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28.11.2002 - 09.01.2003

 
Ein einsamer Sandstrand auf einer einsamen Südseeinsel. Was gibt es schöneres? Nein, nein, an einem solchen Strand sind wir im Moment noch nicht. Wir befinden uns mit unserer PANGAEA immer noch in der Kailua-Bay auf Big Island Hawaii, denn im Moment warten wir auf…
… Besuch aus der Schweiz und unser fünftes Crewmitglied.
Unser Crewmitglied ist nicht so pünktlich wie unsere Besucher aus der Schweiz. Am 7. Dezember kurz vor Mitternacht landen Ursi und Thomas in Honolulu. Davon bekommen wir aber nichts mit, denn nach Honolulu war es zu weit, um die Beiden abzuholen. Oder anders gesagt, die Chanels zwischen den Inseln sind uns zu stürmisch, um noch einmal nach Oahu zu segeln. Doch es ist ein Leichtes, mit dem Flugzeug von Insel zu Insel zu hüpfen. Und so dürfen wir unseren ersten Schweizer Besuch am frühen Morgen am Kona International Airport abholen. Was für eine Freude!
Natürlich dürfen die beiden als erstes mit uns auf der PANGAEA frühstücken. So richtig wohl ist ihnen aber nicht dabei. Das ist auch kein Wunder. Nach einer so langen Flugreise direkt auf ein schaukelndes Segelschiff und dann auch noch essen, das ist zu viel für jeden einigermassen normalen Magen.
Anina und Noemi geniessen es, zwei neue Spielgefährten an Bord zu haben. Geschichten hören, Bilderbücher anschauen, malen, spielen und Baden, das sind die liebsten Beschäftigungen unserer zwei Kinder. Anina und Noemi können einfach nicht verstehen, warum Ursi und Thomas in den ersten Tagen nur kurze Bilderbücher erzählen und dann wieder an Deck wollen… Ursi und Thomas staunen, mit welcher Leichtigkeit sich Anina und Noemi auf dem Schiff fortbewegen. Nach ein paar Tagen haben sich unsere Schweizer Gäste aber an das schaukelnde Schiff gewöhnt. Oder besser gesagt fast, denn das Geschaukel ist ganz unterschiedlich stark. Es gibt Tage, da bewegt sich PANGAEA fast nicht und es gibt Tage/Nächte , wo man sich sogar beim Schlafen festhalten muss…
Am 14. Dezember sollte eigentlich unser fünftes Crewmitglied ankommen. Diese Ankunft verzögert sich aber ständig. Jeden Tag kann es so weit sein und alle warten gespannt und ungeduldig auf die Ankunft. Die Tage sind mit alltäglichen Arbeiten gefüllt: Waschen, kochen, einkaufen, schreiben, Arztbesuche, Spitalbesuche, und, und, und.
Dann endlich ist es so weit. In der Nacht auf den 23. Dezember verlassen Susan und ich das Schiff am Morgen um 03:00. Die Ankunft unseres fünften Crewmitgliedes hat sich angekündigt. Ursi und Thomas nehmen sich den Kindern an und Danny Aegler bringt uns ins Kona Communaty Hospital. Noch einmal müssen wir warten.
 
Um 12:25 kommt Sina Debora auf die Welt. Sie ist ein riesiges Baby. Die kleine Dame bringt stolze 9 lbs 9 oz (4362g) auf die Waage und ist 21 in (53cm) lang.
 
Die Nacht auf den 24. Dezember verbringen wir gemeinsam im Spital. Sogar ich als Vater darf über Nacht bleiben. Natürlich beginnen wir, mit der Schweiz zu vergleichen und wir müssen feststellen, dass es enorme Unterschiede gibt.
In den USA ist alles sehr technisch und alles, was mit einem elektronischen Gerät gemessen werden kann wird gemessen. Alle drei Stunden wird Susan der Blutdruck und die Temperatur gemessen. Gleichgültig, ob sie nun am Schlafen ist oder nicht. Auch bei Sina wird die Temperatur alle drei Stunden gemessen. Susan wird aber nach der Geburt nicht mehr untersucht. Auch wird sie nie gross nach ihrem Befinden gefragt.
Nach 24 Stunden verlassen wir das Spital wieder. Dies ist in den USA scheinbar üblich. Warum wollen wir natürlich wissen. Die Aerztin von Susan erklärt uns, dass die Frauen wieder zurück in Ihre Familien wollen. Von einer Krankenschwester im Spital hören wir aber die plausiblere Variante: Der Aufenthalt im Spital ist extrem teuer und niemand kann sich einen längeren Aufenthalt überhaupt leisten…
 
Die ganze Familie Aegler holt uns am Nachmittag im Spital ab. Michelle, Justin, Danny und auch Becky waren schon lange neugierig auf unser Baby. Nun können sie es endlich sehen. Nachdem das Personal des Spitals unseren Autokindersitz inspiziert hat, dürfen wir das Spital offiziell verlassen.
An der Kailua-Pier holen uns Anina und Ursi mit dem Beiboot ab. Neugierig nähert sich Anina dem kleinen Geschöpf. Was wohl in ihrem Kopf vorgeht? Zärtlich streichelt Anina den kleinen Kopf von Sina. Man sieht Anina den Stolz über ihre Schwester und ihr Baby an!
Noemi und Thomas erwarten uns dann an Bord von PANGAEA. Noemi nähert sich vorsichtig ihrer kleinen Schwester. Aber auch hier ist das Eis schnell geschmolzen und Noemi streichelt Sina zärtlich über den Kopf. Wir sind gespannt, was das wohl einmal für ein Gespann werden wird, unsere drei Girls.
Den Weihnachtsabend verbringen wir damit, unser grosses Geschenk zu bestaunen. Es ist für mich erneut ein Wunder, ein so kleines Kind in den Armen zu halten. Ab diesem Geschenk vergessen wir glatt, all die anderen Geschenke auszupacken, die Ursi und Thomas aus der Schweiz mitgebracht haben. Dafür haben wir dann jeden weiteren Tag ein wenig Weihnachten mit Geschenke auspacken.
 
Wir versuchen eine gewisse Normalität in unsere Tage zu bringen. Das ist gar nicht so einfach. „Beim dritten Kind weiss man ja schon alles". Das stimmt in einem gewissen Grad auch. Doch das alles auf einem schaukelnden Segelschiff…
Ursi und Thomas können sich nun ein paar Tage nach Sinas Geburt endlich auf den Weg zum Vulkan auf Big Island machen. Sie wollten eigentlich am 23. Dezember dorthin aufbrechen. Doch Sina hat auch ihre Pläne durchkreuzt. Nun sind wir das erste Mal als fünfköpfige Familie alleine auf dem Schiff. Ich versuche so gut es geht meine Frau zu verwöhnen und den Schiffs-Haushalt zu schmeissen. Einmal mehr staune ich darüber, was Susan alles leistet.
 
Wie steht es nun aber mit der Registrierung von Sina? In der Schweiz wird einem diese Arbeit vom Spital und den Ämtern abgenommen. Weit weg von der Heimat müssen wir das alles selber an die Hand nehmen. Noch im alten Jahr nehme ich mit der Schweizer Botschaft in San Franzico Kontakt auf. Nach einem über zwanzig Minütigen Gespräch auf Englisch(!) weiss ich, dass wir Sina nicht mehr in unsere Pässe eintragen lassen können, da ab dem 1.1.2003 der neue Schweizer Pass herausgegeben wird. Sina benötigt einen eigenen Pass. Das wird aber mehrere Wochen dauern, bis dieser bei uns sei, da die Herstellung nur in der Schweiz gemacht werde… Für den Pass benötigen wir auch noch das birth certificate. Nach Angaben des Spitals dauert das aber bis zu 90 Tage, bis wir dieses Papier erhalten.
Nun sind wir gespannt darauf, wann wir die USA verlassen können. Denn ohne Papiere für Sina ist eine Weiterfahrt über alle Weltmeere unmöglich. Einmal mehr sind wir am warten…
 
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