01.06-04.07.2003
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Wir haben von Stefan und Gorette, die auf einem
anderen Fahrtenschiff leben erfahren, dass heute eine Tanzvorführung
in Nabari stattfindet. Aus diesem Grund sind wir früh aufgestanden.
Doch ein Blick aus der Luke verheisst nichts Gutes. Eine schwarze
Wand kommt auf uns zu. |
Nach kurzer Zeit setzt der Regen und starker Wind
ein. Eine halbe Stunde später sind die Wellen in der Lagune bereits
über einen halben Meter hoch. Es wird langsam aber sicher ungemütlich.
Ein Blick über die Reling zum Land und zu den anderen vor Anker
liegenden Schiffen verrät uns, dass unser Anker nicht hält.
PANGAEA bewegt sich auf den Transportkatamaran von NCL zu. Der Abstand
verringert sich immer mehr und wir entschliessen uns, den Anker zu
versetzen. |
Die Regentropfen prasseln auf unsere Körper,
als wir die Ankerwinsch betätigen. Der Bug hebt und senkt sich,
als ob wir uns auf hoher See befänden. Gischt spritzt uns ins
Gesicht und es fröstelt uns. |
Währenddem Mama und Papa an Deck rotieren,
schläft Sina friedlich in ihrem Bett und die grossen Zwei sitzen
auf dem Salonboden und schauen sich Bilderbücher an. |
Nach dem gelungenen Ankermanöver geniessen
wir den heissen Zmorgenkaffee doppelt. PANGAEA scheint nun gut plaziert
zu liegen und der Anker hält. Unser Schiff bewegt sich nur noch
zur Seite aber nicht mehr nach hinten. |
Den ganzen Tag regnet und regnet es und der Wind
bläst mit unverminderter Stärke. An den geplanten Ausflug
ist darum nicht zu denken und wir stellen uns auf einen Schiffstag
ein. |
Hört der Regen für einen kurzen Moment
auf, öffnen wir rasch die Luken um frische Luft in den Bauch
des Schiffes strömen zu lassen. Doch diese Zeiten sind nur von
kurzer Dauer. Die nächste Regenwand erscheint bereits am Rand
der Lagune. |
Mit Geschichten erzählen und malen vergeht
der Tag aber im Nu und wir planen für den nächsten Tag einen
ausgiebigen Landausflug. Welches Transportmittel wollen wir nehmen?
Die Fahrräder mit dem Leggero oder unser Beiboot unter Segel?
Wir warten ab, was für Wetter der nächste Tag bringen wird. |
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Die ganze Nacht hat der Wind ohne Unterbruch geblasen
und der Regen prasselte oft auf das Deck. Doch die schweren, schwarzen
Wolken sind am Morgen verschwunden und die Sonne strahlt in ihrer
ganzen Pracht vom Himmel. Schnell haben wir uns für das Beiboot
entschieden, mit dem wir auf Entdeckungsfahrt gehen wollen. |
Susan packt alle Lebensmittel, Hängematte
und Badeutensilien zusammen die wir für einen Tag benötigen.
Ich mache das Beiboot bereit und verstaue alle Gegenstände. Zum
Schluss werden auch noch die drei Mädels in die Schwimmwesten
gepackt und im kleinen Boot plaziert. Mit uns zwei Erwachsenen wird
es jetzt aber doch etwas eng in dem kleinen Schiff und es vergeht
einige Zeit, bis jeder von uns eine bequeme Sitzhaltung gefunden hat. |
Der Wind bläst kräftig, als wir unser
Segel setzen und von PANGAEA ablegen. Wo uns der Wind hintragen wird,
wissen wir noch nicht so genau. Wir wollen zuerst aber am Wind aufkreuzen
(gegen den Wind segeln), damit wir auf dem Rückweg den Wind im
Rücken haben. Natürlich werden wir uns die ganze Zeit in
der geschützten Lagune und nicht auf dem offenen Meer befinden. |
Wir sind noch nicht sehr weit gekommen, als der
Wind in einer starken Böe über uns hinweg fegt. Alle halten
sich fest, doch die selbst geschneiderte Mütze von Anina nimmt
der Wind mit. Wir versuchen sie noch aus dem Wasser zu fischen, doch
der Wind treibt sie zu schnell weg. Um Anina trotzdem vor der starken
Sonne zu schützen, binden wir ihr ein Tuch um den Kopf. Jetzt
sieht sie wie eine kleine Piraten-Dame aus. |
Das Wasser glitzert in den unterschiedlichsten
Farben. Es ist dunkel blau, wenn es sehr tief ist und wird plötzlich
heller und türkisfarben, wenn das Wasser seichter wird. Wir sehen
schon von weitem, eine solche seichte Stelle. Doch wie tief ist es
wohl noch? Aus dem Wasser herausragende Korallenstöcke lassen
uns wissen, dass es gar nicht mehr tief ist. Geschickt manövrieren
wir unser kleines Segelschiff durch die untiefe Stelle. Und schon
ändert sich die Farbe wieder und der Grund ist nicht mehr zu
sehen. |
Mitten in der Lagune sehen wir verschiedene Boote
von Einheimischen. Die Personen selber stehen neben den Schiffen im
knietiefen Wasser. Die Leute sind nicht etwa am fischen, sondern sie
sind auf Muschelsuche. Diese werden dann zu Schmuckstücken verarbeitet
und am nächsten Kreuzfahrtschifftag verkauft
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Die Zahl der Untiefen nimmt ständig zu und
plötzlich steckt unser Schiff fest. Schnell schwinge ich mich
ins Wasser und erwarte eigentlich, dass meine Füsse auf sandigem
Boden landen. Doch dem ist leider nicht so. Die Steine oder besser
gesagt Korallenstücke sind messerscharf. Es bereitet mir etliche
Mühe, das Schiff auf diesem Grund wieder in tiefes Wasser zu
ziehen. Als ich wieder im Beiboot sitze sehe ich das Resultat dieses
Ausfluges: Mehrere, kleine Schnitte in den Fusssohlen. Schuhe haben
wir heute natürlich keine mitgenommen
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Die Fahrt im Beiboot ist unseren Kindern scheinbar
zu langweilig. Sie haben sich unter einem grossen Badetuch verkrochen
und sind alle drei eingeschlafen. Doch als wir an die nördlichen
Insel der Lagune heransegeln, kommt wieder leben in ihre Glieder. |
Wir wollen zum Ufer segeln, doch erneut bleiben
wir schon nach kurzer Zeit stecken. Das Wasser ist nur noch knietief.
Wir steigen alle aus. Zum Glück besteht der Boden hier aus Sand
und nicht mehr aus Korallenstücken. Wir waten dem Ufer entlang
und suchen uns ein schönes Plätzchen zum Verweilen. |
Schon bald haben wir eine Gruppe von Palmen entdeckt,
die uns gefallen. Anina und Noemi bleiben gleich im warmen Wasser.
Sie machen sich auf Seegurkenjagd. Schon nach kurzer Zeit ist ihr
Netz überfüllt. Im Gegensatz zu den Riesenkrebsen, die auch
hier überall anzutreffen sind, kann man die Gurken"
nicht essen (wir haben auf alle Fälle noch keine versucht)! Die
Krebse dagegen schmecken ausgezeichnet. Leider ist ihr schmackhaftes
Fleisch gut im Panzer eingepackt
Knochenarbreit! |
Natürlich wollen wir auch ein paar schöne
Muscheln und Schneckenhäuser von hier mit zurück auf's Schiff
nehmen. Immer wieder finden wir schöne Exemplare. Doch genau
diese schönen Schneckenhäuser sind noch bewohnt. Kleine
Krebse haben sie zu ihrem neuen Zuhause gemacht. Die Schneckenhäuser
tragen sie immer mit sich herum, können sich ganz darin verkriechen
und mit ihren Scheren können sie ihr Haus ganz verschliessen.
Es braucht lange Zeit, bis sie sich wieder herauswagen, nachdem sie
von uns in ihrer Ruhe gestört wurden. |
Die Sonne steht schon recht tief, als wir uns
auf den Rückweg begeben. Jetzt haben wir den Wind aber im Rücken.
Mit über drei Knoten Geschwindigkeit (gemäss GPS) rauschen
wir über das Wasser. Da in der Zwischenzeit auch die Flut eingesetzt
hat, können wir ohne Bedenken über die untiefen Stellen
hinwegbrausen. Für den Hinweg haben wir über drei Stunden
gebraucht und nun sind wir in weniger als einer Stunde zurück
auf PANGAEA. Fast wären wir an ihr vorbeigesegelt, so viel Schuss
haben wir
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Wo soll unser nächster Ausflug hingehen?
Der Wind hat immer mehr nachgelassen und die Lagune liegt seit mehreren
Tagen spiegelglatt vor uns. Mit dem Segelbeiboot kommen wir so nicht
sehr weit. Also planen wir die nächste Tour mit dem Velo zu unternehmen. |
Auf Tabuaeran wird alles mit dem Fahrrad transportiert.
Es sind uns schon viele Einheimische begegnet, die Säcke mit
Reis, Mehl und Zucker transportiert haben. Doch auch die Kinder werden
auf der Längsstange mitgeführt, Wasser wird transportiert
und sogar der Sockel eines Basketballkorbes haben wir auf einem Fahrrad
gesehen. |
Wie sollen wir also unsere Kinder transportieren?
Eine Längsstange haben unsere Fahrräder (Klappvelo) nicht.
Doch wir haben ja den Leggero! Sollen wir den wirklich an Land nehmen?
Aber natürlich! Wir sind gespannt auf die Blicke der Tabuaeraner
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Die Sonne versteckt sich noch hinter dem Horizont,
als auf PANGAEA schon alles wach und munter ist. Ein Blick aus der
Luke verspricht einen wunderschönen Sonnenaufgang und einen entsprechend
schönen Tag. Und wirklich, die Sonne holt ihre ganze Farbpalette
hervor und bemalt den Himmel so kitschig, wie wir es noch nie vorher
gesehen haben. Einfach traumhaft schön! Das muss natürlich
festgehalten werden und auch Anina schiesst ein Bild mit ihrer Kamera. |
Anina und Noemi freuen sich auf den bevorstehenden
Ausflug. Entsprechend schnell steigen sie in die Sitze des Leggero's.
Ich finde nicht einmal Zeit, alles Gepäck zu verstauen
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Bereits werden wir von verschiedenen Augenpaaren
gemustert. Natürlich nicht wir, sondern unser Veloanhänger.
So etwas wurde hier sicher noch nie gesehen. Die neugierigen Blicke
folgen uns nun den ganzen Tag. Bei jedem Haus und jedem Dorf werden
wir von Jung und Alt angestarrt. |
Wir sind im unserem Gefährt so auffallend,
dass sogar ein Lastwagen, beladen mit vielen Säcken Seetang und
vielen Menschen, auf die Seite fährt und uns passieren lässt.
Das ist ein Lachen, Rufen und Winken, als wir vorbeifahren! Einfach
herrlich. |
Auf Tabuaeran herrscht Linksverkehr. Das ist eines
der letzten Überbleibsel als englische Kolonie. Doch die Regeln
des Linksverkehrs werden nur selten angewendet. Viel wichtiger ist,
eine gute und trockene Spur auf der Naturstrasse zu finden. Je weiter
wir uns von unserem Ankerplatz entfernen, desto schlechter und schmaler
wird die Strasse. |
Wir sind schon recht weit gekommen, als wir in
ein grosses Dorf einfahren. In der Schule haben die Kinder gerade
Pause. Da wir eine kurze Rast einlegen wollen, halten wir an und sind
nach kurzer Zeit umzingelt. Anina und Noemi werden in ihren Sitzen
genau gemustert und der Leggero wird von allen Kinderhänden berührt
und betatscht. Wer möchte gerne eine Testfahrt machen? Eigentlich
habe ich damit gerechnet, dass ich nun duzende Male eine Runde drehen
muss, doch ich habe mich getäuscht. Die einheimischen Kinder
haben zu viel Respekt vor diesem unbekannten Gefährt und nur
wenige finden den Mut ein kurzes Stück mitzufahren. Dafür
rennen alle Kinder mit mir mit, sobald ich in die Pedalen trete. Als
wir unseren Weg fortsetzen rennen sie uns noch lange nach. |
Der Weg ist so schmal geworden, dass die Räder
des Leggero nicht mehr auf dem Weg fahren, sondern auf den Steinen
zu beiden Seiten. Anina und Noemi werden so richtig durchgeschüttelt.
Es scheint ihnen aber Spass zu machen, denn ich vernehme immer wieder
ihr Gekicher. Ob das unserem Anhänger gut bekommt? Bei jedem
Schlag habe ich angst, dass irgend etwas brechen könnte. Doch
mein Gefühl täuscht mich. |
Plötzlich ist mit unserem Gefährt kein
Weiterkommen mehr. Vor uns breitet sich eine grosse Innenlagune aus
und die Strasse führt auf einem Damm weiter. Die Regenfälle
der vergangenen Tage muss den Damm weggespült haben und nur ein
schmaler Streifen aus grossen Steinen bildet einen schmalen Weg. Ich
teste die Tiefe des Wasser und versinke bis zu den Knien im schlickigen
Untergrund. Da ist es doch besser, wenn wir umkehren, denn der Leggero
ist zu schwer beladen um über dieses Hindernis getragen zu werden. |
Baden, Sandkuchen backen, geniessen und faulenzen.
So verbringen wir den Nachmittag unter Schatten spenden Palmen. Die
Kinder dürfen sich anschliessend von ihrem Spiel im Veloanhänger
erholen. Susan und ich treten in der Zwischenzeit kräftig in
die Pedale. Unsere Geschwindigkeit erlaubt es uns trotzdem, immer
wieder etwas neues am Wegrand zu entdecken. In einer grossen Wasserpfütze
suhlt sich ein Schwein. Es muss sich losgerissen haben und geniesst
die Zeit in Freiheit. |
Es ist aber auch gefährlich, wenn wir unsere
Blicke von der Strasse wegwenden. Das nächste Schlagloch kommt
bestimmt und
Zu unserem Stolz können wir sagen, dass wir
nie gestürzt sind und kein einziges Mal einen Platten Reifen
flicken müssen. Wenn ich da an Hawaii zurückdenke! Dabei
waren dort die Strassenverhältnisse doch so viel besser. |
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Von Tabuaeran haben wir in der Zwischenzeit zwei
der drei Inseln erkundet. Es fehlt nur noch diejenige, die über
den Pass zu erreichen ist. Bis jetzt haben wir aber die Überfahrt
mit unserem Dingi nicht gewagt, da uns die Strömung im Pass einfach
zu stark ist. Ohne Motor ist es sehr gefährlich durch diesen
Fluss zu fahren. |
Jeden Morgen, Mittag und Abend fährt aber
eine Fähre" über den Pass. Ob wir die auch benützen
können? Und was kostet die wohl? Wann fährt die Fähre
ab? All diese Fragen schwirren uns durch den Kopf. Es gibt nur eine
Antwort auf all diese Fragen: Wir müssen es einfach versuchen. |
Um 09:00 Uhr stehen wir mit unseren Velos und
dem Anhänger auf dem Steg bereit. Doch wir sind etwas zu spät
für einen Transport. Die nächste Überfahrt ist erst
wieder um 11:30 Uhr. Für eine Extrafahrt müssen wir Boby
von NCL fragen. Kein Problem" findet der und so kommen
wir doch noch auf die andere Seite des Passes. Ich frage den Kapitän"
der Fähre, ob denn das Schiff NCL gehöre, dass Boby über
eine Extrafahrt bestimmen könne. Nein, die Fähre gehört
nicht NCL aber der Aussenbordmotor und das Benzin
" |
Die Strasse ist um einiges breiter und auch besser,
als die Strasse auf der anderen Seite des Passes. Wir kommen zügig
voran und sind schon bald im Hauptort der Insel: Nabari. Hier war
früher eine Telegrafenstation zu finden. Die Gebäude sind
immer noch vorhanden, sind zum Teil aber verfallen oder werden als
Schule benutzt. Während dem zweiten Weltkrieg wurde die Telegrafenleitung
von den Deutschen zerstört und nie mehr repariert. |
Der zweite Grund, warum Nabari auf den Landkarten
vermerkt ist, liegt daran, dass hier ein Flugfeld zu finden wäre.
Wir haben auf unserem Weg aber kein solches gesehen. Unsere Nachfrage
ergibt, dass das Flugfeld schon lange nicht mehr benutzt wird und
darum völlig überwuchert sei
Es sind aber Pläne
vorhanden, in der Nähe von Nabari ein paar Hotels aufzustellen
und das Flugfeld zu reaktivieren. |
In der Telegrafenstation-Schule werden nicht nur
die üblichen Fächer unterrichtet. Im Freien treffen wir
eine Gruppe junger Frauen. Ihre schon etwas ältere Lehrerin bringt
ihnen das Korbflechten bei. Die so entstandenen Körbe sind aber
nicht etwa für den Verkauf am NCL-Markt bestimmt, sondern für
den traditionellen Fischfang. Geschickt präparieren die Frauen
die Palmblätter und flechten daraus in kurzer Zeit einen Korb.
Ihre Lehrerin scheint zufrieden mit ihren Schülerinnen zu sein. |
Der ideale Südsee-Traumplatz sieht wie folgt
aus: Weisser Sandstrand von Palmen gesäumt und eine dieser Palmen
ragt weit über das Wasser hinaus. Genau einen solchen Platz finden
wir. Unsere Hängematte hängt schon bald an dieser Palme
und baumelt über dem Wasser. Noemi und Anina sind bald verschwunden.
Sie vergnügen sich einmal mehr im warmen Wasser. Aus den vielen
leeren Kokosnuss-Schalen entsteht in kurzer Zeit eine eindrückliche
Küche. Die feinsten Sachen werden da gekocht und serviert. Wie
wäre es mit einem Besuch in diesem Feinschmecker Restaurant?
Von Seegurke über Fisch zu Kokosnussmilch gibt es hier alles
zu kosten. |
Natürlich machen wir uns erneut auf die Suche
nach schönen Muscheln und Schneckenhäusern. Vor allem Susan
ist darin Meisterin, die schönsten Exemplare zu finden. Plötzlich
höre ich ein Freundenschrei! Hat sie jetzt eine besonders grosse
Muschel gefunden? Nein, sie hält etwas anderes in den Händen:
Die selbst genähte Mütze von Anina, die vor mehreren Tagen
über Bord geblasen wurde. Sie lag halb verdeckt im Sand und ist
völlig intakt. Nach einer kurzen Wäsche ziert sie wieder
den Kopf von Anina. |
Wir haben genau aufgepasst, als der Fährkapitän
uns die Zeiten für die Rückfahrt genannt hat. Und wir haben
natürlich unsere Uhr vergessen
Doch wir sind rechtzeitig
am Steg und die Fähre rauscht heran. Wir sind nicht die einzigen,
die auf die andere Seite wollen. Viele Leute sind es nicht, aber sie
haben dafür ihren ganzen Hausrat mit dabei: Holzlatten, Truhen,
Motorsäge, Nähmaschine, Wellbleche, Velos, Mofas, und, und,
und. Die Familie zieht um. Von einer Seite des Passes auf die andere
Seite. Das Verladen all der Dinge braucht natürlich seine Zeit.
Doch diese ist hier im Überfluss vorhanden und wird sowieso anders
gezählt . |
Endlich legt die Fähre ab und überquert
den Pass. Die Strömung ist so stark, dass sie weit ausholen muss,
um nicht zu fest abgetrieben zu werden. |
Am Steg ist eine grosse Menschenmenge versammelt.
Vor allem Kinder in ihren Schuluniformen sind zu sehen. Sie haben
den ganzen Nachmittag für den Unabhängigkeitstag geübt.
Im Gleichschritt marschieren heisst das hier auf Tabuaeran. Alle Schülerinnen
und Schüler werden an dieser Parade teilnehmen. Entsprechend
bunt ist die ganze Parade, da jede Altersstufe und Klasse eine andere
Uniform trägt. An der Spitze der Parade marschieren die Polizisten.
Für uns ein amüsanter Anblick für die Bewohner hier
aber von enormer Wichtigkeit. |
Nun ist das Üben aber zu Ende und die Kinder
warten auf ihre Fahrgelegenheit nach Hause. Wir haben unser Beiboot
am Steg festgemacht und werden wir von hunderten von Kinderaugen beobachtet.
Susan lässt Sina nur ungern aus den Augen, als sie sie auf den
Boden legt. Die Kleine ist bei den Kindern nämlich heiss begehrt
um auf den Arm genommen zu werden. |
Alle winken uns lachend zu, als wir mit dem Beiboot
ablegen und ihnen zuwinken. |
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Einige Tage später bläst wieder ein
schöner Wind über die Lagune und wir wagen die Überquerung
des Passes mit unserem eigenen Beiboot. Es treibt uns ein ganzes Stück
in die Lagune hinein, als wir uns in der Strömung des Passes
befinden. |
An einem gestrandeten Frachtkahn vertäut
sehen wir nun auch das Künstlerschiff" von Stefan
und Gorette. Künstlerschiff darum, weil sie ihr Schiff mit den
unterschiedlichsten Farben bemalt haben. Sie haben immer gerade die
Farbe verwendet, die sie bekommen haben. An einem Ort wie Fanning
ist das sehr naheliegend, da es Farben nicht zu kaufen gibt und sie
das verarbeiten, was sie geschenkt bekommen. |
Die Zwei staunen nicht schlecht, als sie uns in
unserem segelnden Beiboot heran rauschen sehen. Sie laden uns spontan
zum Mittagessen ein. Bruno (Franzose, der seit 20 Jahren auf Tabuaeran
lebt) und Giluett (Ingenieur, der für NCL arbeitet) werden auch
zum Krebs-Essen kommen. Jawohl, Krebse sind zum Mittagessen geplant.
Doch diese können nicht im nächsten Supermarkt gekauft werden,
sondern müssen selber gefangen werden. |
Sina will von diesem Krebsfangen aber nichts wissen
und schläft in ihrer gemütlichen Hängematte ein. So
bleibe ich mit ihr auf dem Schiff und Susan, Anina und Noemi gehen
mit auf Krebsfang. |
Auf dem offenen Feuer wird der Fang dann gekocht.
Reis mit feiner Kokosnussmilch bilden die Beilage. Anina hat es einmal
mehr den Appetit verschlagen. Sie verträgt es einfach nicht,
die Tiere noch lebendig zu sehen und kurze Zeit später auf dem
Teller. Noemi überwindet ihre anfängliche Abneigung und
langt danach kräftig zu. |
Krebs-Essen ist aber eine mühsame und anstrengende
Sache bei der gar nicht so viel feines Fleisch herausschaut. |
Unsere zwei grossen Mädchen interessieren
sich immer für ein neues Schiff. Sie kriechen in alle Kojen und
erkunden jede Ecke. Auf diese Weise vergeht der Tag wie im Flug und
wir überlegen uns schon, wie wir den Pass wieder überqueren
können. Jetzt haben wir nämlich den Wind auf die Nase und
dazu noch die starke Strömung. |
Es gibt zum Glück eine ganz einfache Lösung:
Giluett nimmt uns mit seinem starken Motorboot in Schlepp und wir
sind schon nach kurzer Zeit über den Pass hinweg auf unserem
Schiff. |
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Langsam aber sicher denken wir an die Weiterfahrt.
Es gibt aber noch einige Arbeiten zu erledigen, bevor wir los segeln
können. |
Wir sind leider von Defekten nicht verschont und
als nächstes Gerät steigt unser Watermaker aus. Wir investieren
sehr viel Zeit darin, das Gerät zu reinigen, doch der Erfolg
ist gleich null. Das Gerät zieht im Moment so viel Strom, dass
es die Sicherung herausschlägt. Nun heisst es Wasser schleppen.
Wir leeren alle möglichen Fässer und füllen sie mit
Regenwasser. Auf diese Weise bringen wir über 350l Wasser an
Bord. |
Per Email nehmen wir mit der Herstellerfirma Kontakt
auf. Doch hier auf Fanning können wir nichts unternehmen. |
Wäsche waschen, Velos und Leggero reinigen
sind die nächsten Arbeiten. Nach und nach bringen wir unsere
PANGAEA wieder in den Reisezustand. |
Wir beschliessen, am Geburtstag von Anina noch
an Land zu bleiben und erst am nächsten Tag die Segel zu setzen.
Und wie es der Zufall so will, ist am 3. Juli Kreuzfahrtschiff-Tag!
Wir bringen es sogar fertig, für Anina ein Glace zu organisieren.
Das ist gar nicht so einfach, denn diese Dinge kann man bei NCL nicht
mit Bargeld kaufen, sondern nur mit der Schiffseigenen Gäste-Kredit-Karte. |
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Und dann ist es so weit. Schnell noch zum Zoll
und zur Einwanderungsbehörden zum Ausklarieren. Schnell? Niemand
ist in den Büros zu finden. Heute ist Wahltag und alle Beamten
sind im nächsten Dorf. Sie werden erst am Abend wieder zurück
sein
Das gibt es doch nicht. Ich leihe mir ein Fahrrad von NCL
und radle die etwa 5 Kilometer bis zum Dorf. Ich wage es aber nicht,
in die Wahlveranstaltung einzudringen, denn das Inselparlament wählt
einen neuen Präsidenten und in diesen Zirkel will ich nicht eintreten. |
Ich habe aber Glück. Auf der Rückfahrt
kommt mir ein Polizist entgegen und ich lege ihm meinen Wunsch dar.
Er verspricht mir, die entsprechenden Beamten zu informieren. Und
tatsächlich. Am Nachmittag habe ich alle Stempel und Papiere
um lossegeln zum können. |
Der Wind stimmt und der Zeitpunkt der Gezeit ebenfalls.
Susan ist damit beschäftigt den Anker zu heben und zu reinigen
und ich setze die Segel. Ich ziehe gerade das Gross-Segel hoch, als
es ein lautes RATSCH gibt. Ein etwa 50cm langer Riss klafft im Gross
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Wir brauchen den ganzen Nachmittag, Abend und
einen Teil der Nacht, um den Schaden zu nähen. Am nächsten
Morgen sind wir so weit wie am vorigen Tag. Und jetzt klappt die Abfahrt. |
Wir sind wieder unterwegs. Tabuaeran verschwindet
langsam hinter dem Horizont. Wie wird dieses Atoll wohl in zehn Jahren
aussehen? |
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