Logbuch SY PANGAEA / Oahu
 
die ersten Wochen

aus der Sicht von Susan

 

Gerade in der ersten Zeit, wenn die Anspannung, Mangel an Schlaf und die Unwissenheit am grössten ist, tauchen Fragen auf: War die Entscheidung wirklich richtig? Sind wir am richtigen Ort? Heimweh nach Familie und Freunde, einfach zum Hörer greifen können und reden wie einem der Schnabel gewachsen ist, und, und, …

Plötzlich stehst du alleine da, ohne eine zusätzlich helfende Hand. Kein Grosi, keine Nachbarn, die schnell mal die Kinder hüten. Dazu kommt noch, dass wir die Kinder nicht mehr einfach unbeaufsichtigt, sprich ohne Augenkontakt, nach draussen lassen können.
„Mami lueg, ich bin am fische" spricht die kleine Dame und lehnt sich über die Reling... Muss man ja auch, da der Stiel vom Fischernetz viel zu kurz ist und man sonst die Wasseroberfläche nicht erreicht…
Vieles gibt es neu zu lernen. Neu muss ich Grenzen setzen und herausfinden, wieviel Verantwortung übergeben werden kann. Anina wird erst drei. Ist sie fähig auch auf Noemi ein Auge zu haben?
Wir leben in Mitten von hunderten von Schiffen. Diese werden ausschliesslich von älteren Leuten bewohnt, die sich ein „Schosshund" halten. Wir stellen fest, dass sich im Ala Wai Harbor keine Fahrtensegler aufhalten. Auch sonst lebt jeder gerne für sich. Plaudereien sind sehr rar. Nur gerade unsere unmittelbaren Nachbarn wechseln gerne einige Worte mit uns.
Obwohl sich der Ala Wai Harbor mitten in Honolulu befindet, hab ich das Gefühl festzusitzen. Mit zwei kleinen Kindern und einem Buggy bekommen die Distanzen eine andere Dimension. Vor allem dann, wenn die Füsse nach dem Baden und sändele einem nicht mehr so recht tragen wollen. Viel weniger macht mir der Umstand Mühe, dass ich zur Dusche und zur Toilette ins ein paar Meter entfernte „grüne Häuschen" gehen muss. Auch den Kindern bereitet dies keine Mühe. Sie lassen sowieso überall wo es Wasser gibt die Hüllen fallen. So wird das Trottoir oftmals zur „Badi". Ein paar Töpfe und ein paar Löffel und das Trottoirrestaurant mit Wäscherei kann geöffnet werden. Ein Schmunzeln der vorübergehenden Fussgänger ist ihnen sicher. Auch andere häusliche Tätigkeiten, wie Einkaufen und Waschen verlangen eine gute Planung und werden durch das Instandsetzen des Schiffsklappvelos erleichtert. Ja, apropos Küche: Auf Knopfdruck geht hier nichts mehr. Unser Kerosinkocher bedarf und wünscht sich sehr viel Aufmerksamkeit. Zuerst ein wenig Hitze, dann Druck und dann vielleicht, begnügt er sich eine Flamme zu liefern, welche aber nicht stark reguliert werden kann. Ist etwas falsch gelaufen, erhält man eine russende Stichflamme… Nachdem Christoph den ganzen Ofen auseinander genommen hat, muss ich nicht mehr nach jeder Benützung den Brenner reinigen…
Alle anderen technischen Geräte auf dem Schiff brauchen dieselbe Kontrolle und Reinigung wie der Ofen, was natürlich viel Zeit in Anspruch nimmt und viel Nerven kostet.
 
© Susan & Christoph Manhart, SY PANGAEA