24.09-29.09.2003
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Wir sind nicht alleine auf diesem Ankerplatz.
Bereits schaukeln über 10 Segelschiffe hinter dem schützenden
Riff. Neben unserer gelben Flagge sehen wir noch drei andere Q-Flaggen
im Wind flattern. Von der HÜGELIG erfahren wir den Ablauf des
Einklarierens: Die Offiziellen fahren mit ihrem Auto auf dem Kai vor
und hupen. Dann müssen wir mit unserem Dingi an Land und die
vier Personen auf unser Schiff bringen. |
Doch wie soll das mit unserem Bananaboot vor sich
gehen? Wir haben keinen Motor, das Beiboot bietet Platz für maximal
vier Erwachsene und dazu kommt noch, dass der Wind sehr stark vom
Kai her bläst. Nun hoffen wir, dass uns ein anderes Fahrtenschiff
die Offiziellen an Bord bringt und auch wieder abholt. |
Es ist Mittwoch und wir warten den ganzen Nachmittag
auf das Auftauchen des Beamtenfahrzeuges. Wir sitzen natürlich
nicht untätig herum. Nein, wir sind mit kleineren Reparaturen
beschäftigt und verstauen die Segel unter Deck. Der ganze Nachmittag
verstreicht, doch von den Beamten taucht niemand auf. Am Tag zuvor
sei niemand aufgetaucht, weil es geregnet habe. Ob es heute zu windig
ist
? |
Am nächsten Tag ist es dann so weit. Die
vier Beamtinnen und Beamten werden bei uns abgeliefert. Der Morgen
ist schon weit fortgeschritten und es geht gegen das Mittagessen zu.
Ich hantiere in der Pantry und Christoph füllt die Formulare
aus. Zwei der Beamten wollen das Schiff inspizieren. Sie öffnen
im Salon alle Schapps und sehen sich jede Koje an. Sie suchen nach
unerlaubten Lebensmitteln. Auf einem Formular notieren sie alle frischen
Früchte und Gemüse, die wir an Bord haben. Diese dürfen
wir nur an Bord konsumieren und nicht an Land nehmen. Das macht uns
natürlich lnicht viel aus. |
Einer der Beamten schaut immer wieder auf das
frisch gebackene Brot. Ich biete ihm ein Stück an, was er sofort
dankend annimmt. Schon nach kurzer Zeit ist es verschwunden
Alle Formalitäten sind abgeschlossen und die Besitzer des nächsten
Schiffes, welche einklarieren müssen, kommen mit ihrem Dingi
bei uns vorbei und holen die vier Offiziellen ab. Wir mussten unser
Dingi also nicht benutzen, worüber Christoph sicher am meisten
froh ist. |
Jetzt dürfen wir an Land und nach der Mittagsruhe
segeln wir mit unserem Dingi an den Kai. Wir spazieren durch das angrenzende
Dorf und schauen uns neugierig um. Natürlich werden auch wir
neugierig angeschaut. |
Das erste Mal, seit wir Hawaii verlassen haben,
sehen wir hier wieder Pferde. Sie werden als Transportmittel gebraucht.
Einige der Tiere sind an einer langen Leine an einen Baum angebunden,
viele grasen aber unangebunden auf den Wiesen zwischen den Häusern.
Weit können sie ja nicht, denn die Insel ist nicht sehr gross. |
Jedes Mal, wenn wir kurz anhalten, werden wir
von duzenden von Moskitos angefallen. Diese kleinen Tiere sind extrem
lästig und unangenehm. Darum brechen wir unsere Erkundungstour
schon bald ab. An einem schattigen Platz bei der Pier möchten
wir noch das Popkorn schnabulieren, das ich als z'Vieri eingepackt
habe. Kaum ist die Büchse offen, steht ein einheimischer Knabe
bei uns und steckt seine Hand auch hinein. Ohne zu fragen und sehr
fordernd bedient er sich von unserem Popkorn. Als er dann nach der
Wasserflasche greift, wird es uns zu bunt und wir stoppen ihn. Das
scheint ihn nicht zu beeindrucken und er nimmt sich weiterhin vom
Popkorn. Erst als wir unsere Sachen packen und dem Kai entlang zum
Beiboot gehen, verschwindet der Junge wieder. |
Mit unserem segelnden Dingi sind wir rasch wieder
auf der PANGAEA. Der Wind bläst genau vom Steg in die Richtung
unseres Schiffes und die Paddel bleiben unbenutzt liegen. |
Wir sind gerade dabei, unsere Kinder
ins Bett zu bringen, als es an unser Schiff klopft. Wer kann das sein?
Das junge Paar von der SIANDRA begrüsst uns in Niuatoputapu.
Sie hätten einfach bei uns vorbeikommen müssen, da wir mit
unserem Dingi an ihnen vorbeigesegelt seien. Es sei so selten, dass
ein Beiboot gesegelt werde und meistens seien sie die einzigen. |
Wie wäre es mit einem Race am nächsten
Tag? Nicht Schweiz gegen New Zealand, sondern Schweiz gegen Australien
? |
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Ein neuer Tag erwacht auf Niuatoputapu. Kurz vor
sechs Uhr sucht sich die Sonne hinter den Palmen den Weg zum freien
Himmel. Die ganze Lagune liegt noch im Halbdunkel, als der Horizont
zu brennen beginnt. Nur wenige Geräusche sind vom Land zu vernehmen:
Hahnengeschrei und gackernde Hühner, zwei miteinander keifende
Säue und bellende Hunde. Kurze Zeit später ertönt der
wunderbare, volle Gesang der Inselbewohner. Sie erheben ihre Stimmen
in den verschiedenen Kirchen der Insel in der Morgenandacht zum Lobe
des Herrn. |
Die nächste Viertel Stunde gehört ganz
mir. Ich vertiefe mich in die Bibel und geniesse die Geräusche
der Lagune. Danach erwacht auch auf der PANGAEA das Leben und fröhliche
Kinderlachen ist zu hören. |
Für heute haben wir ja bereits eine Verabredung.
Wir wollen das Dingirace gegen die SIANDRA Crew abhalten, zur Schatzinsel
segeln, dort Yamswurzeln braten, die Insel erkunden und Drachen steigen
lassen. Der Wind bläst kräftig und konstant von Südost
und bläht das Segel der little PANGAEA auf. Genau vor dem Wind
macht unser Dingi rasant Fahrt. Das Beiboot der SIANDRA liegt bereits
weit hinter uns als Christoph unser Bananaboot fast nicht mehr halten
kann. Der Bug gräbt sich in die nächste Welle und little
PANGAEA wird zum Swimmingpool. Alles schwimmt. Nur gut haben wir alle
Kleider und Lebensmittel in den grossen schwarzen Bottich gepackt.
Alles bleibt trocken und wir sind am Wasser schöpfen. In der
Zwischenzeit braust unsere Konkurrenz an uns vorbei. Wie war das doch
gleich beim Americas Cup Schweiz gegen New Zealand? |
Mit einigem Rückstand kommen wir bei der
kleinen Insel an und stapfen durchs knietiefe Wasser an den Strand.
Das Dingi binden wir an einen grossen Korallenstein. |
Wir finden am Strand einen schönen Platz.
Büsche halten den starken Wind ab und Palmen bilden ein herrliches
Schattendach. Schnell sind zwei Stämme gefunden, welche den richtigen
Abstand für unsere Hängematte haben. |
Holz suchen ist angesagt. Alle helfen mit, um
im nahen Unterholz Brennmaterial zu sammeln. Schon bald flackert das
Feuer in einer Sandmulde. Ein grosser Stapel Holz verwandelt sich
in kurzer Zeit in einen Haufen glühender Kohle. Niki und Jamie
packen die Yamswurzeln in Alufolie und legen sie in die heisse Glut.
Ein feiner Duft breitet sich aus. |
Wir geniessen den Strand, den schattigen Platz
und das süsse Nichtstun. Anina und Noemi bauen sich eine eigene
Küche. Ihre Devise ist: Jeder Strand braucht seine eigene Küche.
Eenn es dann ums richtige Essen geht, ist ihre Küche schnell
vergessen. Oder doch nicht? Wie wäre es mit einem leckeren Sandkuchen
zu den feinen Yamswurzeln? Es knirscht dann so schön zwischen
den Zähnen
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Unsere Schatzinsel liegt auf dem Korallengürtel,
der vor Niuatoputapu liegt. Bevölkert wird sie nur von Vögeln.
Wie gross ist dieses Eiland wohl? Die Neugierde hat mich gepackt und
ich mache mich auf, die Insel zu umrunden. Bereits nach zehn Minuten
wäre ich wieder bei unserem Rastplatz, wenn es da nicht so viel
zu sehen gäbe. |
Zur Zeit ist Ebbe und eine weite Fläche ist
vor dem eigentlich, schmalen Strand sichtbar. Diese Ebene besteht
nicht aus Sand, sondern aus Korallen und spitzigen Steinen. Bei näherem
Betrachten sind viele, kleine Toblerone-Vulkane zu erkennen. In jeder
Wasserlache, die das Meer zurückgelassen hat, wimmelt es von
Leben. Kleine Fische und Krebse verstecken sich geschwind, wenn mein
Schatten über ihrem Reich auftaucht. |
Die Brandung ist weit in der Ferne zu sehen und
zu hören. Über die schlüpfrigen Steine und scharfen
Korallen ist der Rand des Korallengürtels für mich unerreichbar.
Es ist ein komisches Gefühl hier auf dem Trockenen zu wandern
und in ein paar Stunden ist dies alles wieder mit Wasser bedeckt. |
Hinter der Brandung erhebt sich majestätisch
Tafahi unser Toblerone-Vulkan. Plötzlich vernehme ich ein ungewohntes
Geräusch vom Himmel. Ein lautes Brummen. Was mag das für
ein Vogel sein? Ich blicke suchend nach oben und erkenne einen Regenbogen
farbigen Lenkdrachen, der geschwind seine Kreise zieht. Jamie lenkt
den Drachen geschickt und immer wieder flitzt er nur wenige Zentimeter
über den Boden hinweg. |
Die Rückfahrt mit dem Dingi verspricht eine
weitere Herausforderung zu werden. Unsere PANGAEA liegt nämlich
genau in Windrichtung. Aufkreuzen ist also angesagt. Ob es dafür
nicht etwas zu viel Wind hat? Christoph ist zuversichtlich und beginnt
die Revanche mit der SIANDRA. Und siehe da, schon nach kurzer Zeit
liegen sie weit hinter uns. Wir scheinen die bessere Linie erwischt
zu haben. Vor jedem Korallenfleck, der seichtes Wasser anzeigt, fahren
wir eine Wende. Irgendwann wird uns das zu langweilig und wir fahren
einfach darüber hinweg. Der Wasserstand ist mit der Flut so hoch,
dass wir nirgends anstossen. |
Am Ziel angekommen müssen wir lange warten,
bis Niki und Jamie zu uns stossen. Dieses Mal hatten sie Probleme
mit Wasser im Boot. Irgendwo muss ein Loch im Rumpf sein! |
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Bei Christoph traten kurz vor der Abfahrt in Apia
wieder Anzeichen der Hautinfektion am Bein auf. Die Behandlung mit
diversen Salben brachte nicht das gewünschte Resultat. Antibiotika
wollte er nicht mehr schlucken, da er dieses Präparat bereits
zwei Mal zu sich genommen hat. In der Zwischenzeit ist der Abszess
so gross und schmerzhaft geworden, dass er kaum noch gehen kann. Für
heute Samstag will er einen Schiffstag einlegen und sein Bein ruhig
stellen. |
Ich möchte mit Anina und Sina einen Ausflug
unternehmen. Trotz seines schmerzenden Beines bringt uns Christoph
an Land und setzt uns das Faltvelo zusammen. Kurze Zeit später
rudert er mit Noemi zurück zur PANGAEA. |
Ich fahre der Naturstrasse entlang Richtung Hauptort
Hihifo. Anina sitzt auf dem Gepäckträger und hält sich
an der Sattelstange fest. Sina geniesst es einmal mehr, im Tragtuch
ganz nah bei mir zu sein. Der kleine Ofen auf dem Rücken bringt
uns beide ganz arg ins Schwitzen. |
Immer wieder mache ich einen kurzen Stopp, um
ein Bild zu schiessen. Jedesmal bin ich sofort von einer Schar Kinder
umzingelt, die immer und immer wieder den gleichen Spruch bringen:
Give me Lolly!". Es ist unmöglich, sie davon zu überzeugen,
dass ich keine Süssigkeiten habe. Diese Kinder sind so unverschämt,
dass sie sogar ihre Hände in die Velotaschen stecken, als ich
neue Batterien für den Fotoapparat hervor nehmen will. Weiterfahren
ist wohl die einzige Möglichkeit, diesem ständigen Betteln
und Fordern zu entfliehen. Ich erfahre später den Grund für
diese ständige Fragerei nach Süssigkeiten: Es gibt immer
wieder Yachtis, die riesige Mengen von Lollys kaufen und diese den
Kindern dann haufenweise verschenken. Die angefaulten Frontzähne
in ihren braunen Gesichtern mit den dunklen, grossen Augen erzählen
die Schattenseite der feinen Zuckerware. |
Ich bin noch nicht weit gekommen, als mir eine
junge Frau auf ihrem Fahrrad folgt. Sie verwickelt mich in ein Gespräch
und lädt uns am Sonntag zur Kirche und zum Mittagessen ein. Auf
der Weiterfahrt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich sie richtig
verstanden habe. Nun, wir werden es morgen sehen. |
Niuatoputapu ist nicht sehr gross. Nach kurzer
Zeit komme ich in Hihifo an. Ich entdecke einen wunderschönen
Platz direkt am Wasser. Eine kleine Steinbank steht unter einem Schatten
spendenden Baum. Hier könnte ich stundenlang verweilen. Das Schöne
ist, dass ich hier nicht von einer Schar bettelnder Kinder umringt
bin. |
Die Inselstrasse führt um die ganze Insel
herum. An der Nordküste, dort wo das Korallenriff vorgelagert
ist, sind die drei Siedlungen der Insel zu finden: Falehau, Vaipoa
und Hihifo. Auf der Südostseite reiht sich eine Plantage an die
andere. Hier werden die unterschiedlichsten Pflanzen kultiviert: Maniok,
Taro, Süsskartoffeln, Brotfrucht, Bananen, Papayas und Kokosnüsse.
Die Strasse wird auf beiden Seiten von riesigen Mangobäumen gesäumt.
Zur Zeit verströmen sie noch nicht ihren wunderbaren Duft, denn
die Früchte sind leider noch nicht reif. |
Auf dieser Seite der Insel sind nicht viele Leute
zu sehen. Dass welche bei der Arbeit sind, erkennt man an den diversen
Rauchwolken, die zwischen den Palmen aufsteigen. Als Brennmaterial
für diese Feuer werden grüne und feuchte Kokosnuss-Schalen
verwendet, damit möglichst viel Rauch entsteht. Der enorme Qualm
vertreibt nämlich die vielen Moskitos. Wir haben uns mit einem
Mückenschutzmittel eingestrichen. Trotzdem werden wir an unzähligen
Stellen gestochen. |
Die Inselringstrasse führt an diesem Teil
der Insel nicht an der Küste entlang. Auf drei Stichstrassen
kommt man trotzdem zum Strand. Mein Fahrrad klappert ganz schön
auf dieser wenig befahrenen Naturstrasse. Auf beiden Seiten des Weges
haben fünf Zentimeter grosse Spinnen ihre Kunstwerke gespannt.
Die Fäden ihrer Netze glitzern silbern in der Sonne und heben
sich vom dunkelgrünen Urwalddickicht ab. |
Ein kräftiger Wind weht uns entgegen, als
wir aus dem Palmenwald über die letzte Düne radeln. Grosse
Wellen brechen sich am Korallenriff und die Luft ist mit Salzwasser
durchsetzt. Der feine weisse Sand rieselt angenehm zwischen unseren
Zehen durch. Der von der Ebbe freigelegte Strandteil ist von hunderten
von Seegurken bevölkert und der eigentliche Strand ist übersät
mit kleinen Muscheln die schon bald lustig in unserer Lunchbox klappern.
Einmal mehr werden wir von einem Ausflug schwerer Beladen heimkehren
als wir losgezogen sind
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Leider liegt auch an diesem Strand viel Abfall.
Ob er von den Einheimischen stammt, oder ob ihn das Meer angespült
hat, weiss ich nicht. Auf alle Fälle trübt er den schönen
Eindruck des Strandes. |
Mit vielen neuen Eindrücken und dem ständig
wiederholten give me lolly" der einheimischen Kinder, kehren
wir am späten Nachmittag zur PANGAEA zurück. Das Fahrrad
stellen wir im leerstehenden Zollschuppen unter. Als Zollschuppen
ist das Gebäude auf alle Fälle in unserer Seekarte eingezeichnet. |
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Nun bin ich gespannt auf die Einladung zur Kirche
und Mittagessen, die wir für heute erhalten haben. Ob ich wirklich
alles richtig verstanden habe? Wir machen uns zeitig auf den Weg und
fahren mit unseren Rädern bereits um 09:30 bei besagtem Haus
vorbei. Die junge Frau kommt sogleich ans Gartentor. Der Gottesdienst
sei bereits zu Ende. Die Kirche habe um acht Uhr begonnen
Wir
sagen ihr, dass wir noch ein Stück weiter radeln und dann zurück
kommen. Das sei in Ordnung, meint sie. |
Wir fahren in Richtung Hihifo, als wir die Kirchenglocken
einer Kirche hören. Die Menschen strömen zum Gotteshaus
und wir beschliessen kurzerhand, auch dorthin zu gehen. |
Bereits tönt der volle Gesang von duzenden
Stimmen aus dem Gebäude an unsere Ohren. Ohne Mikrofon und Verstärker
bringen sie den Raum zum Vibrieren. Wären nicht einige Fenster
geöffnet, ich glaube die Stimmen würden sich überschlagen.
Nebenbei gesagt, es handelt sich bei den Sängern nicht um einen
Chor, sondern um die normalen Gottesdienstbesucher. |
Die meisten Kirchgänger tragen die traditionelle
Tonganesische Bekleidung. Die Männer knoten sich eine fein gewobene
Palmmatte um die Hüften. Die Frauen tragen lange, europäische
Röcke und binden sich zudem einen Palmgürtel um. Diese geflochtenen
Gürtel sind ganz unterschiedlich verziert: mit Muscheln, Kokosnussknöpfen
oder farbigen Glasperlen. |
In der Garderobe der Einheimischen besteht keine
Einheitlichkeit. Das Tragen von Sandalen ist aber angemessen, obgleich
die Füsse zum Teil erst unter vielen Erdschichten hervorschauen. |
Wir geniessen diese Stunde im Gottesdienst, obwohl
wir von der Predigt kein Wort verstehen. Plötzlich schauen alle
Gesichter zu uns und wir hören, wie der Pfarrer uns auf Englisch
persönlich begrüsst. Nach dem Gottesdienst kommt der Pfarrer
sogar bei uns vorbei und schüttelt uns die Hände. |
Die Gottesdienstbesucher sind sehr freundlich
aber auch neugierig. Aus den vielen Kindermündern hören
wir heute kein einziges Mal die schon so oft gehörte Forderung
nach Lollys. Dafür folgen uns ihre Blicke, als wir unsere Fahrräder
bereit machen. Staunende Blicke (nicht nur von den Kindern) bekomme
ich, als ich Sina mit dem Tragtuch auf meinen Rücken binde. |
Kurze Zeit später kommen wir bei unseren
Gastgebern an. Auf dem Boden des Hauses sind Palmmatten ausgebreitet
und darauf die verschiedensten Speisen auf Tellern bereitgestellt.
Wir möchten von Fehia der jungen Frau wissen, wo denn ihre Eltern
seien. Sie hat uns nämlich erklärt, dass ihre Eltern das
Essen zubereitet haben. Die sind bei einer anderen Familie in
der Hauptstadt zum Mittagessen", antwortet sie auf unser Frage. |
Wir setzen uns in traditioneller Weise, im Schneidersitz,
auf die Palmmatten. Diese Sitzhaltung ist für uns sehr ungewohnt
und schon nach kurzer Zeit beginnen mir die Beine zu schmerzen. |
Fehia erklärt uns, wie die einzelnen Speisen
heissen: Talo (Taro), Manioke (Cassava), Kape (Cape), Mei (Brotfrucht),
Lolongo, Lesi (Pauopauo) und Corned Beef sind auf den Tellern zu finden.
Das Corned Beef scheint bei den Inselbewohnern sehr wichtig zu sein,
denn jeder von uns erhält einen ganzen Teller davon. Konserven
im Allgemeinen sind hoch im Kurs bei den Einheimischen. Im einzigen
Laden der Insel habe ich die verschiedensten Dinge in der Dose entdeckt:
Corned Beef, Spaghetti, Fisch, usw. Vor allem beim Fisch leuchtet
bei mir ein grosses Fragezeichen auf. Wir sind doch auf einer Insel
und der Fisch gleich vor der Haustüre. |
Wir beginnen von den verschiedenen Sachen zu essen
und verwundern uns, dass Fehia und ihr Bruder Kalavini nicht mitessen.
Sie hätten bereits gegessen, meint sie zu unserer erneuten Frage.
Von anderen Seglern vernehmen wir später, dass dies hier so üblich
sei. |
Anina und Noemi finden an den diversen Speisen
nicht so recht gefallen. Es sind alles Dinge, die sie noch nie zu
Essen bekommen haben. Erst gegen Ende des Essens packt sie die Neugierde
und vor allem das Kape hat es ihnen angetan. |
Fehia äussert schon kurze Zeit nach dem Essen
den Wunsch, zu uns auf das Schiff zu kommen. Wir sind sehr erstaunt
ab diesem Wunsch, doch verbinden wir es mit der Neugierde der Einheimischen. |
So kommt es, dass wir trotz der Einladung an Land
schon bald wieder auf dem Schiff sind. Fehia und Kalavini sind sehr
neugierig und wollen überall wissen, was in den Schachteln und
Schäften zu finden ist. Ich erzähle ihnen einige der Schweizer
Bilderbücher, um ihnen einen Eindruck von unserem Land zu vermitteln.
Ob sie sich Schnee vorstellen können? |
Christoph macht den beiden irgendwann den Vorschlag,
sie wieder an Land zu bringen, da wir uns gerne noch etwas ausruhen
möchten. Die Zwei finden aber, sie wollen noch länger bei
uns bleiben und erst um halb vier an Land gebracht werden
|
Die Zwei werden immer neugieriger und fragen uns,
ob wir Schuhe und sonstige Dinge für sie hätten. Dieses
ständige Fordern wird mir irgendwann zu viel und ich bitte sie
höflich aber bestimmt nun an Land zu gehen. Christoph paddelt
die Zwei zum Kai zurück, was bei dem starken Wind sehr anstrengend
ist. |
Wir sind etwas verwirrt ab dieser Einladung. Wer
war da jetzt wo eingeladen? Und dieses ständige Fordern nach
noch mehr Sachen stösst uns regelrecht ab. Wir sind uns gewohnt,
dass man Fremden gegenüber eine gewisse Zurückhaltung und
Distanz währt, doch dies war bei Fehia und Kalavini überhaupt
nicht der Fall. Wir sind nicht mit leeren Händen zu unseren Gastgebern
aufgebrochen. Wir spürten aber keine Freude, als wir ihnen die
Geschenke überreichten. |
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Das Bein von Christoph sieht immer schlimmer aus.
Es ist bis zum Fuss stark geschwollen und das Gehen bereitet ihm starke
Schmerzen. Unser erster Gang am Montag ist somit klar: zum Gesundheitszentrum.
Was wird uns dort erwarten? Aus unseren Büchern wissen wir, dass
der Abzess am Bein von Christoph geöffnet werden sollte, damit
der Eiter abfliessen kann. |
Kurz nach Neun Uhr sind wir dort und schon eine
ganze Menge einheimischer Frauen und Kinder wartet auf eine Behandlung.
Die Zimmer des Spitals" sind dürftig und karg eingerichtet.
Eine grösserer Behandlung würde ich hier lieber nicht über
mich ergehen lassen. Nun kommt Christoph an die Reihe. Die Frau in
der weissen Schürze sieht sich das Bein an, wäscht die Wunde,
verbindet das Ganze und gibt ihm in einem Säcklein Antibiotika
mit. Sie öffnet den Furunkel aber nicht. Wir sprechen sie darauf
an, doch sie meint das Antibiotika genüge. |
Wir radeln weiter und treffen unterwegs die Besatzungen
von diversen anderen Segelschiffen. In der Zwischenzeit sind nämlich
über sechzehn Yachten in der Lagune versammelt. Alle sprechen
Christoph auf sein Bein an. Ein fachkundiger Segler meint auch, dass
die Wunde geöffnet werden sollte. Das lässt uns keine Ruhe
und Christoph fährt noch einmal zurück zum Healthcenter.
Dort gelangt er dieses Mal an die eigentliche Ärztin. Diese besieht
sich die ganze Sache und beschliesst sogleich zum Skalpell zu greifen.
Mit einem Kältespray betäubt sie die Stelle und
den
Rest ersparen wir unseren Leserinnen und Lesern. |
Nach diesem Eingriff fühlt sich Christoph
schon um Stufen besser. Bis das Bein wieder verheilt ist, werden aber
einige Woche vergehen. |
Nach dieser Anstrengung ruhen wir uns an meinem
Traumplatz aus. Anina und Noemi sind schon nach kurzer Zeit im Wasser
und Sand zu finden. Sina versucht einmal mehr vom Sand zu kosten,
was ihr natürlich gelingt. Sie wird einfach immer schneller und
beweglicher. |
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Trotz der vielen aufdringlichen Kinder wagen wir
einen erneuten Ausflug. Wir wissen nun, dass die Kinder zur Schule
müssen und dann nicht auf der Strasse anzutreffen sind. |
Vom Schiff aus haben wir schon mehrere Male Pferde
und Menschen auf dem von der Ebbe freigelegten Gelände beim Kai
gesehen. Es nimmt uns wunder, was sie dort machen. Wir erfahren, dass
es sich dabei um einen der Arbeitsschritte bei der Herstellung der
geflochtenen Palmmatten handelt. |
Auf den diversen Plantagen der Insel werden die
Blätter der Schraubenpalme (Pandanus) abgeschnitten und zu kleinen
Bündeln zusammengebunden. Als nächstes werden die Palmblätter
gekocht und danach auf den Rücken der Pferde zu den Gezeitengebieten
der Insel gebracht. Hier werden sie bei Ebbe ausgelegt und an einem
Ende mit Steinen beschwert. |
Sieben Tage liegen die Palmbündel hier aus
und werden gebleicht. Jetzt haben die grünen Palmblätter
die typische helle Farbe der Matten erhalten. An langen Wäscheleinen
trockenen die Palmbündel unter der heissen Tropensonne und dem
warmen Wind. |
Die getrockneten Blätter werden zu kleinen
und grossen Rollen aufgerollt und warten dann auf die Verarbeitung
zu den verschiedensten Matten. Diese Arbeit ist durchwegs Frauenarbeit.
In kleineren und grösseren Gruppen sitzen sie in einem Haus oder
Fale zusammen, diskutieren und flechten die Matten. Wir dürfen
einer Gruppe bei Ihrer Arbeit zusehen. Eine alte Frau sitzt in der
Mitte und ist damit beschäftigt, die Palmblätter von den
Rollen abzuwickeln und in dünne Streifen zu schneiden. Als Schneidwerkzeug
verwendet sie eine einfache Nadel. |
Die anderen Frauen verflechten diese dünne
Streifen in ihre Matte. Wir staunen einmal mehr, wie schnell sie dabei
arbeiten. |
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Niuatoputapu ist eine typische Vulkaninsel oder
ein Atoll im Anfangsstadium. Der erloschene Vulkankegel erhebt sich
hoch über dem ebenen Land direkt an der Küste. Dieser Vulkankegel
übt eine magnetische Wirkung auf uns auf und wir müssen
den Berg einfach erklimmen. |
Die Sonne ist noch nicht hinter den Palmen hochgestiegen,
als bereits munteres Treiben auf der PANGAEA herrscht. Das Frühstück
lassen wir kurzerhand ausfallen, damit wir die Kühle des Morgens
für unseren Ausflug in Anspruch nehmen können. Von anderen
Seglern wissen wir, wo der Einstieg für den Bergpfad zu finden
ist. In Vaipoa nehmen wir die erste Strasse vor der Kirche und folgen
dieser. Nach kurzer Zeit kommen wir an ein Wellblechschiebegatter.
Eine einheimische Frau fragt uns, wohin wir wollen. Sie zeigt uns,
wo der Weg auf der anderen Seite der Strasse weitergeht. |
Der schmale Trampelpfad führt durch diverse
Plantagen bis er sich in einer Taroplantage verliert. Wo geht es jetzt
weiter? Wir schlagen die ungefähre Richtung zum Berg ein und
bahnen uns einen Weg durchs Unterholz. Nicht immer ist es einfach,
durch das Dickicht durchzukommen. Anina und vor allem Noemi reklamieren
immer mehr. Kein Wunder, für ihre kurzen Beine ist der Weg um
einiges mühsamer als für uns. Sina geniesst die Wanderung
auf meinem Rücken
|
Plötzlich finden wir den Weg wieder und wir
folgen ihm. Er wird immer steiler und das ganze wird zu einer kleineren
Kletterpartie. Noch eine letzte Kurve, dann sind wir oben. Und wo
ist nun der schöne Ausblick? Auf beiden Seiten der Krete versperrt
uns dichtes Grün die Aussicht. Irgendwo muss es eine Plattform
geben, die einen freien Blick zulässt. Welche Richtung sollen
wir einschlagen? Wir entscheiden uns, nach rechts zu wandern. Der
Weg führt genau der Krete entlang. Als der Weg wieder in die
Tiefe führt und immer noch von dichtem Grünwerk umgeben
ist, beschliessen wir umzukehren. |
Die Kinder mögen nicht mehr so recht und
wir suchen uns einen schattigen Platz für eine Rast. Christoph
will in die andere Richtung laufen und nachsehen, ob dort der Aussichtspunkt
ist. Ich bin mit den Kindern noch nicht richtig abgesessen, als wir
von duzenden von Moskitos angefallen werden. Zum Glück ist Christoph
schon bald wieder zurück und wir fliehen von den stechenden Biestern.
Keine 200 Meter von unserem Aufstiegspunkt entfernt (in die entgegengesetzte
Richtung) kommen wir auf das gesuchte Felsplateau
|
Leider überfallen uns auch hier die Moskitos
und es ist kein schattiger Platz vorhanden. Von den kleinen Stechinsekten
wollen wir uns nicht fressen lassen und darum sind wir schon kurze
Zeit später wieder auf dem Abstieg. Die Vegetation ist einzigartig,
dicht und von sattem Grün. Wir sehen Bananenpalmen, Papayabäume
und sogar Ananas, welche hier um Urwald wachsen. Leider sind die Ananas
noch nicht reif. |
Noch einmal müssen wir uns durch das Dickicht
kämpfen. Doch auch dieses mal finden wir den Weg wieder und kommen
ohne Umwege zurück zu unseren Fahrrädern. Bereits um zehn
Uhr radeln wir mit unseren Rädern weiter auf der inneren Inselringstrasse.
Unser nächstes Ziel ist der Zoll, denn wir wollen ausklarieren,
um weitersegeln zu können. |
Leider haben wir die Karte von Niuatoputapu nicht
dabei und so wissen wir nicht, wohin unser momentaner Weg genau führt.
Irgendwann führt ein kleiner Trampelpfad zur Seite weg und wir
beschliessen, diesen zu nehmen. Mit den Velos ist es gar nicht so
einfach, diesem schmalen Pfad zu folgen. Wo führt er hin? Als
wir wieder auf eine grosse Strasse kommen, befinden wir uns direkt
bei Hihifo. Es war also eine gute Entscheidung, diesen Pfad zu nehmen. |
Ich überlasse den Papierkram Christoph und
besuche zusammen mit Anina und Sina auf dem Rücken einen Kindergarten
in der Nähe. Von der fünfzehnköpfigen Klasse ist aber
nur ein Kind anwesend. Alle anderen Kinder sind krank gemeldet. Sie
sind also zu Hause, hüten das Bett oder helfen ihren Eltern in
den Plantagen
Der Kindergarten ist spärlich eingerichtet
und die wenigen Spielsachen liegen unordentlich herum. Ich erinnere
mich an meine Zeit als Kindergärtnerin, als ich mit den vielen
Sachen aus der Natur immer wieder den Kindergarten umgestaltet habe.
Das wäre hier sicher auch möglich. Bedenklich stimmt mich
vor allem, wenn ich sehe wie mit dem Material umgegangen wird, dass
der Kindergarten geschenkt bekommen hat. Alles liegt auf dem Boden
herum. |
Christoph war leider nicht so erfolgreich beim
Ausklarieren. Im Office haben sie den nötigen Stempel nicht gefunden
Christoph soll am Nachmittag wieder vorbeikommen, dann sei der Beamte
wieder da. |
Nach dem Mittagessen an unserem vertrauten Traumplatz
genehmigen wir uns ein Bad im einzigen Süsswasserpool der Insel.
Einmal mehr sind wir nicht alleine. Das heisst, im Wasser sind wir
es. Etliche Schulkinder stehen oberhalb des natürlichen Pools
oder setzen sich auf die Mauer und staunen uns an. Baden wir anders,
als sie es tun? |
Den begehrten Stempel erhalten wir doch noch und
wir schliessen diesen ereignisreichen Tag mit der Umrundung der Insel
ab. Die Beine unserer Kinder sind übersät mit vielen Mückenstichen.
Es ist unglaublich, denn sie haben lange Kleider getragen und wir
haben sie mit Mückenschutzmittel eingeschmiert. Zum Glück
gibt es da noch die Eucéta-Salbe, die uns das Grosi aus der
Schweiz mitgebracht hat. Diese Salbe bringt einiges an Linderung für
die juckenden Stiche. |
Wir sind müde und möchten so schnell
wie möglich in Bett. Morgen wollen wir wieder in See stechen
um nach Vava'u zu segeln. Ich bin mit dem Abendessen beschäftigt,
als plötzlich ein anderes Dingi zu unserem Schiff braust. An
Bord ist Fehia und sie springt kurzerhand auf unser Schiff. Die Besatzung
des Dingis meint nur, sie hätten da einen Gast für uns
Sie fragen uns, ob dies in Ordnung sei. Nein, denn wir sind überhaupt
nicht auf einen Gast vorbereitet. Fehia erklärt Christoph, dass
ihr Vater Bananen und Papayas für uns bereitgestellt habe. Was
sollen wir jetzt machen? Die Fahrräder sind alle schon an Bord
und das Dingi bereit um an Bord geholt zu werden. Wir geben Fehia
zu verstehen dass wir und die Kinder müde sind und bitten sie
mit dem anderen Dingi wieder an Land zu gehen. Wir wollen versuchen,
die Früchte morgen früh bei ihr abzuholen. |
Wir sind hin und her gerissen. Sollen wir diesen
Aufwand wirklich auf uns nehmen und was ist die Forderung, wenn wir
wirklich vorbei gehen? Wir wollen die Nacht darüber schlafen
und am Morgen entscheiden. |
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Es ist ruhig geworden auf dem Ankerplatz. Heute
Morgen befanden sich noch 16 Segelschiffe in der Lagunge. Jetzt sind
es mit uns noch drei! |
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