20.-31.05.2003
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Südseetraum! Bei dem Wort Südsee"
wird bei den meisten Europäern eine Vorstellung von blauem Himmel,
wiegenden Palmen am leuchtend weissen Strand, warmem Wasser in aquamarinblauer
Lagune, genussvollem Schwimmen, Schnorcheln, Tauchen, Segeln und Entspannung
erzeugt. Entdeckergeschichten werden wieder lebendig, und es tauchen
Bilder über Abenteuer und paradiesisches Leben aus alten Büchern
auf. |
Und die PANGAEA-Crew, was zog sie in diese Gegend
und nicht nach Norden, nach Alaska? |
Die gleichen Punkte, die bereits genannt wurden
und natürlich der Ehrgeiz, Orte zu besuchen, die ohne Schiff
nur schwer erreichbar sind. Inseln mit den vielversprechenden und
fremdklingenden Namen wie Swain-Island, Nukunonu, Tutuila, Kronjuwelen
oder eben Tabuaeran. |
Die Südsee oder Mar del Sur, von Vasco Nunéz
Balboa erstmalig so genannt, umfasst die Kulturkreise Polynesien,
Melanesien und Mikronesien mit ihren ethnischen Unterscheidungsmerkmalen.
Das polynesische Dreieck mit seinen Eckpunkten Hawaii im Norden, den
Osterinseln im Osten und Neuseeland im Süden überschreitet
die rein geographisch gezogene Linie des Äquators und liegt somit
nicht nur auf der Südhalbkugel der Erde. |
Tabuaeran (auch Fanning Island genannt), wo unser
Anker auf vier Meter Tiefe liegt, gehört geographisch zu den
Line Inseln und politisch zu Kiribati. |
Kiribati besteht aus 33 Koralleninseln. Insgesamt
sind die Inseln, von denen nur 20 bewohnt sind, über zwei Millionen
Quadratkilometer verstreut. Die gesamte Landfläche beträgt
811 Quadratkilometer und die Einwohnerzahl 95'000. Davon leben auf
Tabuaeran 2000 Menschen, die ausschliesslich Gilbertesisch sprechen.
Die Amtssprache ist neben Gilbertesisch aber auch Englisch, da Tabuaeran
eine englische Kolonie war. Erst im Jahre 1979 wurde die ganze Inselgruppe
unabhängig und erhielt den Namen Kiribati. |
Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind die Landwirtschaft
(ehemalige Kokosnussplantagen) und die Fischerei. Seit zwei Jahren
gehört auf Tabuaeran auch das Arbeiten für NCL (Norwegian
Cruising Line) dazu. Der Stop des Kreuzfahrtschiffes hat dazu geführt,
dass sich innerhalb der letzten zwei Jahre die Bevölkerungsanzahl
auf der Insel fast verdreifacht hat. Die Versorgung von aussen ist
aber sehr schlecht geblieben und Grundnahrungsmittel wie Zucker, Mehl
und Reis sind ständig rar. Die Bevölkerung ist vor allem
auf die Selbstversorgung angewiesen, was früher kein Problem
war, da die Bevölkerungsanzahl nicht so gross war. Die Auswahl
der Feldprodukte ist sehr dürftig. Auf unseren Ausflügen
haben wir lediglich Kopra (Kokosnüsse), Bananen, Brotfrüchte,
eine spezielle Art von Taro und Papayas in den Gärten gesehen. |
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Tabuaeran ist eine Koralleninsel und das Atoll
hat die Form
einer Niere. Sie ist 20km lang, 10km breit und maximal 20m hoch. |
Auf keine andere Theorie, so heisst es, war Charles
Darwin im Alter so stolz wie auf jene von der Atollbildung. Diese
seien, so vermutete er, Hinterlassenschaften versunkener Vulkane. |
Erst 1952 wurde seine Hypothese bei Tiefenbohrungen
auf den Marshall-Inseln endgültig bestätigt: Wenn der vulkanische
Druck aus der Tiefe nachlässt, sinkt der erloschene Kegel ins
Meer zurück, und damit versinken auch die Riffe, die rundum in
den seichten Gewässern emporgewachsen waren (Saumriff). Gleichzeitig
bilden sich allerdings neue Korallenbänke auf den Riffen, immer
bis zur Wasseroberfläche hinaufragend (Wallriff). Ist der Vulkan
schliesslich in der Lagune verschwunden, bleibt, gleichsam als Abbild
der alten Uferlinie, nur das Saumriff übrig - ein Toll ist entstanden. |
Respekt also für die schmalen, flachen, kargen
Landringe im Pazifik: Viele von ihnen sind die letzten Zeugen für
das Vorhandensein von gewaltigen Vulkanen. Und hier ankern wir jetzt,
geschützt vor der Ozeanbrandung in mitten von kristallklarem
Wasser. |
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Nach den ersten, regnerischen Tagen auf Fanning
Island, beginnt nun endlich das Südseewetter. |
Bei stahlblauem Himmel begeben wir uns auf unseren
ersten Drahteselausflug. Den Leggero lassen wir vorerst an Bord. Wir
wollen zuerst die Wegsituation inspizieren. Im Gegensatz zu den einheimischen
Kindern, welche von den Eltern auf die Lenkstange gesetzt werden,
nehmen unsere zwei Grossen" auf den gepolsterten Packträgern
platz. |
Wir wählen die innere Strasse",
welche der Lagune zugewandt ist. Riesige Pfützen bedecken den
Weg und zwingen uns zu einem Slalomkurs. Ein paar Mal versuche ich
den direkten Weg. Nachdem ich aber jedesmal meine Passagierin fast
verliere und selbst im Nassen stehe, gebe ich die Abkürzungen
auf. |
Immer wieder entdecken wir am Wegrand Löcher.
Ein Sandhaufen daneben verrät, dass da jemand tüchtig am
arbeiten ist. Anina ist Feuer und Flamme: solch grosse Krebse haben
wir bis jetzt noch keine gesehen und voll Tatendrang will sie sich
auf die Jagd begeben. Mit Stecken und Gräser versucht sie die
Tiere zu bewegen ihre Höhle zu verlassen, was diese aber nicht
gewillt sind. |
So geht es weiter der inneren Küste entlang,
vorbei an traditionellen Palmhütten und aufgehängten Fischernetzen.
Oftmals unterbrechen die Einheimischen ihre Arbeit, um uns zu zulächeln
und zu winken. |
Der Weg schlängelt sich durch eine Allee
von Kokospalmen. Immer wieder knirscht es unter unseren Rädern,
wenn wir ein Palmenblatt überfahren. Den Wegrand säumen
hunderte von geöffneten Kokosnüsse. Grüne, braune,
aufgeschlagene, aber auch frisch vom Wind heruntergefallene, und
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Nein, wir erhalten keine auf den Kopf. Zwei Männer
und ein Knabe sind gerade dabei eine Palme zu erklimmen. Die Männer
bleiben unten und der Junge klettert behende hinauf, um die Nüsse
herunterzuschlagen. Um das Erklimmen zu erleichtern, haben sie in
den Stamm der Palme Stufen gehauen. Aber dennoch: Hut ab vor dieser
Leistung. Ohne sicherndes Seil in diese Höhe zu steigen, das
braucht Mut. |
Wir schauen ihrer Arbeit noch ein Weile zu, bevor
wir unseren Weg fortsetzen. In der Zwischenzeit sticht die Sonne erbärmlich
vom Himmel und es ist Zeit, einen Rastplatz zu suchen. Zwei Palmen
fallen uns auf. Sie ragen mit ihren Kronen weit über den Strand
und zaubern einen wunderschönen Schattenplatz auf den Sand und
ins Wasser. Rasch ist ausgepackt und schon springen Anina und Noemi
ins Wasser. Sie rennen, springen, jauchzen und lassen sich immer und
immer wieder ins knietiefe Nass plumpsen. Sogar Noemi ist voll dabei,
obwohl sie sonst ein richtiger Gfröhrli" ist. Des
Rätsels Lösung: Das Wasser ist sehr, sehr warm. Es kocht
schon fast! |
Erst als Hände und Füsse zu schrumpligen
Gliedern werden und die Mägen zu knurren beginnt, gesellen sie
sich wieder zu uns. Sina ist unterdessen auch aufgewacht und gräbt
voll Elan ihre Füsse in den Sand, dreht sich zur Seite und ist
schneller als Mami und Papi. Sie packt sich eine Hand voll Sand und
steckt sich diese in den Mund... |
In der Zwischenzeit sind wir nicht mehr alleine.
Zwei Jungs haben sich angeschlichen. Ganz unscheinbar nähern
sie sich uns von hinten, verstecken sich jedoch wieder hinter einer
Palme, wenn wir unseren Blick zu ihnen wenden. Ein hohler, dumpfer
Klang schreckt uns auf. Erst ein paar Momente später erkennen
wir deren Ursache. Die zwei Buben spielen ein Kokosnusstütsche".
Jeder von ihnen hält eine leere Kokosnuss in der Hand und schleudert
sie auf Kommando dem Partner entgegen. Die Kokosnüsse treffen
sich dann meistens in der Luft. Diejenige welche beim Zusammenstoss
keinen Schaden nimmt, ist Sieger. Immer wieder fliegen die Nüsse.
Dabei verringert sich die Distanz zwischen unseren neugierigen Besuchern
und uns immer mehr, bis sie schlussendlich bei uns am Strand sind
und unsere Sandskulpturen betrachten. |
Viele Stunden und Sandkuchen später, das
Wasser ist bereits bis zu unseren Tüchern aufgestiegen, machen
wir uns auf den Rückweg zur PANGAEA. Aber weit kommen wir nicht.
Eine Frau auf dem Fahrrad kommt uns entgegen und wir werden von ihr
angehalten. Sie wickelt uns in ein Gespräch ein, welches am Ende
mit einer Einladung zum Kokosnussmilchtrinken endet. |
Wir folgen ihr zu ihrem zu hause, das auf einer
kleinen Lichtung nahe der Strasse steht. Ein süsslicher Kokosnussduft
liegt über dem Wohnkomplex, der aus einer Schlafhütte und
einer Ess- und Gesellschaftshütte besteht. Unsere Gastgeberin
bittet uns Platz zu nehmen. Ich lege Sina auf die Strohmatte der Gesellschaftshütte,
wo sie aber nicht lange liegen bleibt. Rasch wird sie von Jogae aufgenommen
und zu einer älteren Frau im Hintergrund getragen. Einmal mehr
wird die weisse Haut von Sina betatscht und gestreichelt. |
Die Kokospalme ist allgegenwärtig. Sie liefert
nicht nur die Nüsse mit dem genussreichen weissen Fleisch, sondern
auch Brenn- und Bauholz. |
Die Häuser der Einheimischen sehen wie folgt
aus: Vier Palmstämme bilden die Eckpfeiler, welche durch einem
Rost miteinander verbunden werden, der einen halben Meter ab Boden
ist. Mit der Erhöhung des Lattenrostes, entsteht eine angenehme
Luftzirkulation und man ist geschützt vor der Bodenfeuchtigkeit.
Auf diesem Rost liegen Matten aus Palmblättern. |
Ein steiles Dach, ebenfalls mit Palmblättern
gedeckt, schliesst den Raum zum Himmel ab. An der Innenseite des Daches
sind die verschiedensten Utensilien aufgehängt: Buschmesser,
Kleider, Schulbüchern, etc. |
Wenn der Regen oder der Wind zu arg von der Seite
bläst können aufgerollten Rolladen, ebenfalls aus Palmmaterial,
heruntergelassen werden. |
Es sind keinerlei Nägel sichtbar. Alle Bretter
und Balken sind mit Seilen verknotet. |
Gekocht wird im Freien. Die schwarz verrussten
Kochtöpfe erinnern uns an längst vergangene Lagerfeueridyllen
in der Pfadi. |
Im Garten hören wir das Grunzen eines Ferkels
und rund um die Hütten spielt ein halbes Dutzend Kinder (alle
gehören zur gleichen Familie) mit einem kleinen Hund. |
Ein wenig abseits sitzt ein älterer Mann
auf dem Boden. Vor sich hat er zwei Tücher ausgebreitet. Er ist
dabei in der Sonne getrocknete Kokosnusshälften von der Innenschale
zu befreien. Ein Schlag mit der Rückseite seines Buschmessers
und die Schale zerfällt. Das Kokosnussfleisch, das bereits eine
bräunliche Färbung angenommen hat, wird nochmals ein paar
Tage an der Sonne getrocknet. Es ist dazu bestimmt, im Ausland zu
Öl verarbeitet zu werden. |
Soeben kommt Jogaes Mann von der Kokosnussernte
zurück. Er begibt sich zu einem etwas abseits gelegenen Platz,
bei dem sich bereits ein grosser Hügel von Schalen türmt.
Geschickt schält er die grünen Kokosnüsse, indem er
sie auf einen zugespitzten Stecken schlägt. Knirschend löst
sich die fasrige Hülle und die runde, braune Kokosnuss kommt
zum Vorschein. Jetzt werden sie mit dem Buschmesser mit ein paar gekonnten
Schlägen geöffnet. Wir trinken und trinken die süssliche
Milch bis in unseren Mägen kein Platz mehr ist. |
In gebrochenem Englisch erzählt uns unsere
Gastgeberin von ihrem Leben und von den heimischen Sitten. Auf diese
Weise erfahren wir, dass ein Insulaner nur ein richtiger Mann ist,
wenn er mindestens ein Schwein vorweisen kann
Je mehr Schwein
im Garten, desto grösser sein Ansehen. |
Bevor wir uns verabschieden, werden unsere drei
Mädchen beschenkt. Sie erhalten Muschelketten, die uns an diesen
Besuch in den Palmhütten immer erinnern werden. Die ganze Familie
winkt uns bei der Weiterfahrt lange nach. |
Bereits auf der Fahrt im Beiboot fallen Anina
und Noemi die Augen zu. Ein wunderschöner Ausflugstag geht zu
ende. Als ich Sina am Abend in die Arme schliesse um sie zu knuddeln,
riecht sie nach Kokosnuss
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