31.10.-12.11.2003
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Primary hard disk drive not found
Fixed optical drive not found
No bootable device -- strike F1 to retry boot, F2 for setup utility |
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und plötzlich geht nichts mehr... |
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Mitten in der Nacht wache ich ab einem komischen
Geräusch auf: Plitsch, plitsch, platsch... Es regnet. Ups, welche
Luken sind wohl alle auf? Schnell steige ich aus der Koje. Am Kartentisch
bleibt mir das Herz stehen. Die Luke oberhalb steht offen, darunter
der Laptop mit geöffnetem Bildschirm. Die Tastatur steht bereits
unter Wasser... Ich trockne den Computer schnell ab. Doch starten
will ich das Ding lieber nicht. Am Morgen möchte ich den Rechner
zuerst mit warmer Luft trocknen. Schlaf finde ich anschliessend fast
nicht mehr. |
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Unser Haarföhn will sage und schreibe 1200W
Leistung schlucken. Die kriege ich auf unserem Schiff nicht zusammen.
Also starte ich den Versuch, den Laptop mit der warmen Abluft des
Motors zu trocknen. Nach einer halben Stunde wage ich den ersten Versuch.
Startet das Ding? Bitte ja! Doch: "Primary hard disk drive not
found". Die wildesten Gedanken gehen mir durch den Kopf. Was
sollen wir machen? Welche Daten sind alle verloren? Wann haben wir
das letzte mal die Bilder auf CD-ROM gebrannt? Wie sende und empfange
ich die Emails? |
Wäre doch nur die SAMIRA in der Nähe,
dann könnte ich wenigstens die Harddisk testen. Sie hat nämlich
den gleichen Typ Laptop an Bord wie wir. Ich versuche mein Glück
bei den zwei anderen Schiffen auf dem Ankerplatz. Wir kennen beide
Schiffe schon. Das eine ist das Schiff mit dem Dschunken-Rigg MEHITABEL,
und das andere der 70 Fuss Motorkatamaran MOANA. |
Kurt von der MEHITABEL kann mir leider nicht helfen.
Sein Laptop ist von einer anderen Marke. So versuche ich mein Glück
bei MOANA. Doch auch hier ist kein Rechner unserer Marke zu finden.
Lew macht mir den Vorschlag, den Rechner in ihrem Schuhtrockner zu
trocknen. Welch eine Idee! Doch was bleibt uns übrig? |
Unser schwarzes Ding verbringt neben allerlei
Fischerzeug und Schuhen über eine Stunde im Trockner, dann wage
ich einen erneuten Startversuch: Gott sei dank, der Computer läuft
wieder! |
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Wir paddeln zum nahen Strand. Das Anlegen muss
wohlüberlegt sein, wollen wir bei Niedrigwasser nicht Gefahr
laufen, das Dingi über die Steine zum Wasser tragen zu müssen.
Wir binden das Beiboot an einem Baum fest und schlendern dem Strand
entlang zum Ressort. Beim einfachen Restaurant finden wir eine Tafel
mit der Aufschrift: Guests welcome". Schön zu wissen,
dass nicht nur Ressort-Gäste willkommen sind. Pangaimotu ist
eine kleine Privatinsel auf der sich lediglich dieses eine Ferien-Ressort
befindet. |
Am Strand sind einige mit Palmblätter überdeckte
Tische, Baumschaukeln und Tarzanseile zu finden. 50 Meter vom Ufer
entfernt schaut ein rostiges Wrack steil und hoch zum Wasser heraus.
Ein richtiges Wahrzeichen, das zum Schnorcheln einlädt. Am Strand
finden wir auch noch die Überreste eines alten Fischerbootes.
Anina und Noemi nehmen es sogleich in Beschlag. Das kleine Boot ist
der schönste Kletterplatz. |
Wir verweilen lange an diesem schönen Ort.
Doch schon bald taucht die Frage auf, wie gross diese Insel wohl sein
mag. Wir machen uns auf den Weg, die Insel zu umwandern. Wie lange
werden wir unterwegs sein? |
Es ist Niedrigwasser und das Spazieren auf dem
Strand angenehm. Die Füsse versinken zum Teil bis zu den Knöcheln
im weichen Sand. Mit jedem Meter ändert sich das Aussehen unseres
Weges. Immer mehr spitze Steine liegen auf dem Boden und Mangrovenbäume
wachsen im von der Ebbe freigelegten Teil des Strandes. |
Die Mangroven-Dickichte sind wohl die eigenartigste
Vegetationsform der Tropen. Sie liegen im Einflussbereich der Gezeiten,
und sie werden vom Salzwasser regelmässig überspült.
Bei Flut ragen nur die Kronen aus dem Wasser heraus. Ihre wasserspeichernden
Blätter wirken bei Überkonzentration an Salz als Regulatoren.
Die dann an die Zellen abgegebene Blattflüssigkeit hält
die Überdosis an schädlichem Salz in erträglichen Grenzen.
Am Aufälligsten sind die Stelzenwurzeln. In weitem Bogen vom
Hauptstamm gekrümmt, sichern sie die Pflanzen vor dem bedrohlichen
Wellengang und sorgen somit für genügend Stabilität. |
Plötzlich lichtet sich der Palmenwald am
Ufer und eine Schneise führt ins Inselinnere. Von den Palmen
stehen nur noch die nackten Stämme. Die Blätter sind weg.
Der Boden ist mit Tausenden von verdorrten Kokosnüssen übersät.
Das sind die Spuren des letzten Hurrikans, der vor einigen Jahren
über Tonga hinweg fegte. Die enorme Kraft und Gewalt dieser Stürme
wird hier augenscheinlich. Nie möchten wir in der Nähe eines
solch gewaltigen Sturmes sein. Wir versuchen uns an den Kokosnüssen
im Kokosboccia, wie wir es bei den Kindern auf Tabuaeran gesehen haben.
Das Werfen gegen einen Palmenstamm ist noch einfach, doch gegeneinander?
Nach ein paar missglückten Versuchen (autsch!) geben wir auf. |
Wir merken gar nicht, wie wir einen weiten Bogen
um die ganze Insel gelaufen sind und nach einer halben Stunde Spaziergang
sind wir wieder bei unserem Dingi angelangt. |
Die Umrundung von Pangaimotu steht nun täglich
auf dem Programm. Manchmal sind wir etwas schneller und manchmal dauert
es länger. Ob die Mondgesichter (:-), die wir am vergangenen
Tag in den Sand gemalt haben noch da sind? Wir suchen vergeblich.
Die letze Flut hat alle Gesichter wieder verwischt. |
Auf der Nordseite der Insel reicht das flache
Wasser bis weit ins Meer hinaus. Diese Stelle ist voll von Schmetterlingsmuscheln
und riesigen Schneckenhäuser. Susan macht sich auf die Suche
nach den schönsten und grössten Exemplaren. Anina und Noemi
haben etwas Spannenderes entdeckt. Ein grosser Korallenblock steht
mitten im von der Ebbe freigelgten Strand. Um diesen Block hat sich
ein kleiner Pool gebildet. Zuerst bauen sie die verschiedentsten Kanäle,
einen Hafen und lassen Holzschiffe darin schwimmen. Nicht lange, und
sie sitzen splitter nackt bei den Schiffchen im Wasser. Da der Pool
nicht sehr gross ist, hat die Sonne das Wasser schön aufgewärmt. |
Der Pool birgt auch die verschiedensten Lebewesen.
Kleine Krebse und Seesterne finden die zwei Mädchen in ihrem
Schwimmbad. Die Seesterne haben auf ihrer Unterseite viele Saugnäpfe,
mit denen sie sich fortbewegen können. In kurzer Zeit haben sie
sich aus dem Pool verkrochen und im Sand eingegraben. Sie sind nicht
mehr zu sehen. Die Tarnung ist perfekt. Es hat aber auch Lebewesen
in dem Pool, die wir nicht sehen können, denn Noemi juckt es
plötzlich fürchterlich. |
Zuweilen bläst der Wind sehr kräftig.
Unser Ankerplatz liegt auf der Lee-Seite der Insel und so spüren
wir nicht viel davon. Bei jeder Inselumrundung bläst er uns auf
der Luv-Seite beissend ins Gesicht. Es fröstelt uns, und wir
sind froh, dass wir eine Windjacke dabei haben. Vor allem die Abende
werden immer kühler. Wir merken, dass wir langsam aber sicher
aus der warmen, tropischen Zone des Pazifik herausfahren. |
Doch jetzt geniessen wir noch die warmen, sonnigen
Tage in Tonga und jeden Tag finden wir einen neuen Fleck, an dem wir
Stundenlang verweilen können. Es wird uns nie langweilig. |
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Die MOANA-Crew lädt uns nach unserem Laptop-Exkurs
ein, auch ihre Waschmaschine, Trockner und Wasser-Ressourcen zu benutzen.
Dieses Angebot nehmen wir gerne an. Wir haben in Nuku'alofa nämlich
vergeblich eine Wäscherei gesucht. Doch der Höhepunkt ist
das Angebot, eine heisse Dusche zu nehmen! Wann haben wir das letzte
Mal diesen Luxus geniessen können? Wir wissen es nicht. Es ist
ein unbeschreibliches Gefühl, wieder einmal Wasser im Überfluss
zu haben und das heisse Wasser auf dem Körper zu spüren. |
Kann und darf man die Crew eines solchen Edel-Schiffes
wie die MOANA zum Essen auf die PANGAEA einladen? Noch dazu, wenn
die Köchin französische Chefköchin ist? Anina und Noemi
setzen sich über eine halbe Stunde an den Tisch und malen eine
schöne Zeichnung. Sie kleben einige der Schmetterlingsmuscheln
auf ein Papier und mit ihren Farbstiften ergänzen sie die restlichen
Teile der Sommervögel. Eine ganze Sommerblumenwiese entsteht.
Ich staune ab der Kreativität meiner Mädchen. Versehen mit
den nötigen Worten stecken wir die Karte in ein wasserdichtes
Glas. In einer Flasche hat die Karte leider keinen Platz. Diese Einladung
für das Nachtessen überreichen wir der dreiköpfigen
Crew. |
Es wird ein wunderbarer Abend bei uns auf dem
Schiff. Wir erfahren viel über die Besonderheiten der dreier
Crew und ihrem Leben auf MOANA. Unser Schiff interessiert sie natürlich
auch. Ein gewisser Unterschied besteht natürlich zwischen ihrem
schwimmenden Zuhause und unserem. |
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Susan unternimmt mit Pascale, der Köchin
von MOANA, einen Ausflug mit dem Kajak. Noemi findet auf dem kleinen
Schiff auch noch einen Platz. Sie paddeln zu einer anderen, noch kleineren
Insel, die ganz in der Nähe liegt. Die Strömung und der
Wind zwischen den Inseln ist nicht zu unterschätzen. Doch mit
dem Kajak kommen sie schnell voran. Lange halten sie es dort aber
nicht aus. Ein Schwarm Mücken fällt über sie her und
vertreibt sie nach kurzer Zeit wieder. |
Als sie zurück zur PANGAEA paddeln strahlt
Sina ihr Mami an und zappelt wie wild. Mama ist halt immer noch die
Beste! Zum Abschluss überreicht Pascale uns eine Einladung zum
Mittagessen auf MOANA. |
Schon früh am nächsten Morgen beginnen
die Vorbereitungen für diese Einladung. Meine vier Frauen richten
sich wie Prinzessinnen her. Wow! Ich komme aus dem Staunen nicht mehr
heraus und weiss gar nicht mehr so recht, was ich anziehen soll. |
Wir werden von der MOANA-Crew königlich bewirtet.
Die Krönung des Mitagessens ist der Dessert. Es gibt selbstgemachte
Eiscreme! Mmh. Unsere Kinder durchforsten das ganze Schiff und wollen,
neugierig wie sie sind, überall hinaufklettern. Wie sitzt es
sich im Captains-Stuhl? |
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Ein Projekt an PANGAEA habe ich mir noch vorgenommen.
Ich will das Unterwasserschiff von all dem Bewuchs säubern. Das
geht aber nur mit der Tauchflasche auf dem Rücken. Mit einem
Plastikschaber muss ich jeden Quadratzentimeter des Rumpfes bearbeiten.
Eine mühsame und anstrengende Arbeit. Immer wieder löst
sich der Spachtel von seiner Sicherungsschnur und entschwebt in die
Tiefe. Das heisst dann abtauchen auf zehn Meter und den Spachtel suchen. |
Ich verbringe fast sechs Stunden unter Wasser,
bis aller Bewuchs einigermassen entfernt ist. Warum dieser Aufwand?
Nun, ich erhoffe mir, dass das Schiff nun wieder etwas schneller durch
das Wasser zieht. Etwa einen Knoten wird die Reinigung sicher ausmachen.
Auf zehn Tage segeln gerechnet, macht das doch 240 Seemeilen aus,
die wir in der gleichen Zeit mehr zurücklegen können. Es
lohnt sich also. |
Nun wird es aber langsam Zeit, die Ferien auf
Pangaimotu zu beenden. Es liegen 1100 Seemeilen vor uns, die nicht
die einfachsten sind. Vor allem was das Wetter angeht, segeln wir
in eine stürmische Region dieser Erde. Es ist sehr wichtig, dass
wir ein gutes Wetterfenster treffen, um einen angenehmen und sicheren
Schlag nach New Zealand segeln zu können. |
Nach 250 Seemeilen werden wir im Pazifik aber
einen Stop einlegen. In der Raststätte Minerva Reef werden wir
von unserem Kurs ausscheren und eine Pause einlegen. Wir sind gespannt
darauf. |
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