| Logbuch SY PANGAEA / Red Sea | 
   
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    | 24.04 - 27.04.2005 | 
   
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    | Ankerumtrunk! Mit Schweizer Bergspitzen-Schokolade (Toblerone) 
      und einem süssen Mangodrink schliessen wir die Längsfahrt durchs 
      Rote Meer ab. Seit Port Aden haben wir 1300 Seemeilen zurückgelegt 
      (Luftlinie 1200sm) und der Motor ist 330 Stunden gelaufen. Wir haben für 
      diese Strecke sage und schreibe 1½ Monate gebraucht. Bei gutem, gleichbleibendem 
      Passatwind von hinten wäre die gleiche Strecke problemlos in 12 bis 
      14 Tagen zu schaffen | 
   
    | Für die Fahrt durch den Suezkanal wollen wir unser 
      Schiff aufklarieren. Für diese Arbeiten brauchen wir nicht vor dem 
      Yacht Club zu liegen und pro Tag neun US$ auf den Tisch blättern. In 
      Ermangelung eines Wasserschlauches, schwirrt ein Putzlappen, getränkt 
      in Salzwasser über das ganze Deck. Erstaunlich, wie eine solche Katzenwäsche 
      das Erscheinungsbild unseres Schiffes verändert. | 
   
    | Nach kürzester Zeit sind alle Arbeiten erledigt. 
      Die Vorsegel haben wir von den Vorstagen abgeschlagen und zusammengelegt 
      auf dem Vordeck verstaut. Das Grosssegel ist mit der Persenning zugedeckt 
      und alle Taue liegen sauber geordnet an ihrem Platz. | 
   
    | Es war ein langer Tag und als die Nacht hereinbricht, 
      liegt die gesamte PANGAEA-Crew bereits in den Kojen und schläft friedlich. 
      - "Do you want fish?" Warum nicht, doch bitte nicht um zwei Uhr 
      in der Nacht
 Ein kleines Fischerboot schwimmt neben PANGAEA und die 
      drei Gestalten im Innern sehen nicht gerade vertrauenerweckend aus. Mit 
      unserem starken Scheinwerfer beleuchten wir den nächtlichen Fisch-Handels-Platz. 
      Wir geben den Fischern zu verstehen, dass sie um diese Nachtzeit unerwünscht 
      sind. Zum Glück ziehen sie daraufhin schnell davon. Schlaf finden wir 
      nach diesem Besuch nur noch schwierig. | 
   
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    | Mit dem ersten Tageslicht heben wir den Anker und folgen 
      den Frachtern, die langsam in der Einfahrt zum Kanal verschwinden. Das Tor 
      zum Mittelmeer liegt vor uns. Nahe an den Seezeichen motoren wir in den 
      Suezkanal hinein. Das nächste Ungetüm nähert sich bereits 
      von hinten. Reicht der Platz zwischen ihm und dem Kanalufer auch wirklich 
      aus? Eine Seemeile nach dem Eingang und kurz bevor der Frachter uns einholt, 
      biegen wir links in das Becken vor dem Yacht Club ein. Der blaue Riese pflügt 
      hinter uns durchs Wasser. PANGAEA ist im Vergleich zu ihm winzig. Der Hauptmast 
      unseres Schiffes reicht knapp bis an seine Reeling | 
   
    | Norbert wartet auf uns und nimmt unsere Leine entgegen. 
      Am Bug und Heck wird je ein Tau an einer Boje festgemacht. Einen Steg gibt 
      es nicht und für den Landgang müssen wir das Dingi bereit machen. | 
   
    | Schon vor Tagen haben wir per Email mit einem der Kanalagenturen 
      Kontakt aufgenommen. Es dauert nicht lange und schon kommt Said, ein Vertreter 
      von FELIX, an Bord. Ihm geben wir alle nötigen Unterlagen für 
      die Kanaldurchfahrt und das Ausklarieren aus Ägypten. Der Agent übernimmt 
      die aufwendige Arbeit mit den Kanalbehörden und allen anderen Ämtern. 
      Wir könnten diese Arbeit auch selber erledigen, doch wären wir 
      damit bestimmt eine, wenn nicht sogar zwei Wochen beschäftigt. Das 
      Geld für einen Agenten ist somit gut angelegt. | 
   
    | Bevor wir die Passage durch den Kanal in Angriff nehmen 
      können, muss unser Schiff durch die Kanalbehörden vermessen werden. 
      Anhand dieser Vermessung wird festgestellt, wie viele Suezkanal-Tonnen unser 
      Schiff wiegt und wieviel wir für die Durchfahrt bezahlen müssen. 
      Said kann uns nicht versprechen, dass die Vermessung noch heute statt findet. 
      Er werde aber alles daran setzen. Üblich sei, dass die Vermessung erst 
      einen Tag nach der Ankunft erfolge. | 
   
    | Wir haben zum Thema Vermessung schon vieles gehört 
      und sie scheint ein Lotteriespiel zu sein. Die Formel ist zwar bekannt, 
      doch es gibt Parameter, die nicht aufgeführt sind: Babybonus, Baksheesh, 
      usw. Warten wir also ab. | 
   
    | Ein riesiges Lotsenboot steuert plötzlich auf uns 
      zu. Der Fahrer hat sein Gefährt im Griff. Ohne auch nur unser Schiff 
      zu berühren, springt der Vermesser auf die PANGAEA und das Lotsenschiff 
      dreht ab. Jetzt wird der Kanalangestellte sicher ein langes Messband zücken 
      und unser Schiff der Länge, Breite und Tiefe nach auf den Millimeter 
      genau vermessen. Wird der mit Blei gefüllte Kiel mitgerechnet? Wo wird 
      das Freibord gemessen? Gehören der Bugkorb und die Badeplattform auch 
      zur Gesamtlänge? Wird der Motorraum abgezogen? Unsere Fragen häufen 
      sich. Der 50 jährige Familienvater setzt sich mit uns an den Salontisch 
      und schaut die Schiffspapiere durch. Er fragt nach einem Messband. Ich reiche 
      ihm eines aus der Nähkiste
 Er hebt ein Bodenbrett hoch, um zu 
      sehen, wo der Rumpf aufhört. Lediglich das Mass zwischen Rumpfboden 
      und Kabinendecke misst er ungefähr. Alle anderen Angaben übernimmt 
      er aus den Schiffspapieren. Das eine oder andere Mass rundet er sogar ab. 
      Die Tonnage wird damit sicher kleiner ausfallen, als wir sie im Voraus berechnet 
      haben. Das war nun die ganze Vermessung oder fast: Der Vermesser will wissen, 
      ob wir vielleicht alte elektrische Geräte an Bord hätten, die 
      wir nicht mehr bräuchten | 
   
    | Alle nötigen Schritte für die Suezkanaldurchfahrt 
      sind eingeleitet und wir dürfen an Land. Wir brauchen dem Agenten als 
      nächstes lediglich zu sagen, wann wir fahren wollen. Unmittelbar vor 
      der Abfahrt werden wir die Rechnung und das Resultat der Vermessung erhalten. 
      Warten wir also ab und vertreiben uns die Zeit mit einem Besuch in der Stadt. | 
   
    | Der Suezkanal ist durch internationale Abkommen für 
      alle Schiffe offen. Die Besatzungen der Frachtschiffe haben natürlich 
      kaum die Möglichkeit an Land zu gehen. Zu gedrängt sind die Fahrpläne 
      der Grossschiffahrt. Aus diesem Grund benötigen die Crewmitglieder 
      kein Visum für Ägypten. Bei uns Yachties sieht das etwas anders 
      aus. Wer das Kanalgelände verlassen will, benötigt ein gültiges 
      Visum. Noch bevor wir den eigentlichen Yachtclub betreten können, kontrolliert 
      ein Sicherheitsbeamter unsere Pässe. Sogar mein Rucksack wird überprüft. 
      Die scheinen es hier sehr genau zu nehmen. | 
   
    | Welche Richtung schlagen wir ein? Gemäss Sicherheitsbeamten 
      müssen wir zuerst gerade aus und dann an der viel befahrenen Strasse 
      rechts abbiegen. So sollten wir in die Stadt gelangen. Wir befolgen die 
      Anweisung. Die Schatten spendenden Bäume und der leichte Wind sind 
      angenehm. Wir entdecken auf unserem Spaziergang immer wieder etwas kurioses: 
      Viereckig geschnittene Bäume mit weiss/blau angemaltem Stamm; ein riesiges 
      Bild vom Schnee bedeckten Matterhorn; einen grossen, herunter gekommenen 
      Park; ein kleines, von Krähen besetztes Minarett und vieles mehr. Doch 
      unsere Beine werden schwer und schwerer. Die Bäume sind verschwunden 
      und das Stadtzentrum weiterhin unendlich weit weg. | 
   
    | Immer wieder hält ein VW-Bus am Strassenrand. Passagiere 
      steigen aus und ein. Die Kleinbusse fahren in Richtung Zentrum. Sie sind 
      die öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt. Das nächste Fahrzeug 
      besteigen wir. Die Sitzbänke sind abgenutzt, die Dachisolation fehlt. 
      Durch die offene Schiebetür dringt der Strassenlärm ins Innere. 
      Der Verkehr nimmt zu. Kleine Läden säumen die breite Strasse auf 
      beiden Seiten. Überall sind Menschen zu sehen. Bei der nächsten 
      Strassenkreuzung steigen wir aus und bezahlen den geringen Fahrpreis von 
      30 Piaster pro Person. | 
   
    | Unsere drei blonden Mädels stehen noch nicht richtig 
      auf der Strasse und schon werden sie von allen Seiten angefasst. Sina bekommt 
      aus diesem Grund einen Platz im Tragtuch. Auf dem Rücken von Susan 
      wird sie vor den neugierigen Händen sicher sein. Wir entfernen uns 
      von der Hauptstrasse und biegen in die schmalen Seitengassen ein. Ein Laden 
      reiht sich an den nächsten. Geschäfte mit gleichem Angebot haben 
      sich geographisch zusammengefunden. Wir befinden uns zur Zeit im Schuhviertel. 
      Ein Auto kommt den Weg entlang geschossen. Vor der nächsten Kreuzung 
      ertönt lautstark seine Hupe und ohne die Geschwindigkeit stark zu reduzieren, 
      braust das Fahrzeug um die Ecke. Vortritt hat hier der Verkehrsteilnehmer 
      mit der lautesten Hupe... Doch nicht nur Benzin betriebene Transportmittel 
      finden in dieser Stadt Anwendung, sondern auch Eselkarren und die ulkigsten 
      Fahrrad-Transporter gehören zum Stadtbild. | 
   
    | Der Duft von frisch gebackenem Brot steigt uns in die 
      Nase. Wir rechnen damit auf eine der üblichen Fladenbrot-Bäckereien 
      zu stossen. Doch wir irren uns. Die unterschiedlichsten Brötchen und 
      Gebäcke liegen einladend auf einem Gestell. Wir können nicht widerstehen 
      und erstehen eine ganze Tüte voller Leckereien. Jetzt gemütlich 
      auf einer Parkbank sitzen und die Köstlichkeiten geniessen, das wär's. 
      Also suchen wir uns ein hübsches Plätzchen. Hier, mitten in der 
      Stadt, scheint es solche Oasen der Ruhe nicht zu geben. Einen Park, geschweige 
      denn eine Parkbank suchen wir vergeblich. Wir brauchen eine Pause und setzen 
      uns auf die Treppenstufe vor einem geschlossenen Geschäft. Die einheimischen 
      Passanten werfen uns verstohlene Blicke zu. Wir lassen uns nicht stören 
      und geniessen die erstandenen Brötchen und Minikuchen. | 
   
    | Auf einen grossen Supermarkt stossen wir nirgends. Alle 
      Produkte sind in kleinen Länden zu finden: Metzgereien, Bäckereien, 
      Gemüse- und Früchteläden und auch viele Geschäfte mit 
      westlicher Kleidung und Glamourartikeln. Die CocaCola Werbung begleitet 
      uns auf Schritt und Tritt. | 
   
    | Die Aufdringlichkeit der Ladenbesitzer stösst uns 
      immer mehr ab. Unsere Kinder, sogar Sina auf dem Rücken von Susan, 
      werden immer wieder belästigt und angefasst. Bsbsbsbs! Sehen wir aus 
      wie eine Familie Katzen oder ist das hier die Art und Weite, wie man Besucher 
      auf sich aufmerksam macht? Männer wie Frauen verhalten sich so. Wir 
      reagieren auf solche Geräusche nicht mehr und lassen die Verursacher 
      einfach stehen. | 
   
    | Es ist spannend durch die Gassen zu schlendern, die unterschiedlichsten, 
      fremdartigen Gerüche zu riechen und hinter jeder Strassenkreuzung auf 
      etwas Neues, Unbekanntes zu stossen. Auffallend ist der schlechte Bauzustand 
      vieler Gebäude. | 
   
    | Nach der Öffnung des Suezkanals 1859 gewann die 
      Stadt schnell an Bedeutung. Bei den Gefechten Ende der sechziger und Anfang 
      der siebziger Jahre zwischen ägyptischen und israelischen Streitkräften, 
      wurde die Stadt praktisch vollständig zerstört. Nachdem Ägypten 
      1973 den Suezkanal wieder eröffnet hatte, wurde mit dem Wiederaufbau 
      begonnen. Viele baufällige Gebäude, stammen noch auch dieser Zeit 
      zu stammen. | 
   
    | Einer der vielen Taxi-Busse bringt uns wohlbehalten zurück 
      in die Nähe des Yachtclubs. Unsere müden Beine brauchen eine Ruhepause 
      auf der PANGAEA. Majestätisch gleiten die Ozeanriesen hinter den friedlich 
      schaukelnden Segelschiffen in Richtung Rotes Meer. Sie haben den Suezkanal 
      hinter sich und sind wieder frei in ihrer Fahrt. Wo werden sie als nächstes 
      die Leinen fest machen? Indien, Malediven, Singapur, China, Japan oder sogar 
      Australien? | 
   
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    | "Do you want fish?" - nein, dieses Mal war 
      es nur ein Traum. Nichts stört unseren Schlaf in dieser Nacht. Ausgeschlafen 
      geniessen wir das Frühstück im Cockpit. Einen solchen Logenplatz 
      bekommt man nicht alle Tage. Der Morgenkonvoi der Grossschiffe startet in 
      den Norden. In kurzen Abständen folgen sich die Schiffe. Sie werden 
      nicht etwa geschleppt, sondern fahren mit eigener Kraft durch den Kanal. 
      Für ihre Verhältnisse sehr gemächlich mit etwa 10 Knoten. 
      Auf dem offenen Wasser sind sie meistens mit über 20 Knoten unterwegs. | 
   
    | Wir bestellen bei FELIX unsere Passage für den nächsten 
      Tag und fordern Said auf, am Nachmittag zu uns an Bord zu kommen, um die 
      Bezahlung zu erledigen. Wir wollen das Abrechnen nicht erst Minuten vor 
      der Abfahrt erledigen. Dann hätte man nämlich keine Chance mehr 
      zu reklamieren. Er verspricht uns, am halb Vier an Bord zu sein. | 
   
    | Wir haben damit Zeit, noch einmal die Gassen von Suez 
      zu durchstöbern. Ingrid und Norbert begleiten uns. Die Geschäftigkeit 
      im Zentrum hat sich in keiner Weise gelegt. Sina nehme ich dieses Mal zu 
      mir ins Tragtuch. Nicht auf den Rücken, sondern auf die Seite. Sollte 
      jetzt wirklich jemand auf die Idee kommen die kleine Dame zu betatschen, 
      gibt's eins auf die Finger. Anina und Noemi suchen sich Norbert als Begleiter 
      aus. | 
   
    | Praktisch jeder Geschäftsinhaber versucht uns ins 
      Innere seines Ladens zu lotsen. Ich lasse mich nicht darauf ein und beschränke 
      mich auf das Betrachten der Auslage von der Strasse aus. Norbert und Ingrid 
      lassen sich auf eine Aufforderung ein und betreten eines der Geschäftslokale. 
      Sogleich werden sie von drei, vier Verkäufern belagert. Betrachten 
      sie einen Gegenstand einen Augenblick länger als normal, wird dessen 
      Vorzüge und vor allem der Preis angepriesen. Als ihnen sogar eine Cola 
      angeboten wird, verlassen sie fluchtartig das Geschäft | 
   
    | Wir wagen uns in ein Schuhgeschäft. Noemi benötigt 
      dringend neue Sandalen und für ihre schmalen Füsse ist es nicht 
      einfach, passende Schuhe zu finden. Auch wir werden sofort belagert. Der 
      Verkäufer erklärt uns die Vorzüge von jedem vorgeführten 
      Paar und versichert uns, dass Noemi mit Sicherheit in die viel zu grossen 
      Schuhe hinein wachsen werde und sich die Bequemlichkeit dann einstellen 
      wird. Er will partout nicht verstehen, dass ihr die Schuhe jetzt passen 
      und bequem sein müssen. Nach dem fünften Paar geben wir auf, nicht 
      aber der Verkäufer. Beteuerungen unsererseits, dass keines der vorgeführten 
      Schuhpaare passt, stossen auf taube Ohren. Es gibt nur eine Möglichkeit: 
      Wir packen unsere Sachen und lassen den Verkäufer stehen. So verlassen 
      wir in unserem Kulturkreis ein Geschäft nur, wenn wir verärgert 
      sind. | 
   
    | Das feine Gebäck vom Vortag hat bleibende Spuren 
      hinterlassen und trotz dem Gewirr von Gassen stehen wir plötzlich und 
      völlig unverhofft vor der gleichen Bäckerei. Zufälle gibt 
      es
 Dieses mal leert sich die Tüte schon unterwegs. | 
   
    | Wir versuchen unser Glück in einem anderen Schuhgeschäft. 
      Nach vielen durchprobierten Sandalen passt tatsächlich ein Paar. Der 
      Verkäufer und vor allem Noemi sind glücklich. Die Preisverhandlungen 
      enden vielversprechend und bezahlt wird in der Weltwährung US$. Die 
      alten Sandalen landen im Rucksack und die Neuen dürfen sogleich die 
      staubigen Gassen von Suez erkunden. | 
   
    | Die Speicherkarte unserer Digitalkamera füllt sich 
      schnell bei den vielen interessanten Sujets. Doch von einem Bild auf das 
      Nächste zeigt unser Apparat komische Farben im Display an und das Bild 
      ist verschwommen. Fehlersuche beginnt: Batterien? Speicherkarte defekt? 
      Autofokus kaputt? Alles wird getestet und versucht. Nichts hilft. Die bereits 
      gespeicherten Bilder werden auf dem Display tadellos dargestellt. Nur das 
      Bild, welches gerade durch das Objektiv aufgezeichnet wird, lässt nichts 
      natürliches mehr erkennen. Einzige Möglichkeit: Der Bildwandler 
      (der elektronische Film in der Kamera) ist kaputt. Mit Bordmitteln ist so 
      ein Fehler nicht mehr zu beheben. | 
   
    | Die Fahrt durch den Suezkanal ohne Kamera? Das kann es 
      nicht sein. Zum Glück funktioniert unsere alte Digitalkamera, welche 
      wir jeweils im Unterwassergehäuse verwenden, immer noch einigermassen. 
      Lediglich der Autofokus und das Auslösen funktioniert nicht immer auf 
      Anhieb. Hoffentlich hält diese Kamera bis zum Schluss unserer Reise 
      durch. | 
   
    | Wir wollen unseren Agenten nicht warten lassen und gemäss 
      seinen Angaben sollte heute Nachmittag auch der Diesel geliefert werden. 
      Die Einrichtung mit den Kleinbussen ist ein gelungene Sache, obwohl heute 
      alle bis auf den letzten Platz belegt sind und wir eine ganze Weile warten 
      müssen, bis ein halb leeres Fahrzeug neben uns hält. | 
   
    | Pünktlichkeit scheint in Ägypten ein Fremdwort 
      zu sein. Der für den Nachmittag versprochene Diesel wird erst bei Anbruch 
      der Dunkelheit in schmutzigen und öligen Kanistern ans Schiff gebracht. 
      Kurze Zeit später, ich bin gerade damit beschäftigt den Treibstoff 
      in unsere Kanister umzufüllen, erscheint Magni, ein weiterer Mitarbeiter 
      von FELIX. Für seine über vier stündige Verspätung hat 
      er keine Entschuldigung übrig. | 
   
    | Ohne irgendwelche Rechnung oder Quittung eröffnet 
      er uns den Betrag, den wir ihm zu bezahlen hätten. Die von den Kanalbehörden 
      errechnete Tonnage holt er aus dem Speicher seines Handys. Wir bitten ihn, 
      die einzelnen Punkte auf einem Blatt Papier aufzulisten und dieses Papier 
      zu unterschreiben. Widerwillig schreibt er auf: | 
   
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          | - | agent fees: | 70 |  | US$ |   
          | - | port clerance: | 30 |  | US$ |   
          | - | marina 2 nights: | 18 |  | US$ |   
          | - | Suez Canal tonnage 19.3t: | 145 |  | US$ |   
          | - | diesel 100lt: | 50 |  | US$ |   
          | - | total: | 313 |  | US$ |  | 
   
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    | Nach den vom Vermesser notierten Massen sollte sich unsere 
      Kanaltonnage auf 17 Tonnen belaufen. Diese hat übrigens nichts mit 
      dem Gewicht eines Schiffes zu tun. Unsere PANGAEA bringt nämlich nur 
      knappe 13 Tonnen auf die Waage
 Warum ist der Betrag nun plötzlich 
      noch höher? Auf diesen Unterschied angesprochen meint Magni lediglich: 
      Was sind schon zwei Tonnen. Wir sollen nicht so kleinlich sein. Wenn wir 
      es unbedingt wollen, könne das Schiff selbstverständlich erneut 
      vermessen werden. | 
   
    | Er weiss ganz genau, dass wir das nicht wollen. Eine 
      erneute Vermessung würde mit Sicherheit einen höheren Wert ergeben 
      und er weiss, dass die Vermessung Zeit braucht und wir weiter wollen. Ach 
      ja, und wir seien die Ersten, die wegen zwei Tonnen einen solchen Wirbel 
      machten. | 
   
    | Ist das nun Ägyptische Art und Weise Geschäfte 
      zu machen? Wenigstens bequemte sich Magni zu uns ins Cockpit, um uns die 
      "Rechnung" zu präsentieren. Bei der HARLEKIN blieb er in 
      seinem Ruderboot und das ganze Geschäft wurde im Dunkeln über 
      die Reeling abgewickelt | 
   
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    | Unser Schiff ist für die Passage bereit. Wir rätseln 
      immer noch, ob wir nun einen Lotsen an Bord haben werden oder nicht. Die 
      letzte Gruppe von Segelschiffen hatte nämlich bei fünf Schiffen 
      nur gerade einen Lotsen dabei. Ich hätte überhaupt nichts dagegen, 
      wenn wir keinen "Gast" an Bord hätten. | 
   
    | Kalka, der Yachtclub Angestellte, hat den Narren an unseren 
      Mädels gefressen und bringt ihnen tatsächlich in seinem Ruderboot 
      ein Glace vorbei. Er versichert uns, dass wir in einer Stunde losfahren 
      werden. Uns fehlt aber noch ein wichtiges Papier: Das Ausklarierungspapier 
      aus Ägypten. Dieses Schriftstück wollte uns Magni am Vorabend 
      nicht aushändigen. Norbert und ich suchen deshalb unseren Agenten an 
      Land auf. | 
   
    | "Warship in the canal. No passage today!" Mit 
      diesen Worten werden wir von ihm begrüsst. Das kann nicht sein. Amerikanische 
      und Britische Kriegsschiffe nehmen sich das Recht heraus, den Suezkanal 
      uneingeschränkt und mit absoluter Priorität befahren zu können. 
      Befindet sich ein solches Schiff im Kanal, dürfen keine Fischerboote 
      und Yachten passieren. Schade, wir haben uns so auf die Weiterfahrt gefreut. | 
   
    | Diesen Umstand können wir nicht ändern und 
      wenden uns alltäglichen Arbeiten zu. Wir sitzen gerade gemütlich 
      beim Mittagessen im Cockpit, als alle Schiffe auf Platz von FELIX aufgerufen 
      werden. Die neuste Regelung der Kanalbehörden wird bekannt gegeben: 
      Nur einem Konvoi von 15 und mehr Yachten ist ab sofort die Durchfahrt durch 
      den Kanal erlaubt
 Wir werden aufgefordert, ein Schriftstück aufzusetzen, 
      welches diese Regelung als inakzeptabel hinstellt. | 
   
    | Keine halbe Stunde später treffen sich alle Skipper 
      an Land und gemeinsam mit FELIX und PRINCE OF THE RED SEA fahren wir bei 
      den Kanalbehörden vorbei. Wie unartige Schuljungen, die beim Rektor 
      auf die Zurechtweisung warten, sitzen wir nun dem obersten Manager auf einer 
      Couch gegenüber. Heftig wird zwischen Agenten und Beamten auf arabisch 
      diskutiert und unsere Schreiben werden überreicht. Der Manager würdigt 
      die Schriftstücke mit keinem Blick. Auf englisch versichert er uns 
      immer wieder, dass wir morgen durch den Kanal fahren werden. Von der Regelung 
      "mindestens 15 Schiffe" will er gar nichts wissen. Im Gegenteil, 
      er versichert uns, dass wir keinen Lotsen an Bord haben werden und uns dafür 
      ein Lotsenboot begleiten wird. Der Sturm im Wasserglas ist ausgestanden 
      und den anwesenden Seglern wird eine Erfrischung in Form von Tee, Kaffee 
      oder Limonade angeboten
 Der nächste Tag wird zeigen, was für 
      neue Regelungen proklamiert werden. | 
   
    | Susan schliesst sich zusammen mit Sina am späten 
      Nachmittag den deutschen Seglerfrauen an und fährt noch einmal in die 
      Stadt. Erst nach 15 Uhr öffnen die Läden nach einer längeren 
      Pause wieder. Ich versuche neben Anina, Noemi und Luca an Bord ein neues 
      Aktuell zu schreiben. Die drei Girls brauchen aber dringend Bewegung und 
      so paddle ich mit ihnen an Land. Einige der Spielgeräte auf dem Yachtclub 
      Spielplatz sind noch einigermassen brauchbar. Bei vielen ist das Eisen aber 
      schon sehr stark angerostet und auch sonst wird der Spielplatz kaum gepflegt 
      und unterhalten. Er ist ganz im Besitz einer aufdringlichen Krähenschar. 
      Diese grossen Vögel hinterlassen auf jeder Schaukel und jeder Rutschbahn 
      ihre Kotspuren. Ich werde von Kalka sogar gewarnt, dass die Vögel die 
      Kinder angreifen könnten
 Also lassen wir die Jungschaft nicht 
      aus den Augen. | 
   
    | Plötzlich steht Kalka mit einem riesigen Teller 
      Maccaroni bei mir. Die Kinder hätten sicher Hunger! Wir setzen uns 
      an einen kleinen überdachten Tisch beim Wasser. Alle greifen mächtig 
      zu. Die Krähenschar hat ihren Aufenthaltsort schlagartig verlagert. 
      Die Vögel sitzen auf den benachbarten Stuhllehnen, auf dem Geländer 
      und auf dem Dach. Die Tiere sind so aufdringlich, dass sie sogar versuchen 
      auf unserem Tisch zu landen. Als wir den Tisch verlassen, stürzen sie 
      sich auf die am Boden liegenden Überreste. | 
   
    | Ich verfolge die aus dem Kanal ausfahrenden Frachtschiffe. 
      Gebannt warte ich auf das Kriegsschiff, das am Morgen in Port Said in den 
      Kanal gefahren ist. Leider bekomme ich es nicht zu Gesicht. Es ist wahrscheinlich 
      für meine Augen zu gut getarnt. | 
   
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    | Der neue Tag beginnt vielversprechend. Wir erhalten an 
      Land unsere Ausklarierungspapiere und niemand erwähnt ein mögliches 
      Kriegsschiff. Wir sollen auf dem Funk standby bleiben, um zu erfahren, wann 
      das Lotsenboot bereit sei. Alle Zeichen stehen auf grün. Wir lösen 
      unsere Leine zur Heckboje und warten ab. | 
   
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    | © Susan & Christoph Manhart, SY PANGAEA |