Logbuch SY PANGAEA / Hawai'i |
Der Knoten |
10.-19.01.2003 |
Schneller als erwartet haben wir das ersehnte birth certificate von Sina erhalten. Nun sind alle Unterlagen zur Ausstellung ihres Schweizer Passes beisammen. In diesem Zusammenhang müssen wir uns noch temporär im Schweizer Konsularbezirk von San Francisco registrieren lassen, was wir als Globetrotter normalerweise nicht müssten. Das bedeutet ein riesiges Formular auszufüllen Alles ist erledigt und die wichtigen Unterlagen sind per Express unterwegs an das Schweizerische Generalkonsulat. In etwa einem Monat sollten wir den begehrten Pass von Sina in den Händen halten. Wir warten gespannt... |
Seit mehr als 70 Tagen sind wir bereits in der Kailua-Bay. Unsere Crew ist nun komplett und so wollen wir endlich unsere PANGAEA mal wieder etwas bewegen. |
Zur Zeit ist es auch recht ungemütlich in der Kailua-Bay, da der Wind aus Südwest mit 20-25kn bläst. Die Kailua-Bay ist von Südwest bist Nordwest gegen das Meer offen. Der Wind und die dadurch entstehenden Wellen treffen ungehindert auf unser Schiff. Im Winter bläst der Wind oft aus dieser Richtung und dadurch entstehen die gefürchteten Kona (Süd) Stürme. |
Die Besitzerin des grossen Party-Schiffes (50m lang und 15m breit) in Kailua-Bay erzählt uns, dass jedes Jahr diese Stürme auftreten und sich immer wieder Schiffe von den Bojen losreissen und am Ufer landen. Sie werde ihr kleineres Schiff (30m lang) am nächsten Tag in den nahen Honokohau Harbor bringen. Das grössere Schiff habe dort leider keinen Platz. Sie rät uns auch, für die kommenden Tage einen besseren Ankerplatz zu suchen. |
Nun sind wir uns sicher, dass wir die Kailua-Bay für ein paar Tage verlassen werden. Und wir wissen auch schon unser Ziel: Den Kawaihae Harbor weiter im Norden von Kona. Wir sind neugierig, ob wir nach so langer Zeit noch seefest sind oder nicht. |
Unsere Fahrräder verladen wir für diesen Ausflug nicht aufs Schiff. Wir deponieren sie auf dem Gelände der University of the Nations, wo die Familie Aegler zu Hause ist. Die Pier ist uns zu unsicher, um unsere wichtigen Fortbewegungsmittel mehrere Tage dort stehen zu lassen. |
Das Beiboot erhält eine dringend nötige Reinigung. Wir staunen, was sich da alles für Lebewesen festklammern können und das in so kurzer Zeit. PANGAEA haben wir schon in den vergangenen Tagen gereinigt. Das war eine anstrengende und zeitaufwendige Arbeit. Doch die Algen und Muscheln hätten das Schiff sehr stark abgebremst. Das wollen wir natürlich nicht. |
Endlich ist alles an seinem Ort. Sina und Noemi liegen in der Heckkoje und schlafen und Anina sitzt in ihrer Schwimmweste im Cockpit. Als Etappenziel haben wir den Honokohau Harbor ausgesucht. Dort wollen wir Diesel und Wasser tanken. |
Der Motor springt an. Die Ankerwinsch beginnt die Ankerkette und den Anker aus der Tiefe zu holen. Von der langen Zeit im Wasser haben sich auch an ihr Algen gebildet. Aber nur im Bereich, wo die Kette im Wasser gehangen ist. Der Teil der Kette, welcher auf dem sandigen Boden lag, ist fast blank poliert. Ob die Kette dort nicht zu rosten beginnt? Der Anker ist schon fast oben, als ein undefinierbarer Ketten-Knäuel aus dem Wasser taucht. Diesen Knäuel bringen wir unmöglich über die Bugrolle an Deck. Doch das Schiff ist frei und nicht mehr am Anker. Was nun? |
Wir fahren langsam auf das offene Wasser hinaus. Susan steht am Ruder und ich versuche den Anker mit dem Bootshaken an Bord zu hieven. Unmöglich! Das Ding ist viel zu schwer! Also versuchen wir, an einer freien Boje festzumachen, damit wir nicht auch noch das Schiff steuern und vor anderen Gefahren freihalten müssen. |
Nachdem wir zweimal den Bootshaken wieder aus dem Wasser fischen mussten und nach fünf vergeblichen Versuchen an einer Boje festzumachen, geben wir diese Idee auf. Irgendwie muss der Anker aber auf Deck. Wir können unmöglich so weiterfahren. Der Anker würde uns den Bug zertrümmern. |
Wir können versuchen, den Anker mit einem der Taue, mit welchem wir das Vorsegel hochziehen, an Deck zu ziehen. Doch wer befestigt das Tau am Anker, welcher immer noch etwa drei Meter unter der Wasseroberfläche hängt? Ich ziehe mir Taucherbrille und Schnorchel an, nehme das Tau und springe über Bord. PANGAEA tanzt wild auf den Wellen und der Bug hebt und senkt sich bedrohlich über mir. Nur aufpassen, dass ich nicht unter das Schiff komme! Ich halte mich an der Ankerkette fest und tauche ab. Bis zum Anker komme ich, doch dann auch noch das Tauende mit einem Schraub-Karabiner festzumachen, das ist zuviel. |
Also zurück an Deck und einen normalen Karabiner gesucht. Wir finden sogar einen! Erneut werfe ich mich in die Wogen und tauche ab. Geschafft! Das Tau ist am Anker festgemacht. |
Nun lassen wir PANGAEA auf dem Wasser treiben. Wir sind genug weit vom Land weg, dass wir sie ohne grosse Gefahr treiben lassen können. Susan und Anina kurbeln mit vereinten Kräften an der Winschkurbel, um den Anker aus dem Wasser zu bekommen. Ich ziehe mit aller Kraft am Seil auf dem Vordeck. Nur langsam kommt der Anker in die Höhe. Unglaublich, wie schwer das Ding ist. Endlich ist der Anker und der Kettenknäuel an Deck. Wir versuchen den Knäuel zu entwirren. Dabei stellt sich heraus, dass es in der Kette einen Knopf hat! Einen Knopf in der Ankerkette. Das habe ich noch nie gesehen und wir können uns nicht so recht vorstellen, wie der Knopf dort hineingekommen ist. |
Der Anker ist nun wieder an seinem richtigen Platz an der Spitze von PANGAEA. Es scheint so als würde er mich anlachen und sagen: Was hast Du denn? Das ist mein Platz und hier war ich doch immer!" |
Noemi und Sina haben diese ganze Aktion verschlafen. Uns kam dieser Umstand ganz gelegen. Denn die Beiden hätten sicher auch unsere Aufmerksamkeit verlangt. |
Nach über zwei Stunden können wir endlich mit unserer Fahrt starten. Der Honokohau Harbor ist nur 4 sm von der Kailua-Bay entfernt und so sind wir schon nach kurzer Fahrt dort. Wir surfen regelrecht in den Hafen, da die Wellen recht hoch sind. Der Honokohau Harbor ist sehr verwinkelt und dadurch sehr gut gegen die Wellen geschützt. Die Tankstelle ist ganz am Anfang des Hafens. Die Art des Festmachens ist hier aber sehr ungewohnt. Den Bug befestigt man an einer Boje und das Schiff liegt mit dem Heck gegen die Mole. Diese Art mag ich gar nicht, da das empfindlichste Teil des Schiffes, das Ruderblatt, am nächsten an der Mole ist. In den meisten Häfen steigt der Grund zur Mole hin nämlich an. Und genau dort wäre dann unser Ruderblatt Doch es gibt keine andere Möglichkeit. |
Susan hat den Job der Leinenfrau übernommen. In diesem Fall keine einfache Aufgabe, da sie immer wieder vom Bug zum Heck eilen muss. Immer wieder muss sie das Tau am Bug verlängern, da wir sonst zu weit von der Mole entfernt sind. Ich versuche in der Zwischenzeit das Schiff mit Hilfe des Motors in die richtige Richtung zu bringen, so dass das Heck auch wirklich zur Mole zeigt. Gar nicht so einfach, wenn der Wind genau von der Seite bläst. |
Alleine sind wir natürlich nicht. Auf der Mole sind einige Leute zu sehen, die uns interessiert zusehen. Erst nach längerer Zeit kommt uns jemand zu Hilfe und nimmt Susan die Taue ab. Ganz nahe an die Mole können wir nämlich nicht, da unsere Wind-Selbststeueranlage im Weg ist. |
Warum hat es so lange gedauert, bis uns jemand zu Hilfe kam? Wir vermuten, dass das im Zusammenhang mit der Angst vor Schadensersatzklagen steht. Warum? Nun, wenn etwas am Schiff kaputt gegangen wäre, weil das Tau nicht richtig festgemacht war, dann hätte ich nach amerikanischem Recht die helfende Person einklagen können |
Nichts geht kaputt und wir beginnen alle Reservekanister an Deck zu bringen. Wir wollen endlich wissen, wieviel Diesel wir bunkern können. Der Zeiger stoppt bei 95 Gallonen (350 Liter). Diese Menge Diesel kostet uns $150. Den Literpreis darf der Leser sich selber ausrechnen Treibstoff ist auf alle Fälle günstiger als Milch. |
Wir fragen die Kassiererin der Tankstelle, ob wir über Nacht an ihrem Steg bleiben dürfen. Für sie sei das in Ordnung, wir sollen aber auch im Hafenbüro anrufen, ob das in Ordnung sei. Das versuchen wir, doch dort ist schon niemand mehr zu finden. Es ist ja auch Freitag um 17:00 Uhr. Die einzige Bedingung die wir von der Kassiererin erhalten ist, dass wir am nächsten Morgen um 06:00 Uhr weg sein müssen. Denn um diese Zeit öffnet die Tankstelle. |
Nach einer ruhigen Nacht ohne Geschaukel dafür mit knirschenden Tauen, verlassen wir kurz vor sechs Uhr den Hafen. In der Hafenausfahrt blicken wir noch einmal zur Tankstelle zurück und wir sehen, wie bereits das erste Motorboot dort festmacht. |
Schon nach kurzer Zeit setzen wir die Segel. Südwest Wind ist ein guter Wind für unseren Kurs, wollen wir doch in den Norden. Es geht immer der Küste entlang. Die Wellen brechen sich gigantisch an den Lavafelsen und das Wasser schiesst Meterhoch in die Höhe. Nur gut sind wir nicht zu nahe am Land. |
Wir halten auch immer wieder Ausschau nach Walen. Zur Zeit ist Walsaison in Hawaii und wir haben schon vom Land aus Wale springen sehen. Und tatsächlich sehen wir unterwegs diverse Wale. Manchmal sehen wir nur die Luft/Wasserfontäne aufsteigen und dann sehen wir sie auch springen. Leider sind unsere Augen schneller als der Fotoapparat und so können wir diese Giganten der Meere nicht ablichten. Vielleicht das nächste Mal. |
Anina und Noemi mögen nicht mehr nach diesen komischen, schnellen Tieren Ausschau halten. Sie sind aus dem Cockpit plötzlich verschwunden. Mit den gerade vorhanden Dingen in den Kojen, vertreiben sich die zwei mit Spielen die Zeit. So wird aus dem Auftriebskörper des Beibootes ein Trampolinpferd und aus einem Badetuch ein Stillkissen. |
Kurz vor unserem Ziel taucht auch noch eine Delphineschule auf, die uns ein kurzes Stück begleitet. Und schon sind sie wieder verschwunden Ein schöner Abschluss dieses Segelschlages. |
Wie lange wir im Kawaihae Harbor bleiben werden, wissen wir noch nicht. Das hängt vor allem vom Wetter ab. Für die nächsten Tage ist weiterhin Südwind angesagt, was für die Kailua-Bay keine guten Aussichten sind. Auch wäre bei diesem Wind ein Zurücksegeln sehr anstrengend, da es gegen den Wind und die Wellen wäre. Also warten wir ab. |
Im Moment fegt der Südwestwind mit Stärke 6-7 Bft über den Hafen. Der Anker hält unser Schiff sicher an seinem Ort und der Windgenerator leistet bis zu 200W! |
© Susan & Christoph Manhart, SY PANGAEA |