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09.06 - 12.06.2005
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Kalter Wind streicht um meinen Bauch. Das vertraute
Gurgeln und Plätschern vom Wasser fehlt mir. Mein Gleichgewicht
ist völlig durcheinander und ich muss mich an meine neue Ruhelage
erst gewöhnen. Mein ganzes Gewicht ruht auf zwei schmalen Holzklötzen,
wo sonst mein ganzer Bauch die stattliche Fülle trägt. Zusätzlich
drücken diverse Pfosten in meine Seite. Das sticht und kitzelt
ganz gehörig. Dafür sieht jetzt jeder meine wahre Grösse
Und die darf sich sehen lassen. Unter Meinesgleichen gehöre ich
für einmal zu den Grossen. |
Eingebettet zwischen EDELWEIS und NON SENSE blicke
ich auf den Kiesplatz. Das Wasser ist in unerreichbarer Ferne. Vom
Nachbarschiff befestigen zwei Arbeiter das Fall vom Besanmast an meinem
Cradle. Wozu soll denn das gut sein? Wegen der starken Bora werden
die Schiffe zusätzlich abgesichert. Dieser eisige Wind soll mit
bis zu 180 km/h von den Bergen aufs Meer hinaus wehen. Mir wird Angst
und bang! Doch ich bin auch stolz, dass mein stattliches Gewicht gefragt
ist. |
Meine Schönheit hat wieder um Stufen zugenommen.
Die ekligen Muscheln und das immergrüne Seegras waren eine Qual.
Ich bin froh, habe ich eine gründliche Reinigung erhalten. Endlich
sieht man meine schöne, rote Unterwasserfarbe wieder. Und meine
Besitzer haben mich von einigen unschönen Rostflecken befreit.
Bei rauhem Seegang habe ich halt den einen oder anderen Kratzer abbekommen. |
In meinem Bauch spüre ich ein aufregendes
Kribbeln. Alle Schapps und Luken werden geöffnet. Der Inhalt
wird verlesen, sortiert und abgepackt. Ist der Schapp leer, bekomme
ich unendlich viele Streicheleinheiten, werde gerieben und geputzt.
Ach, ist das herrlich. Schade ist nur, dass von den Wänden alle
Kinderzeichnungen verschwinden. Ich fühle mich richtig nackt,
wenn die schön farbigen Gemälde fehlen. |
Die Bugkoje ist plötzlich riesig gross, nachdem
Anina und Noemi all ihre Spielsachen, Schatztrukli, Bäbi, Kissen
und noch vieles mehr in die Heckkoje verschoben haben. Bei meiner
Besitzerfamilie scheint der Frühling ausgebrochen zu sein. |
Kehrt am Abend endlich Ruhe ein, wird es Mäuschen
still. Tick, tack, tick, tack dröhnt die Wanduhr beim Kartentisch
durch den Salon. "Sei doch still, sonst hört man dich schliesslich
auch nie!" Ssss, sssss. Eine dicke Mücke summt durch den
Salon zur Heckkoje und lässt sich genüsslich auf Sina nieder.
Klatsch! Mama hat das Untier erwischt, bevor sie das süsse Blut
der kleinen Dame auch nur kosten konnte. Kurze Zeit später durchzieht
eine Rauchfahne meinen Bauch. Eine Mückenspirale soll die ungebetenen
Gäste fernhalten. Zusätzlich werden alle Luken geschlossen
und der Niedergang mit einem Tuch verhängt. Nur gut, dass es
nicht sehr warm ist, sonst würde mein Bauch jetzt zum Backofen. |
Lebensmittel befinden sich praktisch keine mehr
in den Stauräumen. Alle Esswaren finden in einem Harass platz.
Auch der Kühlschrank hat einen Wandel durchgemacht. Neue, unbekannte
Dinge liegen da im Kühlen. Zum Beispiel ein komischer Käse
mit blau/grünen Streifen. Kann man das überhaupt essen?
Da bevorzuge ich doch den heimischen Duft nach Krachmandeln, der soeben
an meiner Nase vorbei zieht. |
Irgend etwas ist anders, als bei meinem letzten
Aufenthalt an Land. In Neuseeland stand vor allem ich im Mittelpunkt.
Jetzt dreht sich alles um mein Material. Auch Susan und Christoph
verhalten sich ganz anders als gewöhnlich. Was geht da vor sich?
Vielleicht finde ich auf dem Kartentisch eine Antwort auf meine Frage.
Hier wird nämlich immer alles mögliche aufbewahrt und liegen
gelassen. |
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BIGLIETTO: |
Partenza: Monfalcone, Arrive: Winterthur |
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POSTO A SEDERE: |
13.06/14:25 Milano Centrale -> Zuerich HB 13.06/18:51 |
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Einfachfahrkarte! Das ist es also. Meine Besitzer
suchen das Weite und lassen mich alleine hier zurück. Ob ich
die Ruhe und Einsamkeit ohne die Kinder aushalten werde? Kommen die
Fünf irgendwann zu mir zurück und fahren weiter mit mir
durchs Wasser? Ich bin gespannt auf meine Zukunft. |
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Cradle |
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Cadai |
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Detailarbeit |
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an Land |
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Hardstand |
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steil |
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Trimaran |
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Grossarbeit |
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Bug |
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