...
expand all
   
 
  Schweiz (6.05-)
 
 
  Med (4.05-06.05)
 
 
  Red Sea (2.05-4.05)
 
 
  Indic (8.04-2.05)
 
 
  Australia (6.04-8.04)
 
 
  North NZ (12.03-5.04)
 
 
  Tonga (9-11.03)
 
 
  Samoa (7-9.03)
 
 

Auf-, Durch-, Bruch

  Tutuila
  Gebührenflucht
  ´Upolu
  Gastlichkeit
  Achterbahn
 
  Line Islands (5-7.03)
 
 
  Hawai'i (11.02-5.03)
 
  Oahu (10.02)
 
Maui (9.02)
 
  Molokai (8.02)
 
  Lanai (8.02)
 
  Oahu (5-7.02)
 
 
  Flugreise (5.02)
   
  Abschied (5.02)
   
  Vorbereitung
   
 
   

22.08-05.09.2003

 
PANGAEA ist für die Weiterfahrt bereit. Jetzt könnte ich noch schnell eine versprochene Arbeit auf einem anderen Schiff erledigen. Eine halbe Stunde sollte genügen, um ein GPS an einen Laptop anzuschliessen. Doch Arbeit an solch hoch technischen Geräten dauert oft länger. Eine Computerstunde ist immer doppelt so lang wie eine normale Stunde… Plötzlich ertönt aus dem Funk die Stimme von Susan: „Sofort zurückkommen, ein anderes Schiff will einklarieren und wir sind im Weg". Ohne die Arbeit beendet zu haben, bringt mich Craig zurück zur PANGAEA. Und so kommt es, dass wir fast fluchtartig aus Pago Pago aufbrechen.
Doch nur das Ablegen von ALVEI ist hektisch. Sobald sich unser Schiff im Hafenbecken befindet, nehmen wir es gemütlich und tuckern langsam auf das offene Meer zu. Was erwartet uns dort? Im Hafen ist es absolut windstill und keine Welle kräuselt das Wasser. Noch eine letzte Biegung und dann ist der Blick frei aufs Meer. Und es sieht genau so aus wie im Hafen: Keine Wellen und nur ein Hauch von Wind.
Jetzt haben wir unendlich viel Zeit in die Reparatur unserer Segel investiert und nun schläft der Wind. Wir ziehen alle Segel hoch, um wenigstens unser Werk bei Tageslicht bestaunen zu können. Der Windhauch vermag die Segel nicht zu blähen und so lassen wir sie schon nach kurzer Zeit wieder herunter und verstauen sie. Unser Motor muss die Arbeit der Segel übernehmen.
Wir tuckern der Regeninsel Tutuila entlang. Und nach Regen sieht es einmal mehr aus. Wie lange wird es wohl dauern, bis eine dieser schwarzen, grauen Wolken über unserem Schiff sein wird? An den Hängen von Tutuila sieht es bedrohlich dunkel aus. Doch unsere PANGAEA schlängelt sich durch die Regenwolken hindurch ohne dass wir nass werden. Dabei haben wir uns auf den Regenguss gefreut. Eine Freiluftdusche wäre jetzt genau das richtige gewesen. Für unsere Kinder ist das kein Problem. Sie reissen sich den schwarzen Bottich unter den Nagel und sitzen schon nach wenigen Sekunden in ihm drin. Wo ist nur die Badewanne für uns Erwachsene?
Irgendwie haben wir den Eindruck, dass PANGAEA nicht so richtig vorwärts kommt. Ist der Propeller so bewachsen, dass er nicht mehr richtig Schub bringt? Um diese Frage beantworten zu können, gibt es nur eines: Motor stoppen, Taucherbrille und Flossen anziehen und ins Wasser springen. Ich versuche den Propeller mit einem Spachtel zu reinigen. Mit der Tauchflasche wäre das kein Problem, doch nur mit Tauchbrille und Flossen ist es unmöglich. Es drückt mich immer gegen den Rumpf empor und die leichten Wellenbewegungen bringen das Schiff zum Schwanken. Unter Wasser ist das ein unangenehmes Gefühl. Und sowieso, der Propeller sieht gar nicht so schlecht aus.
Nach diesem Bad im Meer muss ich meine Füsse einmal mehr mit Desinfektionsmittel behandeln. Bei mir war die Hautinfektion noch einmal ausgebrochen und zwar an den Fusssohlen. Vor unserer Abfahrt in Pago Pago suchte ich sogar noch einmal das Spital auf. Dort verschrieb man mir einmal mehr Antibiotika und ich solle den Fuss hoch lagern und nicht zu viel herumlaufen… So trage ich meinen Füssen Sorge und schlucke brav die Pillen. Immun wird man gegen diese Infektion übrigens nie. Man kann sie immer und überall wieder auflesen. Sie kommt aber vor allem in den sehr warmen Gegenden des Südpazifik vor. Hoffentlich kann ich diese Infektion auf Samoa zurücklassen und begleitet mich nicht bis nach New Zealand.
Wir geniessen für einen kurzen Moment die Stille auf dem Wasser. Doch ohne Motor kommen wir einfach nicht vom Fleck und so starten wir die Maschine nach dem Nachtessen wieder.
Unser nächstes Ziel, ´Upolu ist gar nicht so weit entfernt und wir sehen die Insel bereits am Horizont im Dunst liegen. Irgendwie ein komisches Gefühl, nur so kurze Zeit unterwegs zu sein. Vor allem, weil die vergangenen Überfahrten immer länger als zehn Tage gedauert haben.
Die Selbststeueranlage hält PANGAEA auf einer schnurgeraden Linie und das Kielwasser ist lange zu sehen. Da wir uns immer noch nahe dem Äquator befinden ist die Dämmerung sehr kurz und es dauert nicht lange bis es stockdunkel ist, nachdem die Sonne im Meer versunken ist. Im Rücken glitzern die Lichter von Tutuila, am Himmel funkeln die Sterne und vor uns blitzt regelmässig ein Leuchtturm auf. Wir fühlen uns geborgen auf unserem Schiff und sind gespannt darauf, was uns in Apia erwartet.
Westsamoa wollen wir etwas mehr erkunden als American Samoa. Pago Pago war für uns ein Platz zum Erholen, Ausruhen und Reparieren.
 
Der Wind hat uns auf unserer Überfahrt nach Westsamoa gänzlich im Stich gelassen. Die Sonne brennt schon kurz nach ihrem Aufgang erbärmlich vom Himmel. Von einer kühlenden Wolke ist nicht die Spur zu sehen und somit auch kein kühlender Regenguss.
Die Einfahrt in den Hafen von Apia führt zwischen zwei Korallenbänken durch. Doch ein gut sichtbares Leitfeuer macht die Einfahrt einfach. Das Leitfeuer besteht aus zwei Masten, die einige hundert Meter hintereinander stehen. Sind die beiden Masten in Deckung (genau hinter einander), kann man ohne Gefahr in den Hafen einfahren und alle Untiefen liegen links und rechts vom Schiff.
Wir stellen uns auf eine lange Wartezeit zum Einklarieren ein, als wir längsseits von zwei bereits wartenden Yachten festmachen. Doch ich habe nicht einmal Zeit das Logbuch abzuschliessen oder den Tisch im Cockpit zu montieren, als bereits eine Beamtin vom Zoll und eine Andere von der Immigration an Bord kommen. Bei unserer fünfköpfigen Crew sind entsprechend viele Formulare auszufüllen.
Noch zwei offizielle Stellen fehlen, um die Prozedur des Einklarierens abzuschliessen. Quarantäne und Gesundheitsbehörde. Trotzdem schickt uns die Hafenbehörde auf den Ankerplatz. Zwischen vielen anderen Segelschiffen suchen wir uns einen freien Platz, der nicht zu weit vom Dingi-Landeplatz entfernt ist. Ich will schliesslich nicht zu viel paddeln müssen…
Doch was ist nun mit den fehlenden offiziellen Stellen? Ich paddle an Land und suche den Harbor Master auf. Der schickt mich zur Quarantäne Station und der Beamte hier will natürlich das Schiff inspizieren. Bei sengender Hitze paddle ich mit ihm zurück zur PANGAEA. Er möchte all unsere Lebensmittelvorräte sehen, was natürlich nur unter grossem Aufwand möglich wäre. Er glaubt unserer Beteuerung, dass wir nichts an Land nehmen werden. Er verlangt aber, dass wir allen Abfall sammeln und jeweils zur Quarantäne Station bringen. Westsamoa versucht so, alle möglichen Krankheiten der Landwirtschaft von ihren Inseln fern zu halten.
Den Beamten muss ich natürlich auch wieder an Land bringen. Beim Harbor Master versucht man einen Beamten der Gesundheitsbehörde zu kontaktieren, doch es ist niemand aufzutreiben. Das sei schon in Ordnung, findet der Harbor Master. Sollte doch noch jemand auftauchen, werde er ihn abwimmeln.
Etwas fällt uns bei unserem neuen Ankerplatz besonders auf: Der Hafen von Apia ist sauber und nirgends ist Abfall auf dem Wasser zu sehen. Das Wasser lädt sogar zum Baden ein, wie es uns unsere nächsten Nachbarn demonstrieren. Sie planschen voller Freude und Spass im Wasser herum. In Pago Pago wären wir nie freiwillig ins Wasser gesprungen.
 
Man nimmt an, dass Samoa etwa 500 n. Chr. von Polynesiern bewohnt wurde. Für Europa blieben die Inseln bis 1722 unbekannt. Im Gegensatz zu vielen anderen Pazifik Inseln konnte die Bevölkerung Westsamoas die Gesellschaftsordnung über die Kolonialzeit hinweg bis in die Gegenwart retten und sie zur Grundlage der gegenwärtigen politischen Struktur - einer Art Häuptlingsaristokratie - machen.
Die politischen Erschütterungen der Anpassungsphase nach dem Ende der Kolonialherrschaft, durch die die meisten Staaten der Dritten Welt gekennzeichnet sind, blieben dem Inselstaat erspart. Auch die Kultur- und traditionellen Wirtschaftsstrukturen haben sich noch weitgehend erhalten.
1830 kamen die ersten christlichen Missionare. 1878 begannen kaufmännische Interessen des Deutschen Reichs wirksam zu werden, und 1899 einigten sich die USA, Grossbritannien und Deutschland über die Aufteilung Samoas: Ostsamoa (Tutuila und Nebeninseln) kam an die USA, Westsamoa (Savai'i, ´Upolu und Nebeninseln) wurden deutsches Protektorat. 1914 besetzten neuseeländische Truppen die deutsche Kolonie, und 1920 wurde sie Neuseeland als Völkerbundmandat zugesprochen. Als erste Insel Polynesiens erhielt Westsamoa 1962 die Unabhänigkeit.
Das traditionelle Leben der Polynesier auf den amerikanischen Samoainseln wird im Gegensatz zu Westsamoa durch den jahrzehntelangen Kontakt mit den USA beeinflusst. Im Jahr 1966 lehnten die US-Samoaner die Wiedervereinigung mit Westsamoa ab. Sie wollten Amerikaner ohne staatsbürgerliche Rechte bleiben. Die Angleichung an den amerikanischen Lebensstil sowie die weitgehende Auflösung der Stammes- und Familienbindungen haben sich bereits vollzogen.
 
Bereits bei unserer Abfahrt in Pago Pago haben wir erfahren, dass wir kurz vor dem Beginn des Teuila Festivals ankommen werden. Teuila (roter Ingwer) ist die Nationalblume von Samoa, welche hier überall wächst. Auf dem Programm steht eine Woche mit traditionellen Tänzen, Gesängen und Darbietungen.
Eröffnet wird das Festival mit einer Parade. An der Spitze marschiert die Polizeikapelle. Die blauen Uniformen, der weisse Tropenhelm auf dem Kopf und die europäische Marschmusik stehen im krassen Gegensatz zum Aussehen und der Hautfarbe der Samoaner.
Gefolgt wird die Polizeikapelle von allen möglichen Gruppen von Männern, Frauen und Kindern. Viele der Gruppen gehen singend an uns vorbei. Die meisten Männer tragen den traditionellen Pareo und die Frauen lange Kleider. Auf einem Banner zeigen die Gruppen wer sie sind.
Der ganze Umzug endet vor dem Regierungsgebäude. Während der Ansprachen bereiten sich verschiedene Gruppen für ihren Auftritt vor. Wir erfahren, dass es sich bei allen Darbietungen während dem Festival um Wettbewerbe handelt.
Vor dem Regierungsgebäude ist eine Bühne aufgebaut und vor der Bühne ist eine grosse Wiese. Die Zuschauer haben sich im Halbkreis auf der Wiese verteilt, so dass noch eine grosse Fläche frei ist. Plötzlich ertönt ein lauter, rhythmischer Gesang und eine grosse Gruppe von sicher über dreihundert Frauen und Männern strömen auf den freien Platz auf der Wiese. Alle setzen sich ins Gras und wiegen Ihre Körper zu ihrem Gesang. Die Bewegung mit dem Oberkörper ist nur ganz leicht, doch alle Sängerinnen und Sänger bewegen sich absolut synchron was dem ganzen Schauspiel einen unglaublichen Ausdruck verleiht.
Die Männer und Frauen bringen es sogar fertig alle auf einen Schlag in die Hände zu klatschen. Keine einzige Sängerin oder Sänger ist auch nur eine zehntel Sekunde zu früh oder zu spät. Der laute Schlag wird vom Regierungsgebäude verstärkt zurückgeworfen.
Diese auf dem Boden sitzenden Sängerinnen und Sänger unterstützen mit ihren Bewegungen, Gesten und Geklatsche den Tanz von einigen Frauen und Männern. Wir sind gefesselt von diesen Sitztänzen und bewundern das Taktgefühl und die Stimmen der Einheimischen. Diesen Menschen liegt diese Gabe im Blut.
Es folgen an diesem Abend noch etliche grosse und auch kleinere Gruppen, die ihren Gesang und ihre Tänze darbieten. Susan und ich könnten noch lange zusehen, doch unsere drei Kinder werden zunehmend müder. Noemi und Anina verfrachten wir in den Veloanhänger und Sina schläft schon nach kurzer Zeit auf dem Rücken von Susan im Tragtuch. Einmal mehr sind wir froh um unseren Anhänger und das einfache, bequeme Tragtuch.
 
Für den heutigen Tag haben wir uns vorgenommen, die Kinder über den Mittag ins Bett zu stecken, damit sie am Abend länger aufbleiben können. Mal sehen, ob das klappen wird. Die Darbietungen des Festivals beginnen nämlich meistens kurz vor Sonnenuntergang.
Natürlich haben wir auch noch anderes zu tun, als nur als Zuschauer am Festival teilzunehmen. Wir wollen hier in Apia das Visum für New Zealand beantragen. Die Botschaft liegt direkt an der Wasserfront der Hafenbucht, wo unser Segelschiff zwischen vielen anderen vor Anker liegt.
Wir haben uns extra schön angezogen, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Doch wir bekommen von dem Angestellten der Botschaft den Hinweis, dass wir unser Visum erst in Tonga beantragen sollen, da es sonst bereits ungültig sei, wenn wir in New Zealand ankommen. Er gibt uns aber alle Unterlagen mit, die wir ausfüllen müssen und so erfahren wir auch, welche Dokumente wir noch zusammensuchen und aus der Schweiz beschaffen müssen.
Aus unseren Segelhandbüchern, Berichten und von anderen Seglern wissen wir, dass die Einfuhr von Lebensmitteln nach New Zealand sehr schwierig ist. Leider sind die Informationen so unterschiedlich wie sie nur sein können. Wir wissen, dass wir von Alles bis Nichts einführen können. Bestimmte Quellen sprechen sogar davon, dass Konservendosen nur eingeführt werden dürfen, wenn sie aus Australien oder New Zealand selber stammen. Alles andere muss vernichtet werden… Die Botschaft konnte uns leider auch keine Unterlagen zu diesem Thema abgeben.
Tatsächlich halten Noemi und Anina nach dem Mittagessen einen Mittagsschlaf. Wie wäre es mit Susan und mir? Nur schnell eine Viertelstunde hinlegen und schon fallen uns die Augen zu. Anina ist die erste, die wieder munter ist.
Für den heutigen Abend sind erneut traditionelle Tänze und Gesänge angesagt. Dieses Mal sind die Gruppen aber kleiner und die Darbietungen werden auf der Bühne gezeigt. Wir setzen uns einfach irgendwo zwischen die vielen anderen Zuschauer auf die Wiese.
Plötzlich beginnt es zu regnen. Susan verkriecht sich mit den Kindern unter dem gelben Tragtuch und ich halte mir ein Badetuch über den Kopf. Heute haben wir natürlich nicht an die Regenschirme gedacht. Es sah gar nicht nach Regen aus, als wir am Nachmittag das Schiff verliessen. Sind auch alle Luken zu…?
Im Normalfall hört der Regen nach kurzer Zeit wieder auf. Und siehe da, so ist auch. Doch schon kurze Zeit später beginnt der Regen von neuem und irgendwann hört er gar nicht mehr auf. Erneut kommt unser Anhänger zum Zug. Dieses Mal setzen wir aber alle drei Kinder hinein. Ein Polizist hält uns noch vor der Abfahrt auf, und macht uns darauf aufmerksam, dass wir ohne Licht nicht fahren dürfen. Wir hatten auch nicht vor, bei diesem Wetter und den drei Kindern im Anhänger zu fahren. Wir staunen ab der Aufmerksamkeit der Samoa Polizei.
Komplett durchnässt kommen wir zurück aufs Schiff. Alle Luken waren zu und so ist es angenehm trocken und warm im Bauch von PANGAEA.
 
Das Festival findet nicht nur am Abend statt. Auf dem Gelände rings um das Regierungsgebäude sind viele Stände zu finden. Lokale Handwerkskunst wird gezeigt und angeboten. Essensstände verbreiten einen feinen Duft von gegrillten Hühnerbeinen.
Die vereinzelten Fales auf dem Gelände sind ganz von den Einheimischen in Beschlag genommen. In einem Fale sitzen auf geflochtenen Matten mehrheitlich Männer und spielen Kokosnuss-Carambol. Je zwei Spieler sitzen sich weit entfernt gegenüber und versuchen mit ihren geschliffenen Kokosnuss-Scheiben, die gegnerischen Scheiben aus der Bahn zu schiessen. Die Zuschauer sitzen an den Längsseiten der Matten und nehmen schnell die aus dem Spiel geworfenen Scheiben weg.
In den anderen Fales sind Frauen damit beschäftigt Matten aus Palmwedeln zu flechten. Solche Palmmatten sind in Samoa ein Statussymbol und sie werden zu wichtigen Anlässen wie Geburt, Hochzeit und Beerdigung verschenkt oder besser gesagt, müssen verschenkt werden. Je feiner gewoben eine Matte ist, desto wertvoller ist sie. Für eine solche fein gewobene Matte benötigen die Frauen eine Woche. Wenn es schnell gehen muss, verrät uns eine Einheimische, benötigen sie drei Tage. Die Flechterinnen schauen bei ihrer Arbeit gar nicht auf ihre Hände. Das Flechten funktioniert ganz automatisch.
Die einheimischen Kinder unterhalten sich mit diversen Spielen. Wie bei uns auf der Chilbi versuchen die Jugendlichen zum Beispiel eine Stange hoch zu klettern. Einen kleinen Unterschied zur Schweiz besteht aber: Die Stange ist mit Seife eingeschmiert…
An einem anderen Ort des Geländes sind Männer damit beschäftigt einen Erdofen vorzubereiten. Im Unterschied zum echten Erdofen wird hier aber kein Loch ausgehoben. Wahrscheinlich, weil sie sich auf dem Gelände des Regierungsgebäudes befinden. Auf dem Boden werden heisse Steine verteilt. Knollen (Taro), verschiedene Gemüsesorten, Kokosprodukte (niu und popo), Hühnerfleisch, frische Früchte und Fisch (i'a) werden in Bananenblätter gerollt und auf den heissen Steinen verteilt. Als grösste Speise wird ein ganzes Schwein in die Mitte der heissen Steine gelegt. Jetzt wird alles mit Blättern und Palmblättern zugedeckt. Damit die Palmblätter die runde Form des Ofenhaufens annehmen wird jeweils die mittlere Blattader in viele kleine Stücke zerbrochen. Das geschieht mit den Händen und Knien so schnell, das es ein interessantes Geräusch gibt.
Da es an diesem Morgen geregnet hat, sind die Blätter natürlich nass und ein dicker Rauch steigt auf, nachdem der Erdofen fertig aufgeschichtet ist. Immer wieder gibt es einen lauten Knall, wenn ein heisser Stein durch die Feuchtigkeit zerspringt.
Nach anderthalb Stunden Garzeit sind die Leckereien fertig für den Verzehr. Die Blätter und Erde wird entfernt und die Speisen aus den Bananenblättern ausgepackt. Alle Zuschauer haben nun die Gelegenheit von den Sachen zu kosten. Es werden aber keine Papp- oder Plastikteller verteilt, sondern die Speisen werden auf Palmblatt-Tellern verteilt. Eine geniale Idee und die gebrauchten Teller können sorglos weggeworfen werden, da sie einfach verrotten. Ist das wohl der Grund, warum die Menschen in American Samoa einfach alles irgendwohin werfen? In der Vergangenheit war das mit ihrem Verpackungsmaterial natürlich problemlos möglich.
Heute Abend steht der Auftritt der Feuertänzer auf dem Programm. Eine Kostprobe dieser Kunst haben wir bereits in Hawai'i gesehen und wir sind gespannt darauf. Leider beginnt es am Nachmittag sehr stark zu regnen und der Wind legt um einiges zu. Aus diesem Grund beschliessen wir schweren Herzens auf dem Schiff zu bleiben.
 
Seit wir in Apia angekommen sind, trainieren die verschiedensten Kanus in der Hafenbucht. Da sind kleine, einplätzige Kanus zu sehen und solche mit sechs und mehr Paddlern. Die grössten Kanus sind mit 52 Personen besetzt! Am Bug sitzt ein Trommler und gibt den Takt an und am Heck steht der Rudermann, der mit einer Mundpfeife Befehle pfeift. Es ist ein unglaublicher Anblick, wenn ein solches Kanu dicht an unserem Schiff vorbei rauscht.
Und nun ist das Rennen für den heutigen Tag angesetzt. Wir wollen am Morgen noch ein paar Sachen an Land erledigen. Wir haben alles genau geplant: Kopieren, Einkaufen auf dem Markt und Bewilligung für Savai'i einholen. Wir betreten gerade den Buchladen, wo wir kopieren wollen, als es zu regnen beginnt. Kein Problem denken wir, es hört sicher gleich auf. Kopieren können wir leider nicht, da der Kopierer durch einen Grossauftrag des Spitals blockiert ist.
Der Regen hat tatsächlich bereits aufgehört, als wir den Buchladen wieder verlassen. Susan ist mit ihrem Velo bereits auf der Hauptstrasse unterwegs. Ich brauche mit dem Anhänger etwas länger, weil ich noch eine kleine Meinungsverschiedenheit mit Anina und Noemi auszutragen haben. Sie sind auf die glorreiche Idee gekommen, den Regenschirm im Leggero zu öffnen. Als ich endlich bereit bin, beginnt der Regen wieder. Ich habe gerade noch Zeit, mich mit dem Leggero unterzustellen als ein Sturzbach vom Himmel losbricht. Von Susan sehe ich nichts mehr. Sie wird sich wohl an einem anderen Ort untergestellt haben.
Als der Regen ein wenig nachlässt, schwinge ich mich auf den Sattel und fahre Richtung Zentrum. Susan muss in dieser Richtung weitergefahren sein. Weit komme ich aber nicht. Ich werde von einem Polizisten an die Seite gewunken. Es ist der selbe Polizist, der uns schon vor Zwei Tagen auf das Licht aufmerksam gemacht hat. Der Anhänger sei nicht sicher für die Kinder und ich dürfe mit diesem Gefährt nicht auf die Strasse. Ich versuche dem Beamten zu erklären, dass der Anhänger sehr sicher für Anina und Noemi sei und dass er in der Schweiz und Deutschland für die Strassen zugelassen sei. Doch der Polizist hat keine Ohren dafür. Ich sei in Samoa und hier sei der Anhänger nicht sicher. Er will mich sogar mit auf den Polizeiposten beordern, doch darauf lasse ich mich nicht ein. Er hat wohl ein solches Gefährt noch nie gesehen und darum ist es nicht sicher. Ob das Mitführen von Kindern in den Autos ohne Kindersitze und unangeschnallt sicherer ist, bezweifle ich stark. Doch mit der Polizei von Samoa will ich mich nicht anlegen.
So schiebe ich das Velo und den Anhänger halt auf dem Trottoir. Das ist aber gar nicht einfach, denn es gibt praktisch nirgends Auf- oder Abfahrten und die Absätze sind riesig. Als Susan wieder zu mir stösst, schaut sie mich nur ungläubig an. Sie kann mir meine Geschichte fast nicht glauben.
Unsere Planung werfen wir über den Haufen und fahren/gehen zurück zum Schiff, denn wir wollen das Fautasi Race (Kanurennen) nicht verpassen.
Heute Morgen mussten praktisch alle Segelschiffe im Hafen den Ankerplatz wechseln, damit die Rennstrecke frei ist. Wir hatten Glück und mussten unseren Platz nicht verlassen. Unser Blick ist frei auf die Ziellinie und wir hören bereits die ersten Trommeln der Kanus. Und dann kommen sie ins Blickfeld. Das schnellste Kanu ist weit, weit vor dem Rest des Feldes und somit unangefochtener Sieger. Es wird von den beiden Schleppern des Hafens mit lautem Gehupe begleitet. So schnell wie die Kanus gekommen sind, so schnell ist das Race auch schon zu Ende und die vielen Zuschauer auf den Hafenmauern zerstreuen sich wieder. Das Siegerkanu dreht noch eine Ehrenrunde im Hafen und fährt direkt vor dem Kreuzfahrtschiff durch, das am Morgen angekommen ist. Ein ulkiger Anblick, das Kanu vor dem Giganten.
 
Das Teuila Festival neigt sich dem Ende entgegen und als Abschluss gibt es noch einmal einen grossen Umzug. Erst als wir Musik vom Land her vernehmen, realisieren wir, dass da etwas vor sich geht. Schnell suchen wir unsere Sachen zusammen und eilen an Land.
Trotz Verbot nehmen wir den Veloanhänger, benutzen aber nur die Gehsteige und Nebenstrassen. Jedesmal wenn wir einen Polizisten sehen, pocht mein Herz etwas schneller. Warum müssen während dem Festival auch so viele Polizisten anwesend sein.
Wir kommen noch vor dem Umzug am Regierungsgebäude an und können so die schön geschmückten Wagen bestaunen, die auf dem Umzug mitgefahren sind. All die Muster an den Gefährten sind aus echten Blumen und Blüten gebildet. Auf jedem der Wagen fährt eine Kandidatin der Miss Samoa Wahl mit. Die Krönung der schönsten Samoanerin ist aber erst für den späten Abend vorgesehen.
Die Sonne sticht heute einmal mehr sengend vom Himmel und alle Zuschauer suchen sich einen schattigen Platz. Es wird wirklich jeder Schattenfleck ausgenutzt. Überall wo die Sonne auf den Platz scheint ist niemand zu sehen.
Tänze und Gesänge werden im Anschluss an den Umzug aber nicht mehr gezeigt, sondern es werden etliche Ansprachen gehalten. Das ist uns dann doch zu langweilig und wir erledigen endlich all die gestern geplanten Dinge.
 
Was ist uns vom Festival am besten im Gedächtnis geblieben? Die unwahrscheinlich genialen Sitztänze. Die Bewegungen der Hände und Arme und des gesamten Oberkörpers waren unvergleichlich. Es war für uns ein ungewohnter Anblick, da nach unseren Vorstellungen von Tanz die Bewegung der Füsse eigentlich erst einen Tanz ausmachen.
 
Regenwolken über Tutuila
 
 
 
 
 
Bad
 
Hafenbucht
 
Teuila
 
Polizei
 
Bühne
 
Sitztanz
 
Grillstand
 
Erdofen
 
Matten
 
trocknen
 
Spiel
 
klettern
 
Wagen
 
Mosaik
 
Zuschauer
 
gross-grösser
 
Fautasi Race
 
 
 
 
 
 
Apia
 
Plan
 
dabei sein
 
Samoaner
 
Tänzer
 
Schnitzerei
 
Geschirr
 
gegrillt
 
flechten
 
finish
 
Scheiben
 
-
 
Schönheit
 
Fahrgäste
 
Schatten
 
Relax