19.05.2003
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Wo sollen wir mit unserem kleinen Beiboot an Land
gehen? Der grosse Schwimmsteg, der unweit unseres Ankerplatzes liegt,
bietet sich natürlich als erstes an. Doch wir wissen nicht genau,
ob wir das auch dürfen. Wir wollen die Einheimischen nicht mit
unserem ersten Landgang verärgern, darum suchen wir uns einen
Platz am Strand. |
Unter unseren Füssen knirscht es und dann
stehen wir an Land. Am Strand hat es aber nicht nur weissen, feinen
Sand, sondern auch viele spitzige Steine und leider auch Unrat. Für
den Moment spielt das für uns aber keine Rolle. Ein interessantes
Gefühl, nach so vielen Tagen wieder festen Boden unter den Füssen
zu haben. Wir haben lustiger weise auch nicht den Eindruck, dass der
Boden schaukelt. Dieses Phänomen haben viele Menschen, wenn sie
für längere oder kürzere Zeit auf einem Schiff gewesen
sind. |
Neugierig schauen wir uns um und entdecken gleich
bei unserer Landestelle viele klapprige Holzgestelle. Sie sehen aus
wie Tische. Wofür die wohl gut sein sollen? Die Gestelle sind
so angeordnet, dass kleine Gassen zwischen ihnen gebildet werden.
Vielleicht ist es ein Markt? Wir wissen es noch nicht. |
Wir setzen unseren Weg fort und schauen uns interessiert
um. Nicht nur wir sind neugierig, sondern auch die Einheimischen.
Viele Augenpaare folgen und mustern uns. Blicken wir zu den Einheimischen
herüber, stecken sie schnell ihre Köpfe zusammen und tuscheln
miteinander. Wir bekommen von allen aber ein Lächeln geschenkt
und sie erwidern das Winken von Anina und Noemi. Plötzlich im
Mittelpunkt zu stehen ist eine neue Erfahrung für uns, da wir
selber lieber zu den Beobachtern gehören, anstatt zu den Schauobjekten. |
Nicht nur von Menschenaugen werden wir genau gemustert.
Aus diversen grossen Löchern schauen uns die Augen von riesigen
Krebsen an und am Sandstrand huschen viele kleine Krebse über
den Sand. |
Wir schlendern durch diverse, neu aussehende Hütten.
Doch diese Hütten sind nicht bewohnt, sondern dienen einem anderen
Zweck. Überall stehen auch Strandstühle und Tische herum.
Doch sie sind alle unbenutzt und stehen leer da. Wir vermuten, dass
hier die Passagiere des Kreuzfahrtschiffes ankommen. Unsere Nachbarn
haben uns bereits vorgewarnt, dass jeden Donnerstag der Strand mit
Touristen überströmt wird. Vorstellen können wir uns
das nicht so recht. |
Ein bröckliger, viereckiger Betonkasten sticht
uns ins Auge. Er steht mitten zwischen den leeren Tischen und Stühlen.
Was das wohl sein mag? Eine kleine Tafel bei der Türe verrät
es uns: Es ist das Gefängnis
Hier möchten wir lieber
nicht eingesperrt werden. |
Wir passieren eine grosse Tafel, die vor starken
Strömungen warnt und gelangen über einen kleinen Trampelpfad
zum Pass, dort wo wir vor ein paar Tagen mit unserem Schiff in die
Lagune eingefahren sind. Von hier aus sieht die Einfahrt viel breiter
aus, als vom Schiff aus. Zur Zeit fliesst das Wasser in die Lagune
hinein und da der Wind gegen die Strömung weht entstehen kleine,
sich brechende Wellen. |
In diesem Moment fährt gerade ein Kanu von
einer Seite des Passes zur anderen. Die Strömung trägt es
weit in die Lagune hinein und der Paddler muss den ganzen Weg wieder
zurück rudern, sobald er den Bereich der Strömung verlassen
hat. Ob wir mit unserem kleinen Beiboot auch über diesen Fluss
paddeln könnten? Heute wollen wir das noch nicht ausprobieren
und wenn, dann werden wir die Segel setzen. Seit wir hier angekommen
sind weht nämlich eine schöne, konstante Brise. |
Es ist schon ein ganz spezielles Gefühl hier
zu stehen und auf der einen Seite die Weite des Pazifik zu sehen und
auf der anderen Seite die geschützte Lagune. Es ist faszinierend,
mitten im Ozean vor Anker zu sein. Wir wissen, dass die nächste
Insel fast 300sm weit weg ist und der Ozean unmittelbar um Tabuaeran
herum einige tausend Meter tief ist. Dabei beträgt die Wassertiefe
an unserem Ankerplatz nur gerade 3m und die Lagune im Atoll ist an
den meisten Orten nur gerade knietief. |
Tausende von weissen Korallensteinen liegen zu
unseren Füssen und wir müssen jeden Schritt genau plazieren
um nicht auszurutschen. Wo ist denn nun der Sand, den wir vom Meer
aus gesehen haben? Kein feiner Sandstrand säumt die Aussenseite
des Atolls, sondern ein Steinstrand mit ganz hellen und flachen Steinen.
Sand finden wir nur an ganz kleinen Flecken. |
Plötzlich bleiben wir stehen. Was ist den
das auf dem Boden? Es sieht aus wie eine grosse, halbe Muschelhälfte.
Und tatsächlich, es ist eine grosse, dicke aber alte Muschel,
die grösser als unsere zwei Handflächen zusammen ist. Und
das Gewicht erst! Es müssen hier also ganz grosse Muscheln zu
finden sein. Das Such- und Sammelfieber ist sogleich bei uns allen
ausgebrochen. |
Beim Anlegesteg scheinen sich alle wichtigen Gebäude
zu befinden. Wir kommen an einen kleinen Laden. Doch dieser ist gar
nicht mit dem Tante Emma Laden aus der Schweiz zu vergleichen. In
den Laden kann man selber nicht hinein. Alles wird über eine
Theke abgewickelt, die sich an der Aussenseite des Gebäudes befindet.
Und was kann hier gekauft werden? Man bekommt weder Mehl, Zucker noch
Reis. Nur Bier und sonstige Gegenstände, die für die Einheimischen
Luxus bedeuten, sind erhältlich. Auf einem Gestell sehen wir
sogar eine vertraute Büchse aus der Schweiz: Ovomaltine, 80g
für 4.50 AUS$. Wir sind also voll und ganz auf unsere Vorräte
angewiesen. |
Beim Anlegesteg ist auch das Post- und Zollgebäude
zu finden. Zuerst haben wir gedacht, das sei das Gefängnis, denn
die Fenster sind alle vergittert. Doch beim Eintreten haben wir erkannt,
dass hier die Post und der Zoll zu hause sind. Ob wir hier eine Postkarte
aufgeben sollen? Wahrscheinlich wären wir mit unserem Segelschiff
schneller in der Schweiz, als die Postkarte
Doch wir werden
es sicher ausprobieren und bei unseren Eltern kann das Resultat erfragt
werden. |
Wir schlendern weiter über die vielen kleinen
Trampelwege, die um den Anlegesteg zu finden sind. Bei einer einfachen
Hütte sehen wir auch wieder den Zollbeamten, der bei uns auf
dem Schiff war. Er ist gerade dabei Wasser mit einer Blechbüchse
aus einer Zisterne zu schöpfen. Vor seinem Haus sind zwei Kinder
damit beschäftigt in einer flachen Blechwanne Wäsche zu
waschen. An einer Leine, die zwischen zwei Palmen gespannt ist, hängen
schon bald bunte Wäschestücke. Der Zollbeamte winkt uns
lächelnd zu. |
Zurück auf der PANGAEA lassen wir das Gesehene
noch einmal vor unseren Augen passieren. Mir bleiben vor allem die
vielen Kinderaugen in Erinnerung, die uns misstrauisch aber mit einem
strahlenden Gesicht gemustert haben. Ich bin gespannt auf unsere nächste
Entdeckungstour. Die Fahrräder werden wir ganz sicher an Land
nehmen, denn wir haben auf unserem ersten kurzen Ausflug schon viele
Velos gesehen und der Drahtesel scheint das wichtigste Transportmittel
zu sein. |
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