30.09-04.10.2003
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Es ist nicht unsere Art und Weise, einfach davonzusegeln,
wenn jemand für uns etwas bereitgestellt hat. Susan lädt
noch vor dem Frühstück ihr Fahrrad ins Beiboot und rudert
an Land. Ich bin gespannt, wann und womit sie wieder zurück kommt. |
Anina und Noemi helfen mir tatkräftig beim
Frühstück zubereiten. Viel lieber schauen sie aber ihrer
kleinen Schwester Sina. Ihr liebstes Spiel ist es im Moment, sie herumzutragen.
Mit beiden Armen greift Anina ihr unter die Achseln und trägt
sie so durchs ganze Schiff. Sina kann schreien so laut sie will, es
gibt kein Pardon: Sina kommt an einen neuen Ort! |
Die Kindermägen sind nach der langen Nacht
natürlich leer und das Frühstück wird ungeduldig erwartet.
Sollen wir warten, bis Mama wieder da ist? Wir setzen uns gerade an
den Tisch, als wir die Ruderschläge auf dem Wasser hören.
Schnell springen wir auf und blicken über die Reeling. Im Dingi
sehe ich einen grossen Palmblätterkorb gefüllt mit Bananen
und Papayas vor Susan liegen. Auch der Rucksack und eine weitere Tasche
sind prall gefüllt. Wow! Das habe ich nicht erwartet, dass wir
so reich beschenkt werden. |
Auch die restlichen Dinge an Bord sind rasch an
ihrem Ort verstaut und PANGAEA bereit für den nächsten Segelschlag.
Ein leichter Windhauch streicht über die Lagune und nur ganz
leicht kräuselt sich das Wasser, als unser Schiff durch das klare
Wasser gleitet. Der Wind reicht nicht aus, um unserem Schiff genügend
Fahrt zu verleihen. Wir wollen nicht mitten im Pass durch das Riff
von einer völligen Flaute überrascht werden. So hilft der
Motor mit, PANGAEA durch das Wasser zu schieben. |
Sprachlos und staunend schauen wir auf das Wasser,
als zu beiden Seiten des Passes das Riff an uns vorüber gleitet.
Vom dunkelsten Blau bis zu hellen Türkis sind alle Farben zu
sehen. Am liebsten würden wir gerade hier den Anker werfen und
noch einmal ins Wasser springen. Wir wissen aber, dass der Pass dafür
viel zu gefährlich ist. Leider! |
Wir haben alle Segel gesetzt, die unser Schiff
tragen kann und der Wind bläht das Tuch. Wir kommen nicht schnell
vorwärts dafür ist es ungemein gemütlich. Das Wasser
ist auch vor der Insel so klar, dass wir bis auf den 40 Meter in der
Tiefe liegenden Grund sehen können. Sind es wirklich 40 Meter?
Es scheint alles viel näher zu sein
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Wir lassen einen wunderschönen Ort hinter
uns und setzen Kurs Süd. |
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Ein leichter Wind treibt PANGAEA vorwärts.
Einen Geschwindigkeitsrekord werden wir sicher nicht brechen, denn
wir fahren mit maximal 1.5 Knoten durchs Wasser. Doch wen stört
das? Wir haben alle Zeit dieser Welt und geniessen die Langsamkeit.
Da es fast keine Wellen hat, schlagen die Segel nur sehr selten. Der
laute Knall schreckt uns nur am Anfang auf. |
Ja, die liebe Zeit. Für uns spielt es keine
Rolle, ob wir zwei, drei oder sogar vier Tage für die 210 Seemeilen
benötigen. 210 Seemeilen lang nur wir und Wasser. Anina und Noemi
geniessen es, mit mir einen Ausflug zum Bug zu unternehmen. Wir setzen
uns auf den Genuabaum und betrachten das gurgelnde, zischende Fahrwasser.
Wann werden uns wohl die nächsten Delphine begleiten? Trotz der
gemächlichen Fortbewegung spritzt es ganz schön unter dem
Kiel. Wir geniessen es einfach da zu sitzen, zu lauschen und Gedankenfäden
zu spinnen. |
Wäre ich in der Schweiz, würde ich zu
dieser Zeit noch im Büro weilen, auf einem gepolstertem Sessel
sitzen, in einen viereckigen Kasten starren und eine Maus an der Leine
herum führen. Fehler optimieren, Kaffee trinken oder mich mit
irgendwelchen Computerproblemen herumschlagen
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Seit mehr als anderthalb Jahren ist nun PANGAEA
unser zu hause. Unsere Zimmer sind keine zehn Meter von einander entfernt
und jedesmal wenn jemand aufs Trockene will, muss der Landgang besprochen
werden. Wer übernimmt welche Kinder? War das doch einfach, als
ich frühmorgens einfach die fertig vorbereitete Lunchbox aus
dem Kühlschrank nehmen und meinen bereitgestellten Rucksack schultern
konnte. |
Lueg Papi, d'Sunne isch am male. Sie hät
alli Farbe füregnah". Noemi reisst mich aus meinen Gedanken.
In der Tat! Die Sonne ist eine sehr begabte Künstlerin und sie
ist heute Abend in Hochform. Das Wasser verwandelt sie in flüssiges
Blei und der ganze Himmel brennt. Jetzt berührt sie den Horizont.
Es zischt unglaublich, als der rote Feuerball das Wasser berührt
Jetzt müde von der Büroarbeit im Zug sitzen und heimfahren?
Nein, ich geniesse die Zeit mit meiner Familie über alles. |
Der Wind seinerseits hat Feierabend und ist ganz
eingeschlafen. Die Segel hängen schlaff am Masten und PANGAEA
steht still. Wir nehmen alle Segel herunter und lassen das Schiff
einfach treiben. Auf Land werden wir in dieser Nacht kaum stossen,
denn von der nächsten Insel sind wir über 100 Seemeilen
entfernt. Wären da nicht die leichten Schaukelbewegungen des
Schiffes, hervorgerufen durch die Pazifikdünung, man könnte
meinen wir seien auf einem Ankerplatz. |
Seit unserer Abfahrt in Apia hören wir jeden
Morgen einem deutschen Funknetz zu. Winfried von der ANNA MARIA leitet
diese Funkrunde. Er versorgt alle Stationen mit einem ausführlichen
Wetterbericht. Heute haben wir uns vorgenommen, uns auch zu melden. |
Ein solches Funknetz ist eine unerschöpfliche
Informationsquelle. Bereits vor dem nächsten Landfall kann man
sich über den nächsten Ort ein Bild machen. Man erfährt,
wie man einklarieren muss, wo die wichtigsten Dinge zu finden sind
und wo es schöne Ankerplätze gibt. Ein Sicherheitsaspekt
ist ein solches Netz natürlich auch. Alle Schiffe der Runde wissen,
wenn man unterwegs ist und wo man sich zur Zeit befindet. |
Wir werden herzlich in die Runde aufgenommen und
laufen schon am nächsten Tag unter dem Begriff Familienschiff". |
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Mit vielen Infos versehen laufen wir unter Motor
in die Inselgruppe Vava'u ein. Diese Inselgruppe besteht aus duzenden
von Inseln. Auf einer unserer Karten sind über 40 Ankerplätze
eingezeichnet! Als erstes wollen wir aber zur Hauptstadt der Gruppe,
nach Neiafu. |
Zwischen zwei Inseln ist die Einfahrt in die Inselwelt
und schon nach kurzer Zeit ist vom Pazifik nichts mehr zu sehen. Die
immerwährenden Wellen des Ozeans sind ebenfalls verschwunden.
Eine Insel und Landzunge reiht sich an die nächste und die natürlichen
Wasserwege bieten eine optimalen Schutz. |
Noch eine Biegung und dann sind wir auf dem Ententeich
vor Neiafu. Das Wasser ist spiegelglatt und die vielen Segelschiffe
schwimmen auf ihm wie die Enten auf einem Parkteich. |
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