerkraft in
den leeren Kanister. Nur gut, bekomme ich nie einen Schluck ab. Auch
auf den anderen Schiffen wird fleissig Diesel umgefüllt. Bei
der LA ROSSA sind es 400 Liter. Eine Stunde später ist die Arbeit
erledigt und ich weiss, dass die Menge stimmt und der Kraftstoff sauber
ist. |
An das Bad im Pool mit anschliessender heisser
Dusche nach getaner Arbeit könnte man sich durchaus gewöhnen.
Und was hat im Anschluss das Unterhaltungsprogramm zu bieten? Um 21
Uhr findet unter freiem Himmel eine Ägyptische Tanzvorführung
statt. Susan und Heidi von der WINDROSE lassen sich von der späten
Stunde nicht abschrecken und mischen sich unter die wenigen Zuschauer.
Wie es scheint, wird den Hotelgästen zu viel geboten, denn das
Interesse an dieser guten Vorführung ist gering. |
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Die Regeln haben erneut geändert. Ab sofort
darf man sich wieder ein lokales Taxi kommen lassen. Der Hotel Manager
scheint realisiert zu haben, dass welterfahrene Fahrtensegler nicht
den Schutz und Komfort der Hoteltaxiflotte benötigen. Wir sind
froh darüber und machen uns dieses Mal als ganze Familie auf
den Weg in die Stadt. Wir wollen uns Zeit lassen und auch die engen
Gassen von Safaga erkunden. Heidi begleitet uns. Zuerst der Einkauf
oder der Bummel durch die Gassen? Für den Lastenträger ist
die Antwort klar. |
Die Gassen sind eng, verwinkelt und sauber, doch
alle Häuser scheinen in unseren Augen baufällig zu sein.
Dem Gebäudeunterhalt wird hier keine grosse Bedeutung beigemessen.
Immer wieder treffen wir auf einen kleinen Einkaufsladen, der von
Büchsen über Gemüse und Früchte alles Nötige
zu bieten hat. Wir verweilen auf einem kleinen Platz, schauen uns
um. Kinder, Frauen und ein paar ältere Männer sitzen im
Schatten. Susan möchte ein paar Aufnahmen machen und bekommt
die Einwilligung. Für die Menschen scheint es ungewohnt zu sein,
dass sich Fremde so weit in die Gassen hineinwagen und dann auch noch
stehen bleiben. |
Von einer jungen Frau werden wir aufgefordert,
in ihr Haus einzutreten und Tee zu trinken. Wir zögern, die Einladung
anzunehmen. Die Neugierde siegt und wir treten ein. Heidi erweist
sich als grosse Hilfe, denn sie spricht und versteht ein wenig Arabisch.
Uns ist diese Sprache absolut fremd. |
Wir werden in einen kleinen, hohen Raum geführt.
Er ist quadratisch und etwa 10m² gross. Nur wenig Tageslicht
dringt durch ein schmales Fenster in Deckennähe ins Innere. Eine
nackte Neonlampe brennt an der Decke und in einer Ecke läuft
lautstark ein Fernseher. An den Wänden gegenüber des Fernsehers
stehen einfache Sofas. Heidi erklärt uns, dass in diesem Raum
die älteren Frauen der Familie schlafen. Die jungen Bewohner
hätten meistens kein Bett. |
Immer mehr Frauen und Kinder gesellen sich zu
uns in den Raum. Unsere Gastgeberin tritt mit einem kleinen Tablett
ein. Teekanne und Tassen sind sorgfältig darauf angerichtet.
Auf dem Boden sitzend gibt sie zwei gehäufte Löffel Zucker
in jede Tasse und giesst anschliessend den Tee darüber. Sogar
die Kinder erhalten eine eigene, miniatur Tasse. Der strenge Tee schmeckt
leicht bitter und doch extrem süss. |
Susan möchte von den Frauen ein paar Bilder
machen und fragt um Erlaubnis. Die älteren Frauen sind gar nicht
damit einverstanden, erheben sich und verlassen augenblicklich den
Raum. Oups, hoffentlich haben wir jetzt nichts unhöfliches gemacht.
Den jungen Frauen scheint die Kamera nichts auszumachen. Heidi versucht
eine Unterhaltung zu führen, was aber nicht einfach ist. Die
Bewohner sprechen kein Englisch und das Arabisch von Heidi reicht
für eine angeregte Unterhaltung nicht aus. Etwas hilflos sitzen
wir auf dem Sofa. Der Fernseher läuft noch immer. An der Wänden
hängen Posters von westlichen Popstars und gleich daneben ein
Bild vom Zentralheiligtum des Islam in Mekka. |
Wann ist eine Einladung zum Tee in einem arabischen
Haus zu Ende? Wann soll oder darf man als Gast wieder gehen? Wir sind
alle etwas ratlos. Heidi ist sich auch nicht ganz sicher, ob sie unsere
Gastgeberin richtig verstanden hat. Wenn ja, dann haben die Frauen
soeben ein Huhn geschlachtet und wollen uns zum Mittagessen im Haus
behalten. Sollte das wirklich der Fall sein, dann werden wir vor dem
Abend nicht mehr weiter kommen. Wir überlegen uns, wie wir uns
höflich entschuldigen und dann entfernen können. Heidi hat
das beste Argument: Ihr Mann wartet zu Hause auf sie und sie müsse
unbedingt zu ihm und das Essen kochen. Einer solchen Entschuldigung
kann keine arabische Frau etwas entgegen halten. |
Immer mehr Menschen versammeln sich vor dem Eingang
in die Wohnung, wo wir uns befinden. Es scheint, dass die ganze Nachbarschaft
von uns Wind bekommen hat und uns begutachten will. Nicht nur Frauen
und Kinder, sondern auch Männer befinden sich in der Menge und
diese geben ganz klar den Ton an. Unsere drei Mädels sind hoch
begehrt. Vor allem die blonden Haare sind für die Einheimischen
ungewohnt. Immer wieder werden Anina, Noemi und Sina angefasst und
betatscht. Die Leute werden immer ausgelassener und alle wollen fotografiert
werden. Es wird höchste Zeit, dass wir das Weite suchen. Noch
lange hören wir das Geschrei der Kinder hinter uns. |
Durch die engen Gassen suchen wir unseren Weg
zurück zur Marktstrasse. Immer wieder müssen wir stehenbleiben,
schauen und staunen. Die vielen westliche Babywerbungen springt uns
regelrecht an. Sie erscheint uns völlig deplaziert. |
Trotz der bereits fortgeschrittenen Zeit können
wir uns mit Gemüse, Früchten, Brot und Fleisch eindecken.
Beim Letztgenannten sind wir uns lange unschlüssig, ob wir wirklich
zugreifen sollen. Die Hühner sind uns eine Spur zu frisch, denn
sie gackern noch in ihren engen Käfigen neben der Metzgerei.
Dafür sieht das Fleisch der halben Kuh, die mitten im Verkaufsraum
hängt, nicht schlecht aus. Wir erstehen zwei Kilogram und sind
nun gespannt, wie zäh das Stück ist. |
Wie kommen wir zurück in unser Ressort? Wir
stoppen etliche Taxibusse und führen Preisverhandlungen. Wir
wissen, welcher Preis angemessen ist. Es dauert eine ganze Weile,
bis wir einen Fahrer finden, der uns für diesen Preis zurück
befördert. Ganz schön anstrengend, so einzukaufen. |
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Fl + Gd = Mf
Die Formel ist in unserem
Gedächtnis eingebrannt und wir können sie jederzeit zur
Anwendung bringen. Alle Wetterquellen sind sich einig: Eine Flaute
(Fl) kommt und unsere Geduld (Gd) hat sich gelohnt. Kurz vor dem Eindunkeln
lösen wir die Leinen und fahren aus der Marina aus. Ein kleines
Stück ausserhalb ankern wir. Eine Mütze voll Schlaf wollen
wir uns gönnen, bevor wir am nächsten Morgen mit Maschinenfahrt
(Mf) weiter in den Norden tuckern wollen. |
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