16.-19.05.2003
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Mitten im Ozean liegt ein Stück Land. Sehen
können wir es aber noch nicht. Die Wassertiefe beträgt immer
noch mehrere tausend Meter und dabei sind wir nur noch 30 Meilen von
unserem Ziel entfernt. Wir verkleinern die Segelfläche von PANGAEA
auf ein Minimum. Wir wollen die letzten Meilen nicht zu schnell vergehen
lassen und sie möglichst lange geniessen können
Nein,
das war natürlich ein Scherz. Wir haben so wenig Segel wie möglich
gesetzt, weil wir nicht mitten in der Nacht vor der Einfahrt ins Atoll
ankommen wollen. Da Tabuaeran keine Seezeichen zur Navigationshilfe
aufweist, ist eine Einfahrt bei Nacht unmöglich. Die beste Zeit
ist sowieso die Mittagszeit, da dann die Sonne direkt von oben auf
das Wasser scheint und Untiefen (Korallenstöcke) sehr gut zu
erkennen sind. Aus all diesen Gründen verbringen wir noch einmal
eine Nacht auf See. |
Christoph sitzt am Computer und ist gerade dabei
die Emails über Amateurfunk abzurufen, als es einen Knall gibt
und Rauch aus dem Inverter aufsteigt
Was ist jetzt geschehen?
Der Inverter wandelt 12V Gleichstrom in 110V Wechselstrom um und wir
brauchen ihn, um die Batterien des Laptop zu laden. Die Vermutung
liegt nahe, dass der Trafo mit welchem wir 110V in 220V transformieren,
dem Inverter den Garaus gemacht hat. Letzte Nacht hat der Trafo schon
eine Macke gehabt, dann funktionierte er aber wieder. Nun sind Inverter
und Trafo nicht mehr brauchbar und wir müssen den Computer ausschalten
um die Batterien zu schonen. Wir wissen nicht, wann wir ihn das nächste
Mal wieder benützen können. |
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Die Nacht ist sehr ruhig und wir können in
der Dunkelheit bereits die Palmen der Insel erkennen. Wir befinden
uns also schon sehr nahe am Atoll, da die Palmen erst aus einer Entfernung
von 7 Meilen zu erkennen sind. Als endlich der Tag anbricht erkennen
wir die ganze Ausdehnung der Insel. Wir frühstücken noch
und dann steuern wir auf die Insel zu. |
Heute ist der 17. Mai. Genau ein Jahr nachdem
wir uns am Flughafen von unseren Liebsten verabschiedet haben, befinden
wir uns erneut vor einem speziellen Erlebnis. Noch drei Meilen befinden
wir uns von Tabuaeran entfernt. Ein etwa 50 Meter breiter Durchlass
ins Korallenriff (Pass) weist eine genügend grosse Tiefe auf,
dass wir durchfahren können. Die Strömung in diesem Pass
kann ganz enorm sein und gleicht einem reissenden Fluss. Bei Ebbe
fliesst das Wasser aus der Lagune ins Meer und bei Flut wieder zurück.
Die beste Zeit, um den Pass in ein Atoll zu passieren, ist der Wechsel
zwischen Ebbe und Flut, dann wenn keine Strömung vorhanden ist.
Dies geschieht zwei Mal in 24 Stunden. Christoph hat in der Gezeitentabelle
nachgesehen, dass dieser Wechsel kurz vor Mitternacht und kurz vor
Mittag ist. |
Die Segel sind geborgen und der Anker liegt auf
der Bugrolle bereit, um ins smaragdgrüne Wasser zu fallen. Ich
stehe am Bugkorb vorne und komme mir wie eine Abenteurerin vor. Eigentlich
sollte ich nach Untiefen Ausschau halten. Mein Blick löst sich
aber immer wieder vom schnell dahin fliessenden Wasser und ich bestaune
die Umgebung. |
Auf beiden Seiten des Passes ist ein weisser Sandstrand
zu erkennen auf deren Anhöhen Palmen stehen. Heller Rauch steigt
von einem Feuer auf und am Ufer sind Fischer zu erkennen, die uns
freundlich zuwinken. In der Lagune werden die Masten eines anderen
Segelschiffes sichtbar. Das Wasser im Pass scheint zu kochen. Ob der
Zeitpunkt doch nicht richtig war? Durch die Strömung entstehen
auch Strudel. Aber nichts dem zum Trotz schiebt sich unsere PANGAEA
langsam durchs Wasser und immer näher kommt der zum Ankern ausgesuchte
Platz. Wie tief das Wasser wohl ist? Da unser Tiefenmeter auch ausgestiegen
ist, wissen wir die Antwort leider nicht. Aus der Karte wissen wir
aber, dass die Wassertiefe etwa drei Meter beträgt. |
Neben einer anderen Ketch und einem rostigen Wrack
gibt Christoph das Zeichen den Anker fallen zu lassen. Sofort richtet
sich PANGAEA aus und die Ankerkette spannt sich. Der Anker hat sich
eingegraben und hält. Wann werden wir ihn wohl das nächste
Mal lichten? |
Anina und Noemi halten es nicht mehr länger
im Cockpit aus und sie kommen zusammen mit Christoph nach vorne zum
Bug. Ein riesiges Swimmingpool breitet sich vor uns aus. Es erstrahlt
in den verschiedensten Farbtönen und wird von einer Palmenreihe
eingesäumt, welche aber in einem grauen Wolkenband verschwindet.
Eine dunkle Wand mit schweren Wolken bewegt sich auf uns zu und schon
fallen die ersten Regentropfen. Ist das jetzt Südsee? Wir dachten,
hier scheine immer die Sonne! |
Wir verkriechen uns in den Bauch der PANGAEA und
ich bereite unseren Ankerumtrunk vor. Bei uns besteht dieser aber
nicht aus einem Bierchen, wie auf anderen Schiffen üblich. Nein,
bei uns gibt es eine feine Schweizer Nussschokolade (ein Geschenk
von Kathrin und Wolfgang) und eine Dose Sprite und Fanta. |
Die Regenwand zieht weiter, das verhangene Wetter
bleibt aber und mit ihm auch unsere angespannte Stimmung. Der Grund
für dieses Tief ist sicher der Ausfall des Inverters und Trafo.
Wir haben natürlich Reserve Geräte an Bord, um die Batterien
unseres Laptop laden zu können. Der zweite, kleine Inverter gibt
aber auch keinen Wank von sich und der extra in der Schweiz noch gekaufte
Auto-Adapter scheint mit unserem Laptop überlastet zu sein, denn
nach fünf Sekunden laden, schaltet er in den Überlast-Schutz
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Damit wäre unsere Möglichkeit der Kommunikation
erloschen. Denn ohne Laptop können wir keine Emails mehr verschicken,
keine Bilder von der Digital-Kamera herunterladen, unsere Homepage
nicht mehr auf den neusten Stand bringen und auch keine Wetterberichte
mehr abrufen. Ein ungutes Gefühl, vor allem da wir nun fast 2000km
von guten Versorgungsmöglichkeiten entfernt sind. |
Christoph und ich versuchen uns an diesem Abend
mit einem Spiel etwas abzulenken, doch bei Christoph rotieren die
Gedanken und es ist für mich ein leichtes das Spiel zu gewinnen...
Plötzlich scheint er eine Idee zu haben. Er kramt aus dem Kartentisch
unseren alten Ersatz-Laptop hervor, nimmt den dazugehörenden
Stromadapter und schneidet einfach die Kabel durch. Ich schaue ihn
nur entgeistert an und frage ihn, ob er wisse, was er da mache
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Nach viel Gebastel mit diversen Kabeln bringt
er den alten Laptop tatsächlich zum laufen. Noch in Hawaii hat
er auf diesem Laptop alle Programme installiert, die für das
Kommunizieren nötig sind. Und siehe da, schon nach kurzer Zeit
können wir wieder Emails verschicken und empfangen. Wenigstens
die Kommunikation geht wieder. Die Homepage muss noch etwas warten.
Unsere Stimmung ist bereits wieder um einiges besser, vor allem auch,
weil der Regen endlich aufgehört hat. |
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Noch dürfen wir das Atoll nicht erkunden,
weil wir nach Tabuaeran Zeit am Samstag angekommen sind und beim Zoll
niemand am Wochenende arbeitet. Darum müssen wir an Bord bleiben. |
Ein paar Jahre vor dem Jahrtausendwechsel hat
Kiribati, zu welchem Tabuaeran gehört, die Datumsgrenze eigenmächtig
abgeändert. Die Regierung wollte so erreichen, dass auf ihren
Inseln als erstes das Jahr 2000 beginnt. Somit ist Tabuaeran 24 Stunden
vor Hawaii oder 12 Stunden vor Schweizer Zeit und die Datumsgrenze
hat eine riesige Ausbuchtung in den Osten bekommen
Jetzt sind
wir allen mit der Zeit ein kleines Stück voraus! |
Ich staune, dass weder die Kinder noch wir Erwachsene
den Drang verspüren an Land zu gehen, obwohl wir bereits seit
mehr als zwölf Tagen ununterbrochen an Bord sind. Wir geniessen
es einfach zusammen zu sein, zu zeichnen, zu spielen und wir erzählen
uns Geschichten. |
Doch dann ist es so weit. Am Montag Morgen kommen
zwei Beamte vom Zoll zu uns an Bord. Es gibt einige Formulare auszufüllen.
Doch es sind erstaunlich wenige und so hat Christoph diese Arbeit
schnell erledigt. Zum Glück sind die Formulare in Englisch abgefasst.
Mit der gängigen Insel- und Amtssprache Gilbertesisch hätten
wir doch einige Mühe gehabt. |
Das Einklarieren kostet uns 50 Australische Dollar.
25 Dollar für die Aufenthaltsbewilligung und 25 Dollar für
den Transport der Beamten zu uns an Bord. Von unseren Nachbarn auf
der anderen, gleich grossen Ketch mit zwei Personen an Bord, erfahren
wir, dass sie für die Aufenthaltsbewilligung 35 Dollar bezahlt
haben. Die Gebühren seien vom Herkunftsland abhängig, erklären
uns die Nachbarn. Sie erzählen uns noch von einer anderen, grossen
Luxusyacht, die 150 Dollar bezahlen musste. Sie fuhr unter Kanadischer
Flagge, die nach der Gebührenliste eigentlich gar nichts hätte
bezahlen müssen
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Wir fragen die Beamten, ob noch andere Gebühren
anfallen, wie zum Beispiel für das Ankern in der Lagune, doch
mit den 50 Dollar ist alles bezahlt. |
Natürlich werden auch unsere Pässe gestempelt
und Sina erhält ihren ersten Eintrag in ihr rotes Büchlein.
Nun dürfen wir vier Monate hier bleiben. |
Aus Neugier möchten die Beamten gerne noch
unser Schiff besichtigen, bevor sie wieder von Bord gehen. Diesem
Wunsch kommen wir gerne nach, da wir nichts zu verbergen haben. Was
wohl in ihren Köpfen vor sich geht? |
Es dauert noch bis am Nachmittag, bis wir endlich
unser Beiboot zu Wasser lassen. Unser erster Landgang steht bevor. |
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