20.01. - 10.05.2004
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Wir haben uns entschieden. PANGAEA kommt für
eine gründliche Überholung aus dem Wasser. In einem Marina-Prospekt
von New Zealand lesen wir, dass die Sulphur Point Marina immer ausgebucht
sei und keine Gastplätze biete. Als Alternative bietet sich die
Bridge Marina an. |
Der Hardstand dieser Marina behagt mir aber nicht
besonders. Der Trockenplatz liegt direkt neben der viel befahrenen
Hauptverkehrsachse zwischen Tauranga und Mt Maunganui. Alle Lastwagen,
die vom kommerziellen Hafen wegfahren oder dorthin wollen, fahren
hier vorbei. Der Weg nach Tauranga würde jedesmal über die
Harbour Bridge und wieder zurück führen. Ein gefährlicher
Platz also. |
Soll ich es doch in der Sulphur Point Marina versuchen?
Fragen und einen Blick auf den Hardstand werfen kostet ja nichts.
Im Marina Office trage ich meinen Wunsch nach einem Platz auf dem
Trockenen vor. No problem", sagt der Marina Manager Bob
und will wissen, wie gross PANGAEA ist und für wie lange wir
auf dem Trockenen sein wollen. Das habe ich nicht erwartet aber im
geheimen gewünscht. Der Trockenplatz liegt nämlich etwas
abseits und für den Weg ins Stadtzentrum müssen wir nicht
über die gefürchtete Hafenbrücke. Der Platz ist gebucht.
Bob erklärt mir, dass ein Platz im Wasser nicht zu haben sei,
aber ein Trockenplatz zu dieser Jahreszeit fast immer. Bevor die Segelsaison
im November beginnt, ist aber auch dieser Hardstand bis auf den letzten
Platz belegt. |
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Alles ist vorbereitet und der Zeitpunkt für
das Auswassern rückt näher. Am Morgen wollen wir bereits
einen der zwei Anker einholen, damit wir am Nachmittag nur noch den
Hauptanker heben müssen. Ich starte den Motor. Die Startmaschine
dreht kräftig durch, doch unser Diesel läuft nicht an. Was
ist jetzt schon wieder defekt? Immer wieder versuche ich das Ding
zu starten. Endlich zündet der Treibstoff in den Zylindern. Dicker,
schwarzer Rauch quillt aus dem Auspuff, aber der Motor läuft.
Nach kurzer Zeit raucht er nicht mehr und schnurrt wie gewöhnlich
vor sich hin. Setzen wir den Motor also auch auf die Arbeitsliste. |
Gemütlich tuckern wir zur Marina. Neben der
Auswasserungsstelle ist ein kleiner Steg, an dem wir festmachen wollen.
Susan steht mit den Leinen auf dem Vorschiff bereit. Kann ich
Euch die Leinen abnehmen?" tönt es uns in reinstem Deutsch
entgegen. Völlig verwundert und überrascht gibt Susan die
Leinen ab. Was für eine Begrüssung. |
Wir machen uns bereit für das Auswassern.
Bevor wir unter den Travelerlift fahren, müssen wir das Vorstag
des Hauptmast lösen, da dieses sonst in den Weg kommt. Dann manövrieren
wir das Schiff in eine schmale Box. Über uns steht der riesige,
blaue Travelerlift mit seinen zwei starken Gurten. Wo denn die Opferanoden
am Rumpf seinen, will der Travelerliftoperator wissen. Gute Frage,
das wissen wir auch nicht so genau. Wo sind Taucherbrille und Schnorchel?
Brrrr
, das hätte nicht sein müssen. |
Ganz langsam hebt sich PANGAEA aus dem Wasser.
Das Unterwasserschiff ist mit einer dicken Schicht schleimiger Algen
und kleinen Muscheln bedeckt. Dieser Schlick muss weg. Mit einem kräftigen
Hochdruckreiniger spritze ich das Schiff ab. Der erste Wasserstoss
wirft mich fast um. Das Ding ist um etliches kräftiger, als ich
gedacht habe. Nach drei viertel Stunden weiss ich nicht mehr, wie
ich das Druckrohr halten soll. |
Endlich ist der Rumpf sauber und ich
dreckig und nass. Noch habe ich nicht genug Wasser mit tauchen und
abspritzen abbekommen, jetzt beginnt es auch noch aus allen Kübeln
zu giessen. Langsam fährt PANGAEA über den Platz. Ein komischer,
ungewohnter Anblick. Ganz ans Ende des Hardstand, direkt an den Zaun
kommt unser Schiff. Und dann steht sie da in ihrem eisernen Gestell. |
Nass bis auf die Haut friere ich gewaltig. Ich
verdrücke mich unter die heisse Dusche. Welch eine Wohltat. |
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PANGAEA steht auf dem Trockenen und die Arbeit
kann beginnen. Unsere Arbeitsliste ist lang: |
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Ankerkasten malen |
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Brett bei Anker anbringen |
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Netz bei Reeling ersetzen |
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Windselbststeueranlage revidieren |
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Rumpf innen entrosten/malen |
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Sonnenverdeck neu machen |
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neue Dichtungen für Salonluken |
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Kompassbeleuchtung erneuern |
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Zahnriemen elek. Selbststeueranlage ersetzen |
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Rigg kontrollieren |
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Wanten nachziehen |
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Masten ausrichten |
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Saling kontrollieren |
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Spibäume überholen |
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Vorfall-Enden erneuern |
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Beiboot revidieren |
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Sonnenverdeck Gross-Segel nachnähen |
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Vorschot-Traveler reinigen und schmieren |
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Unterwasserschiff abschleifen/malen |
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Opferanoden erneuern |
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Motor-Einspritzdüsen und Einspritzpumpe
revidieren |
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Sicherungskasten beim Motor ersetzen |
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Motorraum-Lüfter überprüfen |
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Winchen kontrollieren, reinigen, fetten |
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Fall-Umlenkrollen ersetzen |
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Mastmittenbefestigung reparieren |
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VHF-Antenne montieren |
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Kabeldurchgänge ersetzen |
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Holz im Freien reinigen, ölen |
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Bugkoje malen |
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Entrümpeln |
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Schiff reinigen |
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Kabel im Salon verkleiden |
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6V Batterien kontrollieren und evtl. ersetzen |
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Salonbrüstung lackieren |
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Pantry neu malen |
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Kühlschrank überholen |
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Watermaker reparieren lassen |
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Pantryspüle abdichten |
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WC-Pumpe flicken |
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Decke malen |
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EPIRB umprogrammieren, Antenne reparieren |
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Seeventile überprüfen |
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Automatikauslöser Schwimmwesten überprüfen |
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Segel flicken |
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Baypass in Steuerung einsetzen |
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Decksluken abdichten |
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Dichtungen Steuerungszylinder ersetzen |
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Mit welcher Arbeit sollen wir beginnen? Ich entscheide
mich für die Kontrolle des Riggs. Mehrere Tage lang steige ich
duzende Male auf den Mast und wieder hinunter. Jedes einzelne Drahtseil
wird ausgehängt und mit Händen und Augen der ganzen Länge
nach überprüft. Ich finde einige Stellen, wo eine einzelne
Litze des Drahtes angebrochen oder ganz gebrochen ist. Ein solches
Drahtseil wird ersetzt. So kommt es, dass übers Wochenende der
Mast nur von den Unterwanten gehalten wird. Ein komisches Gefühl
habe ich schon dabei. Und wenn jetzt ein Sturm über den Hardstand
fegt? Fällt dann der Mast? |
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Das Leben auf dem Hardstand ist eine gewaltige
Umstellung für uns und die Kinder. Es ist kein Wasser mehr um
das Schiff herum. Ein Sturz über die Reeling würde drei
Meter tiefer auf dem Asphalt enden. Überall ist es schmutzig
und die überall herumliegenden Farb- und Staubüberreste
sind nicht unbedingt Gesundheitsfördernd. |
Wir brauchen ein paar Tage, bis sich unser Alltag
umgestellt hat. Das Ein- und Aussteigen aus dem Schiff ist nur über
eine drei Meter hohe Leiter möglich. Unsere Kinder haben den
Bogen schon bald raus und wollen die Leiter alleine erklimmen. Doch
unsere Regel besagt, dass sie nie alleine die Leiter rauf oder runter
dürfen. Immer muss entweder Mama oder Papa dabei sein. Besonders
auf Sina müssen wir acht geben. Sie steht noch nicht so sicher
auf ihren eigenen Füssen und das Gehen bereitet ihr noch Mühe.
Doch das Erklimmen der Leiter schafft sie schon mit Leichtigkeit.
Wehe, wenn wir Hand anlegen wollen. Das Resultat ist ein riesiges
Geschrei. |
Auch sonst haben wir strikte Regeln für Anina,
Noemi und Sina aufgestellt. Sie dürfen nie alleine an Deck und
unter dem Schiff wird nur gespielt, wenn an den Nachbarschiffen weder
geschliffen noch gesprayt wird. |
An Bord sind wir mit dem alltäglichen Leben
auch eingeschränkt. Kochen ist durchaus möglich. Doch das
Spülen vom Geschirr funktioniert nicht mehr. Das schmutzige Wasser
würde nämlich einfach auf den Platz laufen. Also müssen
wir alles schmutzige Geschirr in Behältern zum Sanitärhäuschen
bringen und dort reinigen. Zum Glück haben wir den Veloanhänger,
so ist der Transport nicht so anstrengend. |
Meistens bleibt es nicht nur beim Geschirrwaschen.
Die warmen Duschen verlocken die Kinder dazu, sich selbst auch zu
waschen. Der grosse schwarze Bottich oder ein anderer Plastikbehälter
dient als Badewanne und von oben rauscht das heisse Wasser aus der
Brause. Ein breites Lächeln huscht über jedes Gesicht, welches
unsere Kinder in ihren Wannen sieht. |
Wasser zum trinken und kochen besorgen wir uns
in leeren Pet-Flaschen. Da wir den Wasserhahn vom Süsswasser
abmontiert haben, können wir den Inhalt vom Wassertank nicht
mehr nutzen. Da kein Salzwasser um uns ist, können wir auch unsere
Toilette an Bord nicht benutzen. Kindertopf und Kessel sind angesagt. |
Der Überfluss an heissem Wasser im Sanitärgebäude
hat natürlich auch seine Vorteile. Das lästige Wasserkochen
zum Abwaschen entfällt und die schmutzigen Windeln von Sina können
wir nun direkt mit heissem Süsswasser auswaschen und nicht als
erstes im Salzwasser. Zum Trocknen hängen wir die Windeln dann
an die Seereeling. War das eine gute Idee? Einen kurzen Moment geben
wir nicht acht, woher der Wind bläst und welche Arbeit unser
Nachbar macht. Und schon sind alle Windeln und Kleidungsstücke
an der Reeling schmutziger als vorher
Wie sollen wir da vernünftig
waschen? June und Sig offerieren uns, ihre Waschmaschine und ihren
Trocknungsständer zu gebrauchen. Dieses Angebot nehmen wir gerne
an. Sig holt Susan und die Kinder sogar mit dem Auto ab! Für
die Kinder eine schöne Abwechslung vom Alltag auf dem Schiff.
Für mich sind solche Tage die Gelegenheit Arbeiten am Schiff
auszuführen, wo es besser ist, wenn niemand da ist, wie zum Beispiel
das Malen im Innern des Rumpfes. Nur mit meiner Atemschutzmaske und
speziellen Filtern ist diese Arbeit erträglich. |
June und Sig tauchen immer mal wieder bei uns
auf dem Hardstand auf. Sie überraschen uns mit neu angekommener
Post oder bringen uns feine Früchte und Gemüse aus ihrem
Garten. An einem Tag sind es Tomaten, ein andermal Zitronen von ihrem
grossen Zitronenbusch. Natürlich wollen sie auch wissen, wie
wir mit unserer Arbeit vorwärts kommen. Es ist jedesmal eine
willkommene Unterbrechung unseres strengen Alltags. |
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Die Arbeit nimmt kein Ende. Lange schiebe ich
den grössten Brocken vor mir her: Das Abschleifen und neu Malen
des Unterwasserschiffes. Doch irgendwann komme ich nicht mehr darum
herum. Ausgerüstet mit Atemschutzmaske, Gehörschutz, Overall
und Schutzbrille schleife ich das gesamte Unterwasserschiff vom Bug
bis zum Heck ab. An gewissen Stellen muss ich bis auf das blanke Metall
schleifen, an den meisten Orten genügt es aber, das alte Antifouling
weg zu schleifen. Ich bin froh, haben wir kein längeres Schiff
als die PANGAEA. Bei dieser Knochenarbeit merke ich jeden Meter. |
Eine Seite des Schiffes ist abgeschliffen, die
nächste ist an der Reihe. Mit dem Schwingschleifer beginnt die
Arbeit wieder am Bug. An einer Stelle muss ich wohl wieder bis aufs
Metall, da die Farbe abblättert. Ich fahre gröberes Gerät
auf und schleife mit dem Winkelschleifer die Farbe weg. Was ist denn
das? Das sieht ja wie ein Loch aus! In der Tat, ganz vorne am Bug,
unterhalb der Wasserlinie schaut mich ein Loch in der Grösse
eines Zweifrankenstückes an. Wir haben doch überall im Schiff
Zugang zum Rumpf. Wie kommt es, dass hier die Hülle durchgerostet
ist? Mit einem langen, dünnen Stab steche ich von aussen in das
Loch und suche darauf im Innern die Durchbruchstelle. Natürlich:
Ganz vorne in der Bugkoje gibt es eine Stelle am Rumpf, die von den
Voreignern mit Isolierschaum aufgefüllt wurde. Dieser Raum ist
hermetisch abgeschlossen und Kondenswasser konnte nirgends ablaufen.
Also begann es zu rosten
Nur gut, haben wir ein Stahlschiff.
Das Loch wird einfach mit der Trennscheibe um einiges vergrössert
und eine neues Stück Blech eingepasst und eingeschweisst. Im
gleichen Atemzug entfernen wir auch gleich die zwei überflüssigen
Kettenrohre zwischen Deck und Seitenwand. Diese haben nämlich
immer gerostet und waren unmöglich zum malen. Diese kleine"
Aktion, die hier so schnell beschrieben ist, beschäftigt mich
über eine Woche! |
Die Arbeiten im Freien sind natürlich auch
vom Wetter abhängig. Und genau das macht uns einen gewaltigen
Strich durch die Rechnung. Der sonst trockene, warme und schöne
Sommer von New Zealand bleibt aus. An den meisten Tagen im Februar
regnet es und es ist kalt. Immer wenn die Sonne scheint oder es nicht
regnet, arbeite ich aussen am Schiff. |
Susan übernimmt das Zepter im Innern. Hier
wird aus-, um- und eingeräumt, aussortiert, gereinigt, entrostet,
gemalt, ausgebessert, gekocht, und, und, und dann sind da noch drei
Kinder die wir auch nicht vergessen dürfen. |
Wir staunen ab Anina, Noemi und Sina. Unsere anfänglichen
Bedenken wegen dem Leben und Arbeiten auf dem Hardstand sind verflogen.
Unsere Kleinen helfen tatkräftig mit, wenn sie nicht gerade dabei
sind, mit ihren Babys zu spielen. Vor allem der Abwasch oder besser
gesagt das Abtrocknen ist ihr Ressort, wobei Sina am liebsten aus
dem Wasser heraus mit hilft
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Sina ist die geborene Nachahmerin. Geben wir einen
kurzen Moment nicht auf sie acht, entrostet sie mit einem von uns
achtlos liegengelassenen Spachtel die frisch gestrichenen Metallprofile
in der Pantry. Auch gutes Zureden nützt da nichts. Sie will doch
nur helfen! |
Oft dröhnt es im Schiff unerträglich,
wenn ich aussen am schleifen bin und Susan innen am rostklopfen ist.
Und natürlich sind die rostigen Stellen im Innern des Rumpfes
an den unmöglichsten Orten. Zuhinterst, hinter dem letzten Metallbalken
links, ist noch eine Stelle rostig. Wäre man doch eine Maus!
Alle Bodenbretter sind über der Bilge entfernt. Wo nur sollen
wir noch stehen? Und wie um alles in der Welt schafft es Susan bei
diesem scheinbaren Durcheinander und ohne richtigen Boden immer wieder
ein feines Essen auf den Tisch zu stellen? Ich staune nur und bin
dankbar und froh, dass ich nach meiner Arbeit einfach an den Tisch
sitzen und ein feines Essen geniessen darf. |
Am Abend sinken wir oft erschöpft und müde
in unsere Kojen. Wir wissen nach einem solchen Tag sehr genau, wie
viele Knochen und Muskeln unser Körper hat, denn wir spüren
jede einzelne Stelle! |
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Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit. Sieben Tage
in der Woche arbeiten wir aber nicht. Wir haben uns entschieden, an
sechs Tagen zu arbeiten und am siebten Tag auszuruhen. Und wir geniessen
es, am Sonntag einfach alles stehen und liegen zu lassen. Wir ziehen
nicht unsere Arbeitsklamotten, sondern unsere schönen Sonntagskleider
an, packen etwas für das Mittagessen ein und schwingen uns auf
die Fahrräder. Anina und Noemi sitzen im Leggero und Sina kuschelt
sich auf den Rücken von Susan ins Tragtuch. Es ist meistens noch
recht frisch, wenn wir aus dem Hardstand abfahren. Unser Ziel ist
die Faithway Gemeinde mit ihrem sonntäglichen Gottesdienst. |
Wir schätzen die Gemeinschaft, die wir dort
erleben dürfen und die Zeit im Lobpreis und Gebet. Für die
Kinder gibt es ein Kinderprogramm und es ist interessant zu sehen,
wie in dieser Gemeinde mit den Kinder gearbeitet wird und wie der
Gottesdienst gestaltet wird. |
Im Anschluss an den Gottesdienst gibt es immer
Gelegenheit bei einem Kaffee oder Tee mit den Leuten ins Gespräch
zu kommen. Die meisten staunen ab unserer Reise und sind natürlich
neugierig, wie wir das Leben auf dem Schiff gestalten und meistern. |
Wir lernen in der Gemeinde auch ein älteres
Ehepaar kennen, das ein kleines Segelschiff besitzt, welches in der
Sulphur Point Marina im Wasser liegt. Sie versprechen uns, einmal
bei uns vorbei zu schauen. |
Nach dem Gottesdienst suchen wir uns ein schönes
Plätzchen für das Mittagessen. Meistens ist das auf einem
Kinderspielplatz, wo schon nach kurzer Zeit unsere Kleinen verschwunden
sind. Es tut wohl, auf diese Weise wieder neue Kraft für die
nächste Arbeitswoche zu schöpfen und den Kindern diese Abwechslung
zu schenken. |
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Die Zeit vergeht viel zu schnell und sehr oft
habe ich den Eindruck, dass wir mit den Arbeiten einfach nicht vom
Fleck kommen. Um unser Schiff herum wechseln immer wieder die Nachbarn.
Von der riesigen Rennyacht über das gigantische Motorboot bis
zum einfachen, kleinen Fischerboot ist alles zu finden. Manchmal schauen
wir von unserem Deck auf das Nachbarschiff und manchmal müssen
wir den Kopf heben, um auf das benachbarte Deck blicken zu können. |
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Die meisten Schiffe auf dem Hardstand sind lokale
Schiffe. Nur wenige Fahrtensegler sind zu finden. Drei Deutsche, zwei
Französische, ein Amerikanisches, ein Polnisches und unser Schiff.
Tauranga gilt als Geheimtip wie wir von Elke und Werner erfahren,
die seit zehn Jahren immer wieder hierher kommen. Die Preise sind
etwa halb so hoch wie in Whangarei, wo die meisten Fahrtensegler hinfahren.
Der Vorteil in Tauranga ist auch, dass alle Schiffsausrüster,
Segel- und Riggmacher, Werkstätten und sonstige Geschäfte
nahe bei der Marina liegen. Vor allem für uns ohne Fahrzeug ist
das ein grosses Plus. Alle sind fleissig am Arbeiten und helfen sich
gegenseitig mit Werkzeugen, Tipps und Händen aus. Ich bin dankbar
dafür, dass ich immer mal wieder Werner, einen alten Hasen, fragen
kann, wenn ich nicht mehr weiter weiss. |
Die Arbeit am Rumpf ist schmutzig und anstrengend.
Den Farbstaub bläst es einfach mit dem Wind davon oder bleibt
am Boden liegen. Spritzen wir dann unseren Platz unter und um das
Schiff ab, fliesst die ganze Brühe über den Hardstand in
einen Sammelschacht. Von dort wird das mit Antifouling verschmutze
Wasser einfach ins Meer geleitet. Wo bleibt da der Umweltschutz? Wir
dachten immer, dass New Zealand ein grünes Land sei. Wir müssen
schmerzhaft erkennen, dass das Grün hauptsächlich auf die
Landschaft zutrifft, aber nicht auf das Umweltbewusstsein der Kiwis. |
Dass die auf dem Hardstand herumliegenden Substanzen
nicht gesund sind, müssen wir am eigenen Leib erfahren. Als erstes
erwischt es Sina. Sie hat eine Magenverstimmung der gröberen
Art. Nichts, absolut nichts kann sie bei sich behalten. Nach und nach
geht es allen schlecht. Um Sina machen wir uns die grössten Sorgen
und suchen darum einen Arzt auf. Das sei hier eine übliche Erkrankung,
meint er, und verschreibt eine 24 Stunden Nulldiät. Nur Sodawasser
dürfen wir trinken, sonst gar nichts. Nach einem Tag ohne Essen,
beginnen wir wieder mit ganz leichten Sachen und päppeln uns
langsam wieder auf. Endlich ist es ausgestanden. Das ungute Gefühl
bleibt aber, wenn unsere Kinder auf dem Platz um das Schiff spielen. |
Immer wieder werden wir
gefragt, wann wir denn wieder im Wasser seien. Anfänglich gaben
wir noch ein ungefähres Datum an, doch mit der Zeit haben wir
damit aufgehört. Zu ungewiss ist das Wetter und auch der Fortschritt
unserer Arbeit. Sicher, wir können immer wieder einen Punkt auf
unserer langen Liste abstreichen, doch all die unvorhergesehenen Arbeiten
sind dort nicht aufgeführt: |
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Kühlschrank leckt und muss repariert
werden |
- |
Kerosinofen steigt aus und muss gereinigt werden |
- |
Löcher im Rumpf |
- |
Toilette geht zu Bruch, als wir sie wieder montieren |
- |
usw.. |
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Haben denn die Arbeiten wirklich nie ein Ende? |
Klopf, Klopf. Jemand pocht an den Rumpf unseres
Schiffes. Wer kann das sein? Ein Blick aus dem Cockpit auf den Hardstand
verrät es uns: Chris und Sue, die Faithway Mitglieder mit dem
Segelschiff, stehen unten. Sie haben soeben ihr Schiff aus dem Wasser
genommen und es steht keine zwei Plätze neben uns. Sie bereiten
ihr Schiff für eine Tour durch die Inselwelt von Fiji, Vanuatu
und Neukaledonien vor. |
Für heute Abend wollen sie uns aber der Arbeit
entreissen und laden uns zu sich nach Hause zum Abendessen ein. Wird
das nicht zu viel für unsere Kinder? Sonst sind sie doch immer
so früh im Bett. Wir wagen es und sind gespannt darauf. |
Wir dürfen an einem gediegen gedeckten Tisch
Platz nehmen und werden einfach verwöhnt. Sue hat ein traditionelles
New Zealand Abendessen vorbereitet mit Bratkartoffeln, Süsskartoffeln,
Bratkürbis, Lammfleisch, Salat, und, und, und. Wir und auch die
Kinder geniessen den schönen Abend sehr. |
In den folgenden Tagen taucht Chris immer mal
wieder bei PANGAEA auf und fragt uns, ob wir etwas brauchen, ob wir
einen Transport in die Stadt benötigen oder er will einfach wissen,
wie es uns geht. Er hilft uns bei der Suche und beim Einkauf von Kerosin
und Brennsprit und fährt uns zum Einkaufen. Wir hätten das
natürlich alles auch mit dem Leggero machen können, der
Zeitaufwand wäre aber um einiges grösser gewesen. Wir sind
sehr froh ab dieser Hilfe und freuen uns natürlich auch ab der
Aufmerksamkeit von Sue und Chris. |
Endlich ist die schmutzige Arbeit mit dem Schleifen
zu Ende und wir können mit der schöneren Arbeit, dem Malen
beginnen. Schöner ist sie ja, aber nicht weniger anstrengend.
Zwölf Meter Länge und vier Meter Breite ist eine beachtliche
Fläche zum Malen, besonders wenn sie über Kopf ist. Mit
schweren Armen endet der erste Anstrich. Jetzt sieht unser Schiff
wie ein Dalmatiner aus. Sollen wir sie nicht so belassen? |
Wieder einmal pocht es unverkennbar an unser Schiff.
Chris ist bereits die Leiter hochgestiegen und hält einen grossen
Karton mit Lebensmitteln auf den Armen. Er stellt ihn an Deck und
verschwindet sogleich wieder. Sehr verwundert schaue ich ihn an, als
er erneut mit einer Schachtel an Deck erscheint. Don't say any
word" ist sein einziger Kommentar. Wir werden mit einem riesigen
Paket Lebensmitteln verwöhnt. Wie haben wir das verdient? Er
habe aufs Herz bekommen, dass er uns so eine Freude machen solle
Wir sind sprachlos. |
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Neben all den Arbeiten am Schiff pflegen wir auch
die Kontakte auf dem Hardstand zu den anderen Fahrtenseglern. Ein
schöner, sonniger Tag verlockt mal dazu eine Pause einzulegen
und ein Glace-Plausch zu veranstalten. Im Nu ist eine ganze Gruppe
zusammen und ein grosser Kübel Glace geleert. Nach einer solchen
Pause wieder den Farbroller in die Hand nehmen? Ach nein, lieber nicht. |
Manchmal müssen wir natürlich auch unsere
Vorräte wieder aufstocken. Arbeiten macht hungrig und die Lebensmittel
schwinden schnell an Bord. Bei uns bedeutet einkaufen einen halbtätigen
Ausflug mit Fahrrädern und Anhänger unternehmen. Diese andere
Bewegung tut aber sehr gut. |
Vollbepackt geht es dann jeweils wieder zurück.
Wie wäre es mit Fish and Chips heute zum z'Nacht? Eigentlich
habe ich Susan gefragt, doch die Kinder antworten für sie: Oh
Jaaaa! Der Fischmarkt liegt auf dem Heimweg und die Zeit stimmt auch.
Also genehmigen wir uns dieses Abendessen. Morgen kann ich das viele
Fett ja wieder bei der Arbeit verbrennen. Denn Arbeit hat es noch
mehr als genug. Packen wir's an! |
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