| Logbuch SY PANGAEA / Indian Ocean | 
  
   
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       28.10. - 30.12.2004 
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    | Die nächste Einkaufsgelegenheit liegt 300 Seemeilen 
      von uns entfernt. Viel zu weit also, um mal schnell ein paar Äpfel 
      oder ein wenig Gemüse einzukaufen. Wir sind voll und ganz auf unsere 
      Vorräte angewiesen und auf das, was uns die Natur zu bieten hat. Wie 
      wäre es mit folgenden Menüvorschlägen aus dem Buch Die 
      Bordküche - Lieblingsgerichte der Weltumsegler" von Carla Schenk? | 
  
   
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    | Clam Chowder (Gericht aus Mördermuscheln) | 
  
   
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    | 1 Pfund klein geschnittene Mördermuscheln | 
  
   
    | 2 grosse, in Würfel geschnittene Zwiebeln | 
  
   
    | 2 klein geschnittene Tomaten | 
  
   
    | etwas Öl, Salz, Pfeffer und Milch | 
  
   
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    | Mördermuscheln schenkt uns die Natur, man braucht 
      sie nur vom Meeresboden heraufzutauchen. Es ist bedeutend einfacher, zwei 
      kleinere Exemplare zu nehmen als eine grosse. Man lässt die Muscheln 
      einige Minuten im Cockpit liegen, und sobald sich die beiden Schalen geöffnet 
      haben, steckt man blitzschnell einen geeigneten Gegenstand in die Öffnung, 
      um das Schliessen zu verhindern
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    | oder wie wäre es mit: | 
  
   
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    | Seaweed on Toast | 
  
   
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    | Man ernte frisches, grünes Seegras vom Bootsrumpf 
      an Stellen, die kein Antifouling mehr haben. Es wird wie Schnittlauch abgeschnitten, 
      dann in Frischwasser gut gewaschen und klein geschnitten. Man serviert es 
      auf heissem gebutterten Toast, gibt einige, klein geschnittene Zwiebeln 
      darüber und beträufelt es mit Limonensaft. | 
  
   
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    | En Guete
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    | ALLES was die Natur zu bieten hat? Ganz alles können 
      wir uns nicht vorstellen. Die Mördermuscheln zum Beispiel belassen 
      wir lieber auf dem Meeresgrund. Seegras können wir an unserem Schiff 
      nicht ernten, da das Antifouling noch zu neu ist und kein Seegras wachsen 
      konnte. Also schauen wir uns im Atoll um, was die Natur zu bieten hat. Bereits 
      auf der Île Boddam treffen wir auf die unterschiedlichsten Bäume 
      und damit verschiedenartigsten Früchte. | 
  
   
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    | Kokosnuss (Cocos nucifera): | 
  
   
    | Allgegenwärtig ist natürlich die Kokospalme. 
      Die Nuss ist Lieferant von wichtigen Nährstoffen und Vitaminen. Die 
      noch unreifen, grünen Kokosnüsse an den Bäumen sind die besten 
      Trinknüsse. Sie enthalten sehr viel Kokoswasser, welches herrlich erfrischend 
      zu trinken ist. Bevor das Getränk aber geschlürft werden kann, 
      ist Knochenarbeit angesagt. Das Schütteln der Palme nützt leider 
      nichts, um die Nüsse zu ernten. Zu fest sind die Nüsse in der 
      Palmkrone angewachsen. Entweder bedient man sich eines langen Steckens, 
      an dessen Ende ein Messer festgebunden ist, oder man klettert auf die Palme. 
      Kein leichtes Unterfangen, vor allem darf man keinen Blick in die Tiefe 
      wagen. Die Nüsse sind wie Johannisbeeren zu einem Struppel von sechs 
      bis zehn Nüssen zusammengefasst. Am einfachsten ist das Lösen 
      eines solchen Struppels mit der Machete. Ein gezielter Schlag und die Nüsse 
      stürzen laut polternd in die Tiefe. Das hinunter klettern von der Palme 
      ist eine anderes Kapitel
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    | Ebenfalls mit der Machete wird der Kokosnuss nun die 
      fasrige Hülle am spitzigen Ende abgeschlagen, bis die eigentliche, 
      weisse Nuss zum Vorschein kommt. Ein letzter gezielter Schlag mit dem grossen 
      Messer und ein kleines Loch klafft in der Nuss. Prost! | 
  
   
    | Von der dünnen Schicht Fruchtfleisch der Trinknüsse 
      lässt sich eine leckere Konfitüre herstellen.  | 
  
   
    | Das Ernten der Essnüsse ist um einiges einfacher, 
      denn diese braucht man nur vom Boden aufzuheben. Sobald eine Kokosnuss reif 
      ist, fällt die ursprüngliche Trinknuss von alleine zu Boden. Die 
      Fruchtfleischschicht ist jetzt viel dicker, dafür hat es weniger Kokoswasser 
      in der Nuss. Wie weiss man, ob die Kokosnuss noch gut ist? Ganz einfach: 
      Man hebt sie vom Boden auf und schüttelt sie. Ist Kokoswasser in der 
      Nuss, ist sie mit grosser Wahrscheinlichkeit gut zum Essen. Eine trockene 
      Nuss hat schon zu lange am Boden gelegen. | 
  
   
    | Einmal mehr ist harte Arbeit angesagt, bevor man das 
      Kokosfleisch geniessen kann. Die fasrige Hülle muss zuerst weg. Am 
      einfachsten geht das an einem im Boden fest verankerten Metallstab. Beim 
      Maincamp ist ein solcher zu finden. Mit etwas Übung braucht es vier 
      gezielte Treffer an der Metallspitze, dann hält man die eigentliche 
      Nuss in Händen. Die fasrige Hülle landet auf einem kleinen Feuer, 
      welches so richtig qualmt und raucht. Es hilft, die lästigen Mücken 
      zu vertreiben. Ein paar harte Schläge am Umfang der Nuss und sie bekommt 
      einen Sprung. Sofort sind unsere Kinder zur Stelle und wollen das in der 
      Nuss enthaltene Kokoswasser trinken. Dieses ist nämlich um einiges 
      süsser, als dasjenige der echten Trinknüsse. | 
  
   
    | Was man mit dem Kokosfleisch alles anfangen kann, haben 
      wir bereits früher beschrieben. Neu entdeckt haben wir, dass man das 
      geraffelte Kokosfleisch rösten kann. Das schmeckt herrlich vor allem 
      zusammen mit frischem Fisch. | 
  
   
    | Die Kokosnuss hat noch ein weiteres Produkt zu bieten. 
      Eine Nuss, die bereits einen kleinen Keimling zeigt, enthält einen 
      sogenannten Uto. Der Hohlraum in der Nuss ist mit diesem Uto ausgefüllt. 
      Das Kokoswasser ist verschwunden und das Kokosfleisch ist bereits dünner 
      als bei der Essnuss. Der Uto ist sehr süss und schmeckt wie Zuckerwatte. 
      Uns und unseren Kindern schmeckt er nicht sonderlich. Aus diesem Grund steht 
      er nur selten auf unserem Speiseplan. | 
  
   
    | Auch Teile einer jungen Kokospalme kann man essen: Das 
      Palmherz. Das Mark kann als Salat oder Gemüse verwendet werden. Von 
      dieser Nutzung der Kokospalme sollte aber sparsam Gebrauch gemacht werden 
      Die Palme überlebt diese Aktion nicht, denn sie wird gefällt. 
      Das weissliche Mark hält sich entweder im Kühlschrank oder in 
      einem Kessel voll Wasser über mehrere Wochen. Sein Geschmack erinnert 
      an Chicorée. Eine willkommene Abwechslung auf dem Speisezettel. | 
  
   
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    | Brotfrucht (Artocarpus communis): | 
  
   
    | Der Brotfruchtbaum gehört zur Familie der Maulbeergewächse. 
      Seine circa zwei Kilogramm schweren Früchte bilden vor allem im Pazifik 
      eines der wichtigsten Nahrungsmittel. Sie haben etwa die Grösse einer 
      Melone sind aussen von einer rauhen Schale umgeben und enthalten in ihrem 
      Innern ein weisses, mehliges Fruchtfleisch. Wenn man das Fruchtfleisch bäckt, 
      erhält es einen leicht süsslichen Geschmack und erinnert in seiner 
      Beschaffenheit an Brot. Das Fruchtfleisch kann aber auch getrocknet, gemahlen 
      und anschliessend zu kleinen Kuchen, Brot oder Pudding weiterverarbeitet 
      werden. Die Brotfruchtbäume erreichen bis zu 20 Meter Höhe. | 
  
   
    | Leider sind nur wenige, einzelne Exemplare dieser Bäume 
      auf der Île Boddam zu finden und die Früchte hängen zu Oberst 
      in den Baumkronen. Für uns unerreichbar. | 
  
   
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    | Wachsapfel: | 
  
   
    | Die kleine, rot glänzende Frucht hängt an einem 
      Strauch ähnlichen Baum. Das Fruchtfleisch ist weiss und im Inneren 
      der Frucht sind einige, mandelgrosse Steine zu finden. Die Frucht schmeckt 
      erfrischend und saftig. Leider sind sämtliche Früchte nach einer 
      Nacht vom einzigen uns bekannten Baum verschwunden. Er ist absolut leer. 
      Keine Frucht liegt am Boden oder hängt in Augenhöhe. Auch die 
      Unerreichbaren in luftiger Höhe sind verschwunden. Wir erfahren nie, 
      wohin sie abgewandert sind. | 
  
   
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    | Bilimbi (Averrhoa bilimbi): | 
  
   
    | Der Bilimbibaum erhebt sich mächtig in die Höhe. 
      Seine Blätter sind strahlenförmig angeordnet. Faszinierend ist 
      die Art und Weise, wie die bis zu neun Zentimeter langen, grünen, gurkenförmigen 
      Früchte am Baum wachsen. Sie hängen direkt am Hauptstamm oder 
      an den dicken Ästen und nicht wie bei uns üblich am Ende der Äste. | 
  
   
    | Die Bilimbis sind extrem sauer, schmecken aber sehr erfrischend 
      und dienen uns als Zitronenersatz. Sie bereichern den süssen Fruchtsalat 
      aus der Büchse und spenden viele Vitamine. | 
  
   
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    | Leider wachsen auf der Île Boddam keine Papayas 
      oder Bananen. Der Grund dafür ist die übermächtige Population 
      an Ratten. Nicht nur am Abend kommen diese Tiere aus ihren Verstecken. Ein 
      Spaziergang durch den Wald ist unheimlich. Überall raschelt und huscht 
      es. Zwei Mal haben wir eines dieser Tiere an Bord. Als blinde Passagiere 
      gelangten sie im Dingi auf die PANGAEA. In der Zwischenzeit haben wir gelernt, 
      wie man diese unliebsamen Gäste fängt: Sie stehen auf Kokosnuss 
      und nochmals Kokosnuss. Auch wenn auf der Küchenablage frisch gebackenes 
      Brot liegt, die Ratte geht als erstes auf Kokosnuss los. | 
  
   
    | Die Falle ist mit einem Tuchsäcklein in dem geraspeltes 
      Kokosfleisch steckt, bestückt. Keine halbe Stunde nachdem Ruhe auf 
      dem Schiff eingekehrt ist, schnappt die Falle zu. Wir haben Frischfleisch 
      und unser Schiff wieder für uns alleine
 | 
  
   
    | Andere Inseln des Salomon Atolls weisen keine Ratten 
      auf. Dort wachsen Papayas und Bananen. Leider finden wir keine reifen Früchte 
      an den Bäumen. In ein paar Wochen wird es so weit sein. Doch bis dann, 
      sind wir wieder unterwegs. | 
  
   
    | Die Regeln der Briten verbieten es, fremde Pflanzen auf 
      die Insel zu bringen. Die einzige Möglichkeit, frische Kräuter 
      und Gemüse anzupflanzen, ist somit ein Schiffsgarten. Bei uns wachsen 
      schon bald Basilikum, Oregano, Wasserspinat, Chilischoten und Pfefferminze. 
      Der Duft von frischem Basilikum ist einfach unbeschreiblich gut. Die Gärten 
      der Langzeitlieger in Chagos sind noch viel umfangreicher. Dort findet man 
      zudem Tomaten, Pflücksalat, Gurken und sogar Zwiebeln. | 
  
   
    | Von den anderen Seglern lernen wir die Methode kennen, 
      wie man Ungezieferfreie Erde herstellt: Man sucht sich die gewünschte 
      Menge Erde und kippt sie in einen grossen Blechtopf. Ein mächtiges 
      Feuer wird angefacht und der Topf mitten hinein gestellt. Am besten ist 
      es, wenn das Feuer rund um den Topf brennt und sogar auf dem Deckel. Das 
      Ganze darf nun 20 Minuten schmoren. Fertig ist die Ungezieferfreie Erde. | 
  
   
    | Wir kochen nicht nur Erde über dem offenen Feuer, 
      sondern auch unsere Kochwäsche und zu guter Letzt backen wir unser 
      Brot und unsere Pizzas in den grossen Töpfen. Ein besonderes Augenmerk 
      müssen wir beim Backen auf die Oberhitze legen. Zu viele glühende 
      Kohlestücke auf dem Deckel und das Brot erhält eine schwarze Haube
 
      Durch das Backen an Land sparen wir auf der einen Seite Kerosin und auf 
      der anderen Seite heizen wir das Innere des Schiffes nicht unnötig 
      auf. Die Sonne leistet in dieser Beziehung schon enormes. | 
  
   
    | Das frisch gebackene Brot ist heiss begehrt. Wer von 
      unseren Seglerfreunden an Land ist, greift gerne zu. Auch die Krebse sind 
      gefrässig. Einen Augenblick das Backblech auf dem Tisch liegengelassen 
      und schon krabbelt eines der Tiere auf den Leckerbissen zu. | 
  
   
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    | Was hat der Unterwassergarten neben Mördermuscheln 
      und Seegras sonst noch zu bieten? Fische. Für uns ein Thema, welches 
      wir in der Vergangenheit sehr vernachlässigt haben. Am zweiten Tag 
      vor Anker stoppen Claire und Humphrey von der BRUMBEY neben unserem Schiff 
      und bieten uns zwei frisch gefangene Fische an. Sie erklären uns, dass 
      sie regelmässig mit ihrem Schlauchboot an die Aussenseite des Atolls 
      fahren und fischen. Der Jagdinstinkt in mir ist geweckt und ich frage, ob 
      ich das nächste Mal mitfahren dürfe. | 
  
   
    | Eine Woche später hält Humphrey am Heck von 
      PANGAEA und holt mich ab. Der Himmel ist fast wolkenlos und nur ein lauer 
      Windhauch ist zu spüren. Ideales Wetter, um mit dem Schlauchboot die 
      Lagune zu verlassen. Wichtig ist natürlich auch die richtige Vorbereitung 
      und Kleidung. Gesicht, Beine und vor allem die Kniekehlen sind mit einer 
      dicken Schicht Sonnencreme behandelt. Ich trage ein langarmiges Hemd, Sonnenhut 
      und Sonnenbrille. Mit dabei ist eine Flasche Wasser, Taucherbrille und Schnorchel. 
      Letzteres hat Humphrey mir geraten, für den Fall, dass wir Grundfischen". 
      Ich bin der absolute Anfänger und gehorche. | 
  
   
    | Das Schlauchboot ist mit diversen Bottichen und Behältern 
      gefüllt. Ich setze mich auf den Rand des Bootes und bin gespannt, was 
      auf mich zukommen wird. Mit atemberaubender Geschwindigkeit rast das Dingi 
      über die Lagune. Geschickt weicht Humphrey jeder Untiefe aus. Er scheint 
      die Lagune gut zu kennen. Ich halte mich angestrengt fest. Wir nähern 
      uns dem Pass. Eine hohe Dünung erfasst uns und hebt das schnelle Schiff 
      regelmässig in die Höhe. Eine gewisses Unwohlsein macht sich in 
      meinem Magen breit. Als Segler wird man doch nicht seekrank
 | 
  
   
    | Das Dingi stoppt. Humphrey überreicht mir meine 
      Leine. Dick wie eine Telefondraht ist der Silch auf einer Handspule aufgerollt. 
      Am Ende hängt ein gewaltiger Haken mit allerlei Glitzerstreifen darum 
      herum. Das ganze erinnert mich an einen bunten Staubwedel. Der Haken ist 
      über eine kurzes Stück Nirodraht mit dem Silch verbunden. Am anderen 
      Ende der Fischerleine ist ein dickes, etwa ein Meter langes Gummiseil befestigt. 
      Dieses befestigen wir mit einem Stück Seil am Handlauf des Schlauchbootes. 
      Das Gummiseil dienst als Schockabsorber, wenn ein Fisch angebissen hat. 
      Alles ist so stark bemessen, dass wir sicher auf Walfang gehen
 | 
  
   
    | Alles ist bereit. Der starke Aussenborder heult auf und 
      das Schlauchboot beschleunigt. Wir lassen den Haken über Bord und rollen 
      den Silch ab. Die Leine spannt sich und der Köder ist etwa 20 Meter 
      hinter uns zu sehen. Immer wieder springt der Haken aus dem Wasser. Zwei 
      Leinen ziehen wir auf diese Art und Weise hinter uns her. In geringer Entfernung 
      zu den sich brechenden Wellen folgt Humphrey dem Riff. Jetzt ist Warten 
      angesagt. Wir befinden uns nun ausserhalb der geschützten Lagune. In 
      meinen Gedanken versuche ich mir vorzustellen, was geschehen würde, 
      wenn der Motor ausfällt und wir abgetrieben werden... Ich gehe davon 
      aus, das Humphrey auf einen solchen Fall vorbereitet wäre. | 
  
   
    | Vom Riff her steuert eine Schule Delphine auf uns zu. 
      Blitzschnell sind sie rund ums Dingi. Von Humphrey will ich wissen, ob diese 
      Tiere nicht anbeissen. Er verneint. In all den Jahren habe er noch nie einen 
      Delphin am Haken gehabt. | 
  
   
    | Das Dingi beschleunigt noch mehr, um von den Delphinen 
      weg zu kommen. In diesem Moment gibt es einen gewaltigen Ruck und das Gummiseil 
      spannt sich an meiner Leine auf der ganzen Länge. Sofort ändert 
      Humphrey den Kurs und fährt vom Riff weg. Der Grund für dieses 
      Manöver sind die allgegenwärtigen Haie, die nur auf den von uns 
      gefangenen Fisch warten. Nach erstaunlich kurzer Zeit ermüdet der an 
      der Leine hängende Fisch und wir ziehen in zum Beiboot. Das riesige 
      Ding beginnt wieder gewaltig zu zappeln. Humphrey greift sich ein Messer 
      und schneidet dem Tuna die Kiemen durch. Das ist die schnellste Methode, 
      das Tier zu töten und ausbluten zu lassen. Sofort hört der Fisch 
      auf zu zappeln. Wir hieven den schweren Brocken ins Beiboot und stecken 
      ihn Kopfüber in einen der Kübel. Er ist zu gross und so muss ich 
      ihn an der Schwanzflosse festhalten, damit er nicht über Bord fällt. 
      Sogar Humphrey staunt ab der Grösse dieses Tuna. | 
  
   
    | Kurze Zeit später beisst ein Wahoo von der gleichen 
      Grösse wie der Tuna an. Wir sind noch keine halbe Stunde unterwegs 
      und schon haben wir genügend Fisch für alle Schiffe vor Anker. 
      Geht das immer so schnell? Susan staunt, als wir bereits wieder zurück 
      sind. Sie vermutet irgend einen Defekt am Fischerzeug oder Aussenborder. 
      Ihre und die Augen der Kinder werden immer grösser, als sie unseren 
      gewaltigen Fang sehen. | 
  
   
    | Beim Maincamp tragen wir unseren Fang an Land. Der Tuna 
      ist über 20 Kilogramm schwer und 1.5 Meter lang. Unsere drei Mädels 
      schauen interessiert zu, als Claire auf einem eigens dafür eingerichteten, 
      einfachen Tisch die zwei Fische filetiert. Mit wenigen, geschickten Schnitten 
      entfernt sie das Fleisch von den Gräten. Nach kurzer Zeit sind alle 
      mitgebrachten Behälter voll. | 
  
   
    | Der vielen Fliegen wegen, dürfen keine Fischreste 
      an Land bleiben. Am Ende der nahen alten Pier werfen wir die Überreste 
      ins Wasser. Augenblicklich tauchen ein halbes Dutzend Haie auf. Anina, Noemi 
      und Sina sitzen auf der Mole und schauen den Jägern interessiert zu. 
      Blitzschnell schnappen sie sich ein Stück und verschwinden wieder im 
      trüben Wasser. Haben unsere Kinder nach diesem Schauspiel keine Alpträume? 
      Wagen sie sich überhaupt noch ins Wasser? Kein Problem. Eine viertel 
      Stunde später planschen die Drei wieder vergnügt am Strand vor 
      dem Maincamp. Diese Haie sind für uns Menschen ungefährlich. Jedes 
      Mal, wenn wir uns einem im Wasser liegenden nähern, ergreift er die 
      Flucht. | 
  
   
    | Gedämpft, gebraten, geräuchert, fritiert und 
      in Essig eingelegt. Es gibt so viele verschiedene Arten, Fisch zu zubereiten. 
      Susan ist in dieser Beziehung einmalig. Jeden Tag serviert sie uns ein anderes 
      Gericht. Es ist ein Genuss. Eine Woche nach dem Fischfang ist unser Kühlschrank 
      wieder leer. Scheinbar auch derjenige von BRUMBY, denn Humphrey lädt 
      mich wieder zum Fischen ein. | 
  
   
    | Dieses Mal brauchen wir etwas länger, um die gleiche 
      Menge Fisch zu fangen. Erneut ziehen wir Tuna und Wahoo ins Schlauchboot. 
      Ich staune und bin begeistert. Stolz kehren wir zum Ankerplatz zurück. 
      Als Claire unseren Fang sieht, ist sie überhaupt nicht erfreut. Sie 
      wünsche sich Coral Trout und nicht schon wieder Tuna und Wahoo. Ich 
      bin erstaunt, schmecken diese Fische doch ausgezeichnet. Humphrey verspricht, 
      am nächsten Tag noch einmal auf Fischfang zu gehen. Dieses Mal sei 
      Grundfischen angesagt. Ob ich mit wolle, will er wissen. Natürlich! | 
  
   
    | Es ist Hochwasser und Humphrey steuert sein Dingi für 
      einmal nicht in Richtung Pass, sondern direkt über das Riff. Er gibt 
      Vollgas und die Korallenstöcke rasen unter dem Rumpf durch. Ich erwarte 
      jeden Moment den Aufprall. Doch dieser bleibt aus und wir erreichen unbeschadet 
      das tiefe Wasser bei der Riffkante des Aussenriffs. Mein Mentor kennt die 
      guten Plätze. Bis wir dort sind, ziehen wir die Schleppleinen hinter 
      uns her. Kein Benzin für den Aussenborder bleibt ungenutzt. Vielleicht 
      beisst ja ein Wahoo an. | 
  
   
    | Am Angelplatz angekommen streift sich Humphrey die Tauchmaske 
      über, lehnt über den Rand des Schlauchbootes und schaut in die 
      Tiefe. Was gibt es da wohl zu sehen? Neugierig mache ich es ihm nach und 
      halte meinen Kopf unter Wasser. Unter uns liegt ein Plateau mit vereinzelten 
      Korallen und vielen Fischen. Welche von diesen wollen wir denn überhaupt 
      fangen? Ich habe keine Ahnung. Der Platz scheint gut zu sein und wir werfen 
      den kleinen Anker über Bord. Humphrey beginnt seine Angelleine vorzubereiten. 
      Ein einfacher, dicker Silch mit einem grossen Haken am Ende ist die ganze 
      Ausrüstung. Auf den Haken kommt ein Stück Tuna, welches in einem 
      Einmachglas in Salz eingelegt war. | 
  
   
    | Langsam gleitet der Haken in die Tiefe. Er soll nahe 
      dem Grund zum Schweben kommen. Den Silch befestigen wir am Handlauf des 
      Schlauchbootes. Mein Kopf ist immer halb unter Wasser und meine Beinwaden 
      halte ich der Sonne zum garen hin. Gebannt schaue ich zu meinem Haken hinunter. 
      Viele kleine Fische drängen sich um den Köder und zupfen daran. 
      Plötzlich nähert sich von der Seite ein grosser Schatten. Er umkreist 
      meinen Haken, macht einen Vorstoss und schnappt sich dann blitzschnell den 
      Köder von Humphrey. Ein unendlich scheinender Moment verstreicht. Der 
      rot schimmernde Fisch kaut genüsslich auf dem Köder herum. Jetzt 
      schwimmt er davon, wird aber von der Angelleine zurückgehalten. Erst 
      jetzt zieht Humphrey aus Leibeskräften an der Leine und holt den Fisch 
      nach Oben. Je näher er der Oberfläche kommt, um so grösser 
      scheint er zu werden. Jetzt ziehe auch ich meinen Kopf aus dem Wasser. Ein 
      letzer, kräftiger Ruck und der Fisch landet im Dingi. Er schlägt 
      wild um sich. Zwei, drei gezielte Schläge mit einem Holzstock auf den 
      Kopf und das Zappeln hat ein Ende. Erneut schneidet Humphrey dem Fisch die 
      Kiemen durch, damit er ausbluten kann. Das ist nun ein von Claire gewünschter 
      Coral Trout. Seine rote Haut ist mit vielen, blauen Punkten übersät. 
      Kann man diesen Fisch wirklich essen? Ich war immer der Ansicht, dass farbige 
      Fische nicht geniessbar sind, sondern nur die grauen. Ich bin gespannt. | 
  
   
    | Das Dingi ist voller Köderresten und Blut. Reinigen 
      können wir es vorerst nicht, denn wir würden damit jede Menge 
      Haie anlocken. Kontrollblick unter Wasser: Noch sind keine der grossen Räuber 
      zu sehen und wir lassen unsere Hacken wieder auf den Grund. Eine spannende 
      Art, den Fischen beim Anbeissen zu zusehen. Humphrey nennt es Chagos-Television
 | 
  
   
    | Wir wechseln einige Male den Platz und immer wieder landet 
      ein Coral Trout, ein Schleimi" oder Snapper im Beiboot. Alle 
      diese Fische haben ein knallig, farbiges Schuppenkleid. Ich bin weiterhin 
      verwirrt, doch der Meister wird schon wissen, was er da gefangen hat. | 
  
   
    | Erneut ist Claire diejenige, welche die Fische filetiert. 
      Sie zeigt uns ganz genau, worauf wir achten müssen. Das nächste 
      Mal ist die Arbeit an uns. Jetzt sind wir gespannt, wie uns diese Fische 
      munden werden. Kurzweg: Der Coral Trout ist ein Gedicht. Nach einem einfachen 
      Fischsalat wissen wir, warum Claire das letzte Mal so reagiert hat. Das 
      Fleisch dieses Fisches erinnert an Krevetten. Mit dem grossen Unterschied, 
      das die Stücke viel, viel grösser sind. Das Fleisch ist knackig 
      und saftig zugleich. Die Schüssel ist in kürzester Zeit leer. 
      Nach einem kleinen Versucherli" griffen nämlich auch unsere 
      Mädels kräftig zu. | 
  
   
    | Bei so viel gefangenem Fisch kommen alle erdenklichen 
      Rezepte zum tragen. Unter den Schiffen beginnt ein reger Austausch von Zubereitungsarten 
      und immer wieder wechselt ein veredeltes Stück Fisch das Segelschiff. 
      Wir versuchen uns im Räuchern. An Land haben wir nämlich einen 
      eigens dafür gebauten, einfachen Räucherofen gefunden. | 
  
   
    | Der filetierte Fisch wird in dünne Streifen geschnitten. 
      Wichtig ist, dass die Haut am Fleisch bleibt, damit der Fisch beim Räuchern 
      zusammengehalten wird. Die Fischstücke werden anschliessend gesalzen 
      und über Nacht im Kühlschrank gelagert. Am nächsten Tag wird 
      jedes Stück einzeln auf einen Faden aufgefädelt und für eine 
      Stunde zum Trocknen an die Sonne gehängt. Vor allem die lästigen 
      Fliegen verhindern, dass der Fisch länger getrocknet werden kann. Anschliessend 
      hängt man den Fisch ins Räucherrohr. Die Stücke dürfen 
      sich dabei nicht berühren. | 
  
   
    | Der Räucherofen ist eingefeuert. Die eigentliche 
      Feuerstelle ist drei Meter vom Räucherrohr entfernt und durch ein Zementrohr 
      mit diesem verbunden. Nur ein ganz kleines Feuer ist gefragt. Als Brennholz 
      verwenden wir die harten Kokosnuss-Innenschalen. Überall im Dickicht 
      sind diese zu finden. Diese Schalen erzeugen einen wohlriechenden Rauch. 
      Sobald das Feuer einmal in Gang ist, darf sich keine offene Flamme mehr 
      bilden, da sonst das Räucherrohr zu heiss wird. Also sitzt die ganze 
      Zeit jemand bei der Feuerstelle und überwacht das Feuer. Sobald Flammen 
      aus der Kokosnusshälfte schlagen, legt man schnell eine neue Schale 
      darauf und erstickt die Flammen. Rauch zieht nun durch die Rohre am aufgehängten 
      Fisch vorbei. | 
  
   
    | Acht bis zehn Stunden später ist der Fisch fertig 
      geräuchert. Im Kühlschrank aufbewahrt, würde er sich mindestens 
      drei Wochen halten. Betonung auf WÜRDE, denn bereits nach einer Woche 
      ist aller Räucherfisch verschwunden
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    | Wir lernen von den anderen Seglern täglich dazu. 
      Wer von unseren Lesern weiss zum Beispiel, dass | 
  
   
     
      
         
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          man Eier mit Vaseline bestrichen, über sechs Monate 
            ungekühlt lagern kann? | 
         
         
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          Essig zusammen mit Natron ein Eierersatz ist? | 
         
         
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          es Butter in der Dose gibt? | 
         
       
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    | Uns zeigt die Zeit Chagos, dass man trotz der Abgeschiedenheit 
      und fehlenden Einkaufsmöglichkeit wie die Fürsten leben kann. 
      Oder wer hat jeden Tag frischen Fisch an einer Curry-Sauce, verfeinert mit 
      Kokosnussmilch auf dem Tisch? Nur das eisgekühlte Glace vermissen wir 
      manchmal. | 
  
   
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    | © Susan & Christoph Manhart, SY PANGAEA  |